Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 22.10.2006, 12:45   #1
Colegiada
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 9


Standard Die Rache

Ich hatte mich nie wirklich gut mit meiner Schwester verstanden. Wir waren selten einer Meinung, im Alter von 17 waren wir schon beinahe soweit, dass wir nur noch das Nötigste redeten.
Ich glaube, wir haben unseren Eltern viel Kummer bereitet; als wir 16 waren ließen unsere Eltern eine Wand durch unser Zimmer ziehen, um uns zu trennen, denn der ewige Streit war für sie wohl kaum noch zu ertragen.
Woran das lag? Ich weiß es selbst nicht. Ich konnte ihr Gesicht einfach nicht mehr sehen, ihre Stimme war mir lästig geworden, das hohe aufgesetzte Lachen einer Tussi, wie man das wohl ausdrücken soll. Das ewige Betteln nach Geld bei meinen Eltern für die neuesten Stiefel oder Schminke. Ihre aufgesetzte und oberflächliche, oft auch arrogante Art war mir irgendwann zuwider.
Vielleicht hatten wir in unserer Kindheit zuviel Zeit miteinander verbringen müssen. Zusammen im Ballett, zusammen beim Turnen, zusammen bei Familienfesten in den gleichen Kleidern.
Dass sie meine Zwillingsschwester ist, sieht man; aber jeder würde daran zweifeln, wenn er uns zusammen erleben würde.
Umso mehr war ich erstaunt, als sie Jahre später vor meiner Tür stand: Doch dies war nicht die Emily, dich ich von früher kannte. Keine extravaganten schrillen Klamotten, keine Tonnen an bunter Schminke, keine roten Fingernägel. Ihre sonst aufgestylten Haare hingen lockig und lang an ihrem Kopf herunter, sie trug schlichtere Kleidung, mit der sie wohl nicht auffallen würde, wenn sie sich in der High Society aufhielte, was sie auch tat, wie ich gehört hatte. Ihre grünen Augen blickten mich an.
Auf den ersten Blick schien sie mir hübscher als sie es je gewesen war. Doch ihre Augen waren kühl und musterten mich bohrend. Als sähe sie direkt in mich hinein. Kurz flackerte ein Ausdruck in ihren Augen auf, doch ich konnte ihn nicht deuten.
Je länger sie mit ihrer blassen Haut und dem seltsamen Blick vor dem Dunkel des Treppenhauses in meiner Tür stand, desto unheimlicher wurde sie mir. „Emily...“ sagte ich leise.
Sie lächelte: „Überrascht mich zu sehen, Samantha?“
Ich schluckte meine aufsteigende Furcht hinunter, holte meinen lange gegärten Hass auf diese Frau wieder herauf und beschloss, auf stur zu stellen: „Was willst du?“ fragte ich schroff.
„Dich besuchen?“ lächelte sie und schob sich wie selbstverständlich an mir vorbei in meine Wohnung.
„Wieso solltest du mich jetzt besuchen wollen? Wir haben die letzten fünf Jahre gut ohne gelebt ...“ Ich schlug die Tür mit einem Knall zu. Es war 23 Uhr und ich hatte eigentlich vorgehabt, gleich ins Bett zu gehen. Mein Leben lief perfekt. Warum tauchte sie gerade jetzt, und warum um diese Uhrzeit auf?
Emily schien es als normal anzusehen, ihre verhasste Schwester nach fünf Jahren totaler Funkstille nachts um elf Uhr nachts in ihrem Apartment zu überraschen. Als sei sie hier zu Hause, spazierte sie in die Küche und inspizierte meinen Kühlschrank. Schnell lief ich ihr hinterher und ehe sie sich an meinem Essen vergnügen konnte, schlug ich die Kühlschranktür zu und funkelte sie an: „Noch mal: was willst du?“
Ihr Lächeln trieb mir einen Schauer über den Rücken, es war kalt und überlegen. Ohne ein Wort zu sagen ging sie die Paar Schritte, die zwischen uns lagen, auf mich zu, bis sie ganz nah an meinem Ohr war: „Ich will nicht, dass es dir besser geht als mir ...“
Erschrocken stieß ich sie weg. Sie lachte nur, wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht und trat wieder näher: „Wir waren uns viel zu ähnlich, Samantha ... Heute sind wir zu verschieden. Du kannst mich nicht leugnen, ich bin ein Teil von dir, wie das bei Zwillingen nun mal so ist.“ Sie leckte sich flüchtig über die Lippen. „Ich bin jetzt anders, Samantha, sehr viel anders als ich es früher schon war. Ich bin nicht mehr normal ...“ „Da warst du nie.“ Warf ich voll Hass ein.
Sie lächelte kalt: „Ich bin jetzt ein Kind der Nacht, Samantha. Ich hätte mir ein schöneres Leben vorstellen können, aber ... nun ja, es ist passiert. Aber ich will nicht, dass du weiterhin lustig dein Leben lebst und Erfolg und irgendwann eine Familie hast, während ich mich tagsüber in dunklen Löchern verkriechen muss und nur nachts etwas von der Welt zu sehen bekomme.“
Sie trat einen weiteren Schritt auf mich zu.
„Was redest du, Emily? Dass du neidisch auf mich bist war mir ja schon vor zehn Jahren klar, und wenn du in die falschen Kreise abrutschst, warum sollte mich das kümmern? Die Satansanbeterei passt zwar nicht zu der Emily, die ich kannte, aber dass du auf den falschen Weg kommen würdest, daran habe ich nie gezweifelt!“
