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Alt 13.04.2007, 23:09   #1
darchr
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 2


Standard Romananfang - noch keinen Titel

Hey,

ich bin neu hier, bin siebzehn Jahre alt und gehe noch zur Schule wink

Ich habe nie wirklich viel gelesen, glaube aber mit Justizthrillern jetzt ein Themengebiet gefunden zu haben, was mir ganz gut gefällt (werde daher jetzt mal viel Grisham lesen, da mir ein Buch von ihm sehr gut gefiel).

Vorhin hatte ich Lust, mal einen Anfang von einem Roman zu schreiben - ich weiß nicht, ob man es "darf", aber ich habe häufig auch sehr kurze Wörter. Ganz einfach, weil es mir selbst gefällt, und es mir bei Grisham auch gefallen hat. Theoretisch könnte ich natürlich auch längere und "bessere" Sätze ("besserer Stil") schreiben, aber ist das denn zwingend nötig? Ich finde es besser, wenn auch mal kurze Sätze dazwischen sein, da es abwechslungsreicher ist.

Naja, hier einfach mal der Text - wie gesagt, habe vorher nie etwas geschrieben, und habe mir das eben mal ausgedacht



Er las die Biografie ein drittes Mal und war erneut erstaunt. Erstaunt darüber, wie ein Mensch zu solchen Handlungen fähig sein könnte. Und es wurde schwieriger für ihn zu entscheiden. Er zweifelte. Nur wegen des Geldes würde er nicht zustimmen, danach entschied Johnny McGuire nie. Trotzdem war er sich über die Millionen bewusst, die ihm die asiatische Terrororganisation bezahlen würde. Auch das Anblicken des Passfotos half ihm bei einer Entscheidung nicht. Einen solchen Mandanten hatte Johnny McGuire noch nicht vertreten. Und das in seiner dreiundzwanzig Jahre langen Karriere als Strafanwalt. Einer sehr erfolgreichen Karriere. Wenn im einer im Südosten der USA was von Mord und Totschlag verstand, war es McGuire. Höchstens Michael Aniston und der sechzigjährige James Houston waren da noch, die McGuire gefährlich werden konnten. Ausstehen konnten sie sich alle nicht, kämpften sie doch um den Platz 1 des Top-Strafverteidigers in Florida und den umliegenden Bundesstaaten. Eins stand jedoch fest: weder Aniston noch Houston waren so fair wie McGuire. Zumindest war das die gängige Meinung in der amerikanischen Justiz. Geld stand bei ihm nie im Vordergrund. Nur die Wahrheit. Wahrheit war für ihn das wichtigste. Bemerkenswert. Bemerkenswert, wie er Freisprüche für die gestehenden Mandanten herauskämpfte. Reine Sachkompetenz. Aber einen Terroristen hatte er noch nie. Bisher nicht. Sollte es sich ändern? Sollte er das Angebot annehmen? Das Angebot eines Menschens, der seinen Bruder umbrachte. An das Geld dachte er nicht. Aber an das Gute im Menschen. McGuire war schon immer der Auffassung, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat. Mord in 34 Fällen, und das mit einundzwanzig Jahren. Über die Motive dieser Menschen dachte McGuire nie nach. Auch bei dem Mandanten nicht, dessen Bild er nun schon häufig anstarrte. Hätte er mal darüber nachgedacht.

