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Alt 20.05.2008, 21:17   #1
Umbra
 
Dabei seit: 05/2008
Beiträge: 14


Standard Totengeflüster

Hier ist ersteinmal ein etwas älterer Text von mir. Ich mag ihn irgendwie, auch wenn der Titel besser sein könnte und das ganze etwas kurz geraten ist. ich wüsste gern was ihr dazu sagt. Also die Leute von den berliner Festspielen hats nicht überzeugt *beleidigtsei*

Ich saß einfach nur da, auf meinem Bett. Mein Haar klebte mir im schweißnassen Gesicht. Die Tränen brannten in meinen Augen und verschmierte Schminke zierte meine Wangen. Schwer atmend starrte ich auf die Gegenstände in meinen Händen. Meine Rechte hielt ein Messer, die Linke ein Buch. Nein, es war nicht die Bibel. Mein Vertrauen in die Kirche hatte ich schon lange verloren, denn einem Gott, der solche Wesen wie uns Menschen auf eine so schöne Welt loslässt, kann man nicht mehr trauen. Das Buch hatte mir mein Opa zum 10. Geburtstag geschenkt. Es beschrieb wie jeder einzelne Mensch mit seinem Verhalten zum Weltfrieden beitragen kann. Ich fand es schon immer ganz toll. Ich wog die beiden Gegenstände in den Händen. Ganz klar: Rechts war die leichtere Lösung, aber auch die Richtige? Zorn ließ meine Finger das Messer umklammern und ich hätte mein Buch beinah fallen gelassen. Nur beinah. Aber ich möchte in meiner Erzählung nicht vorgreifen. Also folgen Sie meinen Worten.
Es begann alles an einem verdammt heißen Nachmittag im Mai, ich kam gerade von einem Spaziergang wieder als das Telefon klingelt. Nun ja, so konnte man es eigentlich nicht nennen. Mal wieder war ich auf dem Friedhof gewesen, um die Blumen auf dem Grab meines Opas zu gießen. Als ich noch klein war fragte ich auf einer Beerdigung meine Mutter: „Warum gibt es Gräber?“ Sie antwortete darauf: „Damit man die Toten in guter Erinnerung behält und nicht vergisst.“ Aber Heute frage ich mich: Wie soll man jemanden in guter Erinnerung behalten, wenn man nur auf kalten Marmor starrt. Ich meine, dieser glatt geschliffene Stein hat doch so gar nichts mit meinem Opa gemeinsam. Gräber sind alle gleich, aber die Menschen darunter waren doch auch nicht alle gleich. Okay, das Telefon klingelte und ich hob ab. Halbherzig leierte ich den üblichen Text in den Hörer. Die Stimme am anderen Ende der Leitung erhellte meine Miene einwenig. „Hey, Cay, und wie geht’s`?“
„Was ist los, Hope? Ich kenne dich, den Tonfall benutzt du nur, wenn du was von mir willst!“ Die Stimme meiner besten Freundin klang so fremd und doch so fröhlich am Telefon. Was Hope anging, mein Großvater ist vor zwei Jahren gestorben und meinen Vater habe ich nie kennen gelernt, aber im Gegensatz zu Hope kann ich mich richtig glücklich schätzen. „Familiendrama in Wohnsiedlung“, „Familienvater erschießt seine Frau, zwei Kinder und sich selbst!“ hatte in der Zeitung gestanden und, na ja, was muss ich noch mehr sagen? Meine Freundin war das dritte Kind gewesen. An jenem Tag hatte sie bei mir übernachtet. Natürlich hatte es sie hart getroffen, doch sie versuchte dies immer zu verbergen. Nun lebt das Mädchen allein mit ihrer Tante.
„Ähm…ich dachte du möchtest heute vielleicht vorbeikommen um…“
„Um was? Wir schreiben Morgen eine Latte-Arbeit, das weist du doch, ich hab keine Zeit, ich muss lernen!“ „Och, bitte. Ich hab was besonderes vor. Es wird dir Spaß machen!“
„Mhm.“
„Och, bitte.“
„Okay, wenn du so fragst kann ich gar nicht ablehnen.“
