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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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08.06.2015, 12:32 | #1 |
R.I.P.
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Vom Neid (ungeleiertes Sonett)
Was treibt den Menschen stets voran? Der Neid!
Hat wer sich mal aus eigner Kraft erhoben, Wie reagier ich? Werde ich ihn loben? Beklatsch ich ihn? Geb „Daumen-hoch“-Bescheid? Nein, nichts davon! Denn meine Eitelkeit erträgt‘s nicht, meine Gallensäfte toben, wenn ich der unten bin, ein andrer oben in Wolken schwebt in lautrer Herrlichkeit. Ich bin nicht gern der Tumbe, Ungeschickte, der Unbedarfte, ins Abseits Gerückte, erfloglos hinter Lichtgestalten her. Drum schreib ich jetzt so nett gedankenschwer, erträume mir, dass ich ein Eky wär und Thing vor Ehrfurcht in die Knie einknickte. Geändert von urluberlu (08.06.2015 um 17:43 Uhr) |
08.06.2015, 12:53 | #2 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Wunderschön kykalisiert, dein Text, urluberlu.
Tja, manche kniet gern vor dem Meister, und öffnet sich seinem, wie sagt man, Talent. CDP |
08.06.2015, 17:24 | #3 |
Achwas, Url, du bist doch bei weitem gut genug.
Zumindest, wenn du nicht solche Schnellschüsse machst, die du dann wieder korrigieren musst. Dein Gedicht leiert wahrlich nicht. Dein LI ist aber auch getrieben und zerrissen, was du rhythmisch interessant umsetzt: - In S1 verhinderst du das Leiern mit Fragen, die Pausen beanspruchen. Dabei durchbrichst du sogar von V2 auf V3 das normale Satzgefüge. Das "wer" in V2 wär an Position 4 allerdings besser als an 2, oder? - In S2 nutzt du neben dem Ausruf, der ebenfalls pausengenerierend wirkt, einen Satzüberlauf zur Abwechslung (mag und mach ich sehr gerne, vielleicht sogar selbst zu oft) - In V10 nutzt du gegen Ende eine Synkope und verschiebst die Hebungen mit dem Wort "Abseits", dass damit auch formal in ebensolches gerückt wird. Man könnte hier auch von einem Rhythmuswechsel in einen Dreiertakt reden. - In V11 vermute ich in der 6. Hebung allerdings keine Absicht. - V14 hält dann gegen Ende noch einen Hebungsprall bereit. Du trittst Thing quasi formal vor das Knie. Die Kadenz(auch wieder so ein mäßig passendes Wort im Zusammenhang mit Lyrik)wechsel reichen in der Regel gegen Leiern. Hier hast du deutlich mehr gemacht und dabei unterschieliche Möglichkeiten dargestellt. Habe ich oben etwas übersehen? Auf die sehr freie Grammatik in V7/8 wollte ich nicht näher eingehen. Den Inhalt lasse ich mal so stehen, denn es ist in meinen Augen klar und mit wenig Interpretationsbedürfnis geschrieben. Wobei: Gut finde ich es, endlich mal Ross und Reiter zu lesen. Ein Lob für deinen Mut, die sieben Kammern des Schneckenhauses zu verlassen. Freundliche Grüße vom Stachel |
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09.06.2015, 20:58 | #4 |
R.I.P.
