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Alt 27.03.2007, 19:38   #1
Mugen
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 28


Standard Das Schwert des Waldes

Dies ist eine etwas ältere Geschichte die bereits mehrere Kapitel hat.
Wenn Interesse besteht werde ich noch weitere Teile reinstellen. Hoffe sie gefällt euch und freue mich auf konstruktive Kritik. =)

http://img123.imageshack.us/img123/5222/kyokw7.jpg

Erstes Kapitel

Es wurde Abend, allmählich verflüchtigte sich die Hitze des Tages. Eine leichte Brise wehte die fast greifbare Schwüle weg und liess das Laub in den Bäumen leise rascheln.
Es war Spätsommer und obwohl der Himmel fast wolkenlos war, spürte Kyo dass es bald regnen würde. Sie war nicht soweit gekommen wie sie gehofft hatte, aber es würde reichen.
Leise und auf jeden Schritt achtend, stieg sie eine Böschung hinunter. Die Luft roch erdig und ein leises Rauschen war zu hören.
Hinter der nächsten Biegung wurde eine Furt sichtbar. Während sie die immer steiler werdende Schlucht hinabstieg, befühlte sie ihren Gürtel. Den Wasserschlauch würde sie am Fluss auffüllen und das Messer darin waschen. Für mehr war keine Zeit.
Das Wasser war etwa knietief und die Strömung nicht sonderlich stark. Kyo trank etwas aus ihren Händen und benetzte ihr Gesicht. Während sie den Schlauch ausspülte und wieder auffüllte beobachtete sie die Sonne, die in einem orangen Strahlenmeer hinter den Wipfeln der Nadelbäume unterging.
Gerne hätte sie sich die Zeit genommen, eine der in regenbogenfarben schillernden Forellen zu fangen, die stets einige Meter entfernt durch die Strömung schnellten aber die Zeit drängte.

Nach dem sie watend das andere Ufer erreicht hatte, band sie sich die Schuhe wieder um und machte sich auf den Weg durch das Uferschilf.
Die Schlucht auf der anderen Seite war steil und mühsam zu erklimmen.
Der Hochnebel zog sich langsam zusammen und bildeten kleine Schäfchenwolken. Kyo überlegte, wie weit ihre Verfolger hinter ihr sein konnten. Sie hatte drei Tagesmärsche hinter sich, seit sie aus Kurama geflohen war. Der Regen hatte ihre Spuren am ersten Tag verwischt und der Wald war ihr Element. Sie konnten sie noch nicht eingeholt haben, trotzdem schritt sie kräftiger aus.
Der von kräftigen Nadelbäumen bewachsene Bergwald um sie war alt, sehr alt aber nicht bösartig. Die Bäume waren bereits vor langer Zeit eingeschlafen, kein Hindernis für die Fährtensucher. Kyo rechnete mit mindestens zehn Leuten. Mehr hätte man kaum entbehren können und weniger wären zu riskant gewesen für diesen Auftrag, in dieser gefährlichen Gegend. Beim Gedanken daran prüfte sie, ob ihr Schwert gut an ihrem Rücken festgezurrt war.
Es war eine meisterhaft gefertigte Waffe. Hergestellt von den Schmieden ihrer Vorväter, noch bevor der grosse Krieg ihr Land zerstört und ihr Volk fast vollständig vernichtet hatte. Der Griff war kunstvoll geschnitzt aber ohne überflüssige Verzierungen. Die Klinge scharf und am Schaft graviert. Die Schriftzeichen waren fein, wie Pinselstriche aber Kyo verstand ihre Bedeutung nicht, denn die Sprache war mit ihrem Volk gestorben.
Hinter ihr stoben die Vögel in den Baumwipfeln auseinander und stiegen in den Himmel auf, der jetzt von dunklen Gewitterwolken behangen war. Kein gutes Zeichen, Kyo beschleunigte ihre Schritte erneut.

Sattes dunkelgrünes Moos bedeckte den Waldboden. Vereinzelte Sonnenstrahlen schienen zwischen den Bäumen hindurch und liessen helle Flecken darauf entstehen die durch den wiederaufkeimenden Wind sanft tanzten.
Kyo dachte darüber nach, wie sie sich im kleinen Dorf Kuruma, wo sie eigentlich nur übernachten wollte, zwischen die Menge und den Jungen gestellt hatte, den sie den Göttern opfern wollten.
Hätte sie sich still verhalten, wäre der Junge jetzt tot und sie nicht auf der Flucht. Sie hatte versucht zu erklären, dass sich die Götter in dieser Gegend nicht um Opfergaben scherten und seit Jahrhunderten nicht mehr auf der Erde wandelten. Doch darauf wurde sie als Ketzerin beschimpft und man hatte ihr mit Gewalt gedroht, als sie sich geweigert hatte, den Weg freizumachen. Ihr war nichts anderes übriggeblieben, als den Jungen an den Hüften zu packen und zu fliehen. Am Rande des Dorfes wurden sie in einen Hauseingang getrieben. Kyo hatte sich hineingestellt und ihr Katana gezogen, während der Junge nach einigen Worten des Dankes, durch das hintere Fenster geflüchtet war.
Die Dorfbewohner rückten schliesslich immer näher und im Haus kam es zum Kampf. Zweien schnitt sie einen Arm ab und ein Fusstritt schickte einen Dritten in den Keller.
Während der Mob zurückwich, schmiss jemand eine Öllampe um. Das Feuer griff schnell um sich und als die ersten Wassereimer herbeigetragen wurden, züngelte es bereits über das Strohdach. In Moment der Verwirrung nahm sie die Beine in die Hand und kurz darauf folgte ein Gewitter, welches vermutlich eine weitere Ausbreitung des Feuers verhinderte.

Der erwartete Regen setzte ein, es war sanfter Sommerregen der langsam durch das Blätterdach tropfte. Kyo zog sich die Kapuze ihres Mantels über und strich ihre schwarzen Haare nach hinten. Es war ein schön gewobener Mantel, ein kleines Stück alte Magie steckte darin. Die braunen und grauen Fäden aus denen er gefertigt war, schienen auf den ersten Blick gewöhnlich und verblichen. Wenn man aber genauer hinsah, vermischten sie sich mit ihrem Hintergrund und der Träger war im Gelände nur schwer auszumachen.

Die Dämmerung brach herein und Kyo suchte sich einen Platz an dem das erste Tageslicht sie wecken würde. In der Dunkelheit und im Regen weiterzulaufen wäre sinnlos gewesen, denn ohne Mond und Sternenlicht, hätte sie sich nur verirrt, oder wäre gar am nächsten Tag ihren Feinden in die Arme gelaufen.
Sie ass drei Streifen Dörrfleisch und trank einige Schlucke aus ihrem Wasserschlauch bevor sie an einen Baum gelehnt, mit angezogenen Knien sitzend und ihr Schwert mit beiden Händen festhaltend einschlief. Zweimal weckte sie ein unbekanntes Geräusch, aber es schien nicht von einem Menschlichen Wesen zu stammen.
Die wenigen Stunden der Ruhe, boten ihr die Erholung welche ihr die letzten zwei Tage verwehrt geblieben war. Falls es am nächsten Morgen zu einem Kampf kommen würde, wäre sie bereit.

Der Morgen graute bereits als Kyo die Augen aufschlug, sie musste dringend weiter. Hastig schlang sie einen Streifen Dörrfleisch hinunter und Rappelte sich auf.
Der Wald lichtete sich langsam, als sie die von Morgentau behangenen Berghänge erklomm. Der Himmel war wieder wolkenlos und sie spähte zu den Schneebedeckten Gipfeln der Gebirgskette die zu ihrer rechten lag. Als sie zurückblickte, entdeckte sie einige kleine Punkte die aus dem Wald hervortraten. Es waren Menschen und sie folgten ihren frischen Spuren.
Die Jagd neigte sich dem Ende zu das wusste sie und ihre Verfolger wussten es auch.

Sie schienen zum Endspurt angesetzt zu haben. Kyo zählte zehn... dreizehn, vierzehn Leute. Sie musste es zum nächsten Waldstück schaffen, früher oder später würde sie eingeholt werden.
Als sie das Waldstück erreichte versuchte sie, ihre Spuren zu verwischen. Sie wollte ihre Verfolger dazu bringen sich aufzuteilen, und so weiter nach ihr zu suchen.
Gut versteckt unter ihrem Mantel wartete sie bis sie eingeholt wurde. Die Männer hatten Krummschwerter und drei von ihnen waren mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Der Vorderste suchte gebückt den Waldboden ab und schien dabei energisch auf seine Kameraden einzureden. Schliesslich trennten sie sich in drei Gruppen auf, in jeder suchte Einer weiter den Boden ab, während die Restlichen mit gezückten Waffen ausschau hielten. Eine Gruppe aus zwei Schützen und zwei Kämpfern bewegte sich auf sie zu.
„Sie muss ganz in der Nähe sein“ raunte einer der Schützen dem anderen zu.
Kyo zog ihr Schwert einige Zentimeter aus der Scheide, der kalte Stahl blitzte in der Sonne. Ihr Puls beschleunigte sich. Als die Männer an ihr vorbeigegangen waren, schlich sie ihnen nach. Katzengleich pirschte sie sich immer näher heran.
Mugen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2007, 10:54   #2
Zim
 
Dabei seit: 03/2007
Beiträge: 8


Standard RE: Das Schwert des Waldes

Wieso um himmelswillen brichst du bei der spannensden Stelle ab?
Bitte jetzt den nächsten Teil!

Also die Geschichte gefällt mir ausgesprochen gut! Es gibt auch Nichts, was ich bemängeln würde. Das Wichtigste ist jetzt nur, dass du den nächsten Teil rein stellst!
Zim ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2007, 19:21   #3
Mugen
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 28


Zitat:
Wieso um himmelswillen brichst du bei der spannensden Stelle ab?
Das hat einen psychologischen Hintergrund.
freut mich dass sie dir gefällt. Hier der nächste Teil

Teil 2

Die Klinge sang mit einem kurzen „zing“ auf als Kyo sie aus der Scheide schnellen liess und noch in der gleichen Sekunde trennte sie dem ersten Schützen den Kopf ab.
Das Blut strömte noch im Takt seines Herzschlages aus seiner Kehle während der zweite Schütze nach einem Pfeil griff und zu einem Schrei ansetzte. Der Hilferuf verklang in einem erstickten Gurgeln als Kyo ihm das Schwert durch die Kehle stiess.
Die Krieger die herumgewirbelt waren, riefen in einem Anflug von Panik, „hilfe sie ist hier, herbei herbei“ bevor sie zum Angriff übergingen. Ihr Schwert klirrte hell, als sie den Schlag des ersten Soldaten abwehrte. Sie duckte sich unter dem Hieb des Zweiten und rammte dabei dem ersten das Schwert bis zum Heft in den Bauch. Behände machte sie einen Schritt zur Seite und benutzte den ersten Krieger als Schild, bevor der Zweite zu einem weiteren Schlag ausholen konnte.
Sie drehte ihr Schwert und schnitt durch die Bauchhöhle ihres Gegners. Er schrie auf und sein Atem wurde stossartig. Sie riss dem Sterbenden das Krummschwert aus der Hand und machte einen Satz nach Hinten.
Ihr zweiter Gegner liess kurz einmal locker die Waffe in seiner Hand kreisen, entweder war er ein guter Kämpfer oder er wollte sie einschüchtern.
Kyo warf das Krummschwert nach ihm, er wich leichtfüssig aus und begann sie zu umkreisen. Kyo wartete in Verteidigungshaltung und als er die Sonne im Rücken hatte, stellte sie sich gerade hin. Das Schwert neben sich und zum Boden geneigt.
Der Krieger glaubte eine Schwachstelle zu sehen, im selben Augenblick drehte Kyo ihr Schwert so, dass die Reflexion der Sonne ihren Gegner blendete. Sein Angriff ging ins Leere und Kyo schnitt seinen Schwertarm der Länge nach auf.
Als er die Waffe fallen liess und sich mit der Linken an die Wunde fasste trieb Kyo ihm ihr Katana durchs Herz.

Ein Pfeil verfehlte sie um Haaresbreite und als sie sich umblickte, sah sie wie die Kämpfer durchs Unterholz auf sie zupreschten. Die Jagd begann von neuem und die Jäger würden sich nicht nocheinmal Trennen.
Den nächsten Pfeil zerschnitt sie noch in der Luft, bevor sie so schnell davonrannte, wie ihre Beine sie trugen. Mit zehn Soldaten aufs Mal, konnte sie es nicht aufnehmen.
Langsam holten die Männer auf und ihr war als ob der Wald näher zusammenrückte. Als sie sich vergewisserte, sah sie dass der Weg sich hinter ihr tatsächlich langsam zusammenschob. Die Bäume bewegten sich aufeinander zu und für ihre Verfolger wurde das Dickicht immer undurchdringlicher. Einige Rufe hörte sie noch, dann waren die Soldaten verschwunden.
Sie wollte sich etwas weiter nach rechts wenden, musste aber feststellen, dass der Weg nur geradeaus richtigen Durchlass bot. Das Gestrüpp wurde auf beiden Seiten immer dichter und der Weg wand sich kaum merklich nach links.
Einige Schritte weiter stand sie plötzlich auf einer Lichtung. Der Ort schien zeitlos, als wäre er die letzten Jahrhunderte nicht verändert worden. Sogar die Geräusche des Waldes waren verstummt, nicht einmal der Wind wehte hier. Kyo hielt inne, denn der Zauber dieses Ortes hielt sie gefangen.
Etwa zehn Schritte von ihr entfernt lagen zwei Steinhügel die an Gräber erinnerten, aber nichts deutete darauf hin, wer hier begraben lag.
Während sie darauf zuging, strich sie mit der Hand über die Halme des dichten Wiesengrases welches die Lichtung vollständig bedeckte.

Vor dem linken Grab steckte ein Schwert in der Erde. Es sah alt aus, als ob es schon ewig hier in dieser Wiese steckte.
Nach kurzem Zögern zog Kyo es langsam und vorsichtig heraus. Ein herrliches Gefühl überkam sie, wie das pulsierende Leben fühlte es sich an. Die Strapazen der letzten Tage waren plötzlich wie weggeblasen und die Energie durchströmte sie wie ein reissender Strom. Die Welt erschien farbenprächtiger und die Natur schien durch ihre Gegenwart aufzuleben.
Sie konnte das Gras wachsen sehen und die Bäume beugten sich etwas näher zu ihr. In diesem Schwert lag grosse Kraft, das spürte sie. Wem es wohl gehört hatte, in Keinem der Legenden und der Lieder die sie kannte wurde es erwähnt.
Es war sehr leicht und lag gut in der Hand. Die Scheide schimmerte grün - braun und feine dunkelgoldenen Linien waren darin eingearbeitet.
Das Muster glich Knospenden Zweigen und dünnen Ästchen. Der Griff erinnerte an grünes Laub von Ahornbäumen und hatte am Ende ein kurzes grünes Band. Die Klinge war gerade, auf beiden Seiten geschliffen und strahlte leicht bläulich wie ein Gletscherbach.
Kyo wollte ihre Schärfe testen aber obwohl sie perfekt geschliffen war schien sie auf der Haut stumpf.

