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Alt 26.05.2017, 15:41   #1
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Standard Heldicus der Heldenritter

Heldicus
Es gab einmal vor langer Zeit einen heldenhaften Ritter. Dieser Ritter vollführte, wie es einem Teilhaber seines Standes gebührt, allerhand heldenhafte Streiche und verübte auch allerhand heldenhafte Taten. Ganz in Ritter- und Heldenmanier erschlug er allerhand Drachen und Ungeheuer, bekämpfte fiese Zauberer, welche durch unlautere Mittel ihre Macht und Reichtümer vermehren wollten und streckte auch allerhand weniger heldenhafte Ritter nieder, die ihm böse dünkten. Er errettete mit hoher Kunstfertigkeit Prinzessinnen aus feindlichen Burgen ebenso leicht, wie aus den dunkelsten Verliesen und Kerkern. Auch ließ er es sich nicht nehmen, einen nicht geringen Teil seiner schätzlichen Beute mit den Bedürftigen und Armen zu teilen. Zu guter Letzt zitterten die meisterhaftesten Schurken ebenso wie das liederliche Lumpenpack, wo sie nur seinen Namen hörten. Zu hören, allerdings, war sein Name vielerorts. In jedem Gasthaus, auf jedem Marktplatz ein jeden Dorfes kursierte wenigstens eine Sage um den Glorreichen, den Unbezwingbaren, den Heldicus. Und ein jeder Barde wusste wenigstens ein Lied über diesen zu Singen:

„Leute, habt ihr schon gewusst,
von dem Helden Heldicus?
Dem kein einz'ger schlechter Mann
je was böses antun kann!“

„Heldicus, Heldicus! Immer bereit,
trägt seine Rüstung zu jeder Zeit.
Heldicus, Heldicus! An jedem Ort,
vom Helm zur Sohle gerüstet, immerfort.“

Und der gleichen mehr Lieder wurden zu seinem Lobe und zur Erquickung des Volkes gedichtet. Aber auch zur Erbauung, als Beispiel einer tugend- und heldenhaften Gesinnung; denn beispielhaft, das war er wohl. Wie es einem echten Helden schicklich ist, so führte natürlich auch Heldicus stets sein getreues magisches Schwert und so trug natürlich auch Heldicus stets seine getreue magische Rüstung, welche er je wohl irgend einem düsteren Fürsten abgerungen. Wie nun aber die Jahre ins Land flogen, so musste sich auch unser Heldicus eines Tages dem Ruf der Zeit fügen um einer neuen Generation von Helden das Feld zu räumen. Ohne großes Bedauern, sondern in heldenhafter Demut gab er sich in sein Schicksal und wollte nun also die Heldenrüstung auf ewig an den Nagel hängen. So wollte er ihn also abnehmen, seinen Helm. Abstreifen seine Stulpen und Handschuhe. Ablegen seinen Brustharnisch. Doch wie magnetisch blieben diese an ihm haften. So sehr er sich auch abmühte, niederlegen konnte er seine Rüstung nicht. Einmal hat er da selbst den Versuch unternommen, die Teile seiner Rüstung an einem Baum anzubinden, während er, durch ein Seil an sein kräftiges Heldenpferd geknotet, sich von diesem aus der Rüstung herausziehen ließ. Doch die Rüstung selbst verzehrte sich so sehr nach ihrem Helden und Träger, dass sie in ihrem Streben nach ihm – so wie etwa die Nadel eines Kompass stets dem Norden zustrebt – unter kräftigstem Zuge den ganzen Baum entwurzelte und den Heldicus wieder umfing. So blieb dem Heldicus nichts weiter zu tun, als sich von diesem Baume loszulösen. Zu bestanden für weitere Heldenstreiche und zu Müde in den Gliedern für weitere glorreiche Taten setzte er sich denn auf einen großen Stein hienieder um nachzudenken. So saß Heldicus nun auf dem Stein, seine Rechte auf das rechte Knie, sein Kinn auf die hochgestellte Faust gebeugt und dachte nach, dachte über vieles nach. Und wie Heldicus nachsann, wie die Jahrhunderte über das Land zogen, wie der Staub auf seiner Rüstung zu liegen kam, so lichteten sich die Gedanken. Sie selbst wurden immer weniger, die Pausen zwischen ihnen immer länger, bis schließlich auch der letzte Gedanke aus Heldicus' Geist – verschwunden war.

Das Heldenlied des Heldicus*
Der in mancher finst'ren Nacht
Königstochter heimgebracht.
Überall im ganzen Land
ist wohl als Heldicus bekannt!

Heldicus, der große Ritter,
welcher bitte, niemals bitter,
nie sich eines Kampf gescheut
zum Ruhme und zum Schutz der Leut.

Heldicus, mit seinem Schwerte
mit dem er die Gefahr abwehrte:
Vom Drachen groß, vom Zwerge klein
bis hin zum fiesen Deiwelein

Heldicus, der Rüstungsträger,
war ein echter Heldentäter!
Dein Panzer nie etwas durchdrang
weshalb dir jeder Streich gelang.

Heldicus, der stetig wachte,
bei Sonne, Mond, Tag oder Nachte,
der am Ende seiner Zeit
schließlich noch sich selbst befreit!

*(Das mit bekannteste und beliebteste Lied über Heldicus nach dem ruhmreichen Barden Jokés Zeitblühm.)


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Vielen Dank für's lesen.
Als PDF sieht das ganze natürlich ein bisschen schicker aus.
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