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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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03.03.2023, 00:56 | #1 |
Meide jene, die schlecht schlafen...
Meide jene, die schlecht schlafen:
Geister sind das, unruhvoll, stets getrieben von Gedanken todesschwer und liebestoll! Stehen meist mit einem Beine festgenagelt in der Gruft, stoßen wild das and’re in die süße, trunk’ne Maienluft! An sich müsst‘ es sie zerreißen bei dem großen Weltspagat. Doch sie leben, ruhlos, ewig: schlaflos untot, in der Tat. Immer rasen ihre Seelen, reißen viele mit sich mit. Ich empfehle: gib Schlaflosen, also mir auch, einen Tritt! |
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03.03.2023, 10:14 | #2 |
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Meide jene, die schlecht schlafen
Liebe Ottilie,
es gibt für den kleinen Menschen unterm großen All auch öfter mal große Probleme. Mal fehlt ihm Geld, mal ist im Supermarkt nur eine Kasse in Betrieb, oder er kann partout nicht richtig schlafen, so wie er sich den Vollschlaf vorstellt. Nun rätst du deinen Lesern aus eigener Erfahrung, solche Leute sollte man meiden. Warum eigentlich? Irgendwie fehlt mir die akzeptable Begründung. Als du das Gedicht geschrieben hast, warst du offensichtlich recht munter, denn trotz aller Misantropie macht es auf mich einen aufgeräumten Eindruck. Es handelt sich in 3 Strophen um Trochäen, in Strophe 3 ist dir ein Jambus untergelaufen. Ob du dir was dabei gedacht hast, ist mir nicht bekannt, bin aber auch zu faul, nach einem Grund zu suchen, außer dem, der naheliegt, nämlich dem, dass du da gerade am Einnicken warst. Ein sozusagen buntes Metrum ist auf diese Weise entstanden. Mehr will ich nicht schreiben, dir reicht es vielleicht schon, und so verbleibe ich mit lieben Grüßen, Rumpelstilz |
03.03.2023, 11:22 | #3 |
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Guten Morgen, Ottilie,
zunächst liest sich das Gedicht wie die Aneinanderreihung von Vorurteilen, denn belegbar sind die Schlussfolgerungen des Lyrischen Ich nicht. Am Ende stellt sich jedoch heraus, dass es sich um dessen eigenen Erfahrungen handelt und dass die Empfehlung, Schlafgestörte zu meiden, etwas mit deren chronisch schlechter Laune zu tun haben könnte, die mangelnder Schlaf zuweilen hervorruft. Mir wäre bei solchen Aufarbeitungen lieber, der Autor wählte nicht das kollektive Wir, sondern die Ich-Form, das hätte für das Lyrische Ich, um es mal mit einem von mir nicht geschätzten, aber inflationärem Begriff auszudrücken, eine "authentische" Wirkung. Nun gut, du bist den anderen Weg gegangen, und am Ende beziehst du das Lyrische Ich mit ein. Einen Jambus vermag ich nirgendwo zu entdecken, für mich liest sich jeder Vers im Trochäus. LG Ilka |
03.03.2023, 11:27 | #4 |
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Meide jene, die schlecht schlafen
Liebe Ottilie,
den Jambus nehme ich reumütig zurück. Da bin ich wohl am Einnicken gewesen. Ilka-Maria hat recht. Mit Brille wär es nicht passiert. Lieben Gruß, Rumpelstilz |
03.03.2023, 11:38 | #5 |
Ich hätte den Vers leider auch am Anfang im Jambus gelesen.
Der Satz weißt mMn konkret auf das "sich" hin und will es in Kontext stellen. 1-Silber sind nicht sehr hilfreich, um eine klare Betonung herzustellen, außer es handelt sich um Subjektive. An sich müsst‘ es sie zerreißen bei dem großen Weltspagat. Lg Mono |
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03.03.2023, 12:32 | #6 |
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Es ist hier trotzdem kein Jambus, sondern der Vers beginnt mit Anlaut, und dann liegt die weitere Betonung auf "müsst", nicht auf "es". Es ist demnach ein einwandfreier Trochäus. Vom Metrum her ist das Gedicht sauber durchgehalten, so dass ich davon ausgehe, dass Ottilie streng darauf geachtet hat.
