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17.02.2008, 17:04 | #1 |
Schachfigur
Und da stand er nun. Die vor Angstschweiß klebrige Hand zur Faust geballt, beäugte er den Großstadttrubel, welchen die Höhe des zehnten Stocks leichtfertig in ein nichtiges Puppentheater verwandelte. So distanziert von dem, was er doch so hasste, vermochte es sich fast ein Lächeln durch die der Lebensfreude verdorrten Lippen zu kämpfen, wurde aber durch den eisigen Wind dieser Höhe verweht, ehe man es hätte wahrnehmen können. Verbittert über den vergangenen Schmerz in seiner gescheiterten Existenz und verängstigt über den zukünftigen Schmerz des erlösenden Aufpralls umklammerte seine Hand versteinert den Fensterknauf. Am liebsten würde er einfach tot sein. Einfach nicht mehr existieren. Dem sinnlosen Konstrukt Leben ein Ende setzen. Hier und Jetzt. Doch sterben wollte er nicht. Nicht wagte er es an die höllischen Schmerzen zu denken. Nicht wagte er es an das Geräusch zu denken, wie achtzig Kilogramm totes Fleisch unter knirschendem Stöhnen zusammengestaucht und von den eigenen Knochen aufgespießt werden. Nicht wagte er daran zu denken, wie viel Sekunden es dauern würde bis die Bewusstlosigkeit ihn vertrösten würde, oder wie es sich kurzzeitig anfühlen würde. Eine Träne entfuhr den sonst restlos vertrockneten und leer geweinten Augen und fiel dorthin, wohin er selbst gleich fallen sollte. Sicher war er Zeit seines Lebens dieser Welt ein Fremder gewesen. Niemand konnte ihn verstehen. Jeder verlangte, dass er versteht. Und eins hatte er verstanden, nämlich dass das Leben nichts Schönes für ihn bereithielt. Zögerlich atmete er tief ein und spürte, dass es an der Zeit war. Er trat auf die Fensterkante zu, schaute dem asphaltfarbenen Tod in die Augen und setzte einen Schritt. Einen Schritt ins Nichts. Sein Leben schoss ihm in Bildern unweigerlich durch den Kopf. Jeder Erinnerung, welche ihn zuvor schon gebrandmarkt hatte, war er nun gequält zu durchleben. So fiel er. Und fiel. Und fiel. Bis ihn das Puppentheater zu verschlucken drohte. Sowie er aufschlug war die Bühne des Theaters um einen Schauspieler ärmer. Doch so musste es sein. Denn unzählige Schauspieler drängeln schon, um die Bühne zu betreten. So ist es doch gut, wenn sie einer freiwillig verlässt.
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19.02.2008, 20:50 | #2 | ||||
Hallo thojest,
ich bin etwas enttäuscht, dass dies wieder eine der vielen Selbstmordgeschichten ist, die nichts anderes macht, als die Gesellschaft zu kritisieren und den Prot kurz vor dem Sprung zu zeigen. Dabei hast Du es in eine wirklich gute Sprache gekleidet. Teils mit grammatisch schwierigen Konstrukten, aber trotzdem verständlich, ohne Fehler und interessant in ihrer Varianz. Ich glaube jedenfalls, Du kannst Besseres schreiben. Zitat:
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Grüße Struppigel |
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