Landleben bei Poetry.de

quillathe · 22.02.2006, 22:34

Reines Wasser, frische Luft,
ungespritzter Apfelduft,
ein gesundes Areal,
alles das ist Kapital,
woran Marx noch gar nicht dachte,
als er sich Gedanken machte.
Das soziale Jammertal
war für ihn der Hauptskandal.
Immerhin hat Marx schockiert
und so manchen Weg markiert.
Aber was uns heute quält,
ist nicht die soziale Welt
als viel mehr die Luftverschmutzung
und des Bodens falsche Nutzung.
Raupen, Bagger, Motorsägen,
kranke Nerven, volle Mägen,
Öl am Meer und mehr an Öl ...
Immer rascher. Meiner Seel'
wird so vieles dieser Erde
- auf Französisch ... eine Merde ...
Die Gesichter werden länger
und die Horizonte enger.
Nur die Straßen werden breiter.
Mensch, wann werden wir gescheiter?
Gott sei Dank gibt's auf dem Lande
hie und da die heile Welt,
wo von all der großen Schande
mancher Mensch noch Abstand hält.
Wo aus spielerischen Bächen
und im Wonneduft von Heu
zarte Stimmen zu ihm sprechen:
Bleibe deinem Herrgott treu.
Ja, das Leben auf dem Lande
lindert doch so manchen Schmerz
und es festigt alle Bande
zu der Erde Mutterherz.

Ex Albatros · 22.02.2006, 22:39

Hat mich an einer Stelle an Wilhelm Busch erinnert..."und ihr Hals wird
lang und länger - Ihr Gesang wird bang und bänger u.s.w.
Sehr einfalls- und abwechslungsreich. Erinnert mich in der Tat in seiner
Sprache an W. Busch.

Gruß Albatros

quillathe · 22.02.2006, 22:42

Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich habe es gemeinsam mit einem guten Freund damals geschrieben, doch leider ist der verstorben.

Ra-Jah · 22.02.2006, 22:45

Gern gelesen. Und wieder.

PhiloMuc · 27.02.2006, 19:13

Lb. Quillathe,
ein schön geformter Text- aber idyllisiert er nicht etwas? Zu WELCHEM Gottesbild sind denn viele Menschen auf dem Land "noch treu"? Zu einem, der das Leben bejaht? Habe ich meine Zweifel...Ich denke, die INNERE Umweltverschmutzung hat Stadt und Land erfasst...

Gruß! PhiloMuc

quillathe · 03.03.2006, 11:25

Das stimmt schon, aber ich schrieb das Gedicht in Ebenau bei Salzburg und dieses Dorf war so schön idyllisch und die Menschen dort sehr gläubig und das gehörte meines Erachtens mit in das Gedicht hinein, weil es mich tief beeindruckt hat damals.

22.02.2006, 22:34	#1
quillathe Dabei seit: 10/2005 Beiträge: 246 Meine Gedichte	Landleben Reines Wasser, frische Luft, ungespritzter Apfelduft, ein gesundes Areal, alles das ist Kapital, woran Marx noch gar nicht dachte, als er sich Gedanken machte. Das soziale Jammertal war für ihn der Hauptskandal. Immerhin hat Marx schockiert und so manchen Weg markiert. Aber was uns heute quält, ist nicht die soziale Welt als viel mehr die Luftverschmutzung und des Bodens falsche Nutzung. Raupen, Bagger, Motorsägen, kranke Nerven, volle Mägen, Öl am Meer und mehr an Öl ... Immer rascher. Meiner Seel' wird so vieles dieser Erde - auf Französisch ... eine Merde ... Die Gesichter werden länger und die Horizonte enger. Nur die Straßen werden breiter. Mensch, wann werden wir gescheiter? Gott sei Dank gibt's auf dem Lande hie und da die heile Welt, wo von all der großen Schande mancher Mensch noch Abstand hält. Wo aus spielerischen Bächen und im Wonneduft von Heu zarte Stimmen zu ihm sprechen: Bleibe deinem Herrgott treu. Ja, das Leben auf dem Lande lindert doch so manchen Schmerz und es festigt alle Bande zu der Erde Mutterherz.

22.02.2006, 22:39	#2
Ex Albatros abgemeldet Dabei seit: 12/2005 Beiträge: 1.227 Meine Gedichte	RE: Landleben Hat mich an einer Stelle an Wilhelm Busch erinnert..."und ihr Hals wird lang und länger - Ihr Gesang wird bang und bänger u.s.w. Sehr einfalls- und abwechslungsreich. Erinnert mich in der Tat in seiner Sprache an W. Busch. Gruß Albatros

27.02.2006, 19:13	#5
PhiloMuc Dabei seit: 02/2006 Beiträge: 4 Meine Gedichte	RE: Landleben Lb. Quillathe, ein schön geformter Text- aber idyllisiert er nicht etwas? Zu WELCHEM Gottesbild sind denn viele Menschen auf dem Land "noch treu"? Zu einem, der das Leben bejaht? Habe ich meine Zweifel...Ich denke, die INNERE Umweltverschmutzung hat Stadt und Land erfasst... Gruß! PhiloMuc

22.02.2006, 22:42	#3
quillathe Dabei seit: 10/2005 Beiträge: 246 Meine Gedichte	Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich habe es gemeinsam mit einem guten Freund damals geschrieben, doch leider ist der verstorben.

22.02.2006, 22:45	#4
Ra-Jah gesperrt Dabei seit: 12/2005 Beiträge: 481 Meine Gedichte	Gern gelesen. Und wieder.

03.03.2006, 11:25	#6
quillathe Dabei seit: 10/2005 Beiträge: 246 Meine Gedichte	Das stimmt schon, aber ich schrieb das Gedicht in Ebenau bei Salzburg und dieses Dorf war so schön idyllisch und die Menschen dort sehr gläubig und das gehörte meines Erachtens mit in das Gedicht hinein, weil es mich tief beeindruckt hat damals.