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03.03.2023, 23:13 | #7 |
Liebe Leser,
ich bin leider derzeit in ziemlicher Zeitnot, kann daher nicht jedem die ihm/ihr zustehende Antwort geben. Ilka-Maria schreibt: zunächst liest sich das Gedicht wie die Aneinanderreihung von Vorurteilen, denn belegbar sind die Schlussfolgerungen des Lyrischen Ich nicht. Das ist nicht ganz so. Ich las vor Jahren, man habe festgestellt, dass müde Menschen auf kürzere Kontaktzeiten kommen als ausgeschlafene oder gar vorsätzlich gemieden würden. Ich habe mich dann selbst beobachtet und musste die "wissenschaftliche Erkenntnis" bestätigen. Man kennt das vielleicht auch von sich selbst: Ist man unausgeschlafen, mag man sich selbst nicht groß leiden. Auch das Selbstbewusstsein nimmt ab, ist man müde... Die Aufforderung, Müde zu meiden oder ihnen einen Tritt zu geben, ist Satire, die ev. nicht gleich erkennbar ist: Meist haben müde Menschen Probleme, leiden unter Alpträumen, haben also oft schlimme Sachen erlebt. Sie brauchen im Gegenteil keinen Tritt, sonder Aufmerksamkeit und Zuwendung. Zum Kampf zwischen Jamben und Trochäen möchte ich mich nur soweit äußern: Ich nutze gern die Vorlagen bekannter Dichter, halte mich dabei streng an Metrum, Reimschema, Rhythmus... Viele Grüße Ottilie |
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04.03.2023, 22:46 | #8 |
Hallo Ottilie,
das Gedicht ist in meinen Augen wirklich sehr gelungen. Sowohl von der Form her als auch vom Inhalt. Ich kann das, was du schreibst, gut nachempfinden und bin echt neidisch auf solche, die die Augen zu machen und im nächsten Moment schon eingeschlafen sind. Erholsamen Schlaf, Manni |
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05.03.2023, 08:36 | #9 | |
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Zitat:
Nachgewiesen ist eher, dass Menschen mit wenig Nachtschlaf tagsüber immer mal eine kurze Schlafpause einlegen und so auf ihr Pensum kommen. Berühmtes Beispiel: Napoleon, der trotz wenig Schlaf seine Eroberungskriege strategisch durchzog und nebenbei eine Unmenge an Büchern verschlang (er führte einen Bibliothekswagen mit sich ins Feld). An Selbstbewusstsein hatte es ihm nicht gemangelt, und bei seinen Soldaten war er selbst noch in dem verheerenden Russlandfeldzug hochverehrt. Nach meiner Erfahrung bleibt ein Mensch mit Schlafstörungen nicht den ganzen Tag über müde, sondern durchlebt Erholungsphasen, in denen er hellwach und hochgradig leistungsfähig ist. Außerdem gibt es so etwas wie ein subjektives Empfinden des Nachtschlafs: Man denkt oft nur, schlecht geschlafen zu haben, aber in Wahrheit hatte man mehr geschlafen und geträumt, als man sich gewahr worden ist, und man ist auch immer mal zwischendurch aufgewacht, ohne sich daran erinnern zu können. Das ist völlig normal und war in Urzeiten wichtig für das Überleben. |
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05.03.2023, 10:48 | #10 | |
Zitat:
wie meinst du das mit den Vorlagen? Nimmst du dir ein bekanntes Gedicht vor und schreibst dein Gedicht dann im exakt gleichen Silbenbild? Ich weiß nicht so genau, wie das funktioniert. Und auch gleich noch eine blöde Frage, falls man exakt das gleiche Silbenbild benutzt: Könnte man dann des Plagiates bezichtigt werden? LG DieSilbermöwe |
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05.03.2023, 11:33 | #11 | |
Es nach zu machen, ist auch für mich kein Zeichen dafür, es richtig zu machen.
