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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 22.12.2012, 19:25   #1
männlich Desperado
 
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Standard Ausgebüchst

Ausgebüchst

Winter war’s,
der Mond schien helle,
als ein Wagen blitzeschnelle
rutschend in den Graben fuhr.

Drinnen saßen bebend Leute,
starr in ihren Schock vertieft,
da ein krummes altes Weiblein
barfuß übers Glatteis lief.

Wollt zuhause Weihnacht feiern
wie’s der Brauch noch alle Jahr,
hat vor Freude wohl vergessen,
dass ihr Häuschen nicht mehr da.
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Alt 22.12.2012, 21:35   #2
männlich Schmuddelkind
 
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Alter: 38
Beiträge: 4.798

Lieber Desperado.

Das ist traurig, aber gekonnte Verwendung der berühmten Verse 2 und 3.
Das Gedicht ist ein Zungenstreichler, wirklich peppig und leicht zu lesen.

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.12.2012, 22:51   #3
weiblich Poetibus
 
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Beiträge: 562

Hallo, Desperado,

dunkel war's, der Mond schien helle ...

Das Gedicht finde ich richtig gelungen, es ist meiner Ansicht nach nämlich wirklich schwierig, die "Tragik-Komik" der Situation zu beschreiben, ohne nach einer Seite hin das "Gleichgewicht" zu verlieren.

Hier schwanke ich beim Lesen zwischen den Extremen, aber letztlich hält es sich doch die Waage.

Das Schicksal älterer Menschen, sei es nun "normale" Altersdemenz oder eine Krankheit wie Alzheimer, ist tragisch. Aber die Situation ist auch auf eine Weise absurd.

Du hast die Ambivalenz erfasst und es auch geschafft, sie zu mir herüberzubringen.

Und schließlich geht mir ja auch noch durch den Kopf, dass da auch "Glück im Unglück" mit ins Spiel kommt. Denn wenn die Leute die Frau nicht gesehen hätten, barfuß auf dem Eis, mitten im Winter und alleine, dann ...

Wirklich gut gemacht!

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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Alt 23.12.2012, 10:23   #4
männlich Desperado
 
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Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
Beiträge: 1.747

Freut mich, Schmuddelkind, Poetibus

Ja, sie hatte Glück, die alte Dame. Die ist völlig "verkalkt", so nannten wir es früher, wenn gespeicherte Erinnerung plötzlich zu (schein)wirklicher Gegenwart wird. Manchmal frage ich mich, ob es zu Weihnachten nicht allen Leuten so geht...

In der Krippe liegt ein Knabe
mit kohlrabenschwarzem Haar,
Felle bringen ihm die Hirten,
weich gegerbt in diesem Jahr.

Dann feiert mal schön!
Desperado
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