Ich begann wütend zu werden: Sie lachte schon wieder! Ich war mir sicher, dass sie mich auslachte. Doch auch wenn sie Freude zu empfinden schien, ihre Augen waren immer noch leer und kalt. „Nein, nicht Satansanbeterei, Samantha ... Ich sag dir was, ich bin eine völlig neue Persönlichkeit ...“
Sie trat noch einen Schritt vor, sodass sie erneut dicht an meinem Ohr stand, und leckte sich über die Lippen „ ... ich bin ein Vampir, Samantha. Keine billige Schlampe, die sich für böse hält und Sektenführern hinterherläuft. Die haben doch alle keine Ahnung von der Dunkelheit ...“
Ich erschauderte, als sie meine Hände mit ihren packte: sie waren eiskalt. „Und ich will, dass du dieselben Qualen leidest wie ich, ich will, dass du dich nie wieder ins Sonnenlicht traust, ich will, dass du alle deine Freunde aufgeben musst. Ich will, dass du genauso allein und einsam bist, wie ich es seit drei Jahren bin!“
Die letzten Worte hatte sie so leise in mein Ohr gehaucht, dass mich ein Schauer überlief und ich spürte die Gänsehaut, die sich über meinen ganzen Körper ausbreitete.
Ihr Mund näherte sich meinem Hals und obwohl ich bis dahin nie an Vampire geglaubt hatte, wusste ich was kommen würde. Ihre Hände umklammerten meine nun so fest, dass mir klar wurde, dass sich nun mein Leben von Grund auf ändern würde. Mir war klar, dass ich mich gegen einen Biss nicht mehr würde wehren können. „Nur ein kleiner Kuss, Samantha ...“ hauchte sie mir mit einem fiesen Unterton in der Stimme zu.
Ich spürte nur ihre spitzen Zähne, die sich langsam aber unaufhaltsam in meinen Hals bohrten. Ich erinnere mich nur noch, dass die Sekunden danach für mich eine Art Ekstase waren, Schmerz spürte ich kaum.
Als ich danach aufwachte, war eine große Dunkelheit um mich herum, außer dem Brummen des Kühlschranks war kein Ton zu hören; ich war wieder allein. Ich zog mich am Tisch hoch, mein erster Griff galt meinem Hals. Das Blut, das ich an meinen Händen sah, hatte eine merkwürdig anziehende Wirkung auf mich und ehe ich wusste was ich tat, berührte meine Zunge das Blut. Als ich meine Finger ableckte, schien es mir wie ein wahrer Genuss.
Ich stand auf und ging in den Flur, auf der Suche nach Emily, die sich nun erfolgreich an mir gerächt hatte.
Die Haustür stand speerangelweit offen, der kalte Luftzug, der durch diese Tür drang, empfand ich aber als wenig unangenehm, es war eher das Licht, das aus dem Treppenhaus zu mir drang. Ich schlug die Tür hastig, und plötzlich panisch zu.
Erleichtert über die Dunkelheit atmete ich tief durch, dann ging ich in jedes Zimmer, zog die Stecker von Lampen heraus, stellte das Licht im Kühlschrank ab und hockte mich, über meine neue Situation grübelnd, auf das Sofa im Wohnzimmer.
Ich versuchte gar nicht erst zu schlafen, ich wusste und spürte, dass das nicht möglich sein würde. Als es anfing zu dämmern hastete ich von Fenster zu Fenster und ließ die Rollladen herunter.
So lebte ich einige Tage, und ein Durst machte sich in mir breit, den ich weder mit Wasser noch Milch oder Saft stillen konnte. Dafür wurde der Geruch von frischem und unverbrauchtem Blut in diesem Haus immer stärker und unerträglich lockender.
Mein erstes Opfer war Chris. Chris wohnte ein Stockwerk unter mir und schien offenkundig Interesse an mir gefunden zu haben, seit wir uns das erste Mal im Fahrstuhl getroffen hatten.
Es traf sich, dass er genau an dem Abend klingelte, an dem mein Durst unerträglich wurde und ich spürte, dass meine Kräfte nachließen. Ich ließ ihn ein und das einzige, dass er sagen konnte war ein erschrockenes „Sam ...“. Ich glaube es tat mir weh, von ihm zu trinken, doch mein Trieb erlaubte mir, diese Tat zu tun. Spät nachts, als das ganze Haus ruhig war, schleifte ich seinen leblosen Körper durch das dunkle Treppenhaus in den Fahrstuhl und schickte diesen mit Chris’ Körper nach unten.
Ich habe ihn getötet, glaube ich. Die Aufregung, die sich noch Monate im Haus breit machte, ließen mich dies vermuten.
Der Polizei erzählte ich etwas über Migräne, Depressionen oder ähnliches, schließlich kam ein Gerichtsmediziner zu dem Schluss, Chris’ Tod sei einer dieser unlösbaren mystischen Todesfälle...
Ich selbst verschanze mich in meiner Wohnung und nur wenn mein Durst zu stark wird, wandere ich des nachts durch die dunklen Parks, auf der Suche nach ahnungslosen Menschen.
Colegiada ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.10.2006, 12:00   #2
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Zitat:
ließen unsere Eltern eine Wand durch unser Zimmer ziehen, um uns zu trennen,
Versuch mal hier wenigstens ein "uns" rauszunehmen.