Vor einem halben Jahr im Juni tagte der Bildungsausschuss des Parlamentes in Florida wie alle zwei Monate. Eine Stunde vor Beginn war das gesamte Gebäude voll von Leuten. Von Bürokraten und Politikern. Cameron James hasste das. Er konnte große Menschenmassen und Hektik nie ausstehen und war froh, wenn er es in sein Bürogebäude geschafft hat. Dabei war er selbst einer von denen. Von denen, die in Florida den Ruf hatten, korrupt zu sein und alles für Geld zu tun. Eben ein Politiker. Er konnte die Presse nicht ausstehen und scheute jeden Auftritt vor der Kamera. Wie sein Bruder es hasste, Mandanten abzuzocken, hasste Cameron im Rampenlicht zu stehen. Bei solchen Ausschüssen kam er schon immer später. Vergebens. Zwecklos. Man konnte dem ganzen Menschenrummel nicht entkommen. Als Mitglied einer liberalen Partei konnte ihn im Haus ohnehin keiner ausstehen. In ganz Florida wohl nicht. Wie er es ins Parlament geschafft hatte, war keinem verständlich. Es gab viele Vermutungen. Krumme Geschäfte. Geld, das floss, wo es nicht fließen sollte. Kontakte zu illegalen Organisationen. Angeblich mit russischen. Wer hatte in diesem Parlament jedoch nicht irgendwelche zweifelhaften Kontakte? Ohnehin interessierte es keinen, was Cameron James machte. Wäre er nie gekommen, wäre es keinem auf gefallen. Er war immer da. Trotzdem. Niemand sah ihn. Nie auf den Gängen. Hätte man andere Abgeordnete gefragt, wo er sich aufhält, hätten die wohl nur mit den Schultern zucken können. Keiner wusste es. Bis auf einen vielleicht. Gordon Ackintosh. Der zweite Abgeordnete der liberalen Partei und McGuires einziger Partner. Der wusste möglicherweise immer, wo McGuire sich aufhielt. Und Johnny vielleicht auch. Er musste es wissen. Er telefonierte stets mit seinem Bruder, wenn der sich in seinem Büro im Parlamentsgebäude befand. Sie redeten – über alles. Fast alles. Streit gab es selten, eigentlich nie. Höchstens, wenn einer mal Stress im Beruf hatte.
darchr ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.04.2007, 00:16   #2
Schattenwolf
 
Dabei seit: 09/2006
Beiträge: 62


Ok, diese Gattung ist zwar nicht wirklich mein Fachgebiet, aber ich möchte dir mal ein paar Ratschläge geben, bevors hier um den Inhalt geht, von dem ich nichts verstehe (ich meine im bildungstechnischen Sinne, nicht auf die Verständlichkeit deiner Geschichte gesehen).

1. Stell dich im Mitgliederbereich vor, sich nicht vorzustellen kommt schon mal ganz schlecht.

und jetzt zur Geschichte.

Der Name Johnny McGuire kommt mir irgendwie sehr bekannt vor, keine Ahnung woher, wahrscheinlich ein Film. Falls dir kein eigener Name einfällt, das Internet ist voll davon.

"Erneut erstaunt. Erstaunt" das ist eine ungünsitge Wortstellung.

"Wenn im einer im Südosten der USA was von Mord und Totschlag verstand, war es McGuire." Irgendwas stimmt nicht mit diesem Satz...

"Geld stand bei ihm nie im Vordergrund. Nur die Wahrheit. Wahrheit war für ihn das wichtigste. Bemerkenswert. Bemerkenswert, wie er Freisprüche für die gestehenden Mandanten herauskämpfte. Reine Sachkompetenz. Aber einen Terroristen hatte er noch nie. Bisher nicht. Sollte es sich ändern? Sollte er das Angebot annehmen? "
Meiner Meinung nach zu häufig abgehackte Sätze, das wirkt hektisch. So geht es auch weiter.
Schattenwolf ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.04.2007, 14:30   #3
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Zitat:
"Erneut erstaunt. Erstaunt" das ist eine ungünsitge Wortstellung.
Da stimme ich Schattenwolf zu. Es ist nicht generell ungünstig, es bekräftigt schließlich das Vorangegangene, aber Du neigst dazu, es mit dieser Konstruktion zu übertreiben. Ich würde Dir raten, es nicht mehr als einmal pro Absatz zu verwenden.

