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Alt 19.04.2017, 12:12   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Der Brillantring

Conny weiß auf den Cent genau, wieviel Geld er in seiner Kassette hat. Trotzdem zählt er nach, jeden Schein und jede Münze. Bis auf den kleinsten und letzten Cent. Jeden Tag zählt er nach. Und jeden Tag kommt er seinem Ziel einen winzigen Schritt näher.

Er ist noch jung, hat gerade die Lehre hinter sich und verfügt als Berufsanfänger über ein bescheidenes Einkommen, das nur wenig zum Sparen übrig lässt. Sein Hauptgericht ist Spaghetti mit Tomatensauce, der Klassiker für flügge gewordene Junggesellen mit eigener, von keiner Mutter fremdbestimmten Notstandsküche, bestehend aus einer mobilen Kochplatte, einer Schüssel unter dem Wasserhahn, einem Tisch, einem Plastikstuhl und einem kleinen Regal für zwei Kaffeetassen und zwei Allzweckteller.

Conny ist absolut glücklich. Ihm fehlen bloß noch dreißig Euro und 70 Cent, um den Brillantring – DIESEN Brillantring! - kaufen zu können. Alfie, sein bester Freund, hat Conny verrückt genannt, so viel Geld in ein bilderhakendünnes Stück Metall mit einem ohne Mikroskop kaum erkennbaren und völlig wertlosen Stein zu investieren. Doch Conny sieht die Sache anders, denn er ist bis über den Scheitel verliebt.

In jüngster Zeit wehrt er sich dagegen, Conny genannt zu werden. Als ein der Jugend entwachsenes, vollwertiges Mitglied der Gesellschaft und künftiger Ehemann seiner Angebeteten, die er zum Tragen seines Rings auserkoren hat, bittet er sich aus, künftig mit seinem standesamtlich eingetragenen Namen angesprochen zu werden: Constantin. Alfie hat nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, wenn Constantin sonst keine Sorgen habe, müsse es ihm eigentlich recht gut gehen.

Die Angebetete heißt Jasmin. Sie ist großartig, phantastisch, einzigartig. Alles an ihr ist wundervoll – ihr Haar, das sie jeden Tag anders trägt - ihr raffiniertes Make-up, mit dem sie ihre Augen in die eines Rehs verwandelt – ihre grazile Figur, ihre Kleidung, ihr Lachen, ihr Scherzen, ihre Laune, ihr Flirten, ihr Schmollen, ihr Tadeln, …

Die Art, wie sie den Löffel hält, wenn sie das Eis aus dem Becher gräbt und es auf ihrer Zunge zum Schmelzen bringt. Wie sie den Strohhalm zwischen die Lippen presst und die Limonade aufsaugt. Für Constantin ist Jasmin der Traum aller Träume.

Sie hat ihm Hoffnung gemacht. Deshalb spart er. Als er es gewagt hatte, sie ins Kino einzuladen, konnten sie sich nicht auf den Film einigen, ein Fehler, der ihm nicht noch einmal passieren würde. Immerhin wäre sie mitgegangen, wenn er sich auf die romantische Komödie eingelassen hätte – aber da war er noch in seiner Kung-Fu-Phase. Dumm gelaufen! Auch sein Vorschlag, sie zum Essen auszuführen, ging gründlich daneben, weil sein Geld nur für einen Besuch bei MacDonalds reichte, dessen Angebot Jasmins exquisitem Geschmack nichts zu bieten hatte.

Alfie hat Constantin auf die Schulter geklopft und die Hoffnung geäußert, jetzt könne der Heilungsprozess von dieser Obsession endlich beginnen, und nach seiner Genesung wolle er mit ihm darauf anstoßen, diese verwöhnte, hochnäsige Zicke ins emotionale Niemandsland abgeschoben zu haben. Seitdem hat Constantin darauf verzichtet, den Freund, der von Liebe keine Ahnung hat, weiter an seinem Leben teilhaben zu lassen.

Freundschaften hat sich Constantin sowieso nicht mehr leisten können. Um die Häuser zu ziehen und hier und da die Wutz rauszulassen geht auf die Dauer ins Geld, das für immer futsch ist. Er hat lieber gespart, denn ein Brillant, so verspricht die Werbung, ist unvergänglich. Der Ring wird Constantin in die Lage versetzen, Jasmin zu beweisen, was sie ihm wert ist.

