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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 10.09.2011, 21:01   #1
männlich Erich Kykal
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Standard Nach dem Sturm

Über Land will sturmzerschlissen
grauer Wolkenfetzen Treiben
Ängste an den Himmel schreiben,
Qualen, die sie leiden müssen
im erzürnten Spiel der Winde,
das sie treibt, wie alte Sünde
Büßer triebe zum Altar,
so als wüßten sie, sie bleiben
niemals dort, wo einer war.

Welk vom wilden Weiterdrängen
hängen sie mit übereilten
Gesten wie mit aufgesteilten,
wirren, bauschenden Behängen
über zausen Baumgestalten,
die, als wollten sie verhalten
aufwärts in die Lüfte greifen,
ihren Trost den unverheilten
Himmeln gleichsam anzustreifen,

sich dem Weben übergeben,
bis aus fernen Lichterquellen
Sonne wird, um zu erhellen,
was an neu geschenktem Leben
dankend in die Blätter steigt,
wo es wirkt und wachsend schweigt,
um nur manchesmal gelassen
wie in zärtlich sanften Wellen
einen neuen Wind zu fassen.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2011, 14:35   #2
Ex-Odiumediae
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2010
Beiträge: 1.151

Dein Wortschatz und passende aber nicht aufgesetzt wirkende Wortneuschöpfungen oder -kombinationen wie sturmzerschlissen machen Eindruck und geben Atmosphäre.

Was mir bei Deinen Gedichten auffällt, ist der schöne Betonungskontrast. Hebungen wie Senkungen sind immer sehr deutlich zu erkennen, sodass es auch etwas einfacher wird, wenn das Metrum nicht konsequent ist, durch leichte Veränderung beim Sprechen trotzdem die Melodie zu ‚fühlen‘.

Wie immer finde ich inhaltlich nur Kleinigkeiten, die zu nennen an Haarspalterei grenzt. Das erzürnte Spiel der Winde aus der ersten Strophe will mir nicht ganz einleuchten, denn es sind ja die Winde, die erzürnt sind, nicht deren Spiel.

Verzeih die oft stark literaturwissenschaftlich geprägte Art meiner Kritiken, denn schließlich bin ich ein angehender Literaturwissenschaftler, aber in diesem Gedicht passt die Hypotaxe (du weißt schon ) sehr gut, weil die langen Sätze mit den Einschüben die Rastlosigkeit der Winde sehr schön stilistisch verdeutlichen.

Insgesamt finde ich, es gehört zu den besten ‚nicht sonettischen‘ Werken, die ich von Dir bisher gelesen habe und ich weiß nicht, warum es gestern an mir vorbei gegangen ist.
Ex-Odiumediae ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2011, 16:33   #3
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Lieber Erich Kykal,


ich bin heilfroh, daß O. d a s geschrieben hat, was ich ausdrücken wollte.

Mich, wie immer, vor Deiner Dichtkunst verneigend:

Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2011, 17:13   #4
männlich Erich Kykal
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Hi, Odi!

Ach ja, der Unterschied zwischen den "nicht so netten" und den "nicht sonettischen" Werken...
Das mit den erzürnten Winden hast du richtig erkannt, aber so rum passte es nicht in die angesprochene Melodie, also musste eben das ganze "Spiel der Winde" entzürnt sein...
Der lange Schachtelsatz passt hier wirklich gut, wie du anmerktest.

Hi, Rom.!

Wie immer versichern deine wenigen Worte mich deiner freundlichen Geneigtheit! Hab Dank, du Stütze auch in kargen Zeiten!


Euch beiden herzlichen Dank für euren Zuspruch!

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
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