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Alt 11.08.2008, 04:34   #1
Reza
 
Dabei seit: 02/2007
Beiträge: 6


Standard Der Fluch

Ich wuchs in einem kleinen Vorort von Rumänien auf. Wir hatten zwar nicht viel, aber es war trotzdem immer genug für uns da. Wir hatten immer etwas zu essen auf dem Tisch und wir mussten in den langen Winternächten nie frieren. Ich und meine Schwester Tiara verbrachten eine glückliche Kindheit in unserem kleinen Haus das wir natürlich mit unseren Eltern und Großeltern und unserem Schäferhund, der uns einst zugelaufen war, teilten.
Doch eines Abends kam mein Großvater nach Hause und war sehr bedrückt. Das waren wir von ihm nicht gewohnt, denn normalerweise war er immer fröhlich und zu Scherzen aufgelegt.

Mein Großvater wollte uns Kindern nicht erzählen was los ist, ich war erst sieben und Tiara war neun. So gingen er und meine Großmutter mit meinen Eltern ins Untergeschoss und schlossen sich dort die ganze Nacht ein und redeten. Tiara und ich wollten natürlich wissen, was sie besprachen und schlichen uns in der Nacht vor ihre Türe um zu lauschen.
Ich weiß nicht wieso, aber nachdem wir fünf Minuten vor der Tür gestanden und unsere Ohren auf das Holz gelegt haben, öffnete mein Großvater auf einmal die Tür. Meine Schwester und ich stürzten vor lauter Schreck nach hinten und als wir auf dem Boden lagen schrie mein Großvater uns an, wir sollen gefälligst nach oben gehen, uns die Zähne putzen und uns schlafen legen. Bevor er die Tür wieder zu schmiss, warf ich noch einen Blick hinein und sah, das meine Mutter auf dem alten, geblümten Sofa saß und weinte, während mein Vater tröstend den Arm um sie gelegt hatte und ihr ein paar Worte zuflüsterte.
Tiara und ich rannten so schnell wir konnten die Treppe hinauf und in unser gemeinsames Zimmer
Ich weiß noch genau, wie ich mich in meinem Bett zusammen gekauert hatte und fragte: „Was ist den los mit Opa? Glaubst du, er ist krank?“
Tiara antwortete: „Aber nein, Delia, Opa geht es sicher gut. Wahrscheinlich hat er nur wieder Probleme mit seiner Rente.“ Obwohl sie mich überzeugen wollte, klang sie selber sehr zaghaft, als sie diese Worte sprach, die ich nie vergessen werde.
Am nächsten Morgen kam mein Opa zu uns ins Zimmer und weckte uns auf. Er entschuldigte sich bei uns, weil er uns gestern so schroff behandelt hatte und umarmte mich und meine Schwester ein letztes Mal. Danach verschwand er wieder unten in seiner Wohnung im Erdgeschoss und kam für den Rest des Tages nicht mehr zu uns herauf.

Als ich in die Küche ging, stand meine Mutter am Herd und machte Frühstück. Sie antwortete nur einsilbig und leise auf alles was ich sagte und als ich das Gespräch auf gestern Abend lenken wolle, sagte sie gar nichts mehr, sondern reichte mir nur einen Teller mit Pfannkuchen.
Meinen Großvater bekam ich in der folgenden Woche kaum noch zu Gesicht und immer wenn ich ihn traf, war er mürrisch und niedergeschlagen.

Genau eine Woche später, am folgenden Samstag, erhängte sich mein Großvater an einem Apfelbaum in unserem Obstgarten.

Meine Mutter fand ihn am nächsten Morgen als sie gerade die Wäsche aufhängen wollte schrie auf; so etwas jammervolles und klägliches habe ich in meinem Leben bisher nie wieder gehört.
Mein Vater, der gerade mit uns fernsah, befahl Tiara und mir im Haus zu bleiben und jagte die Treppe hinunter zu meiner Mutter die jetzt kläglich wimmerte und meiner Oma, die in der Nähe meiner Mutter im Gras kauerte und mühselig und unter Klagen die Fäuste gegen den Himmel schüttelte. An die darauf folgende Zeit kann ich mich kaum noch erinnern, außer das im Haus niemand über meinen Großvater sprach.

Erst auf seinem Begräbnis erfuhren meine Schwester und ich, warum Großvater sich das Leben genommen hatte.
An jenem verhängnisvollen Samstag war er bei einem guten Freund zu Besuch gewesen, der früher Arzt war. Er erzählte ihm, dass er in letzter Zeit immer müde und abgespannt sei und auch stetig an Gewicht verliere und sein Husten schon seit einigen Wochen anhielt. Er vermutete eine Grippe; sein Freund vermutete Schwindsucht.
Sein Freund behielt leider Recht.