Wenn da bloß nicht dieser blöde Typ wäre, der sie ständig anmacht, mit ihr streitet und sie in Rage treibt. Warum lässt sie sich das gefallen? Wie oft hat Constantin beobachtet, dass sie diesen Kerl während einer Auseinandersetzung anschrie, beschimpfte und wie einen begossenen Pudel stehen ließ. Trotzdem taucht der Typ immer wieder auf, egal, wo sich Jasmin gerade aufhält.

Er kennt diese Machos, die sich für unwiderstehlich halten und sich wie die Kletten an den Rocksaum eines Mädchen heften. Spielen sich als Mr. Right und Beschützer auf, wenn nicht sogar als Superman, der jeden Tag die Welt rettet. Dabei sieht man ihnen schon an der Körpersprache und am Gesicht an, was mit ihnen los ist, davon ist Constantin überzeugt: Das sind harte Kerle mit einem Lächeln aus Eis und Blicken aus Stahl, die nur erobern wollen, aber kein Herz haben. Wenn sie am Ziel sind, betrügen sie ihre Frauen, bringen das Geld durch, fangen mit dem Saufen an, und am Ende schlagen sie zu.

Ein solches Schicksal soll Jasmin erspart bleiben. Es wird höchste Zeit, diesem Typen, der sie ständig belästigt, klarzumachen, wer für den Rest ihres Lebens an Jasmins Seite gehört.

Als Constantin bei Jasmin anruft, um sich mit ihr zu verabreden, zögert sie zunächst, willigt dann aber ein, weil sie ohnehin in der Stadt Dinge zu erledigen habe: Treffpunkt Eisdiele. Zwei Stunden später sitzen sie dort in der warmem Frühsommerluft unter einem Sonnenschirm und genießen ihren Capuccino. Constantin sucht verlegen nach den angemessenen Worten, als er den samtbeschichten Kubus mit der Aufschrift des Juwelierladens aus der Jackentasche fischt, das Schächtelchen öffnet und Jasmin den im Sonnenlicht blitzenden Brillantring vor die Nase hält. Er atmet auf, als sie ein breites Lächeln aufsetzt. Gewonnen, denkt er. Doch als sie übersprudelt, wie sehr sie sich freue, dass er ein passendes Mädchen gefunden habe und sich verloben wolle, stutzt er. Ein Missverständnis?

Das muss er sofort korrigieren! Er fasst all seinen Mut zusammen und macht Jasmin den eindeutigen Antrag, die Seine zu werden. Stolz berichtet er, wie lange er gespart, auf alle Freuden des Lebens verzichtet und sogar mit Alfie gebrochen habe, um mit ihr diesen gemeinsamen Augenblick im Gefühl der gegenseitigen Liebe genießen zu dürfen. Mit jedem Wort, das Jasmin vernimmt, verdüstert sich ihr Gesicht zusehends. Als Constantin zu Ende gesprochen hat, sitzt sie verstört da und weiß nicht, was sie erwidern soll. Constantin findet sie in dieser Hilflosigkeit bezaubernder als je zuvor. Überraschung geglückt, denkt er, und fühlt sich rundum großartig.

Während Constantin alle sieben Himmel der Glückseligkeit durchschwebt, ertönt neben ihm ein knappes „Hallo“. Eine Hand greift nach dem freien Stuhl und zieht ihn zurück. Mit vollem Gewicht – durchtrainierte achtzig Kilo – lässt sich dieser Typ, der seit Monaten Jasmin nachsetzt, auf den Sitz fallen. Ungefragt. Mit einer geradezu impertinenten Selbstverständlichkeit. Constantins Körper steht augenblicklich unter Strom. Ohne es zu spüren, ballt er die Fäuste. Er weiß, dass der Zeitpunkt gekommen ist, klar Schiff zu machen.

