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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 30.07.2016, 16:32   #1
weiblich Taro
 
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Standard Der Tod der Liebenden

Wie kannst du mir sagen, ich behandele dich schlecht, wenn ich diejenige bin, die mit Stichwunden am Boden liegt?
Denkst du, du kannst mir ein schlechtes Gewissen einreden? Wieder und wieder?
Verrenne dich in nichts, mach dich nicht lächerlich, bleib realistisch.
Red dir mal nichts ein.

Ich hab den Glauben verloren, dass ich damit glücklich werden kann. Dass du damit glücklich werden kannst. Man kann sein Glück nicht darin finden, indem man sich derart abhängig von einer anderen Person macht. Du engst mich ein, ich kann nicht...

Die Blumen, die du in mir gepflanzt hast sind wunderschön, aber es sind zu viele, ich kann verdammt nochmal nicht mehr atmen.
Glaube nicht, dass du versuchen solltest, mir die Welt zu Füßen zu legen. Ich lebe in meiner eigenen.
Hör auf, nach den Sternen zu greifen, hör auf damit!
Wünsch dir nicht, dass du mich glücklich machen kannst. Der einzige Mensch, der mich glücklich machen kann, bin ich jetzt. Bild dir nichts ein. Ich bin kein einfacher Mensch. Niemand ist einfach, doch ich bin eine der komplizierten Sorte und manchmal komme ich mit mir selbst nicht mehr zurecht.
Ich bewundere all jene, die bleiben, wenn selbst ich mich verlassen würde - wenn ich könnte.
Doch du - du klebst an mir, ich kann mich nicht bewegen, nicht atmen und wenn ich nach Luft schnappe, versuchst du, mir den Mund zuzuhalten und machst mir Vorwürfe.

Wie kannst du sagen, ich behandele dich nicht gut, wenn ich japsend auf dem Trockenen liege und fertig gemacht werde, wenn ich beginne zu strampeln? Wie kannst du?
Deine Stimmungen sind Wirbelstürme und zerreißen und zerstören und reißen alles nieder um uns herum. Mal bist du verständnisvoll, willst mir meine Zeit geben, doch keine Sekunde zu viel und niemals zu viel und nie genug und dann gibt es Tränen. Dann bin ich die Böse. Dann bin ich die, die dir Unrecht tut.

Ich kann nicht atmen… bin ein Fisch auf Land und deine Lippen geben mir keine Luft, sie pressen sich so sehr auf mein Gesicht, dass ich denke, zu ersticken. Es fühlt sich an, wie gerannt und nie angekommen. Es fühlt sich an, wie atmen und damit alles falsch machen. Es fühlt sich an wie wieder nicht nachgedacht.
Merkwürdig, wie blind du bist, wenn doch du derjenige warst, der mir immer die Augen öffnen wollte. Warst nicht du der, der mich reparieren und glücklich machen wollte? Es fühlt sich eher so an, als würdest du Wundsalbe auf meine Wunden reiben, nur um sie dann wieder von Ort und Stelle zu lecken und sie durch Salz zu ersetzen.
Wer ist jetzt der Kranke? Der Komplizierte, der nicht nachdenkt, bevor er spricht?

Und ich hoffe immer, dass dich meine Worte erreichen, doch wie soll ich sie feilen, dass sie sich durch deine Haut aus Stein und Stolz bohren? Wie soll ich meine Worte wählen, um dich zu wecken aus deiner Traumwelt?
Wie soll ich meine Worte wählen, um wieder atmen zu können?

Und wenn ich dann am Boden liege, kreischend nach Luft, wunderst du dich, warum ich nicht ans Telefon gehe, um mit dir zu sprechen. Es ist, als würdest du mir die Zunge aus dem Mund schneiden und dann von mir verlangen zu sprechen. Tust so, als wäre es dann ein Fehler, nicht zu reagieren.
Wie soll man gerecht bleiben, wenn man mit seinem Täter spricht? Wie soll man ruhig bleiben, wenn alles in Aufruhr ist? Und dann will man es versuchen; dann will man ruhig bleiben und sich Zeit zu nehmen, noch einmal durchzuatmen und nachzudenken und runter zu kommen, um nicht abzuheben, damit es nicht eskaliert, um das Leck im Schiff noch ein wenig zu dichten und dann - Vorwürfe. Wieder alles falsch gemacht. Wieder die Egoistische, die nur an sich denkt - wo man doch nur etwas zu retten versuchte.

