Deutschlandlied

[nimmilonely]

Deutschlandlied

In einem Land, wo Mauern fielen,
weil sie den Menschen nicht gefielen,
wo Dichter über Teufel schrieben
und ewig da in Herzen blieben.

Wo Bücher sich vermehren lernten
und Krüge sich vorm Heben leerten,
wo Religionen reformiert,
luftleere Räume definiert,

Homöopaten Heilung brachte,
Papier's zum Massenmedium schaffte.
Wo Mundharmionikas erklangen
und Glühbirnen zu Licht gelangten.

Wo Telefone sprechen lernten
und Chemikalien Ordnung fanden,
Dynamos Drehungen erlangten
und Jeans den Stoff vom Bein verdrängten.

Wo die Bakterien sich zeigten,
wo Straßenbahnengleise zweigten,
wo sozialgerechtes Leben
als erstes sich ins Buch begeben

und noch bis heute Fälle klärt,
ganz ohne Messer oder Schwert.
Wo sich das Fahren auf zwei Rädern
mit einem Motor hat ergeben,

aber das war nicht so stabil,
die Lösung: Ein Automobil.
Wo Plattenspieler Platten drehten,
Dieselmotoren sich bewegten.

Wo Gleitflugzeuge schwebend fielen
und Röntgenstrahlen erst zum spielen
und dann doch schon mir mehr Respekt
in Knochen krochen mit Effekt.

Wo Aspirin zum ersten Mal
befreite von des Schmerzes Qual,
und Zündkerzen den Funken spien
und Thermoskannen Wärme hielten.

Wo Menschen sich vor Bretter setzten,
sich Würfel werfend halb zerfetzten,
weil die Figürchen die sie führten,
sich nicht so weit bewegen dürfen.

Wo Zeit und Raum sich einig wurden
und relativ verwand sein durften,
wo Bürsten endlich Pasta fanden,
die minzbeschwingt zum Zahn gelangte.

Wo Kaffefilter Kaffebohnen
vom Tassenbodentod verschonen,
wo Gummibären Münder füllten
in allen Regenbogenfarben,
bis Werbefutzis sie entdeckten
und bald Blondinen für sie warben.

Wo Kameras so klein gerieten,
dass sie in jede Tasche passten
und Tonbänder magnetisch hielten,
was bis in ferne Ohren raste.

Wo Tee in Beuteln baden durfte
und Fernsehbilder surrend spurten,
wo Schwebebahnen auf Magneten
beeilten und sich doch verspäten.

Wo Düsentriebwerke rotieren,
sich mit Propellern duellieren,
die Hubschauber in Lüfte hoben
mit Ach und Krach über dem Boden.

Wo Kerne sich gewaltsam schieden
und Wüsten ließen nach den Kriegen,
Wo die Computer rechnen lernten
und bald nicht nur die Zimmer wärmten.

Wo Currywurst dem Gaumen freute
und mancher sie zu scharf bereute,
wo Scanner kamen, sahen, siegten
und sogar Kassenplätze kriegten.

Wo Stollen Sohlen standfest machten
und Dübel Halt in Wänden schafften,
wo Pillen Schwangerschaften stoppten
auf dass die Menschen sorglos poppten.

Wo Karten erstmals Chips enthielten
und Daten handlich transportierten.
Wo Airbags Stöße weich empfingen
und Mp3 noch heute klingen.

Wo Funksignale Uhren stellten
und Kniegelenke klüger wählten.
Wo Kühlschränke das Klima schonten
und Aufzüge das Warten höhnten.

Wo die WM bei Freunden war
und jeder sich als Deutscher sah,
da ist es schön, da wird gesungen,
die Freundschaft ist noch nicht verklungen.

Da gibt es Platz für noch viel mehr
und es wird kommen mit Gewähr,
wenn wir uns nicht für die verschließen,
die aus der Ferne zu uns stießen.

In einem schönen, bunten Land,
wo ich die deutsche Sprache fand,
ist mehr als mancher, manchmal meint,
egal wir grau der Himmel scheint.

Da wo die Mauern damals fielen,
weil sie den Menschen nicht gefielen,
sind wir die Macher unsrer Zeit
und sie wird schön. Bist du bereit?

[nimmilonely]

Das Video zum Gedicht: https://www.youtube.com/watch?v=-MRB_97uoow

[Yannie]

Hi nimmilonely,

dein Slam gefällt mir. Macht Spaß zu lesen und der Inhalt ist auch gut.

MFG
Yannie