Anschließend ans Begräbnis, nachdem meine Mutter und meine Oma mechanisch allen Gästen die Hände geschüttelt, die Beileidsphrasen entgegengenommen und sie verabschiedet hatten, blieben wir vier, meine Oma, meine Mutter, meine Schwester und ich noch länger vor dem Grab stehen.
Meine Oma stand am Fuß des Grabes ihres Gatten und wehklagte: „Wie konntest du mir das nur antun? Warum? Warum?“ Und mit Tränen in den Augen drehte sie sich um und sah uns alle der Reihe nach an, dann bückte sie sich und hob etwas frische Erde vom Grab auf und wendete sich wieder uns zu.

„Ihr könnt euch den Schmerz in mir nicht vorstellen“, flüsterte sie durch ihre schmalen Lippen.
„Und ich möchte, dass ihr diesen Schmerz auch nie erfahren werdet. Was mir angetan wurde, soll keinem anderen Mitglied unserer Familie je wieder widerfahren. Wer aus unserer Familie sich jemals wieder selber das Leben nehmen sollte, dem bleibe als Rache dafür der Tod auf ewig verwehrt!“ Und mit einer Kraft, die man so einer alten, gebrechlichen Frau nie zugetraut hätte, warf sie die Erde auf den Grabstein wo sie in den hohlen Lettern haften blieb.
Mir war mit meinen sieben Jahren damals nicht bewusst, dass meine Großmutter soeben einen Fluch über unsere gesamte Familie ausgesprochen hatte und ich vergaß ihn bald darauf wieder.
Seitdem waren vierzehn Jahre vergangen.
Meine Großmutter war friedlich und im Schlaf an Herzversagen gestorben, aber das lag nun auch schon lange zurück. Als letztes flüsterte sie vorm einschlafen noch den Namen meines Großvaters.

Meine Schwester Tiara hatte nun schon ihre eigene Familie und lebte mit ihrem Mann und ihren zwei reizenden Kindern, ein Junge und ein Mädchen, in einem eigenen Haus, nicht allzu weit von unserem entfernt. Ich blieb noch bei meiner Mutter im Haus, hauptsächlich um ihr zur Hand zu gehen, aber auch, um genügend Geld zu sparen, dass ich mir später einmal mit meinem Verlobten, dem Soldaten Stephan, ein eigenes Haus leisten konnte.

Von Zeit zu Zeit fühlte ich mich matt und war müde, aber ich schrieb das der vielen Haus- und Gartenarbeit zu, deshalb ging ich nie zum Arzt. Aber nachdem auch ich anfing, pausenlos zu husten, drängte meine Mutter mich, doch zum Arzt zu gehen.
Ich ging zum neuen Hausarzt unserer Familie, Dr. Mercz, und als ich dort im Wartezimmer saß bekam ich einen seltsamen Geschmack im Mund und musste plötzlich stark husten. Ich nahm mein Taschentuch zur Hand und als ich es wieder einpacken wollte, fiel mein Blick auf die roten Flecken darauf. Ich hatte Blut gehustet.
Die Schwindsucht schien wie ein zweiter Fluch auf meiner Familie zu lasten.

Der Arzt gab mir einige Medikamente mit, und verordnete mir Bettruhe. Als ich nach Hause kam, musste ich wohl denselben Gesichtsausdruck wie mein Großvater viele Jahre zuvor gehabt haben. Meiner Mutter musste ich die Diagnose nicht sagen, ihre Tränen verrieten mir, dass sie es schon längst wusste.
Nachdem ich etwas länger als eine Woche das Bett gehütet hatte und sich immer noch keine Besserung eingestellt hatte, schickte das Heer einen jungen Soldaten zu uns ins Haus, der mir Stephans Uniform, seine Waffe und ein paar seiner Habseligkeiten überreichte. Mein Verlobter war in der Nähe unseres Dorfes bei dem Versuch, eine Handgranate zu entschärfen, ums Leben gekommen.

Tiara und meine Mutter waren bei mir im Zimmer, als mir der junge Soldat erzählte, was passiert war. Mein Gesicht und mein Polster waren schon nass von den vielen Tränen und ich fühlte mich als wäre ich in einem nie endenden Albtraum gefangen.
Mit großer Anstrengung richtete ich mich in meinem Bett auf und anstatt zu für Stephans Seele zu beten, verfluchte ich Gott lauthals wegen seiner Ungerechtigkeit. Dann sank ich vor Erschöpfung zurück ins Kissen und tiefer, traumloser Schlaf führte mich endlich ins Vergessen.

Mitten in der Nacht stand ich auf und ging zu der großen Kommode aus dunklem Holz in unserem Nähzimmer und nahm Stephans Waffe in die Hand. Ich weiß nicht warum, aber ich verspürte das dringende Bedürfnis, sie im Licht des Mondes näher zu betrachten und ging mit nichts als meinem Nachthemd bekleidet und mit der glatten, polierten Waffe in der Hand hinaus in den Garten zu dem alten knorrigen Apfelbaum. Ich war als Kind gerne darin herumgeklettert, aber nachdem sich mein Großvater an einem Ast dieses Baumes sein Leben nahm, kletterte ich nie wieder darauf.
Jetzt setzte ich mich vor diesen Baum ins hohe Gras, vermutlich habe ich dabei meiner Großmutter ähnlich gesehen. Ich hatte keine Schmerzen mehr, keine Trägheit, in diesem Moment fühlte ich mich von allen Qualen erlöst. Dann geschah alles ganz rasch.