Gott, und ich verzweifel bei dem Versuch, meine Worte richtig zu wählen, um zu atmen, um dir verständlich zu machen, dass ich nicht mehr kann und vielleicht nicht mehr will, aber dass ich nicht mehr kann und dass das keineswegs egoistisch oder schwach ist, denn ab wann ist Selbstschutz schwach? Ab wann wird gesunder Egoismus zu krankem Egoismus; zu verletzendem Egoismus?
Wieso werden die egoistisch genannt, die sich immer an letzte Stelle stellten, um nicht im Weg zu stehen? Um sich lieber sich selbst in den Weg zu stellen? Wieso werden gerade diese Menschen so inflationär egoistisch genannt?

Und dann kommt es mir manchmal so vor, als würdest du mir die Augen zu halten und in mein Ohr schreien: “Kannst es denn nicht sehen? Warum siehst du denn nichts?” Und wenn ich sage, dass du nur siehst, dass wir aneinander geraten, aber nicht warum, sagst du, es wäre meine Schuld.
Und jetzt öffne du deine Augen und sieh mich auf dem harten Stein zappeln und hör auf, mir die Luft abzuschnüren, denn ich kann nicht atmen, ich kann nicht atmen, ich kann nicht atmen...

Und du? Glaubst du wirklich, dass du das verletzte Lamm spielen kannst, wo du dich doch immer als Löwe bezeichnetest? Und es ist mir egal, ob das eine Fassade ist, denn das Lamm ist ebenso eine. Wie sonst mir Schuldgefühle einreden? Du denkst, du erreichst mich nicht anders. Du denkst, dass das der einzige Weg ist, mir zu zeigen, dass ich nicht die richtige bin und es nie war.
Wie soll man sein Glück darin finden, wenn man sich in einem Raum wiederfindet und sich fragt, ob die Gefühle echt sind und wie soll man sein Glück darin finden, wenn man dazu verpflichtet ist, immer irgendetwas zu beweisen, zu beweisen, dass sie echt sind, bis sie nicht mehr echt sein können, weil man sein Glück eben gerade niemals darin finden können wird.

Gefühle sterben, wenn sie erzwungen werden. Gefühle ersticken mit einem. Gefühle verdursten auch. Gefühle schreien so laut, bis sie heiser und dann stumm werden. Bis die Gefühle nicht mehr fühlen können. Bis sie paralysiert sind.

Und sag mir, warum wundert es dich, dass ich mich nicht mehr melde, dass ich dich niemals so lieben könnte?

Und sag mir, war es das wert?

Und sag mir nur noch, was du beweisen, erreichen wolltest? Hast du wirklich versucht, das Feuer mit Gas zu löschen? Hast du wirklich versucht, ein Lächeln mit Tränen zu füttern?

Was, verdammt nochmal, denkst du dir?
Was, verdammt nochmal, nimmst du dir raus? Du rennst herum und verteilst deine Schläge und wunderst dich, wenn jemand zurück schlägt. Du rennst herum und weinst, wenn jemand erstickt, weil du ihn zu fest gehalten hast.
Ich verstehe dich nicht.

Ich weiß nur, dass ich endlich wieder Luft brauche. Aber der, der dir die Luft genommen hat, wird nicht der sein, der sie dir wieder geben wird. Du wirst die Wunden, die du verursacht hast, nicht wieder heilen können. Genauso wie ich deine nicht wieder heilen kann.
Jeder muss sich selbst retten, seine Wunden selbst heilen - und sich von den Menschen fernhalten, die einen immer wieder verletzen, beschuldigen, runterziehen auf Höhenflügen. Ich will nicht mehr.
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Alt 31.07.2016, 00:04   #2
männlich dr.Frankenstein
 
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Die Bullen haben hier in Rostock grade zu einem Auto durch den Lautsprecher: einmal küssen Bitte gesagt.... Ist das die Wirklichkeit oder träum ich?

Klingt nach 2 schwachen Selbstwertgefühlen die sich treffen und einander einerseits an flehen es aufzuwerten durch in ruhe lassen oder durch Bestätigung.

