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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

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Alt 27.05.2013, 18:26   #1
männlich Elysium
 
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Ort: Siegburg
Alter: 43
Beiträge: 490

Standard Titan

Ein Epos, das mit Deinem Tod begann,
ein Leben, das wie Sand im Wind zerrann,
ein letzter Kelch, den Du mit Chronos trankst,
bevor Du tief im Tartarus versankst.

Nach einem Jahr steigst Du erweckt empor,
es tönt wie Glocken der Titanenchor
und vor Dir liegt der Berg im Firmament,
zehntausend Meter hoch, ein Monument.

Du ziehst die treuen Klingen, blanken Stahl,
schon längst getroffen hast Du Deine Wahl,
zu treiben tief sie in Olympos Wand,
zu schwingen Dich empor ins Götterland.

So reißt Du Zoll für Zoll Dich hoch hinauf,
rings um Dich schwingen die Dryaden auf,
da dringt ein weltzerschmetternd Hörnerhall
herab zu Dir, er bringt Dich fast zu Fall.

Apollo ist’s, sein Wagen gleißt im Licht,
er naht, er rast und du kannst sagen nicht,
ob mehr der Todesschrecken seiner Macht,
ob mehr die eigne Angst dich zögern macht,

dass Deine Blasphemie hat Zorn erweckt,
noch größer als der Hass, der in Dir steckt.
Denn wenn das Pantheon im Kampf entbrennt,
scheint Menschenblut das schwäch’re Element.

Doch starb der Mensch in Dir an jenem Tag,
als Leben tot in Deinen Armen lag,
als Ares Dir das Weib im Rausche nahm,
und zweimal nahm, zu töten sie in Gram.

So brüllst Du und der Racheschwur erschallt,
der lauter noch als Götterdonner hallt,
er fährt herab und bricht den Grund entzwei,
ruft die Titanen – Chronos steht Dir bei.

Die Macht der Zeit und Erde Dich durchdringt,
hebst eine Klinge, die vom Ende singt,
und ohne, dass der Gott es kommen sieht,
reißt Du sie hoch und schmetternd klingt ihr Lied,

das selbst für Götterohren nicht gemacht,
der Wagen birst und edler Knochen kracht,
Apollos schönes Antlitz bricht entzwei,
ein Gott erlischt, ganz ohne Todesschrei.

Und nur sein Blut ergießt sich, rote Flut,
sie streifet Dich, sie brennt wie weiße Glut,
entzündet heller noch den inn’ren Brand
und weiter wirfst Du Dich empor die Wand.

Der Gipfel Dir nun endlich greifbar scheint,
es regnet, Hera, die in Panik weint.
Und schließlich, kalt und freudig, stehst Du dort,
zum Greifen nah der Lügen wahrer Hort,

den man bei uns als Götterheim benennt,
Du nennst ihn Pfuhl, der keine Ehre kennt.
Dort trifft Dich der Lakaien wogend Flut,
von Tausenden vergießt Du lachend Blut,

erreichst des Vaters adamant’nen Thron
und seine Stimme tönt voll kaltem Hohn,
zu spotten Dir, „der nur von Hass geführt,
den Weg gemacht, den Krieg erst aufgerührt,

der schließlich geifernd wie ein Tier vollbringt,
wovon am Ende doch kein Lied je singt,
voll falschem Stolz hier den Verrat nun wagt,
der Ehre längst für ewig hat entsagt.“

Doch Deine Ohren sind der Ränke taub,
so pralln sie ab, falln trocken in den Staub,
so lachst Du nur und sein Gesicht erstarrt
– ach, wie er linkisch Deiner Taten harrt!

Schnell gehst Du Fuß vor Fuß zu seinem Sitz,
küsst Deine Klingen, hebst sie wie ein Blitz,
lässt tief hinab sie fahren in sein Haupt,
und Blut besiegelt, was er nie geglaubt.

So löst sich endlich auf, was Dich gequält,
das Übel, das die Menschheit selbst gewählt,
das nur die Suche nach dem Sinn erfand,
worin die Hybris nahm Gestalt – im Götterland.
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