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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 19.09.2007, 20:24   #1
Jeanny
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 660

Standard Wieder mal...

Tag vorbei, die Nacht erwacht.
Sie hat alles mitgebracht.
Zieht die hohen Schuhe aus,
läuft zur Wiese vor dem Haus.

Sie wird spüren ihre Welt.
Feuchtes Gras, Asphalt der glüht.
Sie will atmen diese Ferne
und dann sucht sie nach den Sternen.

Dunkle Nacht hält ihr ein Schleier
aus gelognen Träumen hin.
Und sie tanzt ganz nackt alleine
weil das hier ihre Geister sind.

Herbstwind raschelt durch das Laub.
Tiere heulen wild und schrill.
Für Gefühle ist sie taub,
weiß nur was sie hören will.

Seiner Stimme lauscht sie leise
streichelt sich lächelnd selbst die Wange.
Tanzt mit sich in fernen Kreisen.
Er hängt als Traum irgendwo im Fernen...

Langsam weint sie lachend Tränen.
Wartet auf den schwarzen Mann.
Glaubt noch immer, ihn zu zähmen.
Doch ihr Glaube kam nie an.
Jeanny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.09.2007, 22:30   #2
MorFeus
 
Dabei seit: 03/2007
Beiträge: 230

Kurz und bündig:


Zitat:
Tag vorbei, die Nacht erwacht.
Sie hat alles mitgebracht.
Zieht die hohen Schuhe aus,
läuft zur Wiese vor dem Haus.
Das "Sie" in Z2 bezieht der Leser (vollkommen zurecht) ersteinmal auf die Nacht. Dass damit aber eine Frau gemeint ist, muss man sich später aus den Zusammenhängen selbst herreimen - ungeschickt!
Auch stört der Punkt am Ende von Z1, ein Komma würde hier den Lesefluss nicht so stocken lassen.
Inhaltlich ersteinmal ziemlich nichtssagend, aber schauen wir mal, was da noch kommt...

Zitat:
Sie wird spüren ihre Welt.
Feuchtes Gras, Asphalt der glüht.
Sie will atmen diese Ferne
und dann sucht sie nach den Sternen.
Hier missfällt mir die scheinbar zufällige Wechsel in den Konjunktiv von "Sie wird spüren" (Z1) zu "Sie will atmen" (Z3) und am Schluss wieder "Sie sucht". Hier würde Ich entweder alle Verben in den Konjunktiv setzen, oder gar keine...
Der unreine Reim in Z1/2 passt nicht zur restlichen Strophe und auch nicht zu den reinen Reimen aus S1. Auch sehe Ich hier nicht, was man durch den unreinen Reim hervorheben sollte.
In Z4 ist eine Silbe zu viel, die Kadenz ist deswegen im Gegensatz zu den davorigen weiblich.
Inhaltlich kann Ich den Asphalt hier in keinster Weise einordnen, "diese" Ferne erscheint mir zu wage (welche Ferne?) und auch das Sternensuchen gibt mir noch keinen wirklichen Anhaltspunkt, was das hier werden soll...


Zitat:
Dunkle Nacht hält ihr ein Schleier
aus gelognen Träumen hin.
Und sie tanzt ganz nackt alleine
weil das hier ihre Geister sind.
Die Nacht gab es so schonmal in Z1, die Wiederholung hier ist unnötig, ebenso kann sich der Leser denken, dass die Nacht dunkel ist.
In Z1 passt "ein Schleier" nicht, daher "Schleier" im Akkusativ steht, Korrekt wäre "einen" oder "den".
Ein Komma fehlt am Ende von Z3.
Der Zeilenanfang in Z4 ist - im Gegensatz zu denen aller vorherigen Verse - unbetont. Hier würde Ich kürzen.
Inhaltlich bin Ich immer noch nicht überzeugt, auch wenn sich langsam eine Richtung anbahnt.


Zitat:
Herbstwind raschelt durch das Laub.
Tiere heulen wild und schrill.
Für Gefühle ist sie taub,
weiß nur was sie hören will.
Den Punkt am Ende von Z1 würde Ich zu einem Komma machen, Begründung s.o..
Die Formulierung "weiß nur, (Komma!) was sie hören will" ist seltsam und wirkt ungeschickt.
Der Wechsel der Reimform ist hier zwar ungewöhnlich, allerdings wirkt er auf mich nicht negativ.
Inhaltlich stört mich nur die Z1, hier hätte man mit exquisiteren Formulierungen mehr Atmosphäre erzeugen können.


Zitat:
x-x-x-x-
Seiner Stimme lauscht sie leise
x--x-x-x-
streichelt sich lächelnd selbst die Wange.
x-x-x-x-
Tanzt mit sich in fernen Kreisen.
-x-x--x-x-
Er hängt als Traum irgendwo im Fernen...
Silbenanzahl in Z2/4 beachten - Hier passt auch das Metrum nicht (siehe über den Versen). Es fehlt mal wieder ein Komma, diesmal hinter "leise".
Der "Er" kommt mir persönlich zu spät und wirkt nur zusammenhanglos eingebastelt.
Außerdem gibt es eine Wiederholung bei den "fernen Kreisen"(Z3) und der "ferne"(Z4).

Zitat:
Langsam weint sie lachend Tränen.
Wartet auf den schwarzen Mann.
Glaubt noch immer, ihn zu zähmen.
Doch ihr Glaube kam nie an.
Das "langsam" in Z1 wirkt auf mich hier sehr willkürlich, da sehe Ich keinen Sinn dahinter.
Ansonsten mal wieder einen Punkt gesetzt, wo Ich ein Komma gesetzt hätte (Z3).


Insgesamt hat das Gedicht massive formale und inhaltliche Schwierigkeiten, auch wenn ab und zu etwas Atmosphäre aufkommt. Leider nicht sehr gelungen.

Gruß
MorFeus
MorFeus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.09.2007, 19:27   #3
Jeanny
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 660

Hallo MorFeus,
danke für den ausführlichen Kommentar.
Ich habe mitunter Probleme, mich in eine außenstehende Person
ein zu denken, weil ich meine Verse ja nach meinem eigenen Hintergrund zusammenreime.
Ich finde es ganz wichtig, von anderen zu hören, was diese in
gewisse Zeilen oder Sätze reininterpretieren.
Gerade dadurch lernt man ja.
Hab mir in letzter Zeit mehr Zwischenzeit verordnet, um dadurch selbst auf Schwachstellen zu stossen.
Naja, das klappt auch nicht so richtig.
Mal sehen, was die Zeit so bringt.
Liebe Grüße Jeanny
Jeanny ist offline   Mit Zitat antworten
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