Als der Typ der Bedienung winkt, verliert Constantin vollends die Beherrschung. Er giftet ihn an, was ihm an Frechheiten eigentlich noch alles einfalle, was er überhaupt hier zu suchen habe und dass er seine Verlobte und künftige Ehefrau ab sofort in Ruhe lassen solle, sonst sei er gezwungen, Gewalt anzuwenden. Der Typ mustert Constantin amüsiert: ein hübscher Kerl, drahtig, aber einen Kopf kleiner als er und unter siebzig Kilo – ein Handtuch. Er stelle keinen Mädchen nach, erwidert der Typ, denn er sei seit einem Monat glücklich verheiratet. Mit der einzigen Frau, die ihm wirklich etwas bedeute und um deren Zuneigung er hart gekämpft habe. Mit diesen Worten beugt er sich zu Jasmin und küsst sie innig auf den Mund.

19.04.2017
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Alt 19.04.2017, 18:47   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
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Najaaa .... ein eher flaches Geschichtchen ohne wirkliche, dafür aber völlig unglaubwürdige Pointe und zudem im Präsens erzählt, was ich sowieso nicht mag (das ist allerdings dann eher Geschmackssache) - auf der anderen Seite würde die Story, in der Vergangenheit erzählt, noch mehr den Bach runtergehen. Zudem hast du deine eigene Regel hier vergessen: Die Hauptfigur soll, selbst wenn sie am Anfang schwach ist, eine Wandlung durchmachen während der Geschichte und am Ende stark sein. Das schriebst du mal unter eine meiner Geschichten, hast es selbst aber hier überhaupt nicht so umgesetzt.

Sorry - gefällt mir leider gar nicht.
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Alt 19.04.2017, 20:14   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Die Hauptfigur soll, selbst wenn sie am Anfang schwach ist, eine Wandlung durchmachen während der Geschichte und am Ende stark sein.
Glaube mir, Silbermöwe, Constantin hat eine Wandlung erfahren. Er ist nämlich aus seinem Traum erwacht und hart auf den Boden der Tatsachen aufgeschlagen. Außerdem wird er hoffentlich gelernt haben, dass nicht alles so ist, wie es scheint, vor allem, wenn man sich die Fehlinterpretationen selbst eingeredet hat.

Mein Protagonist muss nicht "stark" enden, denn er ist von Anfang an nicht als Figur mit Heldenpotential angelegt. Er ist der klassische Verlierertyp, ungefähr wie Fred Cap, der immer auf das falsche Pferd setzt.

Davon abgesehen muss die Geschichte nicht gefallen. Mit diesem Anspruch habe ich sie gar nicht geschrieben, sondern einfach aus einem Anstoß heraus. Deshalb kann ich dein Urteil gut verstehen.
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Alt 19.04.2017, 20:51   #4
männlich dr.Frankenstein
 
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Ich find das Ende auch blöd, aber die Geschichte an sich ist gut. Nur das Verhalten vom Macho ist irgendwie unrealistisch.

Ich würde es mir eher so vorstellen :

*in Ruhe lassen solle, sonst sei er gezwungen, Gewalt anzuwenden. Eine lange Stille lässt die kaum hörbare Musik aus dem Eisladen zu den Ohren vordringen. Jasmin beobachtet den Typ aus dem Augenwinkel und denkt...Oh Gott. Sie schlürft nervös den Milchshake. Er mustert Connie mit ziemlich finsterem Blick -hier die Beschreibung- und bricht in schallendes Gelächter aus... Jasmin spuckt ihre Milch über den Tisch und kriegt sich auch nich mehr ein aufgrund der Absurdität der Situation.
Nur Connie wird immer wütender. Was den Typen immer mehr belustigt. Er klatscht auf den Tisch. So halbes Hemd, jetz zieh ab. Der Spaß ist vorbei, sonst prügel ich dir die Zähne durch den Körper das du am Arsch putzen kannst. Worauf er Connie eine scheuert das der vom Stuhl fliegt, aber Jasmin hält ihn fest. Lass, lass.. und Connie kriecht und rennt davon.
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Alt 20.04.2017, 02:06   #5
männlich Ex-Ralfchen
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Zitat:
Conny weiß auf den Cent genau, wieviel Geld er in seiner Kassette hat. Trotzdem zählt er nach, jeden Schein und jede Münze. Bis auf den kleinsten und letzten Cent. Jeden Tag zählt er nach. Und jeden Tag kommt er seinem Ziel einen winzigen Schritt näher.
einige doppelmoppelschatz...hier genügt es einmal zu sagen wie genau der typ ist...die prosa ist nicht deines du bist in der lyrik wirklich besser zuhause...