Zitat:
Emily, die ich von früher
Tippfehler

Zitat:
Doch ihre Augen waren kühl und musterten mich bohrend. Als sähe sie direkt in mich hinein. Kurz flackerte ein Ausdruck in ihren Augen auf, doch ich konnte ihn nicht deuten.
Hier würd ich einmal "Augen" rauslassen.

Emily und Samantha? Bist Du zufällig AkteX-Fan?

Zitat:
„Das warst du nie.“, warf ich voll Hass ein.
Zitat:
danach für mich eine Art Ekstase waren, Schmerz spürte ich kaum.
Als ich danach aufwachte,
Ein "danach" weg.

Zitat:
war eine große Dunkelheit um mich herum, außer dem Brummen des Kühlschranks war kein Ton zu hören; ich war wieder allein.
dreimal "war". Nutze mal andere Verben. Das hat zudem den Vorteil, dass die Sprache dadurch lebendiger wird, denn ein "Dunkelheit waberte" sagt mehr aus, als ein "Dunkelheit war" (ist jetzt nur ein Beispiel)

Zitat:
der kalte Luftzug, der durch diese Tür drang, empfand ich aber als wenig unangenehm
Grammatisch falsch. es heißt "den kalten Luftzug empfand ich..."

Zitat:
drang, empfand ich aber als wenig unangenehm, es war eher das Licht, das aus dem Treppenhaus zu mir drang.
Zweimal "drang"

Zitat:
doch mein Trieb erlaubte mir, diese Tat zu tun.
"erlauben" erscheint mir inhaltlich komisch. Der Trieb zwang sie wohl eher.

Zitat:
Ich habe ihn getötet, glaube ich.
Warum wechselst Du hier plötzlich ins Präsens?

Zitat:
Chris’ Tod sei einer dieser unlösbaren mystischen Todesfälle...
Ahja, Chris Tod war ein Todesfall... Nee, das geht weder inhaltlich noch sprachlich, also einmal wegrationalisieren bitte.

Zitat:
Ich selbst verschanze mich in meiner Wohnung und nur wenn mein Durst zu stark wird, wandere ich des nachts durch die dunklen Parks, auf der Suche nach ahnungslosen Menschen.
Schon wieder Präsens?


Insgesamt muss ich sagen, solltest du noch sehr an Deiner Sprache feilen. Der Inhalt kann noch so fantasievoll sein, wenn die Sprache schlecht ist, dann macht das Lesen keinen Spaß.
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Die Rache




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.