„Gut, komm doch so um vier, oh und bring doch bitte ein Weinglas mit.“ Ich hasste es, wenn sie versuchte geheimnisvoll zu klingen, denn Hope schaffte es nie. Während wir noch etwas plauderten, wanderte ich durch den Flur in mein Zimmer und schließlich legte ich auf. Im selben Moment zuckte ich vor Schreck zusammen und stieß mir den Fuß am Bett. Ein Stapel Bücher war ohne jeden Grund von meinem Schreibtisch gekippt. Es kroch mir eiskalt den Rücken hinunter und ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. Dennoch packte ich den Kram, den ich mitnehmen sollte und machte mich schnellst möglich auf den Marsch zu meiner Freundin. Es war kein langer Weg, aber in der Hitze, die so unvorbereitet über unser Städtchen eingebrochen war, kam ich ganzschön ins schwitzen. Vorbei an der Grundschule, paar Straßen weiter und schließlich durch den Park, schon war ich angekommen.
Hope öffnete mir mit einem breiten Grinsen die Tür. „Wir kaufen nichts!“ Ihr Standart-Spruch. Das braune Haar fiel ihr über eine unheimlich kitschige Bluse. Darin sah sie aus wie eine dieser Madame Esmeraldas, die einem für viel zu hohe Preise, auf der Kirmes, eine zweitklassige Zukunft verkaufen wollen. Bevor ich auch nur einen Ton sagen konnte, hatte das Mädchen mich auch schon in ihr Zimmer gezerrt. Der Raum war für meinen Geschmack viel zu Gelb, und jetzt hatte sie auch noch alle möglichen Sorten von Kerzen aufgestellt. In der Mitte des Zimmer versperrte einem ein großer sperriger Tisch den Weg. Darauf hatte Hope ein paar schöne Kärtchen mit Zahlen und Buchstaben ausgebreitet. Endlich ging mir ein Licht auf. Mit meinem Vergleich hatte ich gar nicht so falsch gelegen. „Du glaubst doch nicht etwa an den Quatsch?“
„Hey, Camilla, sei doch nicht so negativ eingestellt! Das geht, echt, ich hab über Geisterbeschwörung und Gläserrücken einen ellenlangen Artikel im Internet gelesen. Und… jetzt gib mir doch bitte das Glas!“ Einwenig flau war mir im Magen schon, besonders nach der Geschichte mit den Büchern gerade eben, aber insgeheim wollte ich so etwas schon immer mal ausprobieren. „Also, wie soll dein Hokuspokus funktionieren?“
„Nimm mich doch ernst!“
„Dich nehm ich ernst, aber nicht alles, was du machst.“ Sie streckte mir die Zunge raus. „Okay, du alter Griesgram, du setzt dich auf die eine, ich auf die andere Seite. Genau. Und jetzt legen wir beide die Finger auf das Glas. So, sprich mir gleich nach. Und ja nicht loslassen, auch nicht, wenn du schiss bekommst.“
„Hat das denn keine Folgen? Ich meine, die warnen doch immer vor so was!“
„Nein, nicht wenn man es richtig macht und `nen klaren Verstand hat. Allerdings darf man es nicht übertreiben und man sollte nicht ungeduldig sein, denn es funktioniert nicht immer direkt. Also, können wir dann anfangen?“ Ich nickte. Hope öffnete den Mund, kam allerdings nicht dazu etwas zu sagen. Ihre Gardinenstange knallte laut neben dem Tisch auf den Boden. Meine Freundin kreischte. „Du musst deinen Mist auch besser fest machen! Sei nicht albern, wir haben dein Dings noch nicht einmal gerufen!“
Sie nickte leicht eingeschüchtert und auch ich vertraute meinen Worten nicht wirklich. Allerdings machten wir einfach weiter, als wäre nichts passiert, obwohl wir beide so nervös waren, dass man es schon fast riechen konnte. Wir hätten es besser sein gelassen, auf die Warnungen gehört. Hope begann: „Geist, ich rufe dich!“
Ich sprach ihr nach: “Geist, ich rufe dich!“ Wir hielten gespannt den Atem an. Was würde wohl geschehen?
„Geist, bist du da?“ Hope klang unsicher und eingeschüchtert. Stille. Sie schien Hunderte von Jahren zu dauern. Es geschah nichts, gar nichts „Okay, ich glaube wir können abbauen!“ Auch sie hatte es gespürt, pure Kälte. Aber ich dachte mir: nicht so, Mädchen. Die Geschichte wird durchgezogen! „Nee, nee, nee, wir probieren das jetzt noch mal.“ Wir wieder holten das Ritual, jedoch ohne die Hoffnung, Antwort zu erhalten. Diesmal wurden wir nicht enttäuscht. Langsam bewegte sich das beste Weinglas meiner Mutter.
