Eine hat's geschafft bei Poetry.de

Frenemy · 09.03.2012, 23:40

Es gibt Grund zu Wein!

Wurd schon oft verlassen,

doch seit heute erst allein.

So öffne ich die Flasche,

warm fließt sie hinein.

Wirke bitte, rasche!

Schein wird mehr als Sein.

Eine Träne tropft tragisch träge

auf den heißen Stein.

Zeit alleine zu bleiben.

Zeit erwachsen zu sein.

Richard L. · 04.01.2015, 19:20

Diesen Text habe ich schon sehr lange im Auge. Es ist ein junges Gedicht, und erstaunlich, es hebt sich wohtuend ab von diesem schmerzvollen, unerträglichen Junggeisterton, der ohne gewisse sprachlich lyr. Schablonen gar nicht mehr auskommt. Ich empfinde dieses Gedicht als sehr ehrlich, als hätte es keinen Anspruch auf Originalität. Hier nun aber greift ein Umkehrschluß: es ist originell und authentisch. Hier wird nicht auf die sprachliche Glocke gehauen, hier wird etwas akzeptiert, dann wird reflektiert. Diese Zeile:

„Eine Träne tropft tragisch träge

auf den heißen Stein.“

ist für mich nicht pathetisch, sondern der Schreibende reflektiert hier den Schmerz und schiebt ihn gekonnt in eine abgeklärte bis über sich selbst lachende Position. Der ganze Text hat diesen Ton und das finde ich gut. Schön ist einfach:

„Wirke bitte, rasche!“

„Rasche“, finde ich, ist ein unglaublich gutes lyrisches Wort.

09.03.2012, 23:40	#1
Frenemy Dabei seit: 09/2011 Ort: POTT Beiträge: 20 Meine Gedichte	Eine hat's geschafft Es gibt Grund zu Wein! Wurd schon oft verlassen, doch seit heute erst allein. So öffne ich die Flasche, warm fließt sie hinein. Wirke bitte, rasche! Schein wird mehr als Sein. Eine Träne tropft tragisch träge auf den heißen Stein. Zeit alleine zu bleiben. Zeit erwachsen zu sein.

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Richard L. Dabei seit: 11/2014 Alter: 53 Beiträge: 1.592 Meine Gedichte Meine Favoriten	Diesen Text habe ich schon sehr lange im Auge. Es ist ein junges Gedicht, und erstaunlich, es hebt sich wohtuend ab von diesem schmerzvollen, unerträglichen Junggeisterton, der ohne gewisse sprachlich lyr. Schablonen gar nicht mehr auskommt. Ich empfinde dieses Gedicht als sehr ehrlich, als hätte es keinen Anspruch auf Originalität. Hier nun aber greift ein Umkehrschluß: es ist originell und authentisch. Hier wird nicht auf die sprachliche Glocke gehauen, hier wird etwas akzeptiert, dann wird reflektiert. Diese Zeile: „Eine Träne tropft tragisch träge auf den heißen Stein.“ ist für mich nicht pathetisch, sondern der Schreibende reflektiert hier den Schmerz und schiebt ihn gekonnt in eine abgeklärte bis über sich selbst lachende Position. Der ganze Text hat diesen Ton und das finde ich gut. Schön ist einfach: „Wirke bitte, rasche!“ „Rasche“, finde ich, ist ein unglaublich gutes lyrisches Wort.