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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 14.02.2022, 09:21   #1
weiblich Milan
 
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Dabei seit: 01/2022
Beiträge: 38

Standard In der Masse

Wie ein Fisch in seinem Schwarm,
Gefangen in fremder Choreografie,
Lenkt mich der großen Masse Arm,
Folgt stets dem Gesetz der Symmetrie.

Laufend beschäftigt zu reagieren,
Gibt es für mich hier kein Entkommen,
Verlernt, mein Leben zu dirigieren,
Hab den einfachsten Weg genommen.

Durch stumpfes Miteinander-Schwimmen,
Erstickt jeder Raum für Fantasie,
Voll Taubheit für alle inneren Stimmen,
Verstummt auch der Träume Melodie.

Muss mich eilen, nicht verweilen,
Entfliehen aus diesem leeren Sein,
Mein Ziel anpeilen, die Masse teilen,
Und wahren nicht den falschen Schein.
Milan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.02.2022, 11:43   #2
weiblich C.Alvarez
 
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Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Liebe Milan,
es tut gut, nach all den sinnlosen Texten hier mit gekünstelter, hochtrabender Sprache, mal wieder ein wunderschönes Gedicht mit klarer Sprache, verständlichen Metaphern und einem interessanten Thema zu finden.
Dein Gedicht ist wunderschön geschrieben, man versteht genau was Du sagen willst, es war für mich ein schönes Erlebnis es zu lesen.
Danke dafür!

Corazon
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.02.2022, 16:11   #3
weiblich Milan
 
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Dabei seit: 01/2022
Beiträge: 38

Vielen Dank für diese positiven, sehr ermunternden Worte. Dann hat das Gedicht ja seinen Zweck erfüllt!

Herzliche Grüße,
Milan
Milan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.02.2022, 00:27   #4
männlich Abrakadaver
 
Dabei seit: 02/2022
Beiträge: 23

Guten Abend liebe Milan!

Ich habe den Text mehrmals gelesen und finde, dass er sich für mich einer sehr gekünstelten - und im Gegenteil zum vorherigen Kommentar - ebenso hochtrabenden Sprache bedient. Mich verwirren die Metaphern völlig und ich vermisse eine klare Sprache. Ich bin kein Dichter, also lasse ich ein Gedicht voll Unvoreingenommenheit über mich kommen. Bei deinem bin ich leider sehr enttäuscht.

Liebe Grüße
Abra
Abrakadaver ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.02.2022, 09:26   #5
weiblich Milan
 
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Beiträge: 38

Guten Morgen, lieber Abra,
vielen Dank für deine Meinung. Es ist sehr spannend zu sehen, wie völlig gegensätzlich ein Gedicht wirken kann. Für mich sind diese Metaphern sehr naheliegend, da ich Tanzpädagogin bin, also nicht völlig aus der Luft gegriffen. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht jedem so geht.
Das Gedicht will nur zeigen, wie schnell man in den Sog einer Masse geraten kann und gar nicht so leicht wieder heraus, und dass man sich nicht oft genug bewusst machen kann, was man selber eigentlich will. (Gerade im Umgang mit Heranwachsenden finde ich es ein sehr wichtiges Thema.)

Wünsch dir einen schönen Tag,
Milan
Milan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.02.2022, 09:44   #6
weiblich C.Alvarez
 
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Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Also mal ehrlich, gekünstelte, hochtrabende Sprache und verwirrende Metaphern - das ist bei diesem Text völlig aus der Luft gegriffen. Mich würden mal Beispiele interessieren wo der Text hochtrabend oder gekünstelt ist und welche Metaphern verwirren.
Ich denke der Kommentar entstand aus einer ganz anderen Motivation, das wird einem klar wenn man weitere Kommentare des Verfassers in anderen Fäden liest. Mit dem Gedicht hier hat er mit Sicherheit nichts zu tun.
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.02.2022, 09:52   #7
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111

Zitat:
Zitat von Milan Beitrag anzeigen
Für mich sind diese Metaphern sehr naheliegend, da ich Tanzpädagogin bin, also nicht völlig aus der Luft gegriffen.
Guten Morgen,

dem Argument kann ich nicht folgen. Denn erstens ist bereits die Schwarm-Metapher in der ersten Strophe unpassend. Fische, die in Schwärmen unterwegs sind, werden nicht von Armen gelenkt, sondern von einem Instinkt, dessen Ziel darin liegt, vor dem Gefressenwerden durch Raubfische möglichst lange geschützt zu bleiben und so das Überleben der Art zu sichern. Das Schwimmen in der Masse ist also positiv besetzt und für einen negativen Vergleich mit Menschengruppen völlig ungeeignet. Der kleine Fisch im Schwarm hat keine Entscheidungsfreiheit, der Mensch aber sehr wohl. Niemand ist gezwungen, sich dem Mainstream zu unterwerfen, es gibt immer andere Wahlmöglichkeiten.