Die Zeit schien langsam aber sicher wieder auf die Lichtung zurückzukehren. Eine sanfte Brise streifte durch die Wiese und liess die Halme leicht wippen. Wahrscheinlich würde der Wald sich ihren Verfolgern jetzt wieder öffnen.
Kyo steckte das Schwert in ihren Gürtel und legte sich den Mantel um der immer noch voll von geronnenem Blut war. Als sie weiterging, stellte sie überrascht fest, dass ihre Schritte viel leichter geworden waren Sie hinterliess kaum Abdrücke auf dem Waldboden.
Je mehr sie ihren neu gewonnenen federnden Schritten vertraute, desto leichter schienen sie zu werden.
Der Wald um sie atmete in einem neuen Rhythmus, abgestorbene Bäume trugen wieder einen kleinen Funken Leben in sich. Ganz leise sprachen die Pflanzen zu ihr und auch wenn sie ihre Sprache noch nicht verstand, hörte sie doch einige Emotionen heraus.

Plötzlich veränderte sich der Tonfall abrupt und Kyo spürte dass etwas nicht stimmte.
Ein kleiner Ruck erschütterte ihr linkes Bein und einen Augenblick später, setzte ein stechender Schmerz ein. Ein schwarz gefiederter Pfeil hatte ihre Wade durchbohrt, die Metallspitze drang auf der anderen Seite wieder aus. Neun Männer sprangen aus ihren Verstecken heraus und der Schütze hatte schon den nächsten Pfeil auf der Sehne.
Mugen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.03.2007, 18:21   #4
Lúinwe
 
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Ich finde deine Geschichte richtig gut!
Schade ist es nur, dass du immer abbrichst wenn es grad so schön spannend wird
Mal sehen wie es weiter geht.

MFG
Lúinwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.03.2007, 20:18   #5
Mugen
 
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Schön, dass sie auch dir gefällt. =)

Teil 3

Die Situation war Auswegslos, mit dem verletzten Bein würde sie niemals entkommen können und die Feinde waren zu zahlreich um einen Kampf zu riskieren.
Sie warf ihre Waffen vor sich auf den Boden und Schrie, „ich ergebe mich eurer Gnade.“ Zwei der Männer kamen mit erhobenen Schwertern auf sie zu. Kyo erwartete kein Erbarmen, sie war bereit zu sterben.
„Halt!“ rief jemand der anscheinend ihr Anführer war mit gebieterischer Stimme, noch bevor der erste Streich fiel.
„Tötet sie noch nicht, wir bringen sie nach Sasayama, sie wird auf dem Markt einen guten Preis bringen. Ausserdem lässt sich ihr Katana dort verkaufen, es ist von hervorragender Qualität“, fügte er bewundernd hinzu.
„Aber Shirotaka“ Begann der Mann der am nächsten zu ihr stand doch dieser fiel ihm ins Wort.
„Kein aber Nakao, wir brauchen das Geld für Lebensmittel." Der Genannte senkte seine Waffe und warf Kyo dabei einen hasserfüllten Blick zu. Man konnte förmlich spüren wie gern er sie niedergestreckt hätte.
„Fesselt sie und macht sie transportfähig“, befahl Shirotaka. Einer der Männer band ihr die Hände mit etwas übermässiger Grobheit hinter dem Rücken zusammen während Nakao ihr sein Schwert an die Kehle hielt. Ein anderer nahm ihre Waffen an sich.

Nachdem ihre Hände festgebunden waren brachen sie den Pfeil vorn an der Wunde ab und zogen ihn an der Spitze heraus.
Der Schmerz war stechend und die Verletzung brannte, trotzdem kam kein Wort des Schmerzes über ihre Lippen. Die Soldaten hatten ihre Gefallenen bereits herbeigebracht und ihnen die glasigen Augen geschlossen.
Mit Händen und Krummschwertern, begannen sie ein grosses Grab in den lockeren Humus zu graben.
Kyo sass mit dem Rücken zum Geschehen und wurde von zwei Leuten bewacht.
„Wenn du auch nur einen Muskel bewegst bist du tot“ hatten sie ihr eingeschärft. Beide sassen im Schneidersitz, der Eine war gross und muskulös, er liess sie nicht eine Sekunde aus den Augen. Seine erdfarbenen Kleider waren ausgewaschen und an mehreren Stellen geflickt.
Der Andere war eher schmächtig und sein Gesicht wettergegerbt. Seine schmalen Augen hatten einen Starren Blick und mit seiner gebogenen Nase erinnerte er ein wenig an einen Habicht.
„Vier Leute hat sie getötet, hätte ich nie für möglich gehalten“, sagte der Grosse. Kyo mochte es nicht wenn von ihr in der dritten Person gesprochen wurde doch sie wollte sich mit den Männern auf kein Gespräch einlassen, also schwieg sie.

Die Geräusche der Schwerter die sich in den Waldboden bohrten waren verebbt und die Männer stimmten einen leisen Singsang an, um die Toten sicher in den Seelenfluss zu leiten.
„Sie ist ein Biest, sieh dir mal ihren trotzigen Blick an“
„Aber sie ist gut gebaut. die Bordellbesitzer werden einen guten Preis für sie zahlen. Ausserdem ist ihr Katana mehr wert als ein Mann in einem Leben auf den Feldern verdienen kann. Zuerst die Steuererhöhung und jetzt die miese Ernte, wir haben den Zorn der Götter auf uns gezogen. Wenn wir uns nicht nehmen was wir kriegen können, werden wir noch diesen Winter verhungern. Dieser hochnäsige Scharlatan in seinem Palast, verflucht soll er sein“. Er ballte die Faust und seine schmalen Augen verengten sich zu Schlitzen wie bei einem Raubvogel im Sturzflug.
„Warum sie wohl dieses alte Schwert dabeihatte“ sagte der Grosse, dem das Thema anscheinend unangenehm war um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Offenbar hatte das Schwert des Waldes eine völlig andere Wirkung auf die Soldaten.
Der Singsang verklang langsam und die Männer begannen das Grab wieder zuzuschütten. Einige sprachen noch leise Gebete
„Abmarsch, wir wollen noch vor Sonnenuntergang in Sasayama sein“, Befahl Shirotaka schroff. Jemand zog Kyo von hinten auf die Beine und die Gruppe marschierte mit ihr in der Mitte im Gänsemarsch los.
Ihre Pfeilwunde schmerzte noch aber sie behinderte ihren Gang nicht sonderlich, sie hatte überraschend schnell zu heilen begonnen.

Die Mittagssonne zeichnete ihre Schatten scharf auf den laubbedeckten Boden und als sie den Wald verliessen, schien sie sengend auf den Zug hinab. Die Männer vor ihr schwitzten stark als sie einen Hügel erklommen.
Von dieser Erhebung aus, sah man eine von sattgrünen Wiesen bedeckte Ebene. Im sanften Wind erinnerte sie an einen strahlend grünen Pelz. Verschiedene Gemüse und Kornfelder bildeten kleine bunte Flecken darauf.
Am Horizont waren die Stadtmauern von Sasayama zu sehen. Kyo graute vor dem Gedanken an das was dort mit ihr geschehen sollte. Sie musste einen Fluchtweg finden, so schnell wie möglich.
Vor ihnen lag ein schmaler Trampelpfad den sie fortan beschritten. Ein kleiner Bach wand sich fröhlich plätschernd neben ihnen durch die Wiesen und Felder, er führte zu dieser Jahreszeit nicht viel Wasser. Trotzdem erinnerte sein Anblick Kyo daran, wie durstig sie war. Aber sie wusste, dass die Männer sie nur verspottet hätten, wenn sie um etwas Wasser gebeten hätte.

Mit schlurfenden Schritten kam ihnen ein alter Mann mit einem Strohhut entgegen, er grüsste den Führer ihrer Gruppe freundlich und trat einen Schritt zur Seite.
„Na Ohm wo geht’s denn bei dieser Hitze hin?“ Rief Nakao ihm zu. Der Alte stellte sich taub. Einen Augenblick lang, streiften sich ihre Blicke und eine Maske schien von ihm zu fallen. Sein Gesicht nahm deutlich jüngere Züge an und Seine Augen hatten etwas Geheimnisvolles. Sie schienen weit in die Ferne zu blicken so wie bei einem Seefahrer oder einem Sohn der Wüste. Seine Kleidung war sandgrau, und schien eher praktisch als prunkvoll zu sein, doch seine Aura strahlte etwas Mayestätisches aus. Sein Gesicht war braungebrannt und über seiner rechten Augenbraue waren drei kleine dunkle Punkte eintätowiert. Er hatte strähniges braunes Haar das ihm bis zur Schulter reichte.

Im Vorbeigehen zwinkerte er ihr kurz zu und war plötzlich wieder der alte Mann von vorhin. Keiner der Soldaten hatte etwas bemerkt, anscheinend hatte der Alte diese Seite nur Kyo gezeigt.
Seine Aufmerksamkeit fiel nun auf den Hintersten ihres Zuges, der ihre Waffen trug. Einen kurz schien er fasziniert zu sein, danach erschrocken, fasste sich jedoch schnell wieder. Als sie sich einige Schritte weiter nochmal umsah, war er wie vom Erdboden verschlungen. Kyo überlegte wer er wohl war und warum er ihnen gerade in diesem Moment entgegen gekommen war.
Mugen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.04.2007, 19:07   #6
Mugen
 
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Teil 4

Der Weg schlang sich durch eines der Felder, es war kürzlich gepflügt worden. Der Geruch von frischem Kuhdung umfing sie. Bald erreichten sie eine kleine Ansammlung von Bauernhäusern, sie waren und ärmlich und hatten die für diese Gegend typischen Strohdächer. Aus einem Kamin stieg Rauch auf, der würzige Duft einer deftigen Mahlzeit liess Kyo das Wasser im Munde zusammenlaufen. Den Männern schien es ähnlich zu gehen denn sie wandten schnuppernd ihre Nasen in den Wind.
„Essen gibt’s erst in Sasayama also macht vorwärts“ rief Shirotaka bevor jemand fragen konnte. Die Enttäuschung war den Leuten ins Gesicht geschrieben, widerwillig trotteten sie etwas schneller voran.
Die Sonne war etwas weiter gewandert. die Schatten wurden länger und die befestigten Stadtmauern kamen langsam näher. Während sie noch einige Felder durchquerten durchpflügte ein Ochsengespann träge die Erde, einige Meter weiter sähte eine Bauersfrau mit kräftigen Schwüngen Getreide aus.
Kyo blickte zur Frau auf dem Feld, ihre müden Füsse liessen sie über einen losen Stein stolpern. Einer der Männer zog seinen Gurt aus und schlug ihr den Riemen über den Rücken. Mühevoll, mit schmerzverzerrtem Gesicht kämpfte sie sich hoch und schloss auf den Mann vor ihr auf. Den Rest des Marsches verbrachten sie schweigend und jeder in seine Gedanken versunken.

Abends erreichten sie endlich die Stadtmauern, das Tor war geöffnet und die Wachen wirkten gelangweilt.
„Woher kommt ihr und was wollt ihr hier?“ fragte einer der Wachmänner automatisch.
„Wir sind aus Kurama und wollen hier Geschäfte machen“ entgegnete Shirotaka
„Geschäfte...“ sein Blick fiel auf Kyo. „Wen führt ihr da mit euch?“
„Eine Sklavin, wir werden sie morgen auf dem Markt verkaufen“. Dem Wächter schien diese Antwort zu genügen.
„Gut, ihr könnt passieren“ er winkte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung weiter.

Die Strassen waren dicht bevölkert, geschäftige Menschen wuselten durcheinander wie ein Ameisenstaat. Die Gruppe pflügte sich ihren Weg durch das Gesichtermeer. Niemand schien wirklich Notiz von ihnen zu nehmen. In kleinen Geschäften wurden pralle Wassermelonen, frisches Gemüse und allerlei Gebrauchsgegenstände verkauft. Einige Verkäufer trugen ihr Sortiment auf grossen Tellern und präsentierten es wild gestikulierend jedem der es sehen wollte. Oder auch nicht. Es sollte nur jeder wissen was sie feil boten. Eine Gruppe musizierte mit einfachen Instrumenten mitten auf der Strasse, eine Menschentraube hatte sie sich um sie gebildet. Einige tanzten, andere sangen mit.

Sie verliessen die Hauptstrasse und durchquerten ein Wohnviertel.
„Wo wollen wir hin?“ fragte einer der Soldaten.
„Zum Gefängnis, ich kenne den Besitzer, er wird die Nacht über auf sie aufpassen“, antwortete Shirotaka und nickte in Kyos Richtung.
„Verkaufen wir sie erst morgen?“
„Ja, die meisten Händler sind schon abgezogen, der Markt schliesst um diese Zeit“, er blickte zurück. „Und dass mir keiner erzählt, was für ein Biest sie ist, bevor wir das Geld in der Tasche haben“, drohte er. Die Männer nickten folgsam.

Das Gefängnis war ein Zweistöckiges Gebäude, das von einer hohen Stachelbesetzten Mauer umgeben war. Den Hinteren Teil des Walles bildete die Stadtmauer.
„Ruf Halib und sag ihm Shirotaka ist hier“ rief Shirotaka den Wachen am Tor zu.
Während sie warteten suchte Kyo nach einem Fluchtweg, die Wälle waren aus Dicken Steinen und schienen undurchdringlich. Das Tor hatte auf beiden Seiten Wachposten und über ihnen Standen zwei Bogenschützen auf den Wällen. Bei Bedarf konnten sie jeden Zentimeter des Innenhofes mit Pfeilen spicken. Der Boden des Hofes bestand aus festgetrampelter Tonerde.

Halib, ein untersetzter Mann mittleren Alters stapfte gemächlich auf das Tor zu. Bein näherkommen rief er: „Shirotaka, schön dich zu sehen“. Dabei breitete sich auf seinen Lippen ein Lächeln aus das einige Zahnlücken entblösste auf Kyo wirkte es eher höhnisch als freundlich.
„Was führt dich zu mir alter Freund?“
„Ich möchte dich um einen Gefallen bitten“
„Es hat mit der Frau da zutun stimmt's?“ er nickte in Kyo's Richtung und sein lächeln verwandelte sich in ein süffisantes Grinsen.
„Ich möchte, dass du sie diese Nacht sicher verwahrst“
„Aber gerne. Öffnet das Tor und bringt sie in eine Zelle“ befahl Halib.
„Ich danke dir. Sorg bitte dafür dass sie in einem Stück bleibt. Wir wollen sie morgen noch verkaufen“ Shirotaka wandte sich zum gehen.
„Wird gemacht“, rief Halib ihm nach. „Bis morgen“.

Die Zelle im ersten Stock war klein, in einer Ecke bildete etwas Stroh ein primitives Bett. Das letzte Tageslicht tauchte den Raum in ein schmutziges Braun. Die vorherigen Insassen hatten die Wände mit zusammenhangslosem Gekritzel beschmiert. Kyo konnte seine Bedeutung im dämmrigen Licht, welches noch durch die vergitterten Fenster fiel nicht entziffern.
Die Wachen brachten ihr noch etwas Eintopfartiges zu essen. Sie konnte nicht genau sagen was es war, jedenfalls schmeckte es scheusslich. Sie lehnte sich an die Steinwand die von der Hitze des Tages noch warm war und lauschte der Unterhaltung der Wachen am Ende des Ganges. Sie unterhielten sich über belanglose Dinge. Irgendwo bellte ein Hund.

