Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 02.05.2014, 18:40   #1
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.150


Standard Schule in den 50ern

Papa war mein Held

Ziemlich happig, was man in der dritten Klasse Grundschule von uns Dreikäsehochs erwartete: Wir sollten eine Monatsuhr basteln und zu jedem Monat ein typisches Bild auf das Uhrenblatt malen.

Das sah so aus: Für das Uhrenblatt leierten wir Mutter einen Pappdeckel aus dem Kreuz, der ursprünglich als Kuchenuntersatz gedacht war. Bearbeitet wurde die raue Unterseite, weil es sich auf der glatten Oberseite nicht gut hätte zeichnen lassen. Für den Monatszeiger brauchte man noch ein wenig Extra-Pappe, die aufzutreiben aber nicht schwer war.

Jetzt musste der Pappteller in zwölf Segmente eingeteilt werden, und da fingen die Schwierigkeiten an. In Geometrie waren wir noch nicht soweit, also wie sollte ich wissen, wie man solch einen verdammten Kreis in zwölf gleiche Kuchenstücke aufteilt? Wir hatten keine Wahl: Papa kam um die Schulaufgabe nicht herum. Er begann, mit Lineal, Zirkel und Bleistift zu hantieren, und schon bildeten sich auf dem Pappteller nicht nur die zwölf Kuchenstücke, sondern auch ein schmaler, etwa ein Zentimeter breiter Außenrand, in den ich die Monatsnamen schreiben konnte.

Dann begann das Zeichnen - zwölf Bilder waren gefragt. Das konnte ich selbst, nur mit den Ideen haperte es. Aber auch da war Papa brillant und half mir auf die Sprünge. Ein Schneemann für den Januar kann nicht falsch sein, und für den Urlaubsmonat Juli ist eine Eisenbahn recht passend. So bekam jeder Monat sein passendes Outfit, und im Endergebnis konnte sich meine Monatsuhr durchaus sehen lassen.

Aber der Zeiger musste noch angebracht werden. Den hatte ich mit einer Zickzackschere ausgeschnitten, um ihm einen schmückenden Touch zu geben. Zum Festmachen bohrte ich ein Loch in die Mitte der Pappscheibe und eins in das Ende des Zeigers und trieb dann solch einen Metallverschluss für Versandtaschen – so einen Flachkopf mit zwei Beinen, die man zum Spagat auseinanderpressen kann (weiß nicht, wie die Dinger heißen) – durch die Löcher und spreizte dem Flachkopf die Beine zum Spagat. Dann saß der Zeiger fest, ließ sich aber nach Wunsch bewegen.

Fertig!

An die Note kann ich mich nicht erinnern.

Aber ich wurde in die nächste Klasse versetzt.


Lesen lernen

Einen ersten Anflug, was einem Menschen die eigene Arroganz antun kann, bekam ich in der ersten Schulklasse zu spüren.

Als ich eingeschult wurde, konnte ich bereits lesen. Mein Vater hatte es mir in mühevoller Geduldsarbeit beigebracht. Er war mein erster Lehrer. Nicht nur für Lesen, sondern auch für Radfahren, Schwimmen und sich gegen aggressive Kinder wehren.

Während meine leseunkundigen Mitschüler brav aus der Fibel vorlasen, und zwar so blödsinnige Texte wie „Rudi läuft schnell“ und „Mimi spielt Puppenmutter“, und während ich derweil gelangweilt durch die Gegend sah, hörte ich plötzlich meine Namen aufgerufen: „Ilka, lies du weiter.“ Das tat ich gelassen und souverän, bis ich auf dieses merkwürdige, mir völlig bedeutungslose und geradezu kryptische Zeichen „+“ stieß. Da verstummte ich. Bis mir meine Sitzbanknachbarin den Ellbogen in die Seite rammte und mir auf die Sprünge half: „Das heißt ‚und‘!“ Ich holte Luft: „ … uuuuund …“. Und dann las ich weiter, als sei ich nur mal für drei Sekunden vom guten Geist verlassen gewesen.

Ich hatte also doch noch etwas lernen können.


Kettenrechnen


Ist der Begriff des Kettenrechnens noch bekannt?

Meine Klassenlehrerin im dritten und vierten Schuljahr übte diese Disziplin mit uns bis zum Umfallen. Bis zu unserem Umfallen, nicht bis zu ihrem. Und sie ließ uns das Kleine Einmaleins auswendig runterschnattern. Und als wir das im Schnabel genetisch verankert hatten, kam das Große Einmaleins dran. Das musste auch noch in den alten Schnabel, ein zweiter ist mir bis heute nicht gewachsen.

Da wurde ordentlich draufgepackt. Und das bei Klassen von ca. 25 Schülern. Heute würde bei solchen Zahlen sofort Katastrophenalarm ausgelöst.

Das waren die zahmen 50er Jahre. So richtig ans Fass ging es dann in den 60ern. Aber das ist ein anderes Thema.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.05.2014, 19:59   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998


Wir waren sogar noch mehr Schüler, da Klasse 1 - 4 in einem Unterrichtsraum untergebracht warn, 5 - 8 ebenfalls.

Wir wurden außerdem noch in einer Fremdsprache unterrichtet, was für mich sehr unterhaltsam war.
Den Jahrskalender haben wir auch gebastelt.
Und Erdkunde war am Sandkasten immer sehr interessant!

Mönsch, da steigen Erinnerungen auf!
Tafel, Griffel, Schwämmchen,
Federhalter, Hefte, Lese- und Liederbuch...
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Schule in den 50ern



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Schule Sonja Gefühlte Momente und Emotionen 8 03.09.2009 19:42
Über die Schule Lyrika Sprüche und Kurzgedanken 17 16.10.2007 00:46
Schule Michael_Bender Sprüche und Kurzgedanken 0 09.10.2007 21:17
Die Schule Herr Mangelinge Geschichten, Märchen und Legenden 1 06.03.2007 17:50
Warum ich in die Schule geh ? Hmm... Jamal Geschichten, Märchen und Legenden 0 02.11.2006 16:29


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.