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Alt 05.05.2007, 21:15   #1
Black Valentine
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 74


Standard Burnout

hallo leute!
hier mal ein werk von mir, das schon bisschen älter ist . hoffe es gefällt und ist nicht zu "abstoßend" aber dies ist nun die art, die ich schreibe...
liebe grüße!


Burnout

Was konnte er tun? Er spürte wie die Rasierklinge durch sein Fleisch schnitt. Er erschrak, denn er dacht, der Schmerz sei durch das Morphin abgeschwächt, aber so war es nicht, zumindest fühlte es sich nicht so an. Eine gerade, blutrote Linie war wie eingebrannt in seine Haut. Zitternd zog er die Rasierklinge weiter und weiter. Tränen aus Trauer und Schmerz flossen über sein Gesicht und trugen das schwarze Make-up überall hin. Er war bleich wie ein Gespenst, blutunterlaufene Augen, dunkele Schatten darunter, schwarze Spuren der Tränen über seinen Wangen. Er war down, er konnte nicht mehr. Ein Holocaust war vollendet worden und er hatte keinen anderen Weg mehr gefunden, als die Rasierklinge, die auf dem Waschbeckenrand lag. Er innere Schmerz war so groß wie noch niemals. Der Hass, die Qual, das Leiden, das ganze Selbstmitleid und seine göttliche Selbstzerstörung, die er, ohne es zu begreifen, immer weiter in sein Inneres führte. Das Innere, das doch so verletzlich war, so schwach, taub, ruhelos, bewegungsunfähig und doch tot. Die Angst hatte gesiegt. Der Drang hatte ihn überwältigt, verlangte danach ihn wieder zu vergewaltigen, ihn zu misshandeln, ihn zu schlagen und zu treten, bis jede einzelne Faser Schmerz geschwunden war. Doch der Zwang konnte nicht gestillt werden.
Er hatte keine Chance mehr, alles aufgebraucht. Er brauchte eine neue Tüte des braunen Goldes, um über die Runden zu kommen. Aber woher? Wer könnte ihn verstehen, ihm helfen? Niemand tat dies, niemand verstand den Drang, der tief in ihm schlummerte und auf eine nächste Gelegenheit wartete. Niemand, denn er war eingesperrt in einer Realität ohne Zukunft und ohne Hoffnung und Schicksal. Er zitterte mehr und mehr, je tiefer und weiter er sich selbst schnitt und das Blut zu Boden tropfen sah. Er biss die Zähne zusammen, bis er nicht mehr konnte und laut aufschrie. Der Schrei befreite einen Teil seiner toten Seele, beflügelte ihn und flog davon. Er fühlt, wie sich ein Schleier der Benommenheit über ihn legte und wie er bald schon gar nicht mehr sah, wie rotes Blut seinen Arm hinunter lief. Er atmete hektisch, ohne jegliche Kontrolle über sich selbst. Er setzte zum vierten Mal an einer anderen Stelle an seinem an und strich mit der Klinge über seinen Arm. Er spürte den Schmerz schon gar nicht mehr. Er war endlich verschwunden, doch er spürte immer noch den Drang. Er verlangte nach mehr...
Mehr Freiheit, mehr Beflügelung und mehr Verständnis. Er war abhängig von dem Bedürfnis, konnte nicht ohne ihn leben. Er mochte ja gern, aber es war einfach nicht möglich. Es war ein Teufelskreis, den er vor so langer Zeit begonnen hatte und der niemals ein Happy End erreichen würde, das war im sicher. Er kannte niemanden, der jemals aus dem Teufelskreis entkommen war und deshalb wollte er sich seinem Schicksal fügen. Er wollte sich dem fügen, dem er nicht einmal Glauben schenkte. Was konnte er selbst anderes tun, wenn er nicht mehr lebte. Er selbst sagte immer: "Es ist besser auszubrennen, als langsam zu verglühen."
Und er stand in Flammen... Wann wäre er endlich verbrannt?