Was die Schwarm-Metapher mit Tanzen zu tun hat, erschließt sich mir nicht. Bei den Bewegungen eines Fischschwarms geht es zwar in gleichförmigen Wiederholungen, aber dennoch ziemlich abrupt und hektisch zu.

Zitat:
Mein Ziel anpeilen, die Masse teilen,
Und wahren nicht den falschen Schein.
Das Ende des Gedichts verwirrt wegen seiner Doppeldeutigkeit. Etwas zu teilen versteht sich zunächst als "etwas mit anderen teilen", in diesem Fall die Masse. Das wäre ja dann ein Anerkenntnis, mit der Masse mitzulaufen. Gemeint ist aber wohl eher eine Spaltung, so wie Moses das Meer geteilt hat, um es sicher durchqueren zu können. Nur nebenbei stellt sich da die Frage, wie man denn der Masse entrinnen will, wenn der Sicherheitsfaktor wieder eine Rolle spielen soll. Warum nicht einfach alles hinter sich lassen und den eigenen Weg gehen?

Der letzte Vers ist aufgrund seiner unbeholfenen Syntax verunglückt und liest sich, als sei der Autorin die Luft dabei ausgegangen, zu einem stichhaltigen Fazit zu gelangen. Erklärungsgedürftig ist auch, was unter einem "falschen Schein" zu verstehen ist. Jeder Mensch ist bestrebt, ein gutes Bild von sich abzugeben, und (fast) jeder Mensch wechselt ständig seine Rollen, je nachdem, in welcher Gruppe er sich gerade befindet. Mit Massenverhalten hat das noch lange nichts zu tun, denn auch beim Rollenverhalten gibt es hunderte von Wahlmöglichkeiten, von Verlogenheit bis zur Ehrlichkeit und Bewahrung seiner Persönlichkeit.

Kurz gesagt: Für mich ist der Text völlig unausgegoren und als gesellschaftskritische Betrachtung zu sehr an der Oberfläche.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.02.2022, 00:49   #8
weiblich Milan
 
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Beiträge: 38

Hallo Ilka,

vielen Dank für deinen Kommentar. Du sprichst genau die Stellen an, die mir beim Schreiben auch Kopfzerbrechen bereitet haben. Jetzt zerbreche ich nochmal meinen Kopf und versuche zu erklären, wie es gemeint ist.

Erstmal zum "Fisch in seinem Schwarm", der natürlich ohne Wertung jede Berechtigung hat, sich genauso zu verhalten. Ich hab mich auch gefragt, ob ich den Fisch für den Vergleich hernehmen kann, aus den Gründen, die du auch genannt hast.
Dann hab ich mich dafür entschieden, weil ich das Bild einer Masse, die sich gleichförmig bewegt, sehr anschaulich fand, und durchaus finde, dass menschliches Verhalten nach außen hin so wirken kann, wie es im Fischschwarm aussieht.
Ob menschliches Verhalten, dem irgend eines Tieres, absolut gleichgesetzt werden kann, möchte ich bezweifeln.

Hier ist ein Szenario beschrieben, in dem ein Mensch einer Masse folgt, bildlich gesehen, wie ein Fisch dem Schwarm, ständig beschäftigt seine Rolle darin zu perfektionieren, was aber seine wahre Natur verkennt, und im Laufe des Gedichtes wird ein Ausweg gesucht. Ich habe mich auch entschieden in der Ich-Form zu schreiben, um zu zeigen, dass das es nur ein möglicher Zustand von vielen ist, in den man geraten kann.


"Gefangen" bedeutet für den Fisch, dass er ein Leben lang immer dieser "Choreografie" folgen wird, für ihn gibt es kein anderes Lebensmodell, was ich ihm nicht vorwerfen möchte.
Beim Menschen bedeutet dieses "gefangen", dass er, sobald er zu einer Gruppe gehören möchte, Gefahr läuft, Entscheidungen zu treffen, die er allein nicht getroffen hätte. In diesem Gedicht ist er zu Anfang in der Masse gefangen,
und folgt "der großen Masse Arm", also der Form, die die Gruppe annimmt.