Zitat:
Conny weiß auf den Cent genau, wieviel Geld er in seiner kleinen Stahlkassa hat. Ungeachtet dessen zählt er die Kohle auch jeden Tag nach und kommt seinem Ziel damit immer einen Schritt näher.
kurz kürzer am klarsten...und spannung nicht durch doppelmoppel auslöschen...
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Alt 20.04.2017, 05:52   #6
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Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
einige doppelmoppelschatz...hier genügt es einmal zu sagen wie genau der typ ist ...
Du irrst. Dies ist ein in der Prosa übliches Stilmittel der Steigerung, das wohlüberlegt angewandt ist, um die Intensität eines Vorhabens zu erhöhen. Ohne dieses Stilmittel wäre die Verbissenheit des Protagonisten weniger deutlich geworden.
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Alt 20.04.2017, 08:25   #7
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Liebe Ilka-Maria,

zunächst einmal freut es mich, dass du die schlechte Kritik nicht krumm genommen hast.

Nun noch etwas: Ich finde hier auch einiges unglaubwürdig. Warum geht Jasmin, wenn sie mit einem anderen verheiratet ist, mit Connie ins Kino und zum Eisessen und warum lässt sich ihr Mann, der ja außerdem noch ein Macho ist, sich das lammfromm gefallen?

Und wenn er (ihr Mann) glücklich mit ihr verheiratet ist, warum streitet er dann ständig mit ihr?

Das ergibt für mich keinen wirklichen Sinn, das hätte man mE nach anders aufbauen müssen.

Zum "Verlierertyp": Okay. Wenn du darauf aufbauen wolltest, die Hauptfigur so darzustellen, ist dir dies eigentlich gelungen. Obwohl sie auf mich außerdem noch unglaublich naiv wirkt.

LG DieSilbermöwe
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Alt 20.04.2017, 09:16   #8
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Nun noch etwas: Ich finde hier auch einiges unglaubwürdig. Warum geht Jasmin, wenn sie mit einem anderen verheiratet ist, mit Connie ins Kino und zum Eisessen und warum lässt sich ihr Mann, der ja außerdem noch ein Macho ist, sich das lammfromm gefallen?
Natürlich nehme ich Kritik nicht krumm, Silbermöwe. Ich finde, dass ein Autor die Pflicht hat, seine Leser ernst zu nehmen.

Okay: In meinem Text steht nicht, dass Jasmin schon verheiratet war, als Constantin seine Annäherungsversuche unternahm. Es steht auch nicht darin, dass er mit Jasmin ins Kino gegangen ist, vielmehr ist jeder Versuch, mit Jasmin etwas zu unternehmen, an ihren Ansprüchen gescheitert. Trotzdem ist Constantin nicht von seiner fixen Idee, sie zu erobern abgekommen, sondern hat nach dem magischen Gegenstand gesucht, mit dem er sie gewinnen kann. Das musste etwas wertvolles sein, eben der Brillantring, aber da er nicht viel Geld verdient, muss er lange Zeit sparen. Dabei ignoriert er völlig, dass der "Typ" und Jasmin längst eine Verbindung eingegangen sind. Ihm kommt schlicht und einfach nicht der Verdacht, dass deren Auseinandersetzungen gerade damit zu tun haben könnten, dass sie längst in einer Beziehung stehen, die ihre Konflikte mit sich bringt, und sei es nur ein Streit darüber, wie die Hochzeitsfeier zu planen ist.

Statt weiterhin aktiv um Jasmin zu werben, hat er sich in eine unberechenbare Zukunft hineingeträumt und sich Jasmin von einem anderen Mann wegschnappen lassen, ganz nach dem Motto: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben."

Wenn du genau liest, wirst du erkennen, dass Jasmin und der "Typ" erst seit sehr kurzer Zeit verheiratet sind.