Kyo überkam eine überwältigende Müdigkeit. Sie liess sich auf das harte Strohbett fallen und zog sich die dünne, nach Schweiss riechende Decke über. Langsam fiel sie in einen Traumlosen Schlaf.

Zweites Kapitel

Als sie erwachte, war es dunkel und sie fühlte sich immer noch müde. Vermutlich war es etwa drei Stunden vor Sonnenaufgang. Als sie sich umdrehen wollte um wieder einzuschlafen stiess ihr Bein auf etwas Hartes. An der Stelle hätte eigentlich ihre Pfeilwunde sein müssen, doch von ihr war nichts mehr zu spüren.
Sie schreckte auf, neben ihr lag matt schimmernd das Schwert aus dem Wald.
Kyo's Gedanken rasten. Wer hatte es ihr gebracht? War es ein Freund der ihr helfen wollte? Etwa der alte Mann der die Soldaten getäuscht hatte? Sie zog ihr Schwert einen Spalt breit aus der Scheide. Die Klinge glühte in einem kaum wahrnehmbaren hellblau. Kyo starrte sie wie gebannt an. Wenn man genauer hinsah war die Klinge fast transparent, das Material aus dem sie gefertigt war schien sich in ihrem Innern zu bewegen. Kyo glaubte Strudel, Wasserfälle und Seen darin zu erkennen. In diesem Moment fand sie es unbeschreiblich schön.

Nun hatte sie eine Chance, ein Funken Hoffnung keimte in ihr auf. Sie verbarg das Schwert hinter ihrem Rücken und rief eine der Wachen. Einen Moment später kam ein schlaftrunken wirkender Mann zu ihr nach hinten. „Wenn du keinen guten...“ begann er doch Kyo fiel ihm ins Wort. „Pschhhht“ machte sie, den Finger an die Lippen haltend. Sie begann dem Wächter einige eindeutige Avancen zu machen.
Langsam trat er näher an die Zelle heran. Pfeilschnell zog sie ihr Schwert und stoppte ihren Stich genau an seiner Kehle. „Aufmachen und keinen Mucks sonst bist du tot“ zischte sie leise aber bestimmt. Panisch griff er nach seinen Schlüsseln und hantierte damit am Schloss herum, das Schwert immer noch drohend an der Pulsader. Er war eindeutig kein Held und schien sich fast in die Hosen zu machen. Als die Zelle offen war trat sie langsam heraus, das Schwert umfasste sie dabei mit der anderen Hand. Immer noch bereit zuzustossen. Als sie draussen war hielt sie dem Mann die Hand vor den Mund, schnitt ihm die Kehle durch und liess ihn langsam zu Boden gleiten. Sie streifte ihr Schwert an der Kleidung des Wächters ab und steckte es zurück in die Scheide.

Das Fenster zu ihrer Linken liess sich öffnen, lautlos begann sie die Fassade hinabzuklettern. Unten angekommen, schlich sie zur Mauer. Sie sah sich um doch der Wall war undurchdringlich. Irgendwann würden die Wächter das verschwinden ihres Kameraden bemerken und Alarm schlagen. Auf der anderen Seite der Wand begann jemand ganz leise zu singen.
Mugen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.04.2007, 14:18   #7
Mugen
 
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Teil 5

Der Gesang war leise aber trotzdem konnte sie auch durch die Wand noch jedes Wort hören. Der Mann sang eine Serenade in der Sprache die sie kannte aber je genauer sie hinhörte desto mehr verloren die Worte ihre Bedeutung, gewannen eine neue und veränderten den Klang des Liedes. Die Umgebung stimmte mit in den Gesang ein und jedes Objekt antwortete in seiner eigenen Tonlage. Vor Kyo's innerem Auge zogen wunderschöne Landschaften auf, die sie noch nie gesehen hatte nur um wenige Augenblicke später wieder zu verschwinden. Der Mann schien langsam die Tonlage der Mauer vor ihnen zu ertasten, denn sie erbebte zuerst ganz leise, dann etwas stärker. Es war eine Hymne von Zauberkraft. Nie hatte sie jemanden so gefühlvoll singen gehört und doch lag unglaublich viel Energie in seiner Stimme die jetzt eine Bolero anstimmte. Die Mauersteine schichteten sich zuerst ganz sanft um dann immer schneller und langsam wurde ein Kleiner Spalt sichtbar. Immer Fröhlicher wurde das Lied und die Steine tanzten zu seinem Rhythmus bis die Öffnung gross genug war.

Kyo schlüpfte hindurch, auf der anderen Seite wartete ihr Retter mit zwei Reittieren „Fremder ich danke dir für meine..“ begann sie. „Danke mir später“, raunte er ihr hastig zu. „Steig auf, denn wir haben wenig Zeit“. Ohne zu zögern schwang sie sich auf den Rücken des Hirschähnlichen Reittiers. Der Fremde der auch schon aufgestiegen war flüsterte seinem Reithirsch etwas ins Ohr worauf er grosse Sätze nehmend losgalloppierte. Kyo's Tier folgte auf dem Fusse während sie durch die engen Gassen preschten.

Der Fremde hielt direkt auf die östliche Stadtmauer zu und beim näher kommen entdeckte sie eine schmale Lehmtreppe auf der man die Mauer besteigen konnte. Die flinken Tiere sprangen in kurzen Sätzen hinauf, sodass Kyo es kurz mit der Angst zutun bekam. Oben angekommen Führte der fremde sein Tier nahe an die Mauerkante. Er will doch nicht etwa... Dachte Kyo, doch er hatte es schon getan. Sein Reittier war in einem grossen Satz die Mauer hinuntergesprungen und ohne zu zögern tat Kyo's Tier es ihm gleich. Unter ihnen war ein See der bis zum Fuss der Mauer reichte. Nach dem Aufschlag, tauchte Kyo prustend aus dem kühlen Wasser auf. Sie und ihr Reittier schwommen dem Fremden nach, ans Ufer.

„Das Bad hat dir eindeutig gut getan“, sagte der Fremde schmunzelnd. „Aber wo bleiben meine Manieren, ich bin Sonora aus der Wüste“ er machte eine höfliche Verbeugung, die ein dünnes Rinnsal Wasser aus seinen Taschen fliessen liess. „Ich danke dir für meine Rettung Sonora, ich bin Kyo aus dem Walde“, sie verbeugte sich ebenfalls. „Hast du mir mein Schwert zurückgegeben?“.
„Nein“, sagte der Wüstensohn nachdenklich und beäugte nachdenklich das Schwert. „Lass uns erst einmal von hier fortreiten, dein Katana werden wir wohl nicht retten können“. Während er das sagte stieg er auf. Nachdem auch Kyo aufgesessen war, trieb sein Reittier weiter. Sie ritten auf einen Ausläufer des Waldes zu, neben ihnen türmten sich vereinzelte Rotkiefern wie schwarze Riesen in der Dunkelheit auf und einige Sicheltannen, ragten wie schmale Türme in den Wolkenfreien Nachthimmel. Plötzlich streifte ein grosser Schwarzer Schatten über den Nachthimmel. Als er einen Augenblick lang den Mond verdeckte blickte Sonora hoch und murmelte „Bei Vayu der Feind ist bereits hier“.

Sie erreichten den Waldrand. Ihre geschickten Reittiere fanden den Weg auch in der Dunkelheit und schnellten wie der Wind im Zickzack zwischen den Baumstämmen hindurch.
„Was führt einen Wüstenbewohner den weiten Weg hierher?“ fragte Kyo laut, um die Geräusche der galoppierenden Hufe zu übertönen.
„Ich kam um die Herrscher dieses Reiches um Unterstützung zu bitten. Mein Land wird von der Dunkelheit überrannt und wenn wir fallen wird Gishano bald unser Schicksal teilen“. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort, „Meine Bitte stiess auf taube Ohren, der Kaiser und seine Berater verspotteten mich als ich sie vortrug“. In Sonora's Stimme war zum ersten Mal etwas Bitterkeit zu spüren.
„Weshalb hast du mich gerettet?“ fragte Kyo vorsichtig.
„Du bist stark und in deinem Schwert scheint grosse Macht zu liegen, vielleicht kannst du uns helfen“, entgegnete Sonora
„Was ist das für eine Dunkelheit von der du sprichst?“
„Wir bekämpfen sie nun seit sechs Monaten. Geschöpfe der Nacht dringen in unser Land ein, zerstören unsere Lebensgrundlage und morden unser Volk. Viele von ihnen sind ehemalige Bewohner von Muladib der früheren Hauptstadt unseres Volkes die wir im grossen Krieg verloren“.
„Jemand hat sie wiederbelebt?“ Kyo erschauderte. „Das ist entsetzlich, wurden nicht alle grossen Nekromanten vor über vierhundert Jahren vernichtet?“
„Wir wissen noch nicht welche Mächte am Werk sind. Die Untoten jedoch sind nicht das Schlimmste Übel dass uns heimsucht. Dämonische Kreaturen aus Sand, Schatten, Rauch und Feuer versetzen unsere Männer in Angst und schrecken. Die Späher des Feindes sind schon bis hierher vorgedrungen, vorhin sah ich einen grossen Schwarzen Schatten über den Himmel ziehen, Die selben Schatten zogen vor mehr als sechs Monaten auch über unser Land, niemand hat sie je von nahem gesehen.
Sogar am Hofe des Kaisers war der Feind schon bevor ich ihn erreichte, die Berater Sprechen mit gespaltener Zunge und vergiften den Verstand des Herrschers. Er glaubt wir seien neidisch auf sein Land und fürchtet sein Heer würde von uns in der Wüste in einen Hinterhalt gelockt und vernichtet.
Auch von unseren Verbündeten aus dem Land des Schnees erreicht uns schlimme Kunde, die Finsternis zieht sich in den eisigen Berggipfeln zusammen. Vermutlich können auch sie uns keine Hilfe schicken“. Sonora Sprach die Sätze hastig und Kyo spürte seine Angst um sein Volk deutlich heraus.
„Du berichtest schreckliche Dinge Sonora, da du mich gerettet hast will ich dir glauben und versuchen dir zu helfen die Finsternis zu bezwingen“.

Sonora stiess einen Laut aus der sein Reittier auf der Stelle anhalten liess, dann stieg er ab.
„Als ich dich zum ersten Mal sah war ich auf dem Weg zu Niseru, meinem Lehrmeister. Er ist alt und weise. Er wird Rat wissen. Über dich, dein Schwert und hoffentlich auch darüber wie unser Land gerettet werden kann. Ich werde nun zu ihm reiten, erwarte mich morgen Mittag zurück. Alles Restliche werde ich dir unterwegs erklären.“.
„Was soll ich tun bis du wieder zurück bist?“ fragte Kyo.
„Erhole dich, sogut du kannst. Die Reise wird lang und voller Strapazen. Wenn dir noch Zeit bleibt übe dich im Umgang mit deinem Schwert“.
„Was wenn mich die Stadtbewohner finden?“
„Hier, nimm diesen Skarabäus“. Sonora gab ihr eine goldene Nachbildung eines Skarabäus, die sich warm anfühlte. Obwohl es dunkel war, strahlten die Edelsteine mit der sie besetzt war einen kleinen Funken Licht aus.
„Solange du ihn trägst, wird dich niemand aus der Stadt finden können“.
„Und wie willst du mich finden Sonora?“ er stieg auf und hob seinen Schwertarm.
„Sie her, das ist Fuu, der Sturmwind“. Eine Windböe umspielte die Flanken seines Reittiers und seine Kleidung flatterte im Wind. „Die Klinge wurde vor Generationen von Vayu dem Windgott gesegnet“. Kyo erblickte das Schwert erst als er davon sprach, sie hatte nicht gesehen wo er es bis anhin verborgen hatte.

Auf dem Griff befand sich direkt unter der Klinge ein silbergraues Bildnis des Windgottes Vayu. Ein rundliches Gesicht mit aufgeblasenen Backen. In der Klinge wehten sämtliche Winde der Welt, der eisige Nordwind, der stürmische Westwind, der spielerische Wind aus den Wäldern, der warme Föhnwind, der trockene Wüstenwind, der feuchtsalzige Meereswind und noch viele mehr. Das Schwert schien in ständiger Bewegung zu sein. Sogar in den Griff waren Winde eingeschnitzt.
Als er den Arm senkte verschwand das Schwert wieder spurlos.
„Seine Winde werden mich leiten. Ich finde dich überall“. Mit diesen Worten ritt er von dannen, die Dunkelheit verschluckte ihn sofort.
Als das Hufgetrappel in der Ferne nicht mehr zu hören war machte Kyo sich auf den Weg. Ihr Reittier folgte ihr weiter in den Wald hinein. Sie fror, denn ihre Kleider waren immer noch feucht von der Flucht. Einige Schritte weiter setzte sie sich hin, den Rücken an einen Baum gelegt. Der Reithirsch legte sich neben ihr nieder und sein Fell wärmte sie.
Kyo betrachtete den Skarabäus. Der Mann aus der Wüste hatte viele Talente, und schien schon weit gereist zu sein. Ob seine Worte wohl wahr waren. Sie wollte zumindest versuchen ihm zu helfen, für die Rettung aus dem Gefängnis stand sie noch in seiner Schuld. Sie dachte noch etwas über die Geschichte nach und schlief dann rasch ein.
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Alt 08.04.2007, 19:49   #8
Mugen
 
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Im Folgenden Teil 6 und 7. Würde mich sehr über etwas konstruktive Kritik freuen und wünsche euch schöne Ostern

Teil 6

Kyo fand sich auf einer Lichtung inmitten einer duftenden Wiese wieder, es hatte vor kurzem geregnet denn die Gräser waren noch feucht und die Bäume dampften. Am Horizont hingen einige dunkle Gewitterwolken und in der Ferne schien es zu regnen. Ein kleiner Bach floss mitten durch die Wiese und am Rand der Lichtung, schnitt er eine dünne von Büschen gesäumte Schneise in die Baumreihen. Kyo folgte dem Fluss in Stromrichtung.
Etwas weiter Flussabwärts, sprudelte der Bach eine Böschung hinab und mündete in einem kleinen Waldweiher. Auf der rechten Seite befand sich eine weite unbewaldete Fläche.
Inmitten des flachgedrückten Grases stand majestätisch ein silbergrau und hellblau geschuppter Drache. Seine saphirblauen Augen musterten Kyo eingehend.
Er hatte einen schlangenähnlichen Körper und seine Schuppen schillerten blendend im Sonnenlicht. Seine geschlitzte Zunge züngelte kurz zwischen den spitzen Zahnreihen hervor. Die hellblauen Schwingen trug er zusammengezogen am Körper, seine Schenkel waren kurz und die Klauen mit dunkelblauen Krallen bewehrt. Kyo wollte es riskieren einige Schritte näher heranzugehen, kam aber keinen Zentimeter voran. Als der Drache sich sattgesehen hatte wandte er sich ab. Sobald sein Blick sie freiliess kam Bewegung in die Traumwelt, Drache und Wald verschanden und sie träumte von ihrer Kindheit. Von ihrer Hütte die sich direkt in einen riesigen Baum einfügte, und von ihren Eltern die in der Sprache ihres Volkes sprachen.

