Nachtwache

[Wolle]

Es dämmerte schon abendlich,
wo auf des Sees Spiegel,
der Vollmond sich ganz leise schlich,
und bald der Tag dem Dunkel wich,
durch Tore ohne Riegel.

Ein Stimmchen , zart wie Federhauch,
wog sich im blassen Winde.
Gespenstisch wehten Schilf und Strauch,
es stieg bizarrer Silberhauch,
aus tief gebeugter Linde.

Ein Käuzchenruf klang durch die Nacht,
schauerte mich am Leibe.
des Todes Atem war erwacht,
die Welt erzittert, wenn er lacht,
das Kind klammert am Weibe.

Doch sah ich in der Ferne schon,
den neuen Tag erblühen.
Die Nacht, sie stieg vom hohen Thron,
ein kurzes Lachen, voller Hohn,
die Zeit ließ sie entfliehen.