Der logische Fehler in der Geschichte liegt ganz woanders: Wenn Jasmin und Constantin sich schon längere Zeit, wenn auch nur locker, gekannt haben, weshalb hat sie ihn dann nicht zu ihrer Hochzeit eingeladen? Diesen Punkt hatte ich berücksichtigt, den entsprechenden Text, wieso Constantin nichts von Jasmins Planung erfahren hat, jedoch wieder aus der Geschichte rausgenommen. Es könnte ja auch sein, dass er ihr inzwischen nicht mehr so wichtig war oder die Hochzeitsfeier auf einen sehr kleinen Kreis beschränkt bleiben sollte.
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Alt 20.04.2017, 14:12   #9
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Du irrst. Dies ist ein in der Prosa übliches Stilmittel der Steigerung, das wohlüberlegt angewandt ist, um die Intensität eines Vorhabens zu erhöhen. Ohne dieses Stilmittel wäre die Verbissenheit des Protagonisten weniger deutlich geworden.

keine frage nur ich finde es als über-über-steigerung. wie etwa auch diesen neologquamen satz:

Zitat:
denn er ist bis über den Scheitel verliebt.
mir fehlt bei all deiner wirklich fein detaillierten erzählung über die kücheneinrichtung sarkasmus und witz...wie etwa

...er ist bis über beide noch naße Ohren verliebt...ODER
er ist Hals über zerrauften Kopf...


aber es ist dein text.
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Alt 20.04.2017, 14:36   #10
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
... aber es ist dein text.
So isses. Witzigkeit war nicht geplant.

Es ist aber gut zu wissen, welche Erwartungen ein Leser an einen Text hat, deshalb ist Kritik immer wichtig. Dir fehlt der Witz, bei Silbermöwe habe ich feststellen müssen, dass ihr der Verlauf der Zeit in meiner Geschichte nicht bewusst wurde, weshalb sich für sie einige Missdeutungen beim Textverständnis ergaben. Jetzt muss ich darüber nachdenken, woran das lag.
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Alt 20.04.2017, 18:21   #11
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Ilka-Maria,

dann fehlt ein entscheidender Hinweis in der Geschichte. Sie liest sich durchgängig so, als würde er von Anfang bis Ende sich mit Jasmin treffen. Ob sie wirklich ins Kino gehen oder nicht, weil Jasmin einen anderen Film sehen wollte, spielt dabei keine Rolle, sondern nur, dass offenbar Begegnungen stattfinden, die Connie, aber auch der Leser als Rendezvous deklariert.
DieSilbermöwe ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2017, 18:32   #12
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
dann fehlt ein entscheidender Hinweis in der Geschichte.
Der Hinweis steckt in den drei Absätzen etwa in der Mitte. Nach Constantins gescheiterten Versuchen, mit Jasmin auszugehen, wird er passiv - er unternimmt nichts mehr in diese Richtung. Er kann es sich auch nicht leisten, weil er für den Ring spart. Dass ihm Jasmin Hoffnungen gemacht hat, existiert ohnehin nur in seiner Einbildung. Alfie nimmt sogar an, dass Constantin das Werben um Jasmin endgültig aufgegeben hat. Auf eine Zeitspanne verweist die Tatsache, dass Constantin als Berufsanfänger nicht viel Geld verdient und sehr lange sparen muss, bis er den preiswertesten Ring kaufen kann. (So ein dünnes Ringelchen mit einem klitzekleinen Steinchen kostet ca. 350 bis 400 Euro - dies nur zur Anmerkung.)

Du hast aber durchaus recht: Das hätte alles deutlicher herausgearbeitet sein müssen. Eigentlich kann man die Geschichte in der jetzigen Form nur als einen Entwurf ansehen.
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Alt 20.04.2017, 21:07   #13
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Liebe Ilka,

irgendwie finde ich die Geschichte auch ein bisschen unglaubwürdig.

Ich hab wirklich versucht, mich in die Handlungen hineinzuversetzen, dabei zwar auch berücksichtigt, dass Constantin die rosarote Brille auf hat und wahrscheinlich blind vor Liebe ist. Und trotzdem passen so einige Dinge m. E. nicht zueinander.