Zitat:
Nur die Wahrheit. Wahrheit war für ihn das wichtigste. Bemerkenswert. Bemerkenswert, wie er Freisprüche für die gestehenden Mandanten herauskämpfte.
--> gleich zweimal hintereinander. Unbedingt vermeiden.

Zitat:
Aber einen Terroristen hatte er noch nie. Bisher nicht.
--> Nicht sprachlich, aber inhaltlich dieselbe Konstruktion.

Zitat:
Und das in seiner dreiundzwanzig Jahre langen Karriere als Strafanwalt. Einer sehr erfolgreichen Karriere.
Zitat:
Dabei war er selbst einer von denen. Von denen, die in Florida den Ruf hatten,
Zitat:
Sie redeten – über alles. Fast alles.
Das sind jetzt insgesamt sieben, die ich entdeckt habe - in nur zwei Absätzen.

Zitat:
Niemand sah ihn. Nie auf den Gängen.
Was ist das? Zusammengenommen hieße das "Niemand sah ihn nie auf den Gängen", was ja völliger Quatsch ist. Aber das ist die erste Lesart, auch wenn vielleicht gemeint war "Er war nie auf den Gängen" oder ähnliches. Hier musst Du Eindeutigkeit schaffen.

Zitat:
war froh, wenn er es in sein Bürogebäude geschafft hat
geschafft hatte

Zitat:
"Wenn im einer im Südosten der USA was von Mord und Totschlag verstand, war es McGuire." Irgendwas stimmt nicht mit diesem Satz...
Da muss einfach nur das erste "im" weg.

Zitat:
Streit gab es selten, eigentlich nie. Höchstens, wenn einer mal Stress im Beruf hatte.
Du machst eine Aussage, berichtigst diese, nur um sie dann nochmal zu berichtigen. Der Leser wird denken ---> der kann sich nicht entscheiden, was denn nun?

Zitat:
ch weiß nicht, ob man es "darf", aber ich habe häufig auch sehr kurze Wörter. Ganz einfach, weil es mir selbst gefällt, und es mir bei Grisham auch gefallen hat. Theoretisch könnte ich natürlich auch längere und "bessere" Sätze ("besserer Stil") schreiben, aber ist das denn zwingend nötig? Ich finde es besser, wenn auch mal kurze Sätze dazwischen sein, da es abwechslungsreicher ist.
Sag, lieber darchr, wer hat Dir den Blödsinn ins Ohr gesetzt, dass längere Sätze gleich einen besseren Stil bedeuten?
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.04.2007, 22:13   #4
tempestrider
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 39


Standard RE: Romananfang - noch keinen Titel

Hallo darchr,

Zunächst ein mal: Nimm Dir Kritik bitte nicht zu sehr zu Herzen. Capote hat die Veröffentlichung eines Textes mal damit verglichen, sein Lieblingskind zur Schlachtbank zu führen, und wahrscheinlich zieht Dich einiges, was hier geschrieben wird, ordentlich runter.
Da auch ich einige kritische Anmerkungen habe, Folgendes vorweg:
1) Das sind alles keine Angriffe auf Dich als Autor (und wenn doch, ignorier es einfach).
2) Auch wenn hier viele schon einige Jahre Erfahrung mit dem Schreiben haben: Das sind alles nur Meinungen, keine Dogmen.
3) Wenn ich in Deinem Alter schon einen Roman in Angriff genommen hätte, wäre ich heute wahrscheinlich besser dran.
4) Auch die, die hier so Weise über Dein Werk urteilen, haben keinen perfekten Stil (und ich schon gar nicht).
Ein eigener Stil ist ohnehin wichtiger als ein perfekter.