Mag sein, das man aufgrund des vorliegenden Satzlautes eine einigermaßen korrekte betonung hinbekommt weil man sich einen Satz 5x 10x und 20x vorliest um dessen Takt zu halten. Allerdings kann ein Kontextbezug diese Betonung schnell verschieben. "sich" ist hier im Text so ein kontextbezogenes Wort, denn es wird ziemlich klar in Betonung gerückt, weil es laut Kontext für "sich" eine Begründung darstellt nach dem "Wofür müsste es sie zerreißen?" - "an und für sich müsste es sie zerreißen". Zudem ist das Wort "An" eine mundartliche Einkürzung Ich sprach auch nicht davon einen durchgängigen Jambus erzeugt zu haben, sondern davon einen "Versfuß" im Jambus erzeugt zu haben, ich wundere mich, dass ich ständig versuche alles kleinlichst zu erwähnen und man dennoch Dinge findet die ich wohl nicht erwähnt habe. Ich bezog mich nur auf den unbetonten Auftakt. Zudem definieren wir nicht nach einzelnen Fußnoten in der Betonung, sondern immer in Versfüßen, welche grundsätzlich aus mindestens 2 Lauten bestehen. Ich gebe trotzdem zu Gute, die Einsilber sind derart undefiniert, das man Notgedrungen nach dem vorliegenden Gewohnheitsmetrum auch einen Trochäus daraus bilden kann, insofern man den Kontext außer acht lässt und Metrum von Inhalt trennen will. Sich nach metrischen Vorlagen von großen Dichtern an das Schreiben zu gewöhnen ist an und für sich nichts verkehrtes, aber irgendwann müsste auch ein Aha-Effekt für sich Einzug halten. Das zeigt mir nicht, das ein Grundlegendes Verständnis besteht, für das was man tut. Ein Abschreiben vom Sitznachbarn nur mit anderen Worten. Allerdings würde das auch bedeuten, das man den Inhalt verinnerlicht haben muss vom gelesenen, um daraus ein eigenes Werk zu gestalten. Inhaltlich stelle ich es nicht in Frage, aber da ich das Ausgangswerk nicht kenne, kenne ich auch nicht das dortige Stilmittel, welches sich eventuell metrisch an exakt der Stelle befindet die (aus meiner Sicht) für "sich" spricht. Lg Mono Zitat:
darauf hat niemand patent. Ein Plagiatsfall wäre es nur, wenn du etwas Fremdes als dein Eigen ausgibst und unter ein fremdes Gedankengut (in Wort und Bild) deinen Namen setzt, ohne den ursprünglichen Ersteller zu erwähnen. Viele Karikaturen und Parodien nutzen fast das selbe Sprachbild zur Darstellung. Dennoch gelten sie als eigene Werke, insofern nicht 1:1 die gleichen Texte wie im Original benutzt werden. Spottgedichte zum Beispiel bedienen sich oft ähnlicher Schlüsselmomente wie einem Ausgangstext, um wiedererkennungswert herzustellen und dem Leser eine Verbindung zu ermöglichen. Wenn du, wie hier im Text etwas nach Muster gestaltest, wäre es für die Person vielmehr eine Schmeichelei da man ein Nacheifern daraus deuten könnte. Absolut nichts verwerfliches. Ich glaube nur, das man sich nicht zu sehr darauf versteifen sollte. |
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05.03.2023, 16:53 | #12 |
Hallo Ilka-Maria,
Du hast sicher recht: Napoleon war eine Ausnahmeerscheinung. Ich komme da nicht mit, bin eher eine "Antinapoleonin"... Hier ein Text zu den Auswirkungen von Müdikeit (sorry, ich meinte natürlich: Müdigkeit), ich habe ihn im Kölner Stadtanzeiger gefunden, es gibt aber in wissenschaftlichen Zeitschriften mehr dazu: Stockholm – Wer wenig schläft, sieht nicht gut aus. Das kennen wohl die meisten Menschen aus eigener Erfahrung. Mangelnder Schlaf hat aber noch ganz andere „Nebenwirkungen“: Andere Menschen wollen mit Unausgeschlafenen lieber nichts zu tun haben – das zumindest ist das Ergebnis einer Studie. Vermutlich meiden sie diese unbewusst, um sich selbst zu schützen, vor ansteckenden Krankheiten etwa, berichten Wissenschaftler im Fachblatt „Open Science“ der britischen Royal Society. Quelle: https://www.ksta.de/ratgeber/gesundh...-wollen-201105 Gute Nacht wünscht Ottilie |
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05.03.2023, 16:53 | #13 |
Ach ja, zur Frage des Plagiats: Ja, ich klaue tatsächlich Form, Versmaß, Rhythmus, und zwar aus reinem Interesse, wie andere es machen...