Ja
Mein Atem stockte, ich wollte meine Hand weg ziehen, doch sie war so kalt, dass ich sie nicht mehr spüren konnte. „Hope, das ist nicht witzig! Du willst mich doch bloß verarschen!“ „Nein, ich bin das nicht. Ich schwör!“ „Wobei?“ Als meine Freundin antworten wollte fing das Glas wieder an sich zu verschieben.
Bei ihrem Leben
Keiner von uns konnte noch etwas sagen. Hope sah mich angsterfüllt an. Ich wünschte mir nichts mehr, als sie trösten zu können, aber auch ich hatte keine Erklärung. „Wer bist du?“
William
Seltsam, aber jetzt war ich dran: „Welche Note hab ich in der Lateinarbeit morgen?“ Wir ließen unserem Geist etwas Zeit.
2739
Augenblicklich ließ ich los. „Das ist doch Quatsch! Ich bekomm doch keine 2739!“ Als ich das verängstigte Gesicht meines Gegenübers sah, fügte ich hinzu: „So schlecht bin noch nicht einmal ich.“ Es funktionierte: Sie lächelte. Ich half Hope die Kerzen aus zu blasen, sackte mein Glas wieder ein und wanderte nach Hause. Auf die Frage meiner Mutter wie es war, antwortete ich mit Schweigen.
In der Nacht bildete ich mir ein, jemand stände in meinem Zimmer. Ich versuchte den Tag aus meinen Gedanken zu verbannen doch es ging einfach nicht. Immer wieder sah ich dieses eine Wort vor meinen Augen aufblinken: William. So musste er geheißen haben. Oder hatte Hope doch nur ihre Spielchen mit mir getrieben? Ich wollte die Antwort eigentlich gar nicht wissen. Endlich schaffte ich es dann auch einzuschlafen, aber nicht lange. Im Traum sah ich einen Jungen, nur wenig älter als ich. Er wollte mit einem Messer auf mich losgehen und kreischte schriller als ein Mensch es jemals könnte. Kurz bevor er zustechen konnte hielt ausgerechnet mein alter, verstorbener Opa von hinten den Arm des Jungen fest. Dann wachte ich schweißgebadet auf. Für die nächsten Tage vergaßen wir den angeblichen William. Oh, etwas passierte noch: Wissen Sie, mein Großvater hatte eine richtig alte und wunderschöne Pendeluhr. Als er starb blieb diese einfach stehen. Alle Versuche, sie wieder aufzuziehen scheiterten, doch einen Abend nach unserer Seance schlug sie plötzlich zwölf Uhr und verstummte daraufhin wieder.
Ich saß an meinem Tisch und baute Türmchen aus Stiften, als unser Lateinlehrer hereinkam. Mr. Barnes krakelte den Durchschnitt an die Tafel und knallte uns die Arbeiten auf die Tische. „Na, was hast du? Bestimmt keine 2739, oder?“ fragte Hope. Ich schlug das erste Blatt zurück und hätte beinah aufgehört zu atmen. „Ich hab eine Zweiminus.“ Hope starrte nur doof auf mein Blatt. Da schaltete sich Mr.Barnes ein: „Ja, aber verdammt knapp. Um genau zu sein hast du eine 2, 73.“
„Neun“ korrigierte ich ihn halb abwesend.
Wenig später…
„Das kann doch nicht sein! Du hattest die Arbeit noch gar nicht geschrieben!“
„Vielleicht sollten wir heute Abend noch mal versuchen mit William Kontakt aufzunehmen.“ Bei diesem Satz riss plötzlich der Träger meines Schulranzens, doch Hope hatte davon gar nichts mitbekommen. „Oh, jetzt ist er schon William. Ich dachte er wäre, wenn überhaupt, ein Geist!“
„Hey, ist gut. Heute Abend, fünf Uhr, okay?“
„Gut, aber, Cay, ich hab da irgendwie ein schlechtes Gefühl.“
„Du wolltest doch damit anfangen.“ „Aber ich wollte mit unseren toten Verwandten sprechen, nicht mit einem Typ, von dem wir nur den Namen kennen!“ Ihr Bedenken war berechtigt, doch das wusste ich leider damals noch nicht.
