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Alt 07.04.2012, 15:07   #1
männlich Desperado
 
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Standard Der Pilgrim

Der Pilger glaubt fest an die Auferstehung.

Er wohnt zwischen kunstvollen Lampen, Gefäßen, Ikonen und allerlei Krimkrams mit seiner Frau in einer Hütte unten im Flussdelta im Herzen der sumpfigen Wildnis.

Erst gestern kreischte die Gute schrill drauflos, als sie frühmorgens ihre Waschkammer betrat und über einen ungebetenen Gast stolperte. Ein Alligator hatte es sich darin gemütlich gemacht, der Lümmel fauchte heftig zurück, als er von ihren Frequenzen aus dem Schlummer gerissen wurde. Aber für einen Mann wie den Pilgrim stellt es kein Problem dar, eine noch so ungezogene Wasserechse ins Freie hinaus zu bitten.

Seine Suche nach Erleuchtung hat ihn bereits nach Jerusalem geführt. Lange Jahre wandelte er im Büßerkleid herum, weil er wie er mir beichtete einen Menschen getötet habe. Bei genauer Befragung jedoch stellte sich heraus, dass die Sache höchstens ein tragischer Unfall war. Er wurde auch nie dafür belangt.

Sogar der Sheriff sah die Sache so, der meinte sogar brummig, um diesen Idioten sei es nicht schade gewesen, er hätte ihn vermutlich umgelegt, so aber habe sich das Ganze auf einfachere Weise und quasi per Gottesurteil erledigt. Auch ich konnte in Engelszungen reden, der Pilgrim wich kein Stück davon ab, ein Menschenleben ausgelöscht zu haben, und zermarterte sich in Reue, Schuldzuweisung und erbarmungsloser Selbstbestrafung.

Bis er sich in seiner Seelennot zu einer Wallfahrt nach Jerusalem entschloss. Und völlig verändert zurückkam.
Die Landschaft im heiligen Land sei nicht recht viel anders als die zuhause, erzählt er, auch dort gibt es nur Wüste und Einöde mit Städten und Dörfern an Wasserlöchern, Flüssen und Seen. Ihre ineinander verschachtelten Häuser ähneln den Pueblos der Hopi, ihre herrlichen Pferde tänzeln wie Gabelböcke, ansonsten reiten sie auf höckerigen Wüstenschiffen, den Kamelen, oder auf Eseln und Maultieren durch die karge Gegend.

Statt Kühen weiden die Einheimischen vorwiegend Schafe und Ziegen, und anstelle eines Hutes tragen sie eine Art Schleier auf dem Schädel, bisweilen zum Turban gerollt, um sich vor der sengenden Hitze zu schützen. Die Männer laufen in Frauenkleidern und Sandalen rum, dafür haben alle einen Vollbart im braunen Gesicht, die Frauen hingegen sind -bedauerlicherweise- vom Scheitel bis zur Sohle vermummt und selten auf den Straßen anzutreffen. Was der Pilgrim sehr traurig findet, weil Gott die Weiber des Wüstenvolkes mit besonderer Schönheit gesegnet hat. Kinder gäbe es überall zuhauf, die Buben werden bevorzugt und die Mädels benachteiligt, aber so fremdartig anders als hierzulande erscheint dem Pilger das bei weitem nicht.

Die Gläubigen beten voneinander getrennt in runden Kirchen mit Mondsichel auf dem Dach umringt von dünnen spitzen Türmen, aus denen sie kein Glockengeläut zum Gebet ruft, sondern ihr Priester, indem er lauthals von der Zinne herunter schreit, na ja, meint er lächelnd, es sollte wohl so was wie Gesang sein, beim Beten knien sie nieder, verbeugen sich tief und werfen sich mehrmals der Länge nach auf den Boden.

Und vieles andere mehr, was er lebendig aus der geheimnisvollen Welt des Orients zu berichten weiß, vor allem aber hat seine Reise ihren eigentlich Zweck erfüllt- der Gepeinigte hat seinen Seelenfrieden wiedergefunden. Der Allmächtige habe ihm seine Schuld vergeben und dem verzweifelten Sucher ein neues Leben geschenkt.