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05.03.2023, 22:36 | #14 | |
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Zitat:
Der Artikel in der Kölner Zeitung gibt nichts her. So steht nichts über den Titel der Studie darin, wann genau sie erschienen ist und ob sie ein reines Forschungsprojekt war oder einen Auftraggeber hatte. Wer hat die Studie finanziert? Wenn ich Studie höre oder lese, bin ich zunächst skeptisch, denn meistens steckt in ihrer Bezeichnung bzw. Fragestellung schon das gewünschte Ergebnis drin. Der Titel wäre also interessant gewesen. In dem Artikel ist von 25 unausgeschlafenen Menschen die Rede, deren Gesichtsausdruck von 122 (fremden!) Personen anhand von Fotos (!!) bewertet wurden. Eine solche Vorgehensweise ist nicht repräsentativ und hat nicht das geringste mit seriöser Forschung zu tun. Ob man einen Menschen mag oder nicht, hängt von mehr ab als von einem per Kamera eingefrorenen Gesicht, nämlich von der Mimik, der Harmonie der Gesichtsformen (hier spielt z.B. eine Rolle, wie weit oder eng die Augen zueinander stehen und wie weit die Pupillen geöffnet sind), von der Körpersprache, der Stimme und Modulation sowie davon, wie gut man einen Menschen persönlich kennt. Eine Studie, die diese Bezeichnung verdient, müsste einige hundert, besser über tausend Probanden in einer persönlichen Begegnung bewerten lassen. Aber das hätte wahrscheinlich das Budget gesprengt, also ist man den Minimalweg gegangen. Ich habe mir die Mühe gemacht, die Studie herauszufinden und ein bisschen mehr darüber zu erfahren (was ich jedem empfehlen würde, ehe er einen Magerkost-Artikel wie denjenigen der Kölner Zeitung zititert). Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den Titel "The effect of sleep deprivation on objective and subjective measures of facial appearance", fertiggestellt und in Englisch veröffentlicht im Dezember 2019 im "Journal Sleep Research, Vol. 28, No. 6". Das passt zeitlich, denn der Artikel in der Kölner Zeitung stammt vom April 2020. Neben der darin erwähnten, offensichtlich federführenden Tina Sundelin, waren noch vier weitere Autoren an der Studie beteiligt. Inwieweit diese Forscher befangen oder unbefangen an das Projekt herangegangen sind, kann man nur ahnen. Es ist aber aufschlussreich, wenn man sich die Titel all der anderen Studien durchliest, die an der Uni Kopenhagen aufgeführt sind. Eindeutig geht es Sundelin und ihren Kollegen nur um Schlafstörungen und Krankheiten und wie sie sich im Äußeren einer Person abbilden und dadurch auf andere Menschen wirken. Das sind in meinen Augen klare Zielvorgaben. Ich bin in meinem Leben aber mehr als einmal todkranken Menschen begegnet, die aussahen wie das blühende Leben. |
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06.03.2023, 09:27 | #15 |
Weitere Wirkungen von Schlafmangel...
Hallo Ilka-Maria,
vielen Dank für Deine Mühe! Was da in der Kölner Zeitung stand - Du hast das hübsche Wort vom "Magerkostartikel" verwendet - ist unter wissenschaftlichem Gesichtspunkt natürlich nicht mehr als Futter fürs Boulevard. Viele Tageszeitungen und Zeitschrift greifen Meldungen aus dem Wissenschaftsbereich auf und verbreiten sie ohne jede Relativierung - was sollen sie sonst auch tun, es geht ja um Auflage, und mit Wissenschaft hat Tagesjournalismus nix zu tun... Es scheint aber sehr viel mehr Untersuchungen zum Thema Schlafmangel/Müdigkeit zu geben, hier z.B. eine, die sich der Wirkung von Müdigkeit auf das Spendenverhalten - auch eine soziale Komponente - widmet. In der Meldung ist zu lesen: Sieben bis neun Stunden sollten Erwachsene pro Nacht schlafen. Das empfehlen Fachgesellschaften wie die US-amerikanische National Sleep Foundation. Wer weniger ruht, riskiert nicht nur, am nächsten Tag müde und erschöpft zu sein: Das Risiko für verschiedene Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes steigt ebenso an, wenn die Nachtruhe dauerhaft zu kurz kommt. Ein Team von der University of California in Berkeley um Eti Ben Simon hat einen weiteren Nebeneffekt von Schlafmangel entdeckt: Offenbar verhalten sich Menschen nach einer kurzen Nacht anderen gegenüber weniger hilfsbereit, wie die Gruppe im Fachmagazin »PLOS Biology« berichtete. Quelle: https://www.spektrum.de/news/schlafm...bereit/2051361 Es wurden angeblich mehr als 3 Mio Probanden untersucht. Viele Grüße von der leicht müden Ottilie, die trotz Müdigkeit weiter spendet (habe ich damit die Studie widerlegt?) |