Vogelgezwitscher weckte Kyo und die Morgensonne wärmte ihr Gesicht. Zum ersten Mal seit Tagen war sie ausgeschlafen. Ihr Reittier zupfte genüsslich junge Blätter von einem kleinen buschigen Baum. Sie stand auf und streckte ihre Glieder. Danach ass sie einige Beeren von einem Strauch, badete ausgiebig in einem nahe gelegenen Teich und liess sich von der Sonne trocknen. Sie kleidete sich wieder an und steckte ihr Schwert in den Gürtel. Wieder schien sich die Natur an seiner Gegenwart zu erfreuen. Sie machte einige Schwertübungen und stellte fest dass es sich schon nach kurzer Zeit wie eine Verlängerung ihres Armes anfühlte. Während sie die Oberfläche der Klinge beobachtete entschloss sie sich es einmal in den Bach zu tauchen.

Die Macht des Schwertes beflügelte ihre Schritte, sie konnte mühelos weite Sprünge machen und landete danach sanft wie eine Feder. Immer mehr Vertrauen gewann sie in die Sicherheit ihrer neu gewonnenen Leichtigkeit. Als sie den Teich erreichte sprang sie selbstsicher auf seine Oberfläche, streifte Wasserspiegel mit einem Fuss und stiess sich ab. Kleine sich kräuselnde Wellen breiteten sich kreisförmig aus als sie am anderen Ufer landete.
Sie ging auf den Bach zu der den Teich speiste. Als sie die Klinge kurz hineintauchte Wurde ihre Spitze nicht nass. Das Wasser passte sich ihrem Wesen an. Es schwoll leicht an und plätscherte bald lebendige Wellen schlagend, bald Strudel bildend und leise glucksend in den Teich. Welch zauberhafte Klinge, dachte sie.

Ein sanfter Wind setzte ein und kräuselte die Wasseroberfläche sanft. Aus der Ferne hörte sie das Geräusch galoppierender Hufe, das immer näher kam. Die Windböen wurden stetig stärker und plötzlich tauchte Sonora am Waldrand auf und ritt auf sie zu. Er erblickte sie und der Wind flaute ab.
Seine Miene war finster, vermutlich brachte er schlechte Nachrichten.
„Guten Morgen, Kyo aus dem Walde. Niseru ist in grosser Sorge“, sagte er bedrückt und stieg ab. „Ihm liegt mindestens soviel an meinem Land und meinem Volk wie mir. Trotzdem konnte er mir nicht sagen wie es zu retten ist. Als ich ihm von dir erzählte sagte er, dass du es vielleicht schaffen könntest. Du musst dir allerdings darüber im Klaren sein dass dein Leben dabei in grosser Gefahr sein wird, der Weg ist weit und beschwerlich. Willst du uns dennoch helfen?“ fragte er.
„Ich will es versuchen“.
„Ich Danke dir“ sagte Sonora erleichtert. „Lass uns keine Zeit verlieren“. Er steckte zwei Finger in den Mund und stiess einen schrillen Pfiff aus, kurz darauf erschien Kyo's Reithirsch am Rande der Lichtung.
„Er hat mir viel über dein Schwert und dein Volk erzählt“ Sonora stieg rasch wieder auf sein Reittier.
„Was hat er dir berichtet?“ fragte Kyo, reichte Sonora den Skarabäus zurück und schwang sich ebenfalls auf den Rücken ihres Hirsches.
„Dein Schwert ist wahrlich eines der mächtigsten die heute noch zwischen Himmel und Erde zu finden sind“, „Nemru, der Schöpfer der Wälder, der Flüsse und der Seen hat es in der Schmiede des Himmelreichs selbst geschmiedet. In die Klinge arbeitete er etwas von der Lebendigkeit des ersten Stromes der auf Erden floss ein. Der Griff ist aus dem Holz der schönsten und stärksten Bäume geschnitzt die er je schuf“.
Sonora flüsterte seinem Hirsch etwas ins Ohr und lenkte ihn in südliche Richtung.
„Er fertigte es für die Halbgöttin Sasura, die Hüterin der Wälder an. Nemru liebte Sasura über alles, doch sie war in einen Sterblichen verliebt mit dem sie später zusammenlebte. Es war eine glückliche Ehe und sie hatten viele Nachkommen. An Sasura zogen die Jahre spurlos vorbei, ihr Gemahl jedoch alterte und starb schliesslich. Sie konnte die Einsamkeit danach nicht ertragen und folgte ihm in den Tod. Ihre Kinder beerdigten sie beide an einem Ort den nie jemand finden sollte. Die Legende besagt, dass ein teil ihres Wesens mit ihrem letzten Atemzug in das Schwert überging“. Sonora's Augen wanderten auf dem Schwert auf und ab. „Wo hast du es eigentlich gefunden?“
„Ich fand es auf einer Lichtung, es war ein Zeitloser Ort und in seiner Mitte befanden sich zwei Gräber. Woher weiss dein Lehrmeister soviel über dieses Schwert?“ fragte Kyo.
„Er kennt fast alle Legenden und weiss viel über die Zeit in der die Welt noch jung war“

Sie verliessen den kühlenden Wald und die Landschaft ging in eine Ebene über die von verschiedenen Sträuchern und Büschen bewachsen war. die Hirsche stoben in vollem Galopp darüber hinweg. Kyo's lange schwarze Mähne flatterte im Wind hinter ihr her.
„Was weisst du über deine Vorfahren?“ fragte Sonora.
„Nicht viel, meine Mutter erzählte mir manchmal etwas über alte Bräuche und darüber wie unser Volk vor dem Krieg gelebt hatte. Bei besonderen Anlässen Sang sie Lieder die ihre Grosmutter ihr beigebracht hatte. Mein Vater lehrte mich die Kampfkunst und das Jagen. Er lehrte mich auch den Wald zu schützen und ihn zu achten.
Als ich siebzehn war wurden meine Eltern von Raubmördern getötet. Sie nahmen uns alles bis auf den Bogen und das Schwert, das ich zur Jagd mitgenommen hatte“. Kyo machte eine kurze Pause und blickte traurig zum Horizont.
Nach einer Weile fuhr sie fort.
„Ich begrub sie und besuchte ihre Gräber jedes Jahr an ihrem Todestag. Bis ich neunzehn war lebte ich weiter im Wald. Dann zog ich aus um die Welt zu sehen“.
„Vermutlich bist du eine der letzten Nachkommen Sasuras, und das Schwert hat dich deshalb zu sich geführt“, schloss Sonora.

Als die Ebene immer Flacher wurde verschwanden die Sträucher fast vollständig. Die Reithirsche schäumten und ihr vom Schweiss feuchtes Fell glänzte in der Nachmittagssonne.
„Wir passieren jetzt die die Grenze zu Okohandia, hier leben fast nur Nomadenvölker. Es ist unser Nachbarland“, erklärte Sonora.
„Wer hat dich das Singen gelehrt?“ fragte Kyo neugierig. „Nie hörte ich jemanden so schön singen“
„Meine Mutter lehrte mich viele Lieder, Niseru brachte mir Kraft in Worte und Melodie zu legen“.
„Magst du mir noch etwas singen?“ bat Kyo.
Sonora blieb einen Moment lang stumm, vermutlich suchte er in Gedanken nach einem geeigneten Lied. Schliesslich stimmte er ein fröhliches an.
Das gedämpfte Geräusch der Hufe, die unermüdlich vorwärts schnellten band sich in das Lied ein wie ein Instrument. Sonora's Gesang handelte vom Leben in der Wüste. Von Festen im kleinen Kreise. von gutem Essen und der Schönheit der Frauen aus seinem Land. Von Oasen, Dattelbäumen und der Prunkvollen Stadt Muladib. Man konnte die Lebensfreude förmlich spüren.
Kyo die seinen Strophen gebannt lauschte konnte sich das fröhliche Treiben der Wüstenbewohner in Friedenszeiten lebhaft vorstellen.
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Alt 08.04.2007, 21:09   #9
Neofelis Nebulosa
 
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Hallo Mugen,

eine zauberhafte Geschichte hast Du da geschrieben. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung, die doch hoffentlich folgen wird, oder?
Ein Rat von mir: Überarbeite Deinen Text dringend noch einmal auf Kommasetzung, Rechtschreibung und Grammatik! Sowas stört (mich besonders) extrem beim Lesen.

Verzaubert,
NN
Neofelis Nebulosa ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.04.2007, 22:12   #10
Mugen
 
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Danke für Lob und Kritik Neofelis Nebulosa

Zitat:
Ein Rat von mir: Überarbeite Deinen Text dringend noch einmal auf Kommasetzung, Rechtschreibung und Grammatik! Sowas stört (mich besonders) extrem beim Lesen.
Werde den Text nochmals überarbeiten. Leider kann ich die Rechtschreibung, vor allem die Kommasetzung nicht gut. Aber ich arbeite daran. =)

Teil 7

Ihr Weg führte sie nahe an einen Fluss, der auf beiden Seiten spärlich von Laubbäumen gesäumt war. Sie machten kurz Halt, um die Hirsche etwas trinken zu lassen. Als Mensch und Tier ihren Durst gestillt hatten, ging es in vollem Tempo weiter. Sie ritten noch bis weit in die Nacht hinein. Sonora schien den Weg gut zu kennen. Schliesslich gönnten sie ihren Reittieren doch eine Pause. Auf ihrem Rastplatz mitten auf der Ebene, reichte Sonora Kyo etwas Brot. Ihr Tastsinn verriet ihr, dass es in Seerosenblätter eingewickelt war. Das Gebäck hatte seine Frische gut behalten, sein Geschmack war kräftig und obwohl sie nur wenig davon ass machte es sie satt.
Sie Ruhten bis zum Morgengrauen, offenbar hatte es in der Nacht geregnet. Der Sonnenaufgang strahlte in einem malerischen hellrot am Wolkenverhangenen Horizont. Kaum aufgestanden, ritten sie auf ihren erholten Reittieren weiter. Der Sonnenaufgang zu ihrer linken veränderte sein Farbenspiel langsam in ein leuchtendes Orange. Die Luft war feucht und kühl, noch immer roch sie nach Regen.

Bis zum späten Nachmittag veränderte sich die nicht enden wollende Grassteppe kaum, nur die zerklüftete Bergkette im Südosten rückte langsam näher. Nie war Kyo so weit vom Wald ihrer Heimat entfernt gewesen. Ein wenig, vermisste sie die Bäume schon jetzt.
Sonora erzählte ihr noch einiges über das Volk der Wälder. Ihre Vorfahren ritten auf den Selben Reithirschen, die sie heute in Richtung Wüste trugen. Sie jagten mit Pfeil und Bogen und lebten stets im Einklang mit der Natur. Viele von ihnen waren geschickte Handwerker. Sie fertigten Kleider die sie im Walde perfekt tarnten, schmiedeten leichte Waffen mit denen man flink und wendig kämpfen konnte, wenn es die Wälder zu schützen galt.
Ihre Häuser waren oft aus lebendigem Holz. Die Bäume wurden so angepflanzt dass sie in ihrem Inneren Schutz vor Wind und Wetter boten.

Gegen Abend wurde die Landschaft immer Steiniger. Auf beiden Seiten ihres Weges bildeten sich sanfte Hügel, die bald immer höher wurden. In der Mitte des Tales das sie durchritten floss ein dünnes Rinnsaal. Das Steppengras wurde an seinem Rande buschiger und dichter. Als es ganz dunkel war, machten sie Rast. Die Hirsche frassen das Gras nur etwas widerwillig, aber sie waren erschöpft und hungrig. Kyo war das lange Reiten nicht gewohnt, ihre Schenkel schmerzten und ihr Rücken fühlte sich taub an.
In dieser Nacht sah auch sie einen schwarzen Schatten über den Himmel ziehen. Seine Gegenwart war nur kurz, trotzdem lief ihr einen kalten Schauer über den Rücken. Sonora flüsterte: „Bitte, lass es noch nicht zu spät sein“.
Der Mond stand noch hoch am Himmel und das erste Tageslicht erhellte den Horizont im Osten nur schwach, als sie am nächsten Tag weiterritten. Als sie das Tal verliessen dünnte das Gras aus und die Landschaft wurde immer Karger. Die wenigen Büsche waren Stachelbewehrt und Bäume gab es sogut wie keine.

Am Nachmittag sahen sie in der Ferne einige Zelte. Die kleinen grauen Dreiecke hoben sich farblich nur schwach von der Felsigen Landschaft ab.
Sonora wendete seinen Hirsch in die Richtung des Zeltlagers und sagte: „Ich kenne viele dieser Nomaden, es sind sehr gastfreundliche Menschen. Ich hoffe sie werden uns einige Nahrungsmittel verkaufen“.
Die Zelte waren in einem lockeren Halbkreis angeordnet und in ihrer Mitte brannte ein Feuer auf dem sie anscheinend eine Mahlzeit zubereiteten. Sie hatten einige Pferde dabei die in der Nähe grasten und zwei von ihnen trieben mit Hilfe eines Hundes eine kleine Rinderherde vorbei. Ihre Zelte bestanden aus Stangen die man kreisförmig in die Erde getrieben und an der Spitze zusammengebunden hatte. Die meisten waren mit einfachen Stickereien verziert. Das grösste war aus besonderem Stoff und reich mit künstlerischen Ornamenten bestickt. Es waren Zelte die man schnell aufstellen und wieder abbauen konnte und zwischen ihnen spielten Kinder verschiedenen Alters. Der verführerische Duft von frischem Essen stieg ihnen in die Nase, als sie auf einige ältere Frauen zuritten, die mit geschickten Stichen Zeltstoffe ausbesserten.

„Seid gegrüsst, ihr bezaubernden Frauen der Usao. Könnt ihr mir sagen wer dieses Lager führt?“ rief Sonora ihnen zu. Die Frauen kicherten wie kleine Mädchen und deuteten auf das kunstvoll gestickte Zelt. „Saruma, er lebt in dem Zelt dort“ antwortete eine.
Sie begaben sich zum genannten Zelt und Sonora rief „Ich grüsse dich Saruma, wir sind Reisende und auf dem Weg in die Wüste. Wir bitten euch, uns einige Nahrungsmittel zu verkaufen“.
Die Stofftür des Zeltes wurde von innen geöffnet und ein Alter Mann trat heraus. Sein Gesicht war faltig und wettergegerbt, trotz seines Alters hatten seine Augen einen wachen freundlichen Blick. Der Poncho den er trug war Prunkvoll verziert. Er musterte Sonora und Kyo eingehend. An Sonora's Tätowierung blieb sein Blick einen kurzen Moment hängen, dann sagte er „Lebensmittel will ich euch gerne geben, aber vom Prinzen der Wüste nehme ich kein Geld.
Eure Reittiere sehen sehr abgekämpft aus, ihr müsst in grosser Eile sein. Ich werde versuchen schnell etwas aufzutreiben.“ Er rief nach drei Leute die in der Nähe arbeiteten. Unter seinen Anweisungen begannen sie in Windeseile Fleisch und einige andere Lebensmittel transportfähig zu machen. „Wie ich höre, kämpft ihr einen grausamen Krieg gegen die Dunkelheit in eurem Lande. Zu gerne würde ich euch helfen, aber ich bin alt und unser Stamm hat keine Männer die er entbehren könnte, um mit euch in den Krieg zu ziehen.“ Die Nomaden begannen die Nahrungsmittelpacken an den Reithirschen festzuzurren. Betrübt fuhr der Alte fort. „Dem war nicht immer so, früher waren wir sesshaft und unser Land war wunderschön. Doch der Krieg hat alles zerstört, niemand kann mehr dort leben. Mögen solche Dinge nie wieder geschehen, “ er seufzte schwer und seine alten Augen blickten traurig.
„Meinen aufrichtigen Dank Saruma, ich hoffe wir sehen uns in besseren Zeiten wieder“.
„Gerne, früher waren unsere Völker enge verbündete“, sagte der Greis wissend. „Auf das alte Bündnis!“
Als auch Kyo sich bedankt hatte, wünschte der Alte ihnen von ganzem Herzen viel Glück und machte eine freundliche Geste des Abschiedes. Sie stiegen auf und winkten den Bewohnern des Zeltlagers zum Abschied. Sonora steuerte wieder auf ihren ursprünglichen Weg zurück.
„Ihr habt mir nie gesagt dass ihr in eurem Lande Prinz seid“ sagte Kyo bewundernd.
„Du hast nie gefragt“, sagte Sonora und lachte, es war ein ansteckendes fröhliches lachen. „Du brauchst mich nicht wie einen Prinzen anzureden, das tut in meinem Lande auch niemand“. Fügte er hinzu.
Sonora war nicht so wie die Prinzen von denen sie gehört hatte. Kein arroganter verwöhnter Jüngling der sich hinter hohen Mauern versteckte. Er schien sein Volk wirklich über alles zu Lieben.

