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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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19.01.2007, 01:03 | #1 |
Was die Serviette schmutzt
Was die Serviette schmutzt
Nun lass dich anschauen, Kunst, da dich das Auge entdeckt, bist du tatsächlich Dressing, ohne Salat zu reimen, genießbar zwar, dies aber unanständig verständlich an die Lippen gesetzt, Seidenhandschuhe wie Schwäne mitreißend, im Balsamico rosso zieren sich gestirnte Deckenleuchten Nun lass dich anschauen, Kunst, da dich das Auge verhört, isoliert dich deine Weigerung bestecklich zu sein, zur Beigabe Messer und Gabel, sie sezieren Ewigkeiten und Das klingt instrumental, folglich schräg Die Idee mit Löffel zu pompös, es gibt zu viele Möglichkeiten, sie erschließen sich Visuell überm fein geschnittenen Initial Nun lass dich anschauen, Kunst, für die Augen erfunden, dein Gefummel heimlich im Porzellanbett, über dem lorbeergarnierten Tellerrund verliert sich dein Geschmack, ursprünglich sollten das die Kunden essen, nun pietätlos, wie er ist, der Fingerflotte, der Gemuste selbst, ist sein Zubereit. |
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20.01.2007, 12:43 | #2 |
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RE: Was die Serviette schmutzt
dave,
der text gefällt mir ob der differenziertheit von sprache und bildern. ich frage mich nur, welchen begriff von kunst du hier einbettest... Im Sinn von Wissen, Erkennen, Erkenntnis, Einsicht Im Sinn von Fertigkeit Im Sinn von Handwerk Im Sinn von Wissenschaft Im Sinn von Maschine? liebe grüße norbert |
22.01.2007, 01:04 | #3 | |
RE: Was die Serviette schmutzt
Zitat:
Vielen Dank für das Lob. Letztendlich ist jeder dieser Begriffe nur eine Spielart einer im Ursprung abstrakten Idee, die sich schließlich in einem normierten Begriff, Ausübung oder Gegenstand endet, der innerhalb seines Rahmens wieder Abstraktion und Kreativität fördert und fordert. So ist auch das Denken mechanisch, ebenso wie das Handwerk oder eine künstlerische Arbeit, man kann sich aber darauf trainieren (lassen) seinen Mechanismus andersartig als bisher bekannte greifen zu lassen. Für mich sind sowohl der Ursprung als auch das Veränderte Glieder des gleichen Kunstverständnisses. Grütze foxo |
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24.01.2007, 19:41 | #4 |
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RE: Was die Serviette schmutzt
hallo dave,
aus irgendwelchen gründen zieht mich dieser text immer wieder an. ich meine herauszulesen, dass "kunst" hier bedeutet: durch kulturtechnik entstanden, d.h. sinnlich wahrnehmbares, das der mensch "kultiviert" hat: schmeckbares durch züchtungskultur raffiniert und veredelt (dürfte hier zentrales bild sein (?)), kleidung = seidenhandschuhe, feuer - deckenleuchte, etc., aber im mittelpunkt für mich ganz klar esskultur.. wenn ich das, was du mit deiner erlesenen, aber eigenwilligen sprache ausdrückst, recht verstehe, willst du zum ausdruck bringen, dass eine nichtwahrnehmung des veredelten stattfindet, dass es nur noch "die serviette schmutzt", konsumiert, "weggeputzt" wird iim übertragenen sinne und als verschmutzendes mit eben der serviette weggewischt wird... liebe grüße norbert |
24.01.2007, 20:30 | #5 |
RE: Was die Serviette schmutzt
Hallo Norbert,
Veredelung, für die Komposition interssant, aber gleichzeitig aber auch eine Entfremdung des Eigentlichen, vor allem darauf lege ich wert. Der Kunstbegriff, der eigentlich nur (noch?) Sinnbezogen wahrgenommen werden kann, Organe für die Massen, aber dieser Aspekt kommt in meinem Text etwas zu kurz, nur so als Denkanstoß, auch an mich selbst. Die Esskultur an sich ist eine recht eigentümliche Sache, zum Glück muss ich mir nicht oft genug Gedanken darüber machen, aber manchmal überfällt es einem im Restaurant oder während man mit der Freundin bei den Eltern zu Tisch sitzt. Wenn man Glück hat kann man sich in das harmonische Zusammenspiel der Riten einfügen, wenn man Pech hat, starrt man eine ganze Weile mit offenem Mund vor sich hin. Der Text ist aus der Laune heraus entstanden eben dieses Gefühl mit meiner Unzufriedenheit über die Entwicklung, welche vor allem die Lyrik (auch meine eigene) genommen hat, zum Ausdruck zu bringen. Klang, Optik, Ambiente, viel Künstliches um die Kunst herum aufbauen, das Mahl selbst interessant, aber nichts, dass man in sich über mehrere Tage hinweg hineinschaufeln möchte. Grütze Dave |
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24.01.2007, 21:00 | #6 |
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RE: Was die Serviette schmutzt
hm...
"Veredelung, für die Komposition interssant, aber gleichzeitig aber auch eine Entfremdung des Eigentlichen, vor allem darauf lege ich wert." was ist - auf´s essen bezogen - das eigentliche? rohes fleisch? ungezüchtete früchte, ungekochtes gemüse? - das geht nicht, dafür sind wir nicht mehr geeignet, wir haben uns selbst zu sehr "hochgezüchtet", der widerspruch zur eigentlichen natur ist lebensnotwendig. wir sind nun mal historische wesen, das ist unsere selbsdefinition. sonst geht´s allzuschnell in eine naive romantik... "Die Esskultur an sich ist eine recht eigentümliche Sache, zum Glück muss ich mir nicht oft genug Gedanken darüber machen, aber manchmal überfällt es einem im Restaurant oder während man mit der Freundin bei den Eltern zu Tisch sitzt. Wenn man Glück hat kann man sich in das harmonische Zusammenspiel der Riten einfügen, wenn man Pech hat, starrt man eine ganze Weile mit offenem Mund vor sich hin." hier verwechselst/vermischst du m.m. nach zwei dinge: esskultur im sinne von "kultivierte lebensmittel essen (notendig, s.o.) und esskultur im sinne von "in kultivierter form essen", das bezieht sich dann auf das ritual (ablauf,messer/gabel, serviette,etc.) "Der Text ist aus der Laune heraus entstanden eben dieses Gefühl mit meiner Unzufriedenheit über die Entwicklung, welche vor allem die Lyrik (auch meine eigene) genommen hat, zum Ausdruck zu bringen." das problem sehe ich auch, weil die sprache im wesentlichen ausgereizt ist, in der songtexterei ist das noch schlimmer, da da ja der kommerzielle druck noch mit hinzu kommt. es gibt in der kulturgeschichte immer endpunkte, irgendwann ist eine ästhetische idee ausgereizt. die gotik war im ca. 14. jhdt. zu ende entwickelt, michelangelo schuf nicht mehr zu toppende plastiken, chopin presste das letzte aus der klassischen musik, es kam der endpunkt einer entwicklung. in der musik kam ja dann zum glück irgendwann durch die verschmelzung mit afrikanischer rhythmik noch mal was neues, aber auch das scheint nun ziemlich ausgereizt. deshalb fand ich deinen ansatz, schlicht und ergreifend die semantik unserer ohnehin mehr und mehr zur macht/lügen-sprache verkommenden wortinhalte zu knacken, so hochinteressannt... natürlich: wer neue wege geht, wer neue gedanken findet, steht im offenen und ist zunächst isoliert... liebe grüße norbert |