Im Haus der untergehenden Sonne

[Vers-Auen]

Im Haus der untergehenden Sonne

Während wir langsam dunkeln,
schlug der Versuch fehl über
unsere Schatten zu springen.
Die Sonne stand schon zu tief
und mehr noch auf dem Spiel.

Ich schrie nach Farben
und alles wurde grau.
Ich rang nach Worten,
es herrschte Funkstille.

Jetzt sitze ich verloren hier
inmitten meiner Schatten,
die sich mäandernd
um mich ranken
und werde sie
nicht mehr los.

Ich lege ein Lesezeichen
in den neuen Tag, damit
wir uns irgendwann
wieder finden.

[Ilka-Maria]

Guten Morgen, Vers-Auen,

das nenne ich gelungen! Sehr schöne Bilder, sprachlich originell und dennoch unprätentiös umgesetzt. Ein wundervoller Beweis, dass es auch ohne endlose Längen und barocke Schnörkel geht. Das schafft in freien Versen und freien Rhythmen nicht jeder, meistens kommt bei freien Versen und freien Rhythmen nur kurzzeilige, kunstlose Prosa heraus.

Gut gemacht!

Besten Gruß
Ilka

[DieSilbermöwe]

Lieber Vers-Auen,

wirklich zauberhaft poetisch.

. inmitten meiner Schatten,
die sich mäandernd
um mich ranken

Jedes Mal, wenn mir das Wort begegnet, muss ich nachschauen, was es bedeutet. Ich kannte „mäandernd" vor dem Forum gar nicht. Aber es passt ....

LG DieSilbermöwe

[Eisenvorhang]

Ist top geschrieben, Vers Auen.
Genau mein Ding.

[Ilka-Maria]

Zitat von DieSilbermöwe

Jedes Mal, wenn mir das Wort begegnet, muss ich nachschauen, was es bedeutet. Ich kannte „mäandernd" vor dem Forum gar nicht. Aber es passt ....

Da kannste mal sehen, dass Poetry nebenbei noch einen Bildungsauftrag erfüllt . Und Vers-Auen erweist sich als begrüßenswerter Lieferant.

[DieSilbermöwe]

Das ist wahr . Beides.

[Vers-Auen]

Hallo Ilka-Maria, Silbermöwe und Eisenvorhang,
es freut mich sehr, dass euch meine Zeilen gefallen haben.

LG

[ftatateeta]

Auch von mir, Vers-Auen, ein großes Kompliment. Ich habe mir in meinen Favoriten ein Lesezeichen gesetzt für dieses schöne nachdenkliche Gedicht!

LG
ftatateeta

[Nebelverse]

Ich kann mich hier allen nur anschließen, dieses Gedicht besticht wirklich durch sehr schöne Sprache, die einen direkt in ihren Bann zieht. Die dritte Strophe gefällt mir besonders gut.

LG
Nebelverse

[Yellow]

Ein Favourit. Ilka-Maria hat schon gesagt, warum. Das Gedicht hatte mich gleich bei den ersten drei Verszeilen.

[Vers-Auen]

Liebe ftatateeta & Yellow, vielen Dank für den Favorit, es freut mich auch
das Nebelverse mein in den Tag gesetztes Lesezeichen gefallen hat.

LG

[Anaximandala]

Ich möchte mich anschließen, deine Zeilen finde ich sehr schön! Du schreibst etwas, denke ich, sehr emotionales - aber auf eine finde ich naturliche/natürliche Art und es ist schön, dass ich statt Metaphern, die in ihrer Hergeholtheit die Unnatürlichkeit des inneren Prozesses durch die Wellen des Impakts untermauern, fließende Übergänge in natürlichen, oder nicht unnatürlich scheinenden, und in sich geklärten Bildern von Realitäten und Akzeptanz für sie lese.

Wir dunkeln und können nicht über unsere Schatten springen
Das gefällt mir im Ausdruck! Möglicherweise besonders, weil meine Version vermutlich eher nach
-
vielleicht war cool was hier zustand, aber ich hätt noch bis heut Nachmittag dran gesessen^^
Mist! 3 Stunden, ich dachte der Kommentar steht schon, ich bin im Beschreibungsversuch versackt
-

Mir gefällt deine Art der Betrachtung, manches hat einfach Gewicht und behält es auch. Aber manches wiegt kaum mehr als wir ihm zuschreiben eine Last zu sein.
Und Schwere, Extremität, Ausschläge, Dissonanz was weiß ich was, sehe ich nicht wirklich. Sondern ein tendenziell harmonisches Tragen 'dessen was-' und 'nicht mehr als' getragen werden muss. In effektiv.

Was denkst du über japanische Formen?


Unser Glück liegt nicht in Ferne
ist nicht stur wie wilde Hengste
manchmal liegts im Licht der Sterne
dann verstreut um Leid und Ängste

Manchmal hapert es an Wolken,
dass wir unser Glück nicht sehen
oder wir hams leergemolken
~ Social Media Reel-Rad drehen ~

Dann passierts, dass ich drauf baue
'wird schon werden, bin ja ich'
doch bevor ich tragend schaue
was mich quält, betrüg ich mich


Ich hör hier auf, die 3 Stunden waren vor ner Stunde oder so, sicherlich schreibe ich später mehr, also, schon, eigentlich, aber erstmal will ich den Kommentar online haben und raus gehen. Seit langen, naja 'längerem' ^^

LG Delf

[Vers-Auen]

Hallo Anaximandala, es freut mich, dass auch dir meine Zeilen gefallen haben
und Danke noch für dein schönes Antwortgedicht.

Du schreibst etwas, denke ich, sehr emotionales -
Mir gefällt deine Art der Betrachtung, manches hat einfach Gewicht und behält es auch. Aber manches wiegt kaum mehr als wir ihm zuschreiben eine Last zu sein

Meine Zeilen handeln nicht von einem Paar das sich auseinandergelebt hat und sich nichts
mehr zu Sagen hat, sondern es war etwas persönliches, wie Du richtig erkannt hast.
Ich sollte wohl öfters meine Emotionen zeigen, damit es euch gefällt;-)
Auch im Tanka „Donnerwetter“ habe ich diese Situation beschrieben.

LG

[XRayFusion]

Erster Eindruck: Es liest sich wie die Introduktion eines Liebeskrimis. Als Lyrik getarnte Verführung, die Leserschaft in die tiefen eines fremden Ichs zu saugen. Am Ende beginnt das Warten auf das nächste Kapitel.

[dunkler Traum]

... auch ich bin auf Grund der vielen Wir von einem Beziehungsgedicht ausgegangen.
Es klingt unheimlich dunkel, mit einem bisschen Hoffnung am Ende. Passt gut in meine Träume, gefällt mir.

wsT
dT