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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 19.11.2006, 18:33   #1
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Standard Fesseln der Natur

alte Herren
steingemäuer
eine Rose
liegt in Ketten

Bildungswachstum
sprengt sie frei doch
Triebe schlagen
tiefe Wurzeln
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.11.2006, 18:46   #2
cute_fighter
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 1.123

Interessant. Während sich die Rose freikämpfte, um hochzuwachsen, zu fliehen oder einfach etwas anderes zu suchen, sich selbst zu finden, fesselt sie sich selbst immer mehr an die Erde. Kann sich doch nicht mehr bewegen, denn je mehr sie gen Himmel strebt, desto tiefer dringen die Wurzeln und desto fester ist sie mit dem Boden verankert. Je mehr die Blume findet, desto mehr ist sie an den Boden der Tatsachen gebunden. Kann keine Flügel bekommen und einfach in den Morgen davonflattern. Vielleicht ist es gut so. Vielleicht auch nicht.
Auf den ersten Blick fand ich dein Gedicht um einiges schwächer, als andere von dir. Ich bin immer noch der Meinung, dass ich bereits besseres las, aber jetzt, nachdem ich darüber nachgedacht habe, gefällt es mir immer mehr. Es fasziniert mich, was du alles indirekt für mich ausgesagt hast. Ob nun gewollt oder nicht.
Gefällt.

vlg
cutie
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.11.2006, 19:07   #3
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

hi cutie,

die Verankerung der Wurzeln sehe ich selbst nicht im "Bildungswachstum" begründet (die "Triebe" sind schuld), ansonsten decken sich unsere Gedanken.
Vielleicht ist es die Sprache, die dich hierbei nicht so sehr überzeugen will? (ich persönliche erachte II/1,2 für nicht perfekt)

Danke und liebe Grüße,
dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2006, 14:15   #4
Mario
 
Dabei seit: 11/2006
Beiträge: 24

Eigentlich ja ein schönes, sprachlich simples aber auch sauber verdichtetes Gedicht (mal abgesehen vom schrecklichen "Bildungswachstum), dass aber einen Einspruch auf inhaltlicher Ebene erdulden muss.
Dieser Einspruch haut übrigens in die selbe Kerbe die Cutie schon zum Missverständnis leitete. Warum eine solch starke Dichotomie zwischen Erkenntnis und Trieb; das Tier bremst die Seele... Ich glaube hält man es mit so einfacher Dialektik (- obgleich dir die Darstellung selbiger so großartig gelungen ist!) muss man sich immer auf ungewollte Widersprüchlichkeit gefasst machen, welcher Cutie, mit dem Überlesen des starken Gegenpaares Bildungswachstum vs. Trieb aus dem Weg gegangen ist.

Herren - Studenten (ok, bisschen lächerlich ne andere Blume zu nennen...)
Bildungswachstum - Erkenntnis

Jetzt muss ich aber doch nochmal fragen: Die Triebe sind doch die der Rose oder?

liebe Grüße
Mario ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2006, 14:55   #5
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Ich denke, eine strenge Selbstdisziplin verlangt in gewissem Maße die Unterdrückung der Triebe. Sie werden zurückgestellt, erst die Erkenntnis erfüllt Freude - der Weg dorthin ist steinern.
Ehrlich gesagt, hast mir gerade eine neue Lesart eröffnet. Meine eigene Intention werde ich später darlegen, aber ich muss sofort zum Zug.
Wenn dir die Dichotomie noch etwas ungerechtfertigt erscheint, rühr dich bitte nochmal. Ich habe deine Gedanken jetzt leider nur kurz überfliegen können.

Liebe Grüße,
dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2006, 15:38   #6
Mario
 
Dabei seit: 11/2006
Beiträge: 24

@ Ich denke, eine strenge Selbstdisziplin verlangt in gewissem Maße die Unterdrückung der Triebe.

Hihi, wunderschöner Fall von Ursache Zweckvertauschung...

Aber ich weiß was du meinst und es geht wohl schon ok..., wenngleich die Problematik der Trieb-Erkenntisrelation verdammt sensibel behandelt werden sollte. Aristoteles nannte die Vermögen des Körpers (Wachstum, Assimilation, Bewegung, Denken usw.) die Teile die die Seele konstituieren - nichts anderes als in ihrer Gesamtheit das Individuum sind. Was ich hierbei Trieb nenne und was Erkenntisdrang läßt sich nur schwer trennen, denn auch der Verstand dient dem Menschen als Erfolgsmodell, sowie der mensch selbst dadurch Erfolgsmodell ist. Will sagen die Trennung zwischen Trieb und Seele ist mindestens verdammt kompliziert, weshalb ich gegen eine solche Polarisierung bin und den Gegenstand der Analyse dieser Begriffe selbst, für höchst Poesiewürdig halte, sie mir aber missfallen werden sie unreflektiert "verarbeitet".

liebe Grüße

deine Intention wurde noch getroffen? Jetzt bin ich aber gespannt.
Mario ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.11.2006, 00:26   #7
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Zitat:
Mario @ Ich denke, eine strenge Selbstdisziplin verlangt in gewissem Maße die Unterdrückung der Triebe.

Hihi, wunderschöner Fall von Ursache Zweckvertauschung...
...das kommt dabei raus, wenn man was in 2min impulsiv hinrotzt

Nun, da ich selbst schon geschrieben habe, dass Erkenntnis dem Menschen eine Befriedigung verschafft, so ist es eigentlich nicht mehr groß zu folgern, dass das Verlangen danach einem Trieb doch sehr ähnlich kommt.
Mehr als das Aufeinanderprallen von zwei gegensätzlichen Lebensweisen (spontan/planend) ist aus dieser Lesart also wohl nicht rauszuholen.
Aber ich habe ja gesagt, dass meine Intention eine ganz andere war:
Die Rose steht bei mir für die Frau, die Triebe sind in erster Linie in ihrer botanischen Bedeutung zu verstehen. Damit betrachtet das Gedicht also die Folgen der Emanzipation ("Bildungswachstum"), die eigentlich gar nicht als solche zu bezeichnen sind, da die "Wurzeln" die "Ketten" ersetzen.
Genauer?
Ich störe mich immer mehr an dem Wort "Bildungswachstum"... hatte erst "Dünger", aber das klingt auch nicht besser und würde den Inhalt dann komplett verschlüsseln.
Werde mir bei Gelegenheit nochmal Gedanken dazu machen - jetzt muss ich erstmal meine Wochenendbiere zischen gehen

Schönen Abend noch,
dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
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