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Alt 16.05.2007, 21:36   #1
peeshee
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Beiträge: 55


Standard Zurück in die Natur.

Das Gelobte Land

Fiebrig zitternd hörte ich die Worte meines Herrn. „Wann können sie anfangen“. Mein Herr ist der Mann der mir Arbeit auf dem Lande gab. Eilig verlies ich den stinkenden städtischen Molloch, packte das Nötigste zusammen und hastete, hoffentlich das letzte mal, aufs gelobte Land.
„Natur ich komme!“ Rief ich. Warf den lässtigen Tand, die Konventionen und alles was ich sonst noch so an Ballast trug von mir und badete glücklich im erst besten Misthaufen der sich mir bot.
Der Hahn auf dem Mist begrüßte mich mit einem erhabenen Kikeriki und suchte mich in seine übrige Hühnerschar einzuordnen. Im Taumel meines Glücks bemerkte ich nicht die Warnung. Sicher war er ein Stadthahn der im letzten Moment dem Händelbecker vom Spieß gerutscht war und nun frustriert über den Ausgang seines Protests einem gewissen Kontrollzwang unterlag.
Aber mal im Ernst. Wer geglaubt hat, Landleben macht frei, der irrt. Da ist zum Beispiel das Erscheinungsbild des Dorfes von größter Wichtigkeit. In meiner grenzenlosen Naivität wagte ich es mein Auto, froh dem Parkplatzwahn der Stadt entkommen zu sein, vor dem Hause zu parken. Anfangs dachte ich noch die nächtlich abgebrochenen Scheibenwischer und zerstochenen Reifen seien derbe und übermütige Heiterkeitsausbrüche der Dorfjugend. Bis mir eines Tages eine gütige Bäuerin zuraunte ich möge doch mein Auto überdachen. Dankbar über ihren Rat, bedeckte ich mein Fahrzeug mit Mist und beschriftete es mit allerlei sympatiebekundigungen wie: Landluft macht frei, oder ich bremse auch für Kühe. Zu meinem Bedauern fehlten am nächsten Morgen die Scheinwerfer. Ich wante mich erneut an meine gütige Bäuerrin und erhielt nun den Rat, ich möge mich doch um den Grasstreifen vor meinem Hause kümmern. Voller Tatendrang warf ich mir den Ortsüblichen grünen Overall und die Gummistiefel über, beides hatte ich vorher einem volltrunkenem Knecht entrissen, der, wie sich später herraus stellte der Bürgermeister war und sähte Rasen. Mit, über mein Tagewerk stollzgeschwellter Brust, legte ich mich zur Ruhe. Tags darauf begab ich mich frohen mutes zu meinem Fahrzeug und siehe da, es war föllig intakt. Gut, daß es bis zum Rand mit Gülle gefüllt war, hatte ich mir natürlich selbst zuzuschreiben. In meiner Ignoranz gegenüber den Gefühlen meiner Nachbarn hatte ich völlig vergessen vor meinem schmucklosem Haus ein paar Blumen zu pflanzen. Schließlich hat so ein Dorf einen Ruf zu verlieren und ich wollte nicht schuld sein das unser Dorf zum Gespött des gesamten Landkreises würde. Ich stellte also rechts und links meiner Haustür gigantische terrakota Töpfe auf, um mich in die Herzen meiner Nachbarn zu primeln.
Fortan war mein Fahrzeug voll und ganz integriert und angenommen. Was mich betrifft so hatte ich manchmal Zweifel. Was uns verband, war die Liebe zum Grünen, zur Natur. Und darum wunderte ich mich auch nicht das meine Nachbarn wann immer sie mir begegneten aus den Tiefen ihrer Bronchen einen klumpen Grünes für mich hatten. Und doch quählten mich hier und da Zweifel. Ich machte mich also wieder einmal auf um meine mir Güte schenkende Bäuerrin zu befragen. Auf meine Frage hin was ich denn nur falsch mache, verfinsterten sich ihre Züge und aus ihrem fast zahnlosem Mund drang der modrige Geruch vergangener Jahrtausende. „Mein Junge“ sagte sie „wo bist du wenn die Jungs das Feuer löschen.“ Und dann sagte das weise Fossil noch „Uniformiere dich und schiesse, so wird man dir zutrinken geben.“

Ich freue mich über Komentare.
peeshee ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2007, 03:59   #2
Blasebalg
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Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 44


Mist.
Blasebalg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2007, 12:30   #3
peeshee
gesperrt
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 55


Ich sehe du verstehst mich. Kommst du vom Land?
peeshee ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2007, 12:59   #4
morefun
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 240


Jedenfalls würde das diese erfrischend kurze Beurteilung erklären. Döfler sind doch eher Freunde der einfachen Denkweise.
morefun ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2007, 15:14   #5
Katha
 
Dabei seit: 06/2006
Beiträge: 140


Hmm... zuerst dachte ich mich mit deinem prot indentifizieren zu können. denn genauso, wie du es beschreibst bzw. dein prot es erlebt, hab ich es in bayern erlebt. wenn man sich da nicht an die regeln hält, die klappe hält und sich nicht der allgemeinhait anschließt, hat man verloren. auch das mit dem feuer löschen passt sehr gut in mein erlebnis. ein bayer der nicht in der freiwilligen feuerwehr ist, hat in bayern nichts zu suchen.
lediglich der letzte satz passt nicht zu meiner ersten idee deiner geschichte
allerdings kann ich ihn, bezogen auf die welt und deren anforderungen an uns - besonders denen der großmächte - nachvollziehen und dir nur zustimmen.

mein fazit also, sehr gut geschrieben, sehr gute idee. und vorallem, sehr viele bezugsmöglichkeiten
meine stimme hast du

lg, katha
Katha ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2007, 15:26   #6
peeshee
gesperrt
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 55


Die freiwillige Feuerwehr ist das eine und der Schützenverein das Andere. Beides war nicht so meins.
peeshee ist offline   Mit Zitat antworten
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