Als erstes gebe ich auch mal meinen Senf zu dem beliebten Thema lange & kurze Sätz ab.
Struppigel hat da schon was Wertvolles gesagt - lange Sätze sind nicht gleich guter Stil. Einige großartige Autoren (vor allem Amerikaner, z.B. Chuck Palahniuk, Don DeLillo, Brett Easton Ellis) schreiben seitenweise Stakkatosätze, und erreichen gerade dadurch das ungeheure Tempo, das ihre Romane so mitreißend macht. Das ist nämlich der Hauptunterschied zwischen langen und kurzen Sätzen: kurze machen Tempo, lange schaffen Ruhe (was ja auch zur Spannung beitragen kann, z.B. indem es einen erwarteten Wendepunkt hinauszögert).
Da kommt aber Dein erstes Missverständnis zum Tragen: es geht dabei nicht um Abwechslung (schon gar nicht um der Abwechslung willen), sondern um die stillistische Unterstreichung des Handlungstempos, um die Steuerung des Lesers.
Wenn Du also einen rasanten Anfang für Deinen Romn willst (was ich gerade bei einem Thriller für keine dumme Idee halten würde), wäre ein bewusst HAUPTSÄCHLICH in kurzen (und ja, explizit auch abgehackten) Sätzen gehaltener Stil das Mittel der Wahl.
Den Eindruck habe ich aber nicht - wie meine Vorredner schon angemerkt haben, hast Du einen verhängnisvollen Hang zu unnötigen Wiederholungen, die nichts anderes bewirken, als den Leser zu bremsen und ihm das Gefühl zu geben, dass sie mit einem kleinen Löffelchen gefüttert werden. Wiederholungen an sich können auch ein wertvolles dramatisches Mittel sein - aber wie Struppigel schon angemerkt hat nicht in jedem dritten Satz. Das solltest Du viel sparsamer dosieren.

Eine andere Sache ist mir noch aufgefallen: Du versuchst in diesem Anfang schon alle möglichen Plotfädewn anzulegen. Das ist an sich eine gute Idee, weil es eher die Chance hat, Interesse zu wecken. Aber wenn Du Dich dabei auf Schlagwörter wie "asiatische Terrororganisation" beschränkst, über die Konkurrenten Deines Protagonisten nur ihr Alter zu sagen hast und ihn selbst als modernen Paladin ohne menschliche Regungen (geschweigen denn Schwächen) zeichnest, wirkt das nicht. Du setzt dem Leser ein fertiges (und altbekanntes) Bild vor, an dem es nichts neues zu erkennen gibt (am deutlichsten wird das bei den rhetorischen Fragen: "Sollte es sich ändern? Sollte er das Angebot annehmen?" Du nimmst dem Leser jedes eigene Denken ab - für einen Thriller sicher nicht günstig.
Du solltest versuchen, das, was Du dem Leser sagen willst, nicht fertig formuliert hinzuschreiben, sondeern ihm Anhaltspunkte zu geben, damit er von selbst darauf kommen kann. Die Rivalität der Anwälte wäre mit einer Anekdote erheblich lebendiger (und sicher auch unterhaltsamer) als in dem Satz: "Ausstehen konnten sie sich alle nicht, kämpften sie doch um den Platz 1 des Top-Strafverteidigers in Florida und den umliegenden Bundesstaaten." Und das ist nur ein Beispiel.

Ich hoffe, da waren Anregungen dabei, mit denen Du was anfangen kannst. Ich wünsche Dir jedenfalls viel Glück mit Deinem Roman.

P.S.: Ich weiß, Du hörst es sicher nicht gerne, und wahrscheinlich bin ich nicht der Erste, der es Dir sagt, aber von Grisham kannst Du vielleicht lernen, wie man gut recherchierte und leicht verdauliche Thriller schreibt - gute Thriller hat er aber noch keine geschrieben. Versuch doch zumindest mal, einen Autor zu finden, der sein sprachliches Handwerk versteht, denn man merkt Dir an, wie stark Du Dich von dem, was Du liest, inspirieren lässt - und da würde Dir ein neuer, anderer Impuls sicher nicht schaden.
Alles natürlich nur meine Meinung.
tempestrider ist offline   Mit Zitat antworten
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