Die Abendsonne tauchte die Steinige Landschaft in ein warmes orangerot. „Morgen um die Mittagszeit erreichen wir die Ausläufer meines Landes. Ich hoffe es gibt noch etwas zu retten wenn wir ankommen“, sagte Sonora schwermütig.
Das Geräusch der Hufe war auf dem steinigen Boden viel lauter geworden und wenn die Felsen sich auf beiden Seiten auftürmten, hallte es schallend in der sonst stillen Landschaft. Kyo dachte darüber nach, wie sie den Wüstenbewohnern helfen konnte. Sie war eine gute Kämpferin aber einer Armee aus Dämonen und Untoten würde sie machtlos gegenüberstehen. Auch wenn die Zweifel sie plagten, sie musste es versuchen.
Mond und Sterne schienen schon hell als sie Rast machten. Die Usao hatten ihnen viel Essen mitgegeben, sogar an etwas frisches Grün für die Tiere hatten sie gedacht.
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Alt 08.04.2007, 22:40   #11
Mugen
 
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Teil 8

Sonora zeigte in den Nachthimmel. Mit vollem Munde sagte er: „Das ist das Sternbild Amatesarus der Göttin der Sonnenscheibe die wir verehren“.
Seine Tischmanieren sind auch nicht gerade Königlich, dachte Kyo.
„Und da drüben ist das Bildnis Vayus“, fügte er etwas weiter nach Westen deutend hinzu.
Die zunehmende Nähe zu seinem Land schien Sonora's Entschlossenheit zu verstärken. Seine Augen gewannen ein erwartungsvolles Leuchten.
Am nächsten Morgen führte er sie Zielstrebig durch die karge Halbwüstenlandschaft. Die Luft war heiss und trocken, Sonora trieb ihre Reithirsche zu letzten Anstrengungen an.
Plötzlich überkam Kyo deren Sinne durch ihre Klinge stetig schärfer geworden waren ein unbehagliches Gefühl, es war ein Gefühl der drohenden Gefahr das tief in ihrem Herzen um sich griff. Wenig später begann die Erde sanft zu beben. Sonora sagte: „seltsam, Erdbeben sind hier selten“.

Das Beben gewann langsam an Intensität, der Boden strahlte eine stetig grösser werdende Hitze aus. Bald begann es im felsigen Untergrund zu krachen und zu tosen, als ob gewaltige Gesteinsbrocken unter der Erde auseinander gebrochen würden.
Die Hirsche tänzelten erst unruhig hin und her und Bäumten sich schliesslich auf den Hinterbeinen auf. Vor ihnen schmolz das Gestein und berstende Felsen schoben sich unterirdisch aufeinander zu.
„Bei allen Göttern...“ schrie Sonora „Was...“ seine Stimme wurde vom lebendig gewordenen Stein übertönt.
Die Felsbrocken schoben sich, unzählige Magmaspritzer bildend an die Oberfläche und das Gebilde nahm langsam Form an. Immer weiter richtete sich das Ungetüm auf und allmählich konnte man seine vollendeten Konturen erkennen.
Wie ein brennender, vier Meter grosser Krieger in Plattenrüstung hatten sich die Steine angeordnet. Die Zwischenräume waren mit flüssiger Magma gefüllt und ihre Hitze brannte trotz der Distanz sengend heiss auf Kyo's Haut.
Die Augen bestanden aus glühender Lava und die Pupillen hatten Schlitze aus blauen Flammen. Ein Umhang aus Schatten, Rauch und Asche fiel ihm von den Schultern bis zum Boden.

Er senkte ein Knie und rammte die Flache Pranke zentimetertief in den Boden, der Staub stob auf alle Seiten auseinander. Als er sich wieder erhob zog er einen Flammenden Zweihänder der ihm bis zum Hals reichte aus der Erde. Er öffnete seinem Schlund der hell glühte wie bis zur Weissglut erhitzter Stahl und stiess ein markerschütterndes Brüllen aus. Es klang wie der Zorn des lebendigen Erdkerns, wie das Grollen eines ausbrechenden Vulkans.
„Bei allen Göttern! Es ist ein Dämon aus dem grossen Krieg, das ist kein Gegner für uns. Wir müssen fliehen!“ Sonora's Stimme schallte wie der Donner eines nahen Gewitters und hallte in den Felsen nach.
Sie taten was ihre Reittiere schon seit längerem vorhatten und wandten sich zur Flucht. Der Dämon der sich gerade erst vollständig manifestiert hatte machte einen ersten unsicheren Schritt. Dann gewannen seine Bewegungen an Geschwindigkeit.
Mit Riesenschritten die die Erde erbeben liessen, nahm er die Waffe im Anschlag die Verfolgung auf. Seine Fusstapfen verbrannten die Erde und liessen das Gestein unter sich schmelzen. Sein Umhang zog eine qualmende schwarze Spur hinter sich her. Die Verfolgten näherten sich einem Canyon. Sonora's Strohhut wurde weggeweht, er selbst schien davon keine Notiz zu nehmen.
Die Hirsche stoben so schnell über den zerklüfteten Boden, wie Kyo es nie für möglich gehalten hätte. Trotzdem holte das Ungetüm auf. Sonora der es beobachtete rief erschrocken, „wir können ihm nicht entkommen. Mach dich zum Kampf um dein Leben bereit, Kyo aus dem Walde“.
Mit diesen Worten wendete er und sprang ab. Aus dem Nichts zog er Fuu und seine Winde nahmen die Gewalt eines Tornados an. Um die Klinge knisterte die Elektrizität, kleine Blitze zuckten auf und ab. Als er es zum Angriff hob glich es einem entfesselten Hurrikan.
Der Dämon stürmte sichtlich unbeeindruckt weiter auf sie zu. Kyo die ebenfalls abgesprungen war hatte ihr Schwert noch nicht gezogen.
Während sie Sonora so schnell sie konnte hinterherlief, holte das Monstrum zu einem vernichtenden Schlag gegen ihn aus. Es führte den Schwung in Bodennähe und wenn er nicht im selben Moment hochgesprungen wäre hätte es ihn gezweiteilt. Kaum wieder auf den Füssen wurde er von einem gewaltigen Fusstritt des Ungetüms erfasst.

Kyo's Schwert sprang förmlich in ihre Hand als Sonora von der überwältigenden Wucht des Trittes getroffen durch die Luft segelte. Das Wasser in ihrer Klinge hatte sich in tosende Fluten und reissende Ströme verwandelt das leuchten war etwas stärker geworden und es vibrierte leicht.
Als sie sah wie Sonora sich auf dem Boden überschlug und sich schliesslich nahe an der Schlucht nicht mehr regte schrie in ihrem Inneren etwas auf. In ihren Augen flammte ein Feuer und ihre Eckzähne wurden ein kleines bisschen spitzer.
Sie wollte diesen Dämon vernichten, das war ihr einziger Gedanke als sie auf ihn zustürmte. Das brennende Monstrum holte zu einem weiteren zerstörerischen Hieb aus und führte ihn von oben herab. Kyo wich blitzschnell aus und das Flammenschwert bohrte sich lodernd neben ihr in die Erde. Einen Kampfschrei ausstossend rammte Sie ihre Waffe durch das Knie des Dämons. Es zischte laut auf. An der getroffenen Stelle verfärbte sich die Essenz des Ungetüms dunkel.
Der Dämon hielt das Schwert jetzt in einer Hand und ballte die andere zu einer Faust. Kyo zog ihre Klinge aus dem Steinigen Knie und blockte den darauf folgenden Fausthieb.
Als die Wucht des Schlages sie erfasste sanken ihre Füsse knöcheltief in den Boden. Die ausgekühlte Stelle am Knie verlangsamte den Dämon nur leicht. Er griff erneut zu seinem Schwert und machte einen Schritt rückwärts.
Der nächste Schlag des Ungetüms sollte Kyo's Knie abtrennen, doch sie war schneller. Sie steckte die Spitze ihrer Klinge in den Steinboden und als die Schwerter aufeinander trafen Stoben rote Funken auf beide Seiten. Bevor der Dämon sein Schwert zu einem zweiten Hieb positionieren konnte war Kyo schon an ihn herangetreten.
Sie legte all ihre Kraft in den Schlag, der dem Dämon das andere Knie zur hälfte durchschlug. Er Brüllte schmerzerfüllt auf und die Lava floss wie Blut aus seiner Wunde. Kyo's zweiter Schlag trennte ihm den Unterschenkel vollständig ab. Das Monstrum taumelte auf einem Bein, steckte das Schwert in die Erde und stützte sich mit einem Arm ab. Kyo sprang behände auf seinen Ellbogen, ihre Schuhe verglühten beim Kontakt sofort doch in ihrer Rage hielten ihre Füsse der Hitze stand.
Sie eilte auf dem Arm weiter zur gewaltigen Schulter des Dämons. Dieser versuchte mit seiner anderen Pranke Kyo von seinem Schulterblatt zu werfen. Bei diesem Versuch schnitt sie ihm zwei seiner glühenden Finger ab. Im nächsten Moment, schlug sie ihm das Schwert überhalb des Umhangs durch die Nackenwirbel.

Der Dämon entschloss sich zu einer letzten Verzweiflungstat. Er schlug seine Faust mit aller Kraft in die Erde und versuchte damit die Klippe auf der sie Kämpften zum Einsturz zu bringen. Kyo's zweiter Hieb drang bis zum vorderen Teil seiner Kehle vor. Der Dämon hämmerte mit gewaltiger Wucht auf den Boden ein. Dieses Mal drohte der Fels sich zu lösen, einige kleine Brocken brachen am Rande bereits ab.
Der letzte Streich Kyo's Schlug dem Monstrum den Schädel ab. Enthauptet stampfte es seine immer noch glühende Faust mit letzter Kraft in den Felsvorsprung. Der Boden gab nach und stürzte Stück um Stück ein. Kyo sprang mit einem kräftigen Satz von der Schulter des erlöschenden Dämons. Leicht und federnd war ihr Flug, der Dämon unter ihr verlor den Boden unter den Füssen und langsam stürzte er in sich zusammen, wie die Felswand die er zerstört hatte.
Kurz darauf stiess Kyo auf einem der rutschenden Trümmer landend ihr Schwert in den Stein und schrie mit lauter Stimme in der Sprache des Waldvolkes „Wachse!“ Der Laut klang fremd und nicht wie aus ihrem Munde. Rund um das Schwert breiteten sich Ranken und Wurzeln aus. Sie frassen sich durch den fallenden Fels und verhinderten ein weiteres Einstürzen. Mit einem lauten Krachen zerschellten die Bruchstücke der Felswand auf dem Harten Grund des Canyons, hinter Kyo stieg langsam eine Wolke aus Staub, Asche und Rauch auf.
Mugen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.04.2007, 12:35   #12
Mugen
 
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Teil 9

Die Ranken reichten bis zum zerschmetterten Rand des Canyons und Kyo kletterte vorsichtig hinauf. Oben angekommen, blickte sie sich um. Sonora lag immer noch regungslos an der selben Stelle. In grosser Sorge eilte sie zu ihm und stellte fest, dass sein Atem zwar schwach aber noch spürbar war. Sie drehte ihn behutsam auf den Rücken, um seine Verletzungen zu untersuchen.
An der Brust hatte er starke Verbrennungen und Quetschungen, die ihm das Atmen erschwerten. Vermutlich waren auch einige Rippen gebrochen.
Kyo kniete nieder, er durfte nicht sterben, das durfte er einfach nicht. Sie musste ihm helfen, auch wenn sie noch nicht wusste wie.
Sie senkte die Arme und dabei berührte ihre Hand flüchtig das Heft ihres Schwertes. Langsam wurde sie ruhig und gefasst. Einen kurzen Moment lang sammelte sie sich, dann steckte sie die Klinge vor sich in den Felsboden, faltete ihre Hände über dem Griff und schloss die Augen.
Schon nach kurzer Zeit spürte sie Sonora's Lebenskraft. Sein Überlebenswille war stark doch seine Verletzungen waren schwer. Ganz sachte versuchte sie seine Kraft zu stärken. Es war unglaublich schwer ihm zu helfen seine Wunden zu heilen, doch in ihrem Schwert lag grosse Macht, sie musste sie nur zu nutzen lernen.

Es kam ihr vor als ob sie schon ewig an derselben Stelle kniete. Sonora zu retten war zu ihrem einzigen Gedanken geworden. Schliesslich schaffte sie es, seinen Zustand zu stabilisieren. Sein Atem wurde gleichmässig, sein Herzschlag stärker und langsam schöpfte er neue Kraft. Kyo wurde immer sicherer im Umgang mit der heilenden Kraft des Schwertes. Eine mühevolle Stunde später war er wieder bei Bewusstsein. Mit schwacher Stimme flüsterte er. „Du wirst mein Volk retten, das fühle ich“.
Das Vertrauen das er in sie setzte gab ihr neue Energie. Bald konnte er sich aufsetzen, er stiess einen Pfiff aus und wenig später kamen ihre Reittiere zurück. Sie wirkten verängstigt, hatten ihre Ladung aber nicht verloren. Kyo schaffte es schlussendlich seine Wunden fast vollständig zu verschliessen. Er stand auf und sagte, „ich danke dir.“
Mit einen Windstoss glitt sein Strohhut in seine Hand und er setzte ihn wieder auf.
„Bitte, wir müssen uns beeilen“, sagte er und stieg auf. Kyo zog ihr Schwert aus der Erde, steckte es ein und tat es ihm gleich.