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06.03.2023, 09:48 | #16 |
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Guten Morgen, Ottilie,
drei Millionen Befragte sind natürlich eine andere Hausnummer. Dennoch scheint es auch hier mehr um Korrelationen und Vermutungen zu gehen. Wenn in einem Bericht das Wort "offenbar" auftaucht, kann man davon ausgehen, dass eindeutige Nachweise bzw. Beweise nicht vorgelegt werden können. Was in solchen Berichten nie gesagt wird: Der Bedarf an Schlaf ist individuell. Klar zu beobachten ist auch, dass das Bedürfnis an Schlaf im Alter abnimmt, man also mit weniger Stunden auskommt. Eine große Anzahl an Menschen unterschiedlichen Alters haben außerdem die Gewohnheit, in der Mittagszeit eine halbe bis eine Stunde zu schlafen, um aufzutanken. Eine klare Aussage, dass Krankheiten wie z.B. Diabetes durch mangelnden Schlaf gefördert werden, dürfte unbeweisbar bleiben; denn das schreibt man schließlich auch unserer ungesunden Ernährung, Unmäßigkeit bei Genussmitteln und mangelhafter Bewegung zu. Auch in deinem jetzt genannten Beispiel stellt sich die Frage: Wem nützt die Studie? Wer finanziert sie? Welches Ergebnis ist gewünscht? Die Pharmaindustrie lässt grüßen. Das hat nichts mit übermäßigem Misstrauen zu tun, vielleicht forschen die Leute an den Unis wirklich aus Eigeninteresse. Wenn aber beständig danach geforscht wird, welche negativen gesundheitlichen Aspekte mit wenig Schlaf zusammenhängen könnten, werde ich hellhörig. Besser man schaut, ob man die Studie auf den Internetseiten der Forschungsstätten findet und was dort sonst noch getrieben wird. Nebenbei bemerkt: Ich lag als Kind immer lange wach, ehe ich einschlafen konnte, da war nichts zu machen. Raus musste ich morges trotzdem, denn die tägliche Routine erforderte es. Wenn solche "Späteinschläfer" die Möglichkeit hätten, entsprechend ihres Biorhythmus morgens länger zu schlafen, hätte man bei vielen Menschen das Müdigkeitsproblem nicht mehr. Deshalb war es ein Fortschritt, als man die gleitende Arbeitszeit einführte. Als ich älter wurde, kam ich mit sieben Stunden Schlaf aus. In letzter Zeit hat sich die Spanne auf fünf Stunden reduziert, ganz egal, wie müde ich abends bin oder ob ich um zwölf oder erst um drei Uhr früh zu Bett gehe: Es bleibt konstant bei fünf Stunden, und ich bin fit, und zwar für den ganzen Tag. Und von den in diesen Studien angepeilten Krankheiten bin ich bislang verschont geblieben. Es wird immer schwierig bleiben, in individuellen Veranlagungen eine Formel zu finden, die auf eine Masse passt. Zwar bin ich der Meinung, dass jede Forschung ihre Berechtigung hat, und die Schlaf- und Traumforschung ist faszinierend. Da sie erst am Anfang steht, gibt es noch viel zu entdecken. Wenn sie jedoch darauf reduziert wird, Schlafmangel auf die Verursachung von Krankheiten und schlechte Laune zu reduzieren, ist das für mich nicht seriös und das Forschungsgeld zum Fenster rausgeschmissen. |
06.03.2023, 11:21 | #17 |
Forumsleitung
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Ergänzung:
Hier kannst du eine der Berkeley-Studien von dem Team, dem die genannte Forscherin angehört, in voller Länge nachlesen. https://typeset.io/pdf/the-sleep-dep...t1abnsjli9.pdf Interessant sind die "Conclusions" am Ende der Studie. Dort steht u.a.: "Equally important, this Review reveals our current inadequacies of knowledge regarding the sleep- deprived human brain. For example, we have remarkably little understanding of the whole-brain consequences of long-term, chronic sleep loss, as most studies have focused on acute, total SD. Such knowledge would be crucial considering that chronic partial sleep restriction, from weeks to years, is representative of (and thus relevant to) the sleep deficiency observed in the developed world. We also lack any comprehensive understanding of whether and how human brain networks may recover from acute and chronic sleep restriction." Diesem Zitat folgen einige offene gebliebene Fragen. Weiter ist dem nichts hinzuzufügen. |
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