Wir trafen uns wie geplant. Der Kontakt stand direkt. Obwohl wir beide noch wahnsinnige Angst hatten, lief alles glatt. Wir stellten ein paar einfache Fragen und bauten wieder ab. Doch dies war nicht das letzte mal, dass wir eine Seance durchführten. Wir wurden schon fast süchtig danach. William beantwortete uns jede Frage, nicht nur das, gelegentlich machte er uns auch Komplimente. Hope wurde immer ganz rot und schüchtern, ich konnte allerdings nichts tolles daran sehen, von einem Stück Glas gesagt zu bekommen, dass ich schönes Haar hätte. Keine Entscheidung trafen wir mehr, ohne nicht vorher das Glas gefragt zu haben. Nur die Ausführlichkeit seiner Antworten überraschte mich jedes Mal. Obwohl ich gelegentlich noch das Gefühl hatte, jemand würde mich aus der Dunkelheit beobachten und öfter noch seltsame Dinge in unserem Haus geschahen, war die ganze Sache lange nicht mehr so gruselig. Natürlich, wir sprachen mit der Seele eines Verstorbenen, aber Geister sind nur gruselig, weil wir sie nicht kennen. So war das schon immer, seit es den Menschen gibt. Man hat nur vor dem Unbekannten Angst.
Knapp einen Monat später spielten wir mal wieder Gläserrücken.
„Liebt mein Freund mich?“ fragte Hope. Ihr Freund hieß Roger. Ein ganz ordentlicher Junge, hatte schon den Führerschein. Das Glas bewegte sich nicht. „Hallo?“ Die Sache erschien mir doch seltsam. Endlich hörten wir wieder das vertraute kratzen von Glas auf einer Tischplatte.
Komm zu mir
Meine Freundin starrte mich fragend, nein, flehend an. „Was soll denn das heißen?“ Man konnte die Wut hören, die in meiner Stimme mitschwang.
Hope ist Mein, komm zu mir
Das Mädchen begann zu zittern. Ich wusste das es ein Fehler war, doch der Drang meine Freundin zu schützen war größer. Ich riss das Weinglas weg, fegte, unter den entsetzten Blicken von Hope, die Buchstabenkarten mit meinem Arm vom Tisch und verließ schweigend das Zimmer meiner Freundin. Kurz bevor ich die Tür schließen konnte, rief sie noch: „Das war ein Fehler. Camilla, das hättest du nicht tun dürfen!“ Hopes Stimme klang heiser und ängstlich. Ich ignorierte ihre Worte und antwortete: „Viel Spaß, heute Abend. Du fährst doch mit Roger zur Party, oder? Bis morgen!“
In der Nacht schlief ich schrecklich unruhig. Gegen 1 Uhr weckte mich plötzlich der Krach eines zu Boden gefallenen Bildes. Ich ließ die Scherben auf dem Boden liegen und versuchte wieder einzuschlafen, schaffte es jedoch nicht. Als ich am nächsten Morgen völlig übermüdet in die Schule kam, war Hopes Platz noch lehr. Er blieb den ganzen Tag lehr und nicht mal unsere Lehrer wussten, wo sie steckte. Die Zeit verging und ich wurde immer nervöser. Sie hat nur einwenig zu viel gefeiert, redete ich mir immer wieder ein, immer und immer wieder. Endlich durften wir nach Hause. Ich rannte sofort los. Beinahe wäre ich von einem Auto angefahren worden, doch es war mir egal, ich wollte nur Heim, zum Telefon. Etwas war passiert, ganz klar. Endlich da, ich riss die Tür auf, rannte an meiner Mutter vorbei zum Telefon und hämmerte Hopes Nummer in die Tasten. Meine Mutter und Hope waren das einzige, das ich noch hatte. Wenn ich einen von ihnen verlieren würde, müsste ich daran zerbrechen. Ich betete zu wem auch immer, das sich die Stimme meiner Freundin melden würde, vielleicht leicht heißer von einer Erkältung. Ich wurde enttäuscht. Ihre Tante Evelyn hob ab. „Ja?“ Ihre Stimme war schwächer als sonst. „Evelyn?“
„Camilla? Mädchen, es ist so schrecklich…“
Mehr brauchte sie auch nicht mehr zu sagen, ich wusste sofort was passiert war. Schluchzend ließ ich den Hörer sinken. „Was ist mit ihr? Bitte, sagen Sie nicht das…“ Ich wollte den Satz nicht beenden. „Sie ist tot. Hope ist tot. Es tut mir so leid. Es war ein Verkehrsunfall. Tut mir so leid. Gestern Nacht. Es ist alles meine Schuld. Sie ist im Krankenhaus…“ Hopes Tante begann zu schluchzen. „Nein!“ Ich sank auf die Knie und ließ das Telefon auf den Boden fallen. Bevor meine Mutter etwas sagen konnte, rannte ich hoch in mein Zimmer und knallte die Tür hinter mir zu. Mitten im Raum sackte ich wieder in mir zusammen, dabei schnitt ich mir die Hand an einer Scherbe auf. Als ich auf den Boden sah, bemerkte ich das Bild, das gestern Abend herunter gefallen war. Das Foto zeigte mich und Hope. Das durfte nicht wahr sein, nicht Hope, sie hatte es nicht verdient. Die Zeit verging. Ich beobachtete nur mein Blut, das langsam auf den Boden tropfte. Den Schmerz spürte ich nicht mehr.
Tagelang ging ich nicht zur Schule. Meine Mutter hielt sich rücksichtsvoll zurück. Auf der Beerdigung meiner besten Freundin konnte ich dann nicht mehr weinen. Es war genau so, wie auf jeder anderen Beerdigung. Ich tat gar nichts mehr, versank in meiner Trauer. An so etwas wie Gläserrücken konnte ich nicht denken. Alles was mir sonst so wichtig war, hatte an Bedeutung verloren. Bis mich eines Tages die Frage quälte: Warum war sie gestorben? Hatte William sie zu sich holen wollen? Schließlich stellte ich doch voller Zorn das verhasste Glas auf den Tisch.
„Komm her, du toter Mistkerl!“ Eine seltsame Art, einen Geist zu beschwören, doch er antwortete tatsächlich.
Ja
„Warum? Warum hast du mir Hope genommen?“
Ich war es nicht
„Ach nein? Wer dann?“
Roger
Diese Antwort überraschte mich. „Was soll das heißen? Wie meinst du das?“
Er war gefahren, ihm war nichts passiert, es war seine Schuld, er tötete Hope
Endlich stand das Glas wieder still. Oh, Gott, er hatte Recht. Aber war Roger wirklich Schuld? Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Vor Zorn begann ich zu zittern und fragte dann doch ganz ruhig, wie eine treu ergebene Sklavin ihren Herren: „Was soll ich tun?“
Die Worte bildeten sich schnell, ohne Verzögerung:
Töte ihn
Sofort stand ich auf, ich war zu schwach um mich zu wiedersetzen, und ging mir in der Küche ein Messer holen. Als ich schon fast aus der Tür gegangen war, hörte ich aus meinem Zimmer einen Knall. Er ließ mich in der Bewegung inne halten. Es brachte mich wieder zur Besinnung. Als ich in mein Zimmer sah, viel mir sofort auf, was aus dem Regal gefallen war. Es war das Buch, das ich vor so langer Zeit von meinem Großvater bekommen hatte. Ich nahm es in die andere Hand, dann brach ich weinend auf meinem Bett zusammen.
Und jetzt sind wir wieder am Anfang meiner Geschichte angekommen. Wollen Sie wirklich wissen wie ich mich entschied?
Ich wog die beiden Gegenstände in den Händen ab. Rechts wäre leichter denn es ist immer schwerer jemandem zu vergeben. Ein letztes Mal spürte ich den Hass in mir hochsteigen, dann wusste ich wie ich mich entscheiden würde. Als das Messer auf den Fußboden meines Zimmers fiel, zersprang eines der teuren Weingläser meiner Mutter in tausend Teile und eine Uhr in unserem Wohnzimmer begann wieder zu schlagen.
Als ich das Buch fest umklammerte, spürte ich etwas hinter mir.
„Warum sollte ich ihn töten, er ist gefahren, aber es war doch immer noch ein Unfall?“
Im hintersten Winkel meines Kopfes hörte ich eine unvertraute Stimme flüstern: Er hat sie getötet, doch sie liebt ihn immer noch. Nur mit seinem Tod ist sie frei. Nur durch seinen Tod, kann ich sie zu mir holen.
Umbra ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.05.2008, 20:31   #2
Katha
 