Die drückende Nachmittagshitze war allgegenwärtig, der Fahrtwind brachte keine wirkliche Linderung. Sonora schien es nicht viel auszumachen, er ritt zielstrebig weiter in Richtung Süden.
„Wir haben viel Zeit verloren“, sagte er besorgt. „Ich fürchte die Macht des Feindes ist grösser als vermutet. Der Flammenkrieger sollte uns auslöschen, dass du ihn vernichtet hast war bestimmt nicht nach seinem Plan“.
Je weiter sie kamen desto sandiger wurde die Landschaft, die Hitze liess die Luft in Bodennähe flimmern wie über einem Feuer. Das Einzige Wesen das sie in der Einöde noch erblickte, war ein Vogel mit tiefschwarzen Schwingen, der hoch über ihnen kreiste.
„Unser Land war nicht immer ganz so karg. Im grossen Krieg wurde es von Theus einem der mächtigsten schwarzen Magier und Nekromanten verflucht, zum Glück war dies seine letzte Tat“ erklärte Sonora, der ihren Gesichtsausdruck beobachtete.
„Unsere damalige Hauptstadt Muladib, wurde auf der Stelle von der Wüste verschlungen. Seither nimmt uns der Sand immer mehr fruchtbares Land“.

Als die Sonne den Horizont berührte ritten sie bereits über kleine Wanderdünen. Der Wind wellte den Sand auf ihnen sanft, die Hufabdrücke ihrer Reittiere trug er hinter ihnen bereits nach und nach davon.
Noch vor Sonnenuntergang erreichten sie einen kleinen Aussenposten. Er bestand aus einer dürftig zusammengezimmerten Hütte, einem Zweimannzelt und einem gemauerten Brunnen. Die kleine Quelle spendete einigen Wüstenpflanzen Leben, mehrere Palmen und viele kleine Büsche wuchsen in der Nähe.
Vier Männer hielten Wache. Sie schienen in Alarmbereitschaft zu sein, ihre Waffen hatten sie Griffbereit und jeder beobachtete einen anderen Teil ihres Sichtfeldes. Vier Pferde waren in ihrer Nähe an einem Pflock angebunden. Die Reittiere hatten sich über Jahrhunderte an das Wüstenklima angepasst. Sie waren ein wenig kleiner als die Pferde in den nördlicheren Regionen. Ihre Statur war ausdauernd und sie hatten ein braunes Fell das an einigen Stellen ins dunkelbraun überging. Sättel hatten sie keine und ihre Reiter benötigten kein Zaumzeug.

Nun hatten die Wachposten sie erblickt, sie griffen zu ihren Waffen und starrten angestrengt in ihre Richtung.
Plötzlich rief einer von ihnen „Hurra! Sonora ist zurück, der Prinz ist wieder da.“
Sie steckten die Waffen weg und kamen ihnen entgegen. „Ein Glück dass wenigstens du wieder wohlbehalten zurück bist“, riefen sie erleichtert.
„Wie ist die Lage“ fragte Sonora.
„Es steht schlecht um uns“ entgegnete einer der Männer bitter. „Der Feind hat vor einer Woche Salah genommen, seither sammelt er eine riesige Streitmacht in der Nähe von Muladib. Eine schwarze Wolke hat sich über dem Gebiet gebildet, doch sie bringt keinen Regen, nur Dunkelheit“.
„Wann werden sie zum Angriff bereit sein?“ fragte Sonora.
Betrübt erwiderte ein anderer: „Vermutlich marschieren sie übermorgen Nacht gegen Kaibara. Die Späher behalten sie so gut es geht im Auge. Sie haben die Strategie geändert und aufgehört uns auszuhungern, jetzt wollen sie uns in einem einzigen vernichtenden Schlag auslöschen. Obwohl sie uns bereits zwei zu eins überlegen sind, sammeln sich immer mehr von ihnen in der Finsternis der Wolke.
Leider ist dies nicht die einzige schlechte Nachricht, der König schwer krank. Seit fünf Tagen wird er stetig schwächer. Die Heiler tun ihr Bestes, doch er scheint an keiner gewöhnlichen Krankheit zu leiden. Sie sagen, dass er möglicherweise verflucht wurde. Es tut mir leid dir keine besseren Nachrichten geben zu können“.
Sonora war niedergeschlagen, doch das änderte nichts an seiner Entschlossenheit.

„Wir werden unser Land verteidigen, und wenn es das letzte ist was wir tun“, er nickte in Kyo's Richtung.
„Das ist Kyo aus dem Walde, in Okohandia rettete sie mir das Leben. In diesen Krieg wird sie mit uns kämpfen. Gebt ihr bitte etwas Wasser, sie ist die Hitze nicht gewohnt“.
„Hat der Kaiser keine Hilfe geschickt?“ fragte einer der Soldaten, während sie auf den Wachposten zugingen.
„Der Feind hat es verhindert, die Gedanken des Kaisers wurden vergiftet bevor ich ihn erreichte. Es scheint, der Feind hat den Schlag gegen uns von langer Hand geplant.
Wir brauchen neue Reittiere, diese gehören meinem Lehrmeister. Sie werden den Rückweg selbst finden“.

Kyo wurde ein Wasserschlauch gereicht, als sie den Kopf hob um zu trinken erblickte sie eine berittene Gestalt auf einer Düne die etwa zwei Steinwürfe entfernt war. Ihr Pferd war schwarz wie die Nacht und hatte eine leichte Panzerung. Trotz der Distanz blitzten die dunklen Rüstungsteile matt in der Abendsonne. Sie schien lange silbergraue Haare zu haben, die von ihrer schwarzen Kapuze bis auf wenige Strähnen verdeckt wurden. Kyo setzte den Schlauch ab und rief: „Seht, ein Reiter“
Aus irgendeinem Grund, löste die Präsenz der Gestalt bei ihr grosses Unbehagen aus. Die Wächter eilten zu ihren Pferden.
„Bleibt“, rief Sonora. „Die Verfolgung würde viel zu lange dauern. Vielleicht ist es auch eine Falle“. Während er das sagte wendete die vermummte Gestalt ihr Pferd und ritt eine Staubwolke hinterlassend davon.
„Auf nach Kaibara, ich muss nach meinem Vater sehen und ihm die Nachrichten überbringen“, sagte Sonora der auch schon neben den Pferden stand.
„Wir hörten die Stadt Fakato wird zu dieser Stunde vom Feind angegriffen, alle Bewohner mussten fliehen. Vielleicht könnt ihr noch etwas retten“, sagte einer der Soldaten hoffnungsvoll. Sonora überlegte einen Augenblick lang und sagte dann: „Wir werden sehen was wir tun können“. Er schwang sich auf den Pferderücken und sagte, „Auf bald“
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Alt 22.04.2007, 22:04   #13
Mugen
 
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Danke an alle die bis hierhin gelesen haben.
Die Geschichte wird ziemlich lang, vermutlich werden Teil 1-10 ca. 20% ausmachen.
Ich werde sie in den Ferien nochmal überarbeiten um etwas mehr Charakterentwicklung und etwas mehr Hintergrundinformationen einfliessen zu lassen. Ausserdem möchte ich die Dialoge etwas Lebendiger gestalten. (Hat vielleicht jemand Tipps dazu?)
Zudem glaube ich, dass sie einen Prolog oder ein Vorwort braucht, um die Welt und die Hauptpersonen vorzustellen. Vermutlich werde ich auch noch eine Karte dazu zeichnen.
Ich freue mich weiterhin auf etwas konstruktive Kritik. =)

Teil 10

Die Wüstenpferde schienen sich über den Ritt bei Sonnenuntergang zu freuen, offenbar hatten sie seit längerem keine Bewegung mehr gehabt.
Als die Nacht hereinbrach, begann die Temperatur sich schnell zu senken. Nur das endlose Sandmeer unter ihnen strahlte noch Wärme ab.
Kyo blickte in den klaren sternenbehangenen Nachthimmel. Fern von jeglichen Lichtquellen bot er einen unbeschreiblichen Anblick.
Sie dachte über die Schlacht nach, die sie höchstwahrscheinlich in zwei Tagen schlagen würde und ihre Eingeweide verkrampften sich. Auch die Begegnung mit dem gepanzerten Reiter bereitete ihr Sorgen.
„Wir reiten jetzt nach Fakato und sehen ob wir etwas ausrichten können. Wahrscheinlich sind es nicht allzu viele, wir können es uns nicht leisten Soldaten zu schicken, wenn wir uns nicht sicher sind ob wir die Schlacht gewinnen. Jeder Mann der fällt, macht den Feind stärker. darum wird die Verstärkung vermutlich erst später eintreffen.
Achte darauf, die dunklen Ornamente auf den Körpern der Untoten, zu durchtrennen. Werden sie unterbrochen, verliert der Feind die Kontrolle über sie. Sie sind keine allzu geschickten Kämpfer, doch ihre Zahl und ihre Widerstandsfähigkeit machen sie zu schrecklichen Gegnern. Vor sechs Monaten wurde das Gesetz erlassen, alle Toten zu verbrennen. Nur so können wir sichergehen, dass der Feind sich ihrer nicht erneut bemächtigt“.
Er trieb sein Pferd an und starrte angestrengt nach vorne.
„Wir sind bald da, halte dich bereit“, rief er unruhig.

Kyo erblickte knapp am Rande ihres Sichtfeldes, viele vom Mondschein in dämmriges Licht getauchte Häusersilhouetten. In der kühlen Nachtluft lag eindeutig der Geruch des Todes. Ihre Pferde witterten es ebenfalls und wurden etwas nervös. Am Rande der Stadt flammte plötzlich ein kleines Feuer auf. Rundherum standen ungefähr dreissig Gestalten, einige entzündeten Fackeln daran und näherten sich den Behausungen.
„Diese Bastarde!“ Schrie Sonora und donnernder Zorn lag in seiner Stimme. Er ergriff Fuu aus der Luft und es heulte auf wie ein Taifun. Ein gewaltiger Windstoss erfasste die Untoten völlig unvorbereitet. Ihre Fackeln wurden ausgeblasen wie von einer Explosion. Kyo hievte sich wieder gerade auf den Rücken ihres Pferdes, was ohne Sattel gar nicht so einfach war.

Sie hatten starken Rückenwind als sie auf die Untoten zustürmten und Fuu toste wie eine ganze Streitmacht im Ansturm. Kyo zog ihr Schwert ebenfalls, in der Klinge wütete eine Sturmflut und die Gischt bildete kleine helle Schaumkronen.
Obwohl die Waffe nur leicht schimmerte wurden die Untoten von ihrem Licht geblendet. Sie hielten sich die halbverwesten Hände schützend vor die Augen.
Zehn Schritte vor ihren Gegnern, sprang Sonora ab und rannte in grossen Sätzen auf sie zu.
Kyo tat es ihm gleich, denn sie durften ihre Reittiere nicht in Gefahr bringen.
Von Nahem boten die Gefallenen einen furchtbaren, ekelerregenden Anblick, sie waren halb bis fast ganz verwest. Vielen fehlten Zähne, Augen, Ohren oder sogar ganze Gliedmassen. Ihre fahle pergamentartige Haut schälte sich an vielen Stellen ab und die fettigen ververwesenden Haare fielen ihnen büschelweise aus. Sie bewegten sich mit schleppenden Bewegungen die etwas Marionettenartiges hatten. Jeder von ihnen hatte ein sechs oder achteckiges Ornament das mit Pechschwarzer Farbe aufgemalt war. Uralte Runenzeichen und Muster bedeckten ihre Ränder, dazwischen waren Schriftzeichen und Verzierungen angebracht. Wo die Haut abblätterte, war es auf dem darunterliegenden Fleisch zu sehen. Ihre Augen hatten einen wachen Schimmer, wie bei einer grausamen Karikatur eines lebendigen Wesens. Ihre Gesichter waren eingefallen und zu schmerzverzerrten starren Grimassen erstarrt. Wind und Wetter hatten von ihrer Kleidung nicht viel übriggelassen, einige trugen Fetzen die mit Goldfaden bestickt waren. Andere trugen Stücke von Bauerskleidern.

Alle von ihnen waren bewaffnet, die meisten hatten schartige Kurzschwerter oder rostige Krummsäbel. Sie trugen kurze Schilde, deren Wappen längst abgeschabt und deren Farben verblichen waren. Einige hatten lange Holzspeere mit Metallspitzen. Überrascht drehten sie sich um, um die Ursache des plötzlichen Windstosses auszumachen.

Sonora's erster Hieb teilte einen Untoten vom Schulterblatt bis zur Hüfte, es klang wie wenn man mit einem flachen Gegenstand auf ein knochiges Stück rohes Fleisch schlägt.
Das Runenzeichen des Gefallenen war zerschnitten und nach einem kurzen Zucken regte er sich nicht mehr. Der Windstoss den der Hieb erzeugt hatte machte es den dahinter stehenden schwer sich auf den Beinen zu halten. Sonora stiess sein Schwert dem Nächsten, der immer noch taumelte in die Kehle und schnitt seinen Kopf in zwei fast gleich grosse Teile.
Die nächste Reihe griff an, Sonora wehrte geschickt ab und drängte sie etwas zurück. Darauf rückten die Restlichen vor und versuchten ihn zu umringen. Einer wollte ihm bereits in den Rücken fallen, doch Kyo durchschlug seine Deckung mit einem kräftigen Schwung. Der Untote wich zurück und ihr nächster Schlag trennte ihm einen Arm ab.

Die Schnittstelle glühte für einen kurzen Moment in einem an Holzkohle erinnernden orangegolden Leuchten auf, dann breitete sich die Glut aus. Wie durch Papier frass sich das verzehrende Feuer durch den Körper des Untoten und hinterliess nur schwarze Asche. Eine dunkle Dunstwolke stieg mit einem kaum hörbaren seufzen aus dem verbrannten Körper auf und verflüchtigte sich befreiend im Wind.
Die Untoten waren geschockt zurückgewichen und Kyo empfand einen kurzen Augenblick des absoluten Friedens. Eine Seele hatte den Weg zurück in den Seelenfluss gefunden.
„Dein Schwert besteht aus purem Leben“, rief Sonora der das Schauspiel fasziniert beobachtet hatte. Die Gefallenen griffen erneut an. Kyo's Schwerthieb zerteilte das Breitschwert ihres ersten Gegners und durchtrennte ihn auf Brusthöhe. Auch seinen Körper durchfloss eine Linie aus lebendigem goldenen Feuer. Verzweifelt begann er mit den Handflächen auf die Wunde zu schlagen, doch das Glühen ging dabei auf seine Hände über.
Mit blitzschnellen Hieben und schwungvollen Bewegungen glitt sie durch die Reihen der entsetzten Untoten. Einer nach dem Anderen, wurden sie vom Leben ihrer Klinge verzehrt. Auch Fuu leistete gute Dienste, Sonora führte es geschickt und griff stets die dunklen Runenzeichen an.