Die "fremde Choreografie" beschreibt die äußeren Einflüsse, die Auswirkungen auf das Verhalten der Masse haben. Der Fisch, bzw. der Mensch reagiert in seiner Gruppe darauf. So ein Einfluss kann beim Fisch etwa eine Gefahr sein, beim Menschen vielleicht ein Trend, eine Stimmung, die sich ausbreitet. o.Ä.
Das "Gesetz der Symmetrie" beschreibt den Versuch, sich in dieser Masse/ Gruppe möglichst perfekt anzupassen (der Fisch, weil er das kann, der Mensch, weil er das möchte).
Das muss an sich nicht negativ besetzt sein, sondern ist erstmal eine Beobachtung.


Strophe 2 und 3 beschreiben dann allerdings die Schwierigkeit und Herausforderung des Individuums, bei sich zu bleiben, eigene Entscheidungen zu treffen, und aus sich heraus eigene Ideen und Pläne zu entwickeln, sich besinnen, was es selbst vom Leben erwartet, während es gleichzeitig versucht einer Gruppe zu entsprechen, Erwartungen zu erfüllen, seine Rolle in der Gesellschaft einzunehmen und um Anerkennung zu bekommen.
Hier wird klar, dass der Mensch, anders veranlagt ist, als der Fisch. Er besitzt Phantasie, seine Träume, die Melodie seiner inneren Stimme.
Nur muss er aufpassen, dass er bei allem Dazu -Gehören -Wollen, seine eigene Identität nicht verkennt. Es ist erstrebenswert, sich in einer Gruppe zu behaupten, so erstrebenswert manchmal, dass man dafür viele Opfer bringt.

Die letzte Strophe versucht einen (Aus)weg aufzuzeigen.
Da stand ich vor der Schwierigkeit, wie man einer Masse entfliehen kann, in deren Choreographie man gefangen ist.
Da hatte ich wieder das Bild des Fischschwarmes vor Augen.
Also, hab ich die Masse bildlich geteilt und mir einen Weg hindurch gebahnt.
Es ist also ein sehr praktisches "Teilen der Masse".

Das Aufteilen, kann man als ein Entscheiden verstehen, ein Aufteilen in "ja" und "nein", ein Positionieren. Sich seines Standpunktes bewusst machen, anstatt blind zu folgen.
Und dann öffnet sich der eigene individuelle (Aus)Weg.
Diesen Spielraum, hat der Mensch im Gegensatz zum Fisch. Er kann steuern, wem er folgt, ob er folgt, wie er folgt, wann er folgt. Er kann bewusst handeln.

Die Gefahr ist aber, einen "falschen Anschein" nach außen zu wecken, wenn man stumm bleibt, sich nicht positioniert, nicht aus eigener Überzeugung handelt, sich nicht traut zu widersprechen, wenn man anderer Meinung ist, weil man nicht in die Schusslinie geraten will, oder sich unbeliebt machen will.
Dann bewahrt man den "falschen Schein".

Auf diese Weise kann man die Wirkung einer Masse ungewollt verstärken. (Einer aus der Gruppe mobbt jemand außenstehendes, die anderen aus der Gruppe schweigen, wirkt wie stilles Einverständnis)

Durch den Ausdruck "Entfliehen aus diesem leeren Sein" kann der Eindruck entstehen, man müsste von nun an alleine durchs Leben gehen, sich niemandem mehr anschließen, aber gemeint ist ein Entfliehen aus dem Zustand des unreflektierten Mitlaufens.

Ich habe in der 4. Strophe bewusst ein schnelleres Tempo gewählt, damit die Dringlichkeit deutlich wird, sofort zu handeln, keine Zeit verlieren, sobald eine Erkenntnis da ist.


Es gibt viele Möglichkeiten, wie eine Masse wirken kann, das muss auch nicht unbedingt negativ besetzt sein, wie z.B. einem Lebensmodell nacheifern, einem Trend folgen, was auch immer, solange man es bewusst und aus eigener Überzeugung tut. Aber eine Masse, die ins Rollen gerät, kann sehr bedrohlich sein und vieles mitreißen. Man sollte reflektieren, was das eigene Verhalten bewirkt. Das war meine Intention dieses Gedicht zu schreiben.

Ich hoffe, ich konnte damit zur Klärung beitragen und nicht zur weiteren Verwirrung.
Vielleicht hab ich mich manchmal missverständlich ausgedrückt oder unbeholfen (bin auch echt Anfänger auf dem Gebiet), aber jedenfalls hab ich schon alles gründlich durchdacht und meine Logik darin aufgebaut.

Die Situationen, auf welche man dieses Verhalten beziehen kann, möge jeder Leser selbst finden, ich wollte hier nur zum bessern Verständnis einige Beispiele nennen.

Milan
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