Ich hob die Waffe nah an meine Augen um ihren Glanz und vielleicht auch ein kleines Abbild von mir auf ihrer Oberfläche zu erkennen. Plötzlich hielt ich sie mir an den Hinterkopf und drückte, ohne nachzudenken, den Abzug. Es kam mir wie das natürlichste der Welt, ja wie das einzig Richtige in diesem Moment vor.
Ich spürte nichts, als die Kugel meinen Schädel durchdrang. Dann sackte ich vornüber nach links ins Gras und in einer letzten Vision sah ich mich, mit sieben Jahren, am Friedhof stehen:

Ich stand rechts von meiner Schwester, meine Mutter stand links von ihr. Meine Großmutter stand vor meiner Schwester und hielt die Hand voll frischer Friedhofserde mit einer anklagenden Geste vor uns hin. Es war der Moment, als sie den Fluch, und damit die Ursache für mein jetziges Schicksal, aussprach.
„Ihr könnt euch den Schmerz in mir nicht vorstellen. Und ich möchte, dass ihr diesen Schmerz auch nie erfahren werdet. Was mir angetan wurde, soll keinem anderen Mitglied unserer Familie je wieder widerfahren. Wer aus unserer Familie sich jemals wieder selber das Leben nehmen sollte, dem bleibe als Rache dafür der Tod auf ewig verwehrt!“
In meiner Vision wandte sie sich plötzlich mir zu und ihre warmen Augen schienen sich bis in meine Seele zu bohren, und statt die Erde auf den Grabstein zu werfen, warf Sie sie plötzlich auf mich.

Als ich wieder aufwachte, erinnerte ich mich nicht mehr daran, was ich getan hatte. Ich fühlte mich bloß schwer und träge. Um mich herum war alles dunkel und ich lag auf etwas hartem und kaltem.
Und der Geruch von nassem Holz drang mir in die Nase.
Reza ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2008, 13:54   #2
Horror-Freak
 
Dabei seit: 08/2008
Beiträge: 5


Ist richtig gut geworden!
Horror-Freak ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2008, 20:58   #3
Katha
 
Dabei seit: 06/2006
Beiträge: 140


Hallo Reza,
im Gegensatz zu Horror-Freak finde ich deine Geschichte nicht ganz so toll. In meinen Augen ist sie einfach zu unglaubwürdig, selbst für eine solche Art von Geschichte. Dein Schreistil gefällt mir auch nicht wirklich, selbst wenn er sich gegen Ende etwas verbessert.

Fangen wir mal mit dem Schreibstil an. Deine Sätze beginnen ständig mit den gleichen Worten, besonders am Anfang deiner Geschichte ist es extrem. Versuche mal etwas Abwechslung in die Sache zu bringen. Man kann auch mit Nebensätzen anfangen und "ich" und "wir" sind generell nicht gerade elegante Lösungen, um einen Satz zu beginnen. Teilweise sind deine Sätze zu kurz, so dass sie etwas gestottert daher kommen; andere Sätze sind hingegen wieder "Kant-verdächtig" lang und fehlende Kommata tun ihr übriges.
Dann verstehe ich deine "Absätze" nicht. Wieso unterteilst du deine Geschichte in Abschnitte? Ich bin ja sonst nicht so pingelig was die Form angeht, aber das sieht einfach nur unschön aus.
Zum Inhalt: Wie ich zuvor schon angesprochen habe, fehlt mir in deiner Geschichte die gewisse Glaubwürdigkeit. Der Großvater bringt sich um, weil er krank ist; dann verflucht die Großmutter die Familie; die jüngste Tochter wird ebenfalls krank; der Ehemann von ihr stirbt am selben Tag an dem sie erfährt, dass sie krank ist; sie erschießt sich mit seiner Waffe.
Dass der Prot an der gleichen Krankheit erkrankt, kratzt bei mir schon hart an der Grenze. Dass allerdings am selben Tag - an dem sie erfährt, dass sie krank ist - der Ehemann auch noch stirbt, ist zu viel des Guten. Zumal sie sich auch noch mit dessen Waffe erschießen will. Tragik ist ja schön und gut, aber das? Bitte... (Oh, da fällt mir gerade noch ein, dass sie sich die Waffe nicht an den Hinterkopf halten kann um sich zu erschießen, das ist so ziemlich unmöglich und auch nicht gerade typisch für einen Selbstmörder. Die Schläfe wär da wohl besser.)
Versuche einmal deine Geschichte nicht so sehr mit Klischees voll zu stopfen (Großmutter, die Flüche ausspricht; Waffe des Toten Geliebten für Selbstmord; Rumänien; Armut (was haben Flüche mit Armut am Hut?); Unsterblichkeit...) und mit der Dramatik etwas zu sparen. Das ist wie mit Romanzen, zu viel Liebe und Gesülze ist einfach... zu viel.

Nichts für ungut
und lg, Katha
Katha ist offline   Mit Zitat antworten
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