Constantin will nicht wahrhaben, dass er bei Jasmin keine Chance hat. Stattdessen hat er für alle „Körbe“, die er kassiert, eine logische Erklärung. Ist doch schließlich klar, woran es gelegen hat, dass Jasmin nicht mit ihm ins Kino ging, weil sie sich nicht auf einen Film einigen konnten und natürlich ließ sie sich auch nicht zum Essen ausführen, wenn er sich nur ein Essen bei MacDonalds leisten kann.

Also ehrlich, wenn ich so sehr verliebt bin, dass ich mein bisschen Geld für einen Brillantring anspare, den ich meiner Angebeteten schenken möchte, um ihr Herz zu erobern, wie er der Meinung zu sein scheint, dann bin ich aber auch dazu bereit mir jeden Film mit ihr anzuschauen, selbst wenn es ein Micky-Maus –Film sein sollte. Jeder Verehrer wäre über ein Date froh und diskutiert nicht über einen Film. Mit so einem „Vogel“ hätte ich auch keine Lust ins Kino zu gehen.

Er hätte sie auch zu einem romantischen Dinner einladen können und lieber noch ein bisschen länger für den Brillantring sparen sollen, statt MacDonalds vorzuschlagen.

Für mich als Leser verhält sich Constantin wie ein Volltrottel. Vielleicht soll er auch so rüber kommen. Dann verstehe ich allerdings das Verhalten von Jasmin nicht. Na gut, vielleicht hat sie ein gutes Herz und will ihm die grausame Wahrheit nicht direkt ins Gesicht sagen, erfindet also Ausreden. Dann passt es aber nicht zusammen, dass sie einwilligt, sich mit ihm in der Eisdiele zu verabreden. Und dann taucht auch noch dieser Typ auf, der ihr Ehemann ist, wie sich herausstellt. Alles ein bisschen verwirrend und ich glaube nicht, dass sich ein Machotyp so verhält.

Jedenfalls habe ich Deine Geschichte sehr gerne gelesen und mir Gedanken darüber gemacht.

Liebe Grüße
Dabschi
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Alt 20.04.2017, 21:30   #14
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Dabschi Beitrag anzeigen
Und dann taucht auch noch dieser Typ auf, der ihr Ehemann ist, wie sich herausstellt.
Das war er ja nicht von vornherein. Der war einfach nur früher als Constantin zum Erfolg gekommen, weil er immer präsent war.

Zitat:
Zitat von Dabschi Beitrag anzeigen
Alles ein bisschen verwirrend ...
So habe ich das beim Schreiben und bei den Bildern in meinem Kopf nicht empfunden, aber ich sehe an den Kritiken, dass ich doch einiges falsch gemacht habe.

Eure Beanstandungen finde ich jedenfalls gut, und sie machen mir viel Spaß. Sie lehren mich, aus anderen Blickwinkeln hinzuschauen, und da muss ich oft zugeben: Stimmt ja! Mensch, warum ist mir das nicht selbst aufgefallen!

Also bitte mehr davon! Meine (überarbeiteten) Texte werden es euch danken (vielleicht ).

Genau dafür sind wir in Poetry.

Liebe Grüße
Ilka
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Alt 22.04.2017, 14:48   #15
weiblich Ex-MeineEigeneWelt
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Eure Beanstandungen finde ich jedenfalls gut, und sie machen mir viel Spaß. Sie lehren mich, aus anderen Blickwinkeln hinzuschauen, und da muss ich oft zugeben: Stimmt ja! Mensch, warum ist mir das nicht selbst aufgefallen!
Mit dieser Begeisterung habe auch ich mich heute Nacht durch den Thread gelesen.
Ich empfinde die Geschichte als ziemlich gut, der Gedanke dabei ist toll, jedoch scheint sie auch mir zu unrealistisch. Warum sollte plötzlich der Ehemann auftauchen? Warum gehen sie plötzlich in die Eisdiele, wenn Constantin so ein armer Schlucker ist? Warum hat er nicht einmal von der Hochzeit erfahren? Diese Fragen stellen sich auch mir.

Bin leider auf dem Sprung, daher: ich hab mich gern mit der Geschichte beschäftigt, war meine Nachtlektüre.
Ex-MeineEigeneWelt ist offline   Mit Zitat antworten
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