Die Bestätigung nicht zu bekommen.. ist dann für den einen schmerzhaft und wenn er sie bekommt ist es für die andere schmerzhaft.
Weil es ein nie endendes Bestätigen ist.
Wenn sie ihm nicht das Gefühl gibt etwas richtig zu machen.... macht sie es falsch...
nur ihre Bestätigung ist richtig. Er glaubt alles was er tut ist falsch.. wenn sie nicht bestätigt das es richtig ist.
Aber die Bestätigung hilft nur kurz... und dann kommt wieder das Gefühl alles falsch zu machen.
Und darum wirft er ihr an den Kopf falsch zu sein.. weil er meint es liege an der fehlenden Bestätigung... dass er sich falsch fühlt, aber daran liegt es nicht.
Er will es nicht wahrhaben ganz alleine auf der Welt zu sein... allein mit sich selbst und selbst für sich entscheiden was richtig und falsch ist.
Will nicht ins Wasser ohne das Mutti sagt komm geh noch ein Stück. Und dann ist Mutti schuld das er sich nicht traut... sie hat ihn allein gelassen... gibt ihm keinen Mut, kein Gefühl mal etwas richtig zu machen.... ihr Vertrauen tat so gut und jetzt jetz ist es vertan alles hat er falsch gemacht und Mutti ist schuld... sie hat nicht gesagt wolang... sie ist nicht so wie er sie braucht um so zu sein wie er gern wäre... aber er findet sie darinnen holt sie raus... dann dann endlich ist alles richtig.
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Alt 31.07.2016, 19:53   #3
Thing
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Standard Hei, Taro

Die Geschichte hat mich nicht berührt, sondern kalt gelassen.
Ich finde sie blutleer.
Hinter den Vorwürfen steckt keine Geschichte, es werden keine konkreten Geschehnisse gescnildert, alles hängt irgendwie im Raum.
Und das Hin- und Her der Vorwürfe wird irgenwann langweilig.

Da es ja wohl auch um Atemnot geht, habe ich nach der Lektüre der Geschichte erst einmal tief aufgeatmet.

Freundlichen Gruß
von
Thing
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Alt 31.07.2016, 20:17   #4
weiblich Taro
 
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Die Geschichte hat mich nicht berührt, sondern kalt gelassen.
Ich finde sie blutleer.
Hinter den Vorwürfen steckt keine Geschichte, es werden keine konkreten Geschehnisse gescnildert, alles hängt irgendwie im Raum.
Und das Hin- und Her der Vorwürfe wird irgenwann langweilig.

Da es ja wohl auch um Atemnot geht, habe ich nach der Lektüre der Geschichte erst einmal tief aufgeatmet.

Freundlichen Gruß
von
Thing
Hallo Thing!

Genauso sollte sie sein: Blutleer. Sie sollte gar nicht berühren. Die Geschichte ist eine Anschuldigung, ein Vorwurf an ein "lyrisches" Du. Sie ist eine Ansammlung von Metaphern und Hyperbeln.
Sie ist kalt.
Das Hin und Her symbolisiert die Verzweiflung. Mal ist alles gut, dann doch wieder nicht, dann will man es retten, und dann ist es doch wieder verkehrt. Dieses Hin und Her ist das Hin und Her, das in der Beziehung vorherrscht. Es wird, wie du sagst, irgendwann langweilig, es ist ermüdend. Und wenn sie beendet ist, kann man tief aufatmen.
Der Text liest sich, wie die Beziehung verläuft.
Dein Gefühl ist völlig berechtigt und genau das, was ich bezwecken wollte...

Viele Grüße!
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Alt 31.07.2016, 20:21   #5
weiblich Taro
 
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Zitat:
Zitat von dr.Frankenstein Beitrag anzeigen
Und dann ist Mutti schuld das er sich nicht traut... sie hat ihn allein gelassen... gibt ihm keinen Mut, kein Gefühl mal etwas richtig zu machen.... ihr Vertrauen tat so gut und jetzt jetz ist es vertan alles hat er falsch gemacht und Mutti ist schuld... sie hat nicht gesagt wolang... sie ist nicht so wie er sie braucht um so zu sein wie er gern wäre... aber er findet sie darinnen holt sie raus... dann dann endlich ist alles richtig.
Woher kommt der Gedanke mit der Mutti?
Eigentlich sehr interessant. Psychologisch lässt sich das natürlich aus sowas wie einen Mutterkomplex zurückführen.
Taro ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.07.2016, 21:45   #6
männlich dr.Frankenstein
 
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Mutti ist die erste die uns Anerkennung gibt oder Papi. Sie sind somit das Symbol unsrer Anerkennungs Suche.
Andere Menschen existieren für unser Hirn nicht wirklich... wir benutzen sozial an trainierte Muster.

Jemand der oft die Nähe von Mutti und Vati gesucht hat wird auch in Beziehung und Freundschaft viel kuscheln.

Jemand der immer keine Anerkennung bekam für sein so sein wie er oder sie ist.... wird auch später das Gefühl haben falsch zu sein und immernoch um die Anerkennung kämpfen.

Jemand der immer angetrieben wurde viel zu erreichen... der wird auch später keine Minute still sitzen.

Wir leben in ständiger Wiederholung nur mit anderen Schauspielern die etwas anderes wiederholen.

Also kein Mutti komplex... er ist so krank wie du,
Ich oder jemand anderes.
Eben einfach ein Automat.
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