Er fühlte sich so missverstanden. Keiner wusste, wie er sich wirklich fühlte. Keiner fragte jemals, wie und was er fühlte. Er wurde nur hin und her geschoben, ohne dass er jemals verschnaufen könnte. Und jedes Mal musste er mehr Schmerzen ertragen. Nun war er an einem Punkt angelangt, an dem er sich fragte, ob das Leben überhaupt lebenswert war. Er schnaufte auf und legte endlich zitternd die blutverschmierte Rasierklinge beiseite. Er lies sie einfach zu Boden fallen und als sie ihn berührte, fühlte es sich an, wie ein Eimer Wasser aus Schuld und Trauer und allem Schlimmen, der über ihm geleert wurde. Der Schleier der Realität lag wieder über ihm, umhüllt von Stille. Der Drang, und damit sein größter Feind, war besiegt, erstmals und nicht ewig. Er wusste das und suchte in Gedanken nach weiteren Möglichkeiten ihn zu füttern. Denn er war unstillbar, immer hungrig und auf der Suche nach Nahrung. Er schloss die Augen und versuchte die beginnenden Schmerzen im ganzen Körper zu unterdrücken. Was hatte ihm das Morphin gebracht, wenn er jetzt schon wieder die Alltäglichkeit fühlte? Und wäre die nicht schon genug, bemerkte er, als er an sich hinunterschaute, dass seine Hose, uns wohl auch sein Hemd, rot durchnässt war. Er konnte sich nicht erklären, woher all das Blut kam, das ihn wie ein Feuerring umzingelte. Ihm wurde schwindelig und er spürte einen weiteren Schmerz in sich, aber diesmal heftiger als je zuvor. Es fühlte sich an, als würde ihm jemand die Hand abschneiden. Er schrie erschrocken auf und umschloss mit seiner linken, das schmerzende rechte Handgelenk. Da beobachtete er wie weiteres Blut heruntertropfte und den Feuerkreis vergrößerte. Er war geschockt, konnte sich nicht erinnern, was passiert war, woher das ganze Blut kam. Und da sah er die Wunden an seinem Arm. Er erschrak und sein Herz pochte wild in seiner Brust. Ihm war schlecht und er spürte, wie sein kompletter Mageninhalt aufstieg. Sein Magen brannte, als hätte der Feuerkreis Besitz über ihn ergriffen. Er hielt sich die nicht schmerzende Hand vor den Mund, konnte das Geschehen aber nicht verhindern und übergab sich. Panik spiegelte sich in seinen Augen wider...
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Alt 05.05.2007, 21:19   #2
Struppigel
 
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Alt 05.05.2007, 22:42   #3
männlich kuse
 
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ja...an sich nicht schlecht geschrieben, die gefühlslage ist, so denke ich jedenfalls, getroffen. ich selbst habe eine solche erfahrung nicht gemacht, deshalb kann ich das nicht genau beurteilen.
nur leider...erfüllst du jedes einzelne Klischee das ich hatte. deshalb ist es für mich langweilig, es interessiert mich nicht und mir bleibt wenig anderes übrig als irgendeinen anderen thread anzuklicken.
Sag mir, was wolltest du mit dieser Geschichte hervorrufen? Mitleid, Emotionen oder Ekel? nichts dergleichen hat sich bei mir eingestellt. genauso könnte ich eine Geschichte schreiben, in der sich ein sozial isolierter Jugendlicher mit ADS und einem niedrigen IQ in die Welt von World of Warcraft flüchtet. An sich eine interessante Thematik, aber nur alleine das reicht nicht aus. Schließlich fehlt jede Problematik die dahinter steht und jeder hat sicherlich bereits Erfahrungen in dieser Hinsicht gesammelt, ob nun persönlich oder durch bekannte/freunde.

kuse
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Alt 05.05.2007, 23:09   #4
Black Valentine
 
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was will ich mit der geschichte sagen... keine ahnung... ein oneshot, der einblicke in das leben eins svv - erkrankten geben sollte... es war eben einer meiner geschichten, die ich früher geschrieben hatte und die eben da sind... mittlerweile ist dieser oneshot teil einer zusammenhängenden geschichte.
was für klischees hast du denn? denn ich kann mir kaum vorstellen, dass ich mit dieser geschichte alles erfüllen konnte... aber egal.
ich denke, man muss vll erfahrungen mit svv haben, um es genau zu verstehen. wie gesagt, ich wollte es leuten einfach näher brinegn, die damit nicht in berührung kommen.
"Schließlich fehlt jede Problematik die dahinter steht" was genau meinst du damit? fehlt dir die vorgeschichte zu diesem oneshot?

ich hoffe, ich kann dich mit einer meiner nächsten geschichten umstimmen... was liest du gerne? ich denke aber nciht, dass du das gleiche magst wie ich... und was ich schreibe...
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Alt 05.05.2007, 23:14   #5
männlich kuse
 
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ich denke wirklich nicht, dass wir rein inhaltlich auf eine linie liegen.

die Problematik...einmal die Vorgeschichte und auch die psychologische Problematik, denn (entschuldige meine folgende Oberflächlichkeit) private Probleme und Stress in der Schule/Job führern nicht dazu dass man sich die Arme aufschlitzt. da gehört mehr dazu, andere Zusammenhänge, die man vielleicht als nicht-psychologe auch nicht immer erkennt. Aber genau das ist es,was mich interessieren würde.
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Alt 05.05.2007, 23:18   #6
Black Valentine
 
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ok, also meinst du, dir würde die geschichte eher gefallen, wenn du wüsstest, was dieser person passiert ist, dass sie sich die arme "aufschlitzt"? ist es nicht grad der reiz, darüber nachzudenken, was eben dieser person passiert ist und seine fantasie spielen zu lassen?
jedem das seine
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Alt 05.05.2007, 23:20   #7
männlich kuse
 
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nein, ist es nicht, denn ich kann mir kaum ein persönliches Schicksal vorstellen, dass einen tatsächlich dazu bringt, etwas derartiges auf freiwilliger basis und ohne äußeren direkten einfluss zu tun.
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Alt 05.05.2007, 23:27   #8
Black Valentine
 