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hallo stachel
die eine hebung habe ich eliminiert.klingt zwar ohne verb bisschen lyrisch, aber sei's drum. danke für die scharfäugige heraushebung rhythmisch interessanter stellen. die sache mit dem dreiertakt kann ich aber nicht nachvollziehen. für mich ist es ein iambus (mit oder ohne "pseudo") mit den nötigen variationen. auch deine bemerkung betr. die zweite zeile fällt bei mir auf unfruchtbaren boden. vielleicht erkenne ich einfach den grund dafür nicht. da mein textlein eine replik auf things mit ewig blauen augen geäusserte diagnose meines neids auf sein wunderbar kongeniales zusammenleben mit eky ist, ist die aussage einfach, simpel, klar. damit kann ich leben. vielleicht ändere ich mal die letzten zeilen. allen einen schönen abend url |
09.06.2015, 23:40 | #5 | |||
[QUOTE=urluberlu;362480]hallo stachel
die eine hebung habe ich eliminiert.klingt zwar ohne verb bisschen lyrisch, aber sei's drum. Ich verstehe nicht ganz. Sollte es unlyrisch klingen und klingt jetzt "zu" lyrisch oder meinst du mit "bisschen lyrisch" eher "nur noch ein bisschen lyrisch" gegenüber "sehr lyrisch"? Aber komisch klingt es, obwohl grammatikalisch korrekt: Ich bin nicht gern erfolglos (erfloglos wäre noch zu ändern) hinter Lichtgestalten her. Was mir persönlich gut gefiele, zwar auch ohne Verb, aber irgendwie (in dieser meiner augenblicklichen speziellen Stimmung) klingend: und zwanghaft hinter Lichtgestalten her Zitat:
xXxXx,xXxxXx genauer: x Xx Xx, xXx xXx (Auftakt, 2x 2er-Takt, 2x 3er-Takt) oder auch so interpretierbar: x Xx Xxx Xxx Xx (Auftakt, 2er, 3er, 3er, 2er) Es kommt dadurch, dass der Jambus "ins" und "seits" betonen würde. "ins" ist aber einfach unbetont (Formal gibt es keine drei aufeinanderfolgenden unbetonten Silben, was eine der großen Schwächen der "Versfuß"-Deutung ist.) und die folgende Betonung rückt innerhalb des Wortes "Abseits" eine Silbe nach vorne ("Abseits"), was letztlich nur eine einzelne Synkope (Hebungsverschiebung) darstellt. In der Wirkung ergeben der Hebunsausfall und die folgende Synkope einen Rhythmuswechsel zu einem 3er-Takt. Zitat:
Hat wer sich mal aus eigner Kraft erhoben, lieber Hat sich mal wer aus eigner Kraft erhoben, zu wählen. Zitat:
Du scheinst manchmal negative Kritik bei mir rauszulesen, die da nicht drin steht. Wenn ich etwas schlecht finde, schreibe ich nicht "klar", nicht mal "simpel", sondern eher "ist mir persönlich zu simpel/einfach gestrickt". Das halte ich zumindest für wenig zweideutig. Wenn ich irgendwo "simpel" ohne weitere Wertung schreiben würde, wäre es genau das: ohne weitere Wertung, bloße Feststellung ohne die oft übliche negative Konnotation. Freundliche Grüße vom Stachel |
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10.06.2015, 10:52 | #6 |
R.I.P.
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10.06.2015, 21:37 | #7 |
R.I.P.
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hallo stachel
„erfolglos hinter lichtgestalten her“ ist eine ellipse ohne verb. gut, es hat weiter vorne ein „bin“. aber darum reissen sich jetzt „erfolglos“ und „hinter her“. solch unsaubere syntax würde in einem prosatext nicht durchgehen. ich mag solche syntaktischen verquickungen. aber sie sind in diesem text nun mal nicht das thema. natürlich ist auch die zeile, wie sie vorher dastend, auf eine andere, unangenehme art wieder „lyrisch-typisch“. fazit: beide lösungen gefallen mir an dieser stelle nicht. sprache ist mein spielzeug, ich will es nicht zerbrechen. die zeile mit dem abseits ist leider ein schlechtes beispiel, um über die variation im versmass zu reden. ganz einfach deshalb, weil meine vorstellung falsch war, im sport werde abseits (was wir hier als offside kennen) auch mal auf der zweiten silbe betont und weil, wie du richtig bemerkst, „ins“ nicht die kraft hat, sich auf eine hebung vor dem Ab... emporzuhieven.. sorry, versuche nächstes mal besser aufzupassen, wenn ich deutschen fussballreportern zuhöre. hat sich mal wer - da finde ich es unmöglich, mit drei unbetonten einsilbern in die (iambische) zeile zu starten. automatisch würde das scih einen akzent kriegen, und das dartf doch wohl nicht sein, oder? „wer“ uned „mal“ scheinen mir die logischen akzentträger zu sein. du sprichst am schluss in anspielungen (schneckenhaus mit kammern), zitierst redewendungen, die ich nicht kenne (ross und reiter lesen)... mein lieber kritiker, da lässt du missverständnissen freien lauf.... danke für deine zeit und schönen abend url |
10.06.2015, 21:40 | #8 |
R.I.P.
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hallo thing
ich hoffe, es wird mal eine kommentierte sammlung deiner sämtlichen forenkommentare geben. sie könnte sehr lehrreich sein. schönen abend urluberlu |
10.06.2015, 21:47 | #9 | |
R.I.P.
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Zitat:
Garantiert nicht! Weder Sammlung noch kommentiert. In spätestens drei Wochen sind sowohl Texte als auch Kommentare als auch kommentierte Kommentare im Bauch des großen schwarzen Ochsen verschwunden. Auch Dich wird er einst beißen. |
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12.06.2015, 21:49 | #10 | |
Zitat:
Danke für den Hoffnungsschimmer, den du kurz in mir keimen ließest. Die Zeit ist nicht vergeudet, die kommende wird es erst recht nicht sein. Freundliche Grüße vom Stachel |
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