Und zwar nicht wie man vermuten möchte bei einem seiner Besuche der zahlreichen heiligen Stätten christlicher Tradition –von der Wiege bis zum Grab seines Heilands- sondern durch die Begegnung mit einem verrückten Sonderling, der in einem orthodoxen Kloster als Pförtner sein bescheidenes Brot verdient. Der nämlich hat ihm eine lange Geschichte erzählt, die ihm seine Vorfahren überliefert haben und die alles in allem ziemlich unglaublich klingt.

Jerusalem selbst ist ein unübersichtlicher undurchschaubarer Schmelztiegel verschiedener Völker und Religionen.

Den Großteil bilden die Araber, aber ebenso wenig wie den Indianer gibt es den Araber, so dass auch unter ihnen ein babylonisches Sprachengewirr herrscht. Was sie verbindet ist die Jüngerschaft ihres großen Propheten Mohammed, des Pferdeliebhabers mit drei Frauen nach Art der Mormonen, der die Berufung verspürte, eine neue Religion zu gründen, sicher auch um die zersplitterten arabischen Volksstämme zu vereinen. Die Korangläubigen haben jedenfalls eine goldene Kuppel auf dem Tempelberg errichtet, die weithin in der Sonne glänzt, als hoffe sie auf die weiterhin ausstehende Erleuchtung der Welt.

Außerdem gibt es einige jüdische Gemeinden, die sich durch die Jahrhunderte niemand weiß genau wie erhalten haben und emsig beflissen dabei sind, eine uralte Mauer Quader für Stein auszugraben und freizulegen, die von ihnen als Rest des einstig prächtigen salomonischen Tempels verehrt wird, den die alten Römer vormals dem Erdboden gleichgemacht hatten. Die immer rätselhaften Semiten und Nachfahren von Old Moses unterscheiden sich vom Rest der Bevölkerung nicht allein dadurch, dass ihr Volk bereits im Kindesalter über mehr Bildung und Wissen verfügt als die meisten Bewohner Nordamerikas als Erwachsene von sich behaupten können.

Und schließlich sind da noch die Anhänger des Mannes aus Nazareth, denen auf dem Weg der Infiltration gelungen ist, was die Heere der Kreuzritter nicht vermochten, durch Klostergründungen rissen sie sich nach und nach die heiligen Stätten ihres Glaubens unter den Nagel, allen voran die Grabeskirche, und betreuen seitdem recht einträglich die Pilgerströme aus aller Welt. Die Vertreter der orthodoxen Ostkirchen rivalisieren diesbezüglich mit denen der römischkatholischen, neuerdings wachsen auch Kolonien protestantischer Freikirchen aus dem geschichtsträchtigen Boden, von Erweckungspredigern aus allen Teilen der alten Welt ins heilige Land geführt, um dort... ja was eigentlich genau? Jedenfalls sind sie recht rege, kümmern sich um Kranke, gründen Hospize und Waisenhäuser und halten sich wacker.

So lange sich die goldene Kuppel, die alte Mauer und die Grabeskirche in friedlicher Eintracht ins Bild der Stadt fügen, ist im Grunde nichts gegen eins der Heiligtümer einzuwenden, jedem das seine und ansonsten möglichst alle gemeinsam, wenn’s irgendwie geht. Nur leider beanspruchen alle drei für sich, die alleinige Wahrheit gepachtet zu haben, was den jeweils andern beiden das empörte Gefühl vermittelt zu lügen oder zumindest zu irren, und das ist in der Tat eine überaus leidige Angelegenheit, die wohl noch sehr lange für mächtig Zwietracht und Streit sorgen wird.

Wie dem auch sei, in dem hageren von der Sonne gegerbten Pförtner mit den dichten schwarzen Haaren und einem noch dichteren Bart, der die Ankömmlinge mit stechend dunklen Augen mustert, kann niemand mehr den gebildeten bleichen Franzosen erkennen, als der er einst in geheimer Mission in Jerusalem angekommen ist und nach vorübergehender geistiger Verwirrung vor Ort geblieben.

Des Englischen nebst anderer Sprachen mächtig befreundete er sich mit meinem Pilger und erzählte ihm seine ungewöhnliche Geschichte, in der sich alles um ein geheimnisumwittertes Stück Stoff dreht. Der Franzose selbst ist ein direkter Nachfahre der legendären Tempelritter, die einst das Schwert gegen den Taler vertauschten und durch regen Handel mit den Sarazenen zu angeblich unermesslichem Reichtum gelangten, ehe die Kirchenfürsten sie als Bedrohung erachteten