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ok, gut, kann cih verstehen.
dann tut es mir leid, dass ich das hier gepostet hat, denn ich merke gerade, dass hier die falschen leute sind, die sich nicht in eine solche lage versetzten können und ein glückliches leben genießen können. respekt!
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Alt 06.05.2007, 01:53   #9
männlich kuse
 
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Beiträge: 489


einen moment, von einem glücklichen leben bin ich noch weit entfernt. es kommt lediglich auf die auswirkung und die äußerung des glücklosen lebens an, das hat verschiedene arten, und diese verstehe ich nicht, bin aber aufgeschlossen jenen gegenüber, die es mir erklären wollen.
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Alt 06.05.2007, 09:10   #10
Struppigel
 
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Beiträge: 1.007


Hallo Valentine,

die Tipps von kuse kannst Du Dir ruhig zu Herzen nehmen. Zumal er doch gerade Deiner Zielgruppe entsprechen sollte, da er selbst keine Erfahrung mit Autoagression hat. Du sagtest, Du willst anderen einen Einblick in SVV gewähren und diese "anderen" sind wohl kaum die SVVler selbst, denn die haben schon mehr als nur einen Einblick.

Zitat:
dann tut es mir leid, dass ich das hier gepostet hat, denn ich merke gerade, dass hier die falschen leute sind, die sich nicht in eine solche lage versetzten können und ein glückliches leben genießen können.
Warum gibst Du so schnell auf? Erstens ist kuse nur ein Kritiker von vielen (warum schließt Du gleich von ihm auf alle anderen), zweitens sind wir - und darüber bin ich sehr froh - ein recht ehrlicher Haufen. Das Forum ist dazu gedacht, sich im Schreiben weiterzuentwickeln. Falsche Komplimente wird man hier selten finden. Aber was Du finden wirst und nutzen solltest, ist ein ehrliches Feedback und gute Tipps/Vorschläge, wie man es das nächste Mal besser machen könnte. Und nur dafür sind die Kritiken gedacht - nicht etwa, um jemanden fertig zu machen.

Was den Text betrifft, bin ich - obwohl ich SVVler war - derselben Meinung wie kuse. Du kannst gut beschreiben. Gerade, wenn der Text schon etwas älter sein soll, ist das eine sehr gute Leistung.
Allerdings musst Du auch wissen, dass Texte über Selbstverletzung derart oft hier gepostet werden, dass es mittlerweile schon sehr schwierig geworden ist, einen richtig guten zu schreiben. Das Thema wird von jeglicher Seite zu oft ausgelutscht. Und darum hat kuse - so nehme ich an - nicht unbedingt etwas Neues hier gefunden, der Text ist nicht anders als die anderen, er hat nichts Besonderes, er greift dieselben Bilder auf.
Und auch, wenn es kein ausgelutschtes Thema wäre, sondern vielleicht eine ganz unbekannte Sache, in die Du den Lesern Einblick gewähren willst, so fehlt trotzdem etwas, denn einem Menschen, der SVV nicht kennt, zeigt er nur das (abstoßende) Äußere dieser Störung - gibt aber keine Möglichkeit, dafür Verständnis zu entwickeln oder es als nachvollziehbar zu sehen.
Natürlich ist es schön, wenn man seiner Phantasie um die Ursachen der Autoagression freien Lauf lassen kann, aber lass der Phantasie doch eine Leine, sonst weiß sie gar nicht wo sie hin soll. Soll heißen - ein paar versteckte Hinweise wären nicht schlecht. Das, was zwischen den Zeilen steht, macht die Würze des Textes aus. Es dürfen nicht zu wenig Hinweise sein, sonst fühlt man sich etwas zu frei, etwas verloren. Es darf auch nicht zu viel sein, sonst ist alles schon glasklar und am Ende der Geschichte bleiben keine Gedanken zurück.
Ich würde mich jedenfalls mal freuen, einen SVV-Text zu lesen, der sich nicht nur um die oberflächlichen Symptome dreht, nicht nur allgemeine Floskeln als Ursache angibt (wie: "Niemand versteht mich"), sondern sehr differenziert gestaltet ist.
Noch eine Frage: Warum das Morphin? Ich kenne keinen, der sich extra betäuben muss, die meisten SVVler sind nämlich schon betäubt.

Grüße

Struppi
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.05.2007, 19:23   #11
Black Valentine
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 74


ok, ich nehm mir wirklich die kritik zu herzen und werde auch versuche sie einzuhalten. auch deine, Struppigel, nehm ich mir zu herzen und werd einen leitfaden für die phantasie einbauen. auch werde ich mich um einen text bemühen, der den vorstellung von euch beiden entspricht. wie gesagt, dieser hier ist schon etwas älter und teil einer zusammenhängenden geschichte (daher auch das morphin). wenn man die geschichte liest, gibt es im nachhinein sicherlich so einen leitfaden für die gründe und so verstehen nicht svvler die taten bestimmt eher, als nur mit diesem ausschnitt.
wie gesagt, ich werde mich bemühen, etwas besseres zu posten, demnächst!
lg
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