Dabei seit: 06/2006
Beiträge: 140


Hey umbra,
also im Allgemeinen finde ich deine Geschichte ganz interessant und auch ganz gut geschrieben. Das Einzige was mich ein wenig stört, ist die Einleitung und/bzw. das Ende. Ich finde es immer etwas merkwürdig, wenn der Prot den Leser direkt anspricht. Das kommt so unrealistisch und prollig rüber, von wegen: "Ey, Leser! schau her was ich erlebt hab. Bin ich nicht toll?" Meine Meinung
Dann ist da noch ein Absatz, den ich nicht ganz verstehe...
Zitat:
Ja
Mein Atem stockte, ich wollte meine Hand weg ziehen, doch sie war so kalt, dass ich sie nicht mehr spüren konnte. „Hope, das ist nicht witzig! Du willst mich doch bloß verarschen!“ „Nein, ich bin das nicht. Ich schwör!“ „Wobei?“ Als meine Freundin antworten wollte fing das Glas wieder an sich zu verschieben.
Bei ihrem Leben
Keiner von uns konnte noch etwas sagen. Hope sah mich angsterfüllt an. Ich wünschte mir nichts mehr, als sie trösten zu können, aber auch ich hatte keine Erklärung. „Wer bist du?“
William
Seltsam, aber jetzt war ich dran: „Welche Note hab ich in der Lateinarbeit morgen?“ Wir ließen unserem Geist etwas Zeit.
2739
Ich blick da nicht richtig durch, wer was sagt und tut. Und was meinst du mit "Bei ihrem Leben"?

Dann wollte ich mal fragen, wo diese ganze Geschichte denn spielt?
Und eins versteh ich nicht so ganz. Wieso will William Hope zu sich holen? Ist er der Tod ansich? Aber wieso dann William? Und wieso fordert er Camilla dann auf, Roger zu töten? Und tötet sie ihn am Ende oder nicht? Und wieso wusste ihr Großvater schon bevor sie mit der Geisterbeschwörung überhaupt anfingen, dass sie es machen würden (fallende Gegenstände...)
Und wer oder was ist ständig bei hr im Raum bzw. steht hinter ihr?

Wie gesagt, im Großen und Ganzen finde ich die Geschichte sehr interessant. Für meinen Geschmack gibt es nur etwas zu viele offene Fragen und die Einleitung ist unglücklich gewählt. Mit ein bisschen Überarbeitung kann da was ganz tolles drauß werden Rechtschreibfehler ich keine gesehen (obwohl ich da im Moment sowieso außer Übung bin).
lg, Katha
Katha ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.05.2008, 21:18   #3
Umbra
 
Dabei seit: 05/2008
Beiträge: 14


Abend!
Danke erstmal.
Ja, an der Geschichte gibt es viel zu verbessern, aber es ist jetzt schon fast ein Jahr her, dass ich sie geschrieben habe und erhlichgesagt kann ich mich mittlerweile schon gar nicht mehr damit identifizieren, daher wäre es einwenig sinnlos, sie jetzt noch zu überarbeiten :O
Ich woltte einfach mal wissen, was es dazu zu sagen gibt
Naja, vielleicht setzt ich mich doch irgendwann nochmal dahinter...

liebe Grüße,
Umbra
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