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20.10.2013, 04:04 | #1 |
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Wie die Banken..
Wie die Banken immer wieder auf unseriöse Kunden hereinfallen
Ich hatte mal viel Geld. Na ja, viel ist relativ. Also relativ viel, so etliche Tausend. In einer Phase labiler Unaufmerksamkeit habe ich die Kohle einer Bank anvertraut, ein Zeichen einsetzender geistiger Vergreisung. Eine Bank verkauft ja nicht nur Geld, sie kauft auch. Man leiht z. B. einer Bank oder Sparkasse hundert Euro und erhält dann nach einer gewissen Zeit neunzig Euro zurück. Für den Kunden quasi ein Schnäppchen, berücksichtigt man die unvermeidlichen Gebühren, Bearbeitungskosten, die Inflation, und die Ereignisse höherer Gewalt, die in jedem Geldschein von der Notenbank unsichtbar eingearbeitet wurden. Was Uneingeweihten als Verlustgeschäft vorkommen mag, ist rein banktechnisch lediglich eine Minusrendite. Damit muss man als Finanzexperte oder Opelhändler rechnen. Mein Berater war seinerzeit bereit, sein Leben für eine Anlage zu geben, lies sich schließlich aber doch überreden, lieber mein Geld zu nehmen, was er dann unter Tränen auch tat. Die Rendite von 5.8 % wurde praktisch sofort nach Vertragsabschluss fix gemacht und lag zur sofortigen Abholung an der Kasse bereit. Lediglich der Form halber wurde eine Schonzeit von zwei Jahren vereinbart, damit das Geld ganz ohne Stress in Ruhe arbeiten könne. Leider waren ausgerechnet meine Scheine ein wenig träge bei der Vermehrung, wie mein Berater zwischenzeitlich pikiert bemerkte, was die betreffende Anlage deutlich in Schwierigkeiten brachte, wofür ich mich mehrmals entschuldigte. Die Bank tat, was sie konnte, musste sogar noch andere Anleger rekrutieren, um mein inflationäres Kapital zu stützen, aber es war schon zu spät. Die Anlage erwies sich als Flop, nachdem ich mich eingeklinkt hatte. Mein Geld hatte sich klammheimlich davon gemacht, die Bank sah aber von einer Schadensersatzklage ab, lies mich jedoch beim Direktor vorladen. Ich wartete zwanzig Minuten auf den Herrn Direktor und beobachtete durch die Glasscheiben dabei, wie im Nebenraum mein damaliger Berater gerade dabei war, sich für einen Kunden an der Deckenlampe zu erhängen und nur mühsam mit geöffneter Brieftasche davon abgehalten werden konnte. Etwas vorwurfsvoll sprach mir der Bankchef sein Bedauern aus, dass ich für die vergeigte Transaktion mit der leidigen Geldanlage leider nicht die nötige Kompetenz und somit der Bank schweren Schaden zugefügt hatte. Und da ich nun weder vermögend noch kreditwürdig sei, und die Bank sich um ihren guten Ruf sorge, sei der Vorstand gezwungen, für eine gewisse Zeit von Geschäften mit dubiosen Kunden Abstand zu nehmen. Sollte ich aber zukünftig wieder über Vermögenswerte verfügen, sei man unter Umständen bereit, mir aus reiner Kulanz entgegen zu kommen.. Jeronimo |
20.10.2013, 04:28 | #2 |
Forumsleitung
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Bitterböse Satire - gut ge- und beschrieben, wenn auch nicht ganz wahr. Aber bei einer Satire liegt die Wahrheit ohnehin zwischen den Zeilen.
Ich kann nur jedem Menschen raten, sich selbst schlau zu machen und genau herauszufinden, welches Ziel anzusteuern ist, bevor es zum sog. "Beratungsgespräch" kommt. Das ist zwar ernüchternd, aber tatsächlich kann Mensch dann dem Berater noch etwas beibringen. Das ist gar nicht so schwierig, denn Literatur über den Umgang mit Geld und den Banken gibt es genug. Ich habe in dieser Hinsicht Glück gehabt. Mir ist es nur einmal passiert, dass mich ein Banker gegen meinen Willen lenken wollte, der kam mir mit einem Immobilienfonds, obwohl ich bei der Terminvereinbarung bereits klar gesagt hatte, dass ich das absolut nicht will. Im Beratungsgespräch wurde er dann pampig. Machte aber nichts, denn offensichtlich hatten sich andere Kunden beschwert, denn er war - damals gerade neu in der Filiale - ratz-fatz wieder weg vom Fenster. Die Banker selbst sind gar nicht so schlimm, denn sie sind einschätzbar, stehen sie doch im Dienst ihres Arbeitgebers. Gefährlich sind die angeblich "unabhängingen" Finanzberater, die oft genug selbst auf den Schrott eingegangen sind, den sie dann ihrer Kundschaft verkaufen. Ist beim gegenwärtigen Stand der Niedrigzinspolitik aber kein Problem: Leute, Euer Geld ist am meisten wert, wenn ihr es auf den Kopf haut, je schneller desto besser; denn morgen kann es nur noch die Hälfte wert sein! Wer ganz schlau ist, macht sogar Schulden, die halbieren sich nämlich genauso schnell. |
20.10.2013, 07:01 | #3 |
R.I.P.
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Möönsch, Jeronimo, das ist n dolles Stück!
Erinnert mich ein wenig sowohl an Jack London als auch an Tucholsky. |
20.10.2013, 13:10 | #4 |
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Hallo Ilka-Maria,
schönen Dank für deinen Kommentar! War natürlich komplett ausgedacht und hemmungslos übertrieben, damit die Satire deutlich wird. Wer ganz schlau ist, macht sogar Schulden, die halbieren sich nämlich genauso schnell. Genauso ist es! Und die Inflation ist für Schuldner sogar ein wahrer Segen (das ist übrigens sogar ein Konzept der Bundesregierung). Hallo Thing, na ja, mit den Vergleichen hast du sehr freundlich übertrieben. Und für dein Lob bin ich sehr dankbar! Jeronimo |
22.10.2013, 16:52 | #5 |
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Danke. Dank Deiner detaillierten Ausführung bin ich jetzt aufgeklärt, ähh, in Finanzsachen.
Babsi |
22.10.2013, 17:14 | #6 |
R.I.P.
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22.10.2013, 21:32 | #7 |
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Danke dir, Babs für den Notfallkommentar.
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