Egal, wievielen Untoten sie den letzten Funken Leben nahmen, durch eine Seitenstrasse drängten sich immer mehr von ihnen und bald stürmten sie auch aus der anderen Richtung auf sie zu.
„Hat das kein Ende?“ rief Sonora, der eine weitere Gegnerhorde mit einem Windstoss bremste. Kyo liess ihre Klinge unermüdlich durch die Massen von untoten Kriegern tanzen, doch obwohl der Boden bereits mit schwarzem Staub und verwesenden Gliedmassen bedeckt war, schienen es nicht weniger Feinde zu werden. Sie wich einem Speerstich aus, sprang leichtfüssig auf die Speerstange, machte zwei flinke Schritte und schlug dem Speerträger den Kopf ab. Aus der erhöhten Position sah sie auf dem mondbeschienen Wüstensand enge Reihen von Kavalleristen angaloppiert kommen.
Ein Untoter führte einen Hieb gegen ihr Schienbein, sie wich durch einen schnellen schwebenden Rückwärtssprung aus und landete auf den Schultern eines verdutzten anderen Gefallenen. Sie stiess ihm ihre Klinge durch die Brust. Er fasste sich an die glühende Wunde und die Knie sackten ihm ein. In der Abwärtsbewegung machte sie einen Rundumschlag, der untote Körperteile herumfliegen liess, dass es eine Freude war. Sonora stellte sich mit dem Rücken zu ihr und zusammen hielten sie die Angreifer auf Abstand.
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Alt 23.04.2007, 17:41   #14
Lúinwe
 
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Hey,
ich finde deine Formulierungen werden immer besser.
Das mit dem Prolog und der Karte find ich eine gute Idee.
Mach weiter so!
MFG
Lúinwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.04.2007, 17:52   #15
Mugen
 
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Danke fürs Lob Lúinwe, hoffe dass sich die Geschichte noch steigert.

Langsam bahnt sich eine grosse Schlacht an. Habe sie allerdings noch nicht geschrieben, hoffe ich finde nach den Prüfungen Zeit dazu.

Teil 11

Die Kavalleristen trafen ein und ritten die Untoten einfach nieder. Sie fegten durch ihre Reihen wie der Sturmwind durchs Ödland, schwangen ihre Schwerter und schlugen den denen die noch standen im vorbeireiten die Köpfe ab. Einer der Reiter, ein grosser kräftig aussehender Soldat dessen Rüstung etwas prunkvoller war rief: „Prinz Sonora, ein Glück dass du da warst, bevor sie die Stadt in Schutt und Asche legen konnten. Wir fürchteten schon zu spät zu kommen“. Er zügelte sein Ross und sprang ab. „Der König ist in grosser Sorge um dich, wir hörten die Schatten seien bereits in Gishano und der Kaiser regiert immer grausamer“.

Die Soldaten warfen die von Hufabdrücken übersäten Untoten, von denen einige noch zuckten, auf einen grossen Haufen.
„Es freut mich dich wohlauf zusehen Benawi. Wir müssen schnell weiter nach Kaibara, jeder verfügbare Kämpfer muss bis übermorgen bereit stehen“, sagte Sonora und hielt nach ihren Pferden Ausschau. Währenddessen entzündeten die Reiter den grossen Leichenhaufen und schütteten zusätzlich noch etwas Öl darauf.
Einige der Männer trugen vereinzelte Gliedmassen oder Körperhälften herbei und warfen sie auf das stetig stärker flammende Feuer. Der Gestank war bestialisch und verschlug Kyo fast den Atem.

„Captain Benawi, der Brunnen wurde vergiftet“, meldete einer der Kavalleristen.
„Verflucht, sie sind uns abermals zuvorgekommen“, die Worte des Captains klangen verbittert. Sonora runzelte die Stirn, wandte sich zu Kyo und fragte, „kann deine Klinge den Brunnen reinigen? Wenn der Brunnen versiegt, verlieren wir Fakato“
Sie zögerte kurz und antwortete dann: „Ich werde es versuchen“.
Der Brunnen war ein tiefer mit sonnengetrockneten Lehmziegeln ausgekleideter Schacht. Er war so breit, dass fünf Mann nebeneinander darin stehen konnten und hatte eine Vorrichtung, mit der man einen hölzernen Kessel hinablassen konnte.
Man brachte eine Leiter herbei und Kyo stieg unter dem skeptischen Blick des Captains den Schacht hinab. Zehn Tritte weiter unten, konnte sie die schimmernde Wasserfläche erkennen. Sie zog ihr Schwert und senkte es auf gut Glück in die Flüssigkeit.
Einen kurzen Moment schien es, als ob das Wasser sich ihm entziehen wollte. Es bildete einen dünnen Strudel, der sich um die schimmernde Klinge wand. Sie liess ihre Klinge mit einer kleinen Drehung aus dem Handgelenk in der Flüssigkeit kreisen. Als die beiden Mächte sich berührten, rangen sie einen Augenblick lang miteinander. Die reinigende Kraft der ersten Flüsse siegte und der Schatten wich wie ein fast transparenter Schleier aus dem kühlen Nass.
„Verschwinde“, murmelte Kyo und drohte ihm mit erhobener Klinge. Der Schatten nahm die Drohung ernst und löste sich augenblicklich in Luft auf. Sie stocherte zur Sicherheit noch etwas im Brunnenwasser herum.

„Keinen Erfolg gehabt?“ fragte der Captain der sie nicht so schnell zurück erwartet hatte zweifelnd, als sie wieder aus dem Brunnen herausgeklettert war.
„Ich glaube das Wasser ist wieder rein“, entgegnete Kyo.
Sonora Zog einen Kessel voll Wasser aus dem Brunnen und liess ein Pferd daraus trinken. Als es keine Vergiftungserscheinungen zeigte, sagte er anerkennend „Sei gesegnet Kyo, ohne die Macht deines Schwertes hätten wir Fakato verloren. Das Gift des Feindes bringt den Tod, es wirkt schnell und des Nachts holen einem die Untoten zu sich“.
„Habt ihr unsere Pferde gefunden?“ fragte er Benawi, der immer noch perplex vor dem Brunnen stand.
„Jaaa..“ er blickte zu Sonora und fasste sich wieder. „Ja, wir fanden sie ein Stück südöstlich von hier“. Er deutete zwei Tiere die etwas abseits standen. „Gut, wir müssen weiter. Benawi, ich danke dir für deine Hilfe und mögen dich die Winde leiten“. Benawi verbeugte sich respektvoll und die Kavalleristen standen stramm. „Auf nach Kaibara“, sagte Sonora und ging auf ihre Pferde zu. Kyo folgte ihm, sie war müde doch ihre Schritte waren immer noch sicher und kraftvoll.

Bald ritten sie wieder durch die Dunkelheit der nächtlichen Wüste. Das gleichmässige Traben ihres Reittieres machte Kyo schläfrig, sie entspannte sich und liess ihre Gedanken mal hierhin und mal dorthin schweifen. Sonora blickte angespannt nach vorne, er schien ebenfalls über etwas nachzudenken.
Sie fragte sich, wer eine solche Untotenarmee aufstellen konnte und weshalb sie Krieg gegen die Bewohner der Wüste führten. Ob sie wohl rachesüchtig oder neidisch waren. Ob das Ganze zu einem viel grösseren Plan gehörte, da die Schatten bereits in Gishano herumschweiften. Sie überlegte, was wohl noch auf sie zukommen würde, jetzt da sie das Schwert aus dem Himmelreich bei sich trug. Wie die Geschöpfe die des Nachts über den Nachthimmel glitten bei Tage aussehen würden und ob der schwarze Reiter mit ihnen in Verbindung stand. Als sie sich an die vermummte Gestalt erinnerte blickte sie instinktiv nach hinten. Niemand war zu sehen, gerade als sie sich beruhigt umdrehen wollte, erblickte sie einen Reiter der gerade über den Buckel einer Düne ritt. Er verschmolz fast mir seiner Umgebung und schien ihnen mit äusserster Vorsicht zu folgen, nur der etwas hellere Nachthimmel hatte ihn kurz sichtbar gemacht.
„Wir werden verfolgt.“ Ihre Worte rissen Sonora aus seinen Gedanken. Er spähte über seine Schulter und fragte, „bist du dir sicher? Ich sehe niemanden“.
„Ich glaube es ist der Reiter den wir am Aussenposten sahen, er verbirgt sich sehr geschickt“.
„Deine Augen sind besser als meine. Leider haben wir keine Zeit herauszufinden weshalb er uns verfolgt. Doch wir müssen auf der Hut sein, vielleicht ist er ein weiterer Diener des Feindes“.
Sonora sprach einige Worte, die Kyo nicht verstand und die Pferde fielen in einen leichten Galopp.

Der Mond war schon weit gewandert und langsam war wieder etwas Leben im Wüstensand zu erkennen. Bald kamen sie an einigen buschigen Sträuchern vorbei, die kleine dunkle Flecken in der kargen Landschaft bildeten. Kyo glaubte an einem kleinen Dorf vorbeigekommen zu sein, denn sie sah einen leichten Schimmer in der Ferne. Die Dünen wurden immer sanfter und an einigen Stellen waren kleine Grasinseln zu sehen.
„Bald erreichen wir den Tisu, die Lebensader unseres Landes. Es ist ein riesiger Strom der seinen Quell in Gishano hat, wo mein Lehrmeister über ihn wacht. Zweimal im Jahr, bringen uns die Überschwemmungen fruchtbaren Schlamm und er ist reich an gutem Fisch. Ihn vor dem Feind zu schützen war unsere grösste Sorge“.
Das Land um sie wurde langsam immer Fruchtbarer und plötzlich schien das Leben um sie explodiert zu sein. Soviel Kyo erkennen konnte, ritten sie über einen erdigen Pfad, der sie durch mehrere von schlanken Dattelpalmen gesäumte Felder trug. Neben ihr zogen komplizierte Bewässerungsanlagen feine Linien durch die eckigen Felder. Offenbar wurde hier Reis angepflanzt.
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Alt 27.04.2007, 19:46   #16
Mugen
 
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Teil 12

Sie erreichten den Tisu, zuerst erinnerte seine nach hinten scheinbar Uferlose Wasserfläche an die offene See. Sie folgten dem Lauf des Flusses und kamen bald an Bauernhäusern vorbei. Ein Hund kläffte sie durch die nächtliche Stille an und kurz darauf erhellte warmes Kerzenlicht ein Fenster. Sonora kümmerte es nicht, seine Müdigkeit war wie weggewischt und er führte sie trotz des schwachen Mondlichts so sicher, wie nur ein Eingeborener es konnte.
Der Tisu machte eine schwache Biegung und rückte damit weiter von ihnen weg. Auf beiden Seiten ihres Weges taten sich Grasflächen auf, die im dämmrigen Licht an dunkelgraue Seen erinnerten. Die Pferde blähten ihre Nüstern und galoppierten fortan mit neuem Elan weiter. Kyo kam es vor, als ob die Landschaft unter ihren Hufen weggezogen wurde.

Einige Schleierwolken am Horizont nahmen bereits einen orangen Farbton an, als Sonora den Arm ausstreckte und sagte, „vor uns liegt Kaibara, die neue Hauptstadt meines Volkes“.
Nie hatte Kyo eine grössere Stadt gesehen.
Aus der Ferne war nur die riesige und scheinbar unüberwindbare Stadtmauer zu sehen, aus der die Spitzen Türme eines Palastes und der Obere Teil eines Tempels herausragten.
Auf einer breiten, gut unterhaltenen Strasse, die sich wie eine gigantische Hellbraue Schlange durch die Mosaikartig angeordneten Felder wand, waren in den frühen Morgenstunden kaum Menschen unterwegs. Einige Bauern, die ihre Ernte auf Ochsengespannen zu den Marktplätzen der Stadt brachten, waren die einzigen Reisenden.
An Kaibaras Hafen, der ungefähr eine Meile entfernt am Ufer des Tisu erbaut worden war, legten täglich unzählige Schiffe an. Die meisten von ihnen waren breite, mehrmastige Kähne die kaum Tiefgang hatten, damit sie auch in den flacheren Ufergewässern anlegen konnten. Der Flussschlamm hatte der lebensfeindlichen Wüste einen breiten Landstrich abgerungen und in fruchtbares, blühendes Land verwandelt
Ein Schwarm von rotgepunkteten Vögeln, von einer Art die Kyo nicht kannte stob aus einem Feld auf als sie vorbeiritten. Sie flogen im Halbkreis über sie hinweg, dem orangenen Sonnenaufgang entgegen. Kyo setzte sich aufrecht hin und blickte ihnen nach, ihr freier Flug weckte ein kleines bisschen Sehnsucht in ihr.
Der Wüstenwind zupfte mit unsichtbaren Fingern an ihrem Haar und kündete einen sengend heissen Tag an.
Sie kamen an einem älteren Bauern vorbei, der seine Ochsen eine Ladung Getreide in die Stadt ziehen liess. „Prinz Sonora“, rief er als er ihn erkannte und verbeugte sich tief. Sonora fasste sich grüssend an den Strohhut und ritt weiter.
Die Sonne sandte ihre ersten goldenen Strahlen aus, als sie die mächtige Stadtmauer erreichten.
„Prinz Sonora ist zurück“, rief einer der Torwächter lauthals, als er sie erblickte und stellte sich stramm hin. Bald fanden sich die Restlichen auf beiden Seiten des Tores ein und präsentierten ihre Waffen. Sie ritten hindurch und Sonora fasste sich wieder kurz an seinen Hut. Eine Schar von Kindern sorgte dafür, dass die Botschaft von der Rückkehr des Prinzen von Mund zu Mund durch die Strassen weitergegeben wurde und sie verbreitete sich wie ein Lauffeuer.

Auf der Strasse zum Palast versammelten sich viele Stadtbewohner und hiessen den Prinzen willkommen. Man sah ihnen an, dass sie einiges durchgemacht hatten der Krieg hatte ihnen viel abverlangt.
Kyo wurde erst jetzt richtig klar wie viele Menschen vom Ausgang des Krieges abhängig waren und eine unsichtbare Last auf ihren Schultern schien stetig zu wachsen. Die Gesichter der meisten Bewohner von Kaibara waren angespannt und sie sah, dass fast alle von ihnen bewaffnet waren. Die Schrecken der letzten sechs Monate spiegelten sich in ihren Augen wieder. Sie sahen erschöpft und abgekämpft aus aber sie waren immer noch bereit sich dem Feind entgegenzustellen.
Einige tuschelten hinter vorgehaltener Hand und zeigten auf Kyo.
Sie stellte beschämt fest dass ihre Kleider schwer mitgenommen waren und von Schmutz nur so strotzten. Ihre nackten Füsse baumelten herunter und die Sohlen waren schwarz, vom Russ des Feuerkriegers.

Die Stadt war geschickt geplant und erbaut worden. Die Häuser waren aus getrockneten Lehmziegeln, die man aus dem Schlamm des Tisu geschnitten hatte. Sie hatten Flachdächer auf denen man Gehen und wenn es nachts zu heiss war, auch schlafen konnte.
Viele kleine Gassen zogen sich wie Äderchen durch die Häuserschluchten und dazwischen lagen Hauptstrassen, die wie Pulsadern zum Königlichen Palast führten der den Stadtkern bildete.
Vorhänge wurden aufgezogen und neugierige Leute sahen sich nach der Ursache des Tumults um.
Kyo blickte hoch zu den Dächern der riesigen Stadt und einen Augenblick lang, sah sie eine Dunkel gekleidete Gestalt, auf einem von ihnen knien. Geduckt spähte sie vorsichtig über den Rand des Flachdaches. Ihr Gesicht war nicht zu erkennen, doch eine feine Silbergraue Haarsträhne schimmerte unter ihrer Kapuze hervor. Als sie Kyo's Blick bemerkte, entzog sie sich mit katzengleicher Anmut ihrem Sichtfeld.
„Der Reiter hat uns bis hierher verfolgt“, raunte sie Sonora besorgt zu. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Kyo fragte sich, ob sie durch die Übermüdung langsam Gespenster sah.

Sie erreichten den des Palast, der in der inmitten von vornehmen Häusern erbaut worden war. Das Prunkvolle Gebäude war in mehrere zu einem Viereck angeordnete Bereiche unterteilt. An jeder Ecke stach ein schlanker weisser Turm mit einer Tropfenförmigen Spitze in den Himmel. Die Wände waren ebenfalls weiss gestrichen und an einigen stellen mit Blautönen verziert. Pinselstrichdicke, perfekt angeordnete goldene Linien, die den Eindruck erweckten direkt in das Gebäude eingeschmolzen zu sein, luden das Auge dazu ein, den Blick noch etwas länger auf ihrem matten Glanz ruhen zu lassen.
Es hatte grossen Fenster, die das Gebäude tagsüber mit ausreichend Sonnenlicht durchfluteten und nachts wurden sie mit prachtvoll bestickten, dunkelblauen Vorhängen verschlossen. Die Dächer waren flach und von zierlichen weissen Zinnen gesäumt. In der Mitte des Vierecks befand sich ein blühender Garten, dessen Blumen einen süsslichen belebenden Duft verströmten. Ihr meisterhaft kombiniertes Farbenspiel, hätte selbst die geschicktesten Gärtner des Nordens vor Neid erblassen lassen.

Unter den wachsamen Blicken der salutierenden Wächter, ritten sie über den Vorhof des Palastes. Vor dem Haupteingang machten sie halt und während ein Palastdiener ihre Pferde zum Stall führte, traten sie durch die riesige eisenbeschlagene Holztür. Im Inneren der steinernen Mauern war es vergleichsweise kühl. Sie durchschritten einen langen Saal, Kyo richtete ihren Blick nach Oben. Verschiedene Maler hatten viele seltene Vögel so auf das farbenprächtige Gewölbe gebannt dass sie den Eindruck erweckten im nächsten Moment abzuheben und von der Decke zu flattern, auf einem anderen Teil des Deckengemäldes ritten Wildpferde vor einigen Sanddünen vorbei und auf dem grössten Stück floss der in zarte braun- und Grüntöne getauchte Tisu verblüffend realitätsnah über ihnen dahin.
„Ich werde meinem Vater das wichtigste sofort mitteilen“ sagte Sonora, die Dicken Steinmauern liessen seine Stimme leicht hallen. Er schickte nach einer Palastdienerin und bald eilte eine junge Frau mit kastanienbraunen Locken herbei. Sie verbeugte sich respektvoll vor ihnen und wartete neugierig auf weitere Anweisungen.
„Das ist Simelea sie wird dir das Bad zeigen, dir frische Kleider bringen und dir etwas zu Essen bringen“. Die Dienerin verbeugte sich erneut und gab Kyo ein Zeichen zu folgen.
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Alt 03.05.2007, 23:38   #17
Mugen
 
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Der vorerst Letzte Teil meiner Geschichte, bald sind Prüfungen und ich werde vermutlich wenig Zeit haben um weiterzuschreiben.

Teil 13

Vom Hauptsaal aus, führte ein schmaler mit Blumenmustern verzierter Gang zu einem geräumigen Badesaal. Grosse von fast transparenten zitronengelben Vorhängen verhüllte Fenster tauchten den Raum in ein warmes Licht. Drei Bäder, die jeweils fünf Personen Platz boten, waren direkt in den getäfelten Boden eingelassen. Simelea hielt prüfend die Hand ins Wasser des mittleren Bades und sagte: „Ich bin gleich mit Handtüchern und frischen Kleidern zurück“.
Während die Schritte der Dienerin im Gang verklangen, entkleidete sich Kyo, legte ihr Schwert sorgsam neben die Wanne und liess sich vorsichtig ins handwarme Badewasser gleiten. Sie begann den Schmutz der vergangenen Tage abzuschrubben und während sie mit dem Russ auf ihren Fussohlen kämpfte, dachte sie über das Königshaus nach. Von diesem Palast hatte sie noch nie gehört, die Wüstenbewohner mussten sehr fleissig gewesen sein wenn sie das alles in der Zeit nach dem Krieg erbauen konnten. Sonora schien überhaupt nicht hineinzupassen, er schien ihr eher jemand zu sein, der viel herumreist und immer da mit anpackt wo es nötig ist.

Simelea kam zurück und brachte ihr ein Handtuch. Sie hielt das Oberteil des Gewandes, das sie mitgebracht hatte prüfend vor Kyo's Oberkörper und sagte wie zu sich selbst: „ich hoffe es passt, es war nicht einfach etwas dem Anlass entsprechendes zu finden“.
Zu ihrer Beruhigung passte es wie angegossen. Es war leichte, weit geschnittene Kleidung. Sie bestand aus einem vorne verschliessbaren Oberteil, das aus einem feinen weissen Stoff
gewoben war. Die Säume waren ultramarinblau, die Hose die in denselben Farben gehalten war, liess viel Bewegungsfreiheit. Dazu bekam sie ein samtweiches Unterhemd, frische Unterwäsche und einen stabilen Gürtel, der für das tragen von Schwertern wie geschaffen schien. Zuletzt schlüpfte sie in ein paar leichte Schuhe.
„Sieht gut aus“, sagte Simelea die offenbar mit ihrer Arbeit zufrieden war und setzte ein verschmitztes Lächeln auf.

Frisch eingekleidet folgte Kyo ihr in einen Nebenraum. Auf einem stämmigen ovalen Tisch war eine reichhaltige Mahlzeit angerichtet. Sie setzte sich auf einen gepolsterten Stuhl den Simelea ihr anbot und stellte fest, dass er sehr bequem war. Das Bad hatte sie völlig entspannt, am liebsten wäre sie auf der Stelle in der weichen Polsterung versunken und eingeschlafen.
Um der Schläfrigkeit entgegenzuwirken setzte sie sich auf und während sie den Duft den die Köstlichkeiten vor ihr verströmten einsog, meldete ihr Magen, dass ihr Hunger grösser war, als ihre Müdigkeit und ihre Erschöpfung zusammen.
Das Besteck war zierlich und sah zerbrechlich aus. Obwohl das Essen aus nur einem Gang bestand, hatte man ihr auf der linken Seite, eines reich verzierten Porzellantellers, zwei verschieden grosse Gabeln aufgetischt. Auf der anderen Seite lag ein Messer, auf einer raffiniert gefalteten Serviette.
Simelea nahm ihr gegenüber Platz und fing ihren verwirrten Blick auf.
„Mach dir keine Sorgen, nicht alle legen hier Wert auf Tischmanieren“, sagte sie augenzwinkernd.

Kyo schaufelte sich einen Bissen Reis mit brauner Sauce in den Mund, es schmeckte vortrefflich. Hunger ist der beste Koch, dachte sie und schlang das Essen mit atemberaubender Geschwindigkeit hinunter.
„Pass auf dass du dich nicht verschluckst“ riet ihr Simelea schmunzelnd. „Magst du mir etwas von eurer Reise erzählen?“
Kyo ass etwas bedächtiger und begann ihr zwischen zwei Hühnerschenkeln von ihrer Flucht zu erzählen. Simelea hörte sehr aufmerksam zu und als sie zu der Stelle mit dem Feuerkrieger kam weiteten sich ihre mandelförmigen Augen vor Erstaunen. Sie schilderte ihr gerade wie sie Fakato vor den Untoten verteidigt hatten, als Sonora ins Zimmer trat.
„Mein Vater erwartet uns, lass uns gehen bevor sie dir noch mehr Löcher in den Bauch fragt“, sagte er mit einem freundlichen lächeln.
„Ich bin doch nur neugierig“, antwortete Simelea mit gespielter Entrüstung. Die beiden behandelten sich trotz ihrer unterschiedlichen Stellung wie alte Freunde.

Sonora führte sie zurück in die Eingangshalle und wurde plötzlich ernst.
„Meinem Vater geht es nicht gut, er wird stetig schwächer. Hoffentlich kannst du etwas für ihn tun“.
Sie verliessen die Halle und durchschritten einen breiten, fensterlosen Gang. An den Wänden prangten verschiedene Wandgemälde auf denen frühere Herrscher porträtiert waren. Stumme Zeugen der uralten Dynastie der Wüstenkönige. Am Ende des Ganges Wachten vier Soldaten mit gekreuzten Lanzen über das Tor zum Thronsaal. Als sie näher kamen, machten sie den Weg frei und öffneten die Flügeltür.
„Waffen sind im Thronsaal nicht erlaubt“, sagte einer von ihnen und fixierte Kyo.
„Sie hat meine Erlaubnis“, entgegnete Sonora. Der Wächter nickte und liess sie vorbei.
Als sie vorbeischritten senkten sie ehrfürchtig die Köpfe.

Sie betraten den Thronsaal, einen grossen von sich nach oben verjüngenden Säulen gesäumten Raum an dessen Wänden zahlreiche Banner aufgehängt waren. Pompöse Fenster mit königsblauen Vorhängen die von goldenen Kordeln zusammengehalten wurden durchfluteten ihn grosszügig mit Tageslicht. Im hinteren Bereich befand sich eine dreistufige Erhebung auf der König und Königin auf prunkvollen Thronsesseln sassen. Der König, ein älterer Mann mit hellgrauen Haaren und einer reich mit Edelsteinen verzierten Krone sass auf dem grösseren Thronsessel und hielt das Szepter fest in der rechten Hand, er hatte Mühe aufrecht zu sitzen. Seine sonst freundlichen Gesichtszüge waren schlaff, er wirkte blass und seine Wangen waren eingefallen.
Die Königin war etwa im selben Alter und hatte langes, braungraues Haar. Auf der Stirn trug sie ein silbernes Diadem mit einem funkelnden achteckigen Saphir. Er strahlte das gleiche helle Blau aus, wie ihre Augen, die immer wieder besorgt zu ihrem Ehemann blickten. Mehrere Heiler in hellen Kutten, die nur einmal kurz von ihrer Arbeit aufblickten, als Sonora und Kyo den Raum betraten, kümmerten sich um das Wohl des Herrschers.

Sie traten vor die Erhebung und Kyo kniete nieder. Als sie demütig ihr Haupt senkte, fiel ihr schwarzes Haar ihr, wie ein matt glänzender Vorhang übers Gesicht.
„Erhebe dich, Kyo vom Volk der Wälder. Ich bin Thaodwin und das ist meine Frau Estylia. Wir stehen bereits tief in deiner Schuld“. Das Reden fiel dem König schwer. Seine Stimme war schwach und bebte leicht. Kyo stand langsam wieder auf und erwiderte seinen Blick. Ein trockenes Husten schüttelte ihn, sofort eilten zwei Heiler herbei um ihn zu stützen. Als er sich Erholt hatte, fuhr er fort.
„Ich hörte, du hast einen Feuerkrieger vernichtet und meinem Sohn das Leben gerettet. dafür und für die Bereitschaft uns beizustehen, danke ich dir aufrichtig. Du hast bereits viel geleistet. Ich bin mir sicher, deine Geschichte wird man sich auch in Vielen Generationen noch…“ die Stimme versagte ihm.
Kyo fühlte sich durch die Worte des Königs zutiefst geehrt.
„Vater, bitte lass sie versuchen dich zu heilen“ sagte Sonora besorgt.
Unter dem erschrockenen Blick der Königin zog sie ihr Schwert, setzte es sanft mit der Spitze auf den Steinboden und schloss die Augen. Sie befreite ihren Geist von allem Unwichtigen und schickte ihn in Richtung Thronsessel. Als sie den König vor ihrem inneren Auge erblickte, schreckte sie zurück. Ein Geäst von feinen schwarzen Linien, durchzog seinen Körper. Um die Wichtigen Organe legte es sich wie ein Netz, kleine Stacheln waren bereits in die Lunge eingedrungen. Unter näherer Betrachtung, verhielt es sich wie lebendig gewordene schwarze Tinte. Sobald sie sich auf einen Punkt konzentrierte, floss es auf alle Seiten davon und als sie den Blick auf eine andere Stelle schweifen liess, bewegte es sich sofort wieder zurück. Der König litt grosse Schmerzen, das spürte sie. Doch sie wusste nicht, was sie tun konnte, um diesen Fluch von ihm zu nehmen.
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Alt 09.05.2007, 22:21   #18
Mugen
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 28


Hier noch eine Übersichtskarte für die Geschichte damit mir da drin niemand verloren geht. Nur die Gebiete die bis jetzt vorkamen sind auch eingezeichnet.

(Klicken zum vergrössern.)

http://www.directupload.net/images/0...p/d75I5F6a.jpg
Mugen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.05.2007, 22:22   #19
Lúinwe
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 24


Cool, das mit der Karte find ich echt gut und sie sieht toll aus.
Wie hast du die erstellt?

MFG
Lúinwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.05.2007, 23:52   #20
Mugen
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 28


Danke fürs Lob.

Gezeichnet hab ich sie mit Photoshop und Wacom Grafiktablett. Das meiste ist gezeichnet, einige Dinge sind Photoshop Brushes.

LG Mugen
Mugen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.05.2007, 17:47   #21
Lil C
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 10


Ich hab erst Kapitel eins und zwei gelesen sieht aber schon gut aus.
Kann man Photoshop und Wacom Grafiktablet gratis herunterladen oder kostet das? Ich schreib nämlich seit n paar tagen auch an einem Fantasyroman und möchte auch eine Karte zeichnen.
Lil C ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.05.2007, 18:13   #22
Lúinwe
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 24


Also Photoshop hab ich noch nirgends als free download entdeckt und dieses grafiktablet ist ja kein programm. Hab nach nem anderen programm für so was gesucht aber bis her noch keins gefunden.
MFG
Lúinwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.05.2007, 18:20   #23
Lil C
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 10


Schade
Ich such auch noch nach einem Programm mit dem ich meine Charaktere zeichnen könnte, dann würde mir das beschreiben auch leichter fallen. Aber ich bezweifle das es so ein Programm gibt.
MFG
Lil C ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.05.2007, 16:11   #24
Mugen
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 28


Photoshop selbst ist ziemlich teuer, es gibt aber eine Demoversion. <Link>

Ansonsten kann ich dir The Gimp empfehlen, für Einsteiger eignet es sich fast so gut wie Photoshop, da man Funktionen wie erweiterte Filter usw. zum Zeichnen nicht unbedingt braucht. Das schönste daran: es ist gratis. <Link>

Habe mal gehört, dass es eine abgespeckte Version von Photoshop gibt/geben soll, mit der man im Browserfenster arbeiten kann. Weiss aber nicht, ob das schon der Fall ist.

Ein Grafiktablett kann man nicht runterladen, das ist Hardware. =)
Kostet nicht wahnsinnig viel aber lohnt sich halt nur, wenn man öfters mal zeichnet.

Ohne Tablett würde ich dir empfehlen, die Charas zuerst auf Papier zu zeichnen und dann einzuscannen. Mit der Maus ist das doch relativ schwer.

Würde mich freuen, wenn du etwas konstruktive Kritik zur Geschichte hättest.

LG Mugen
Mugen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.05.2007, 18:02   #25
Lil C
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 10


Hab erst die hälfte gelesen aber ich finds witzig eine Fantasygeschichte aus der asiatischen Sicht zu sehen. Mal was anderes.
Lil C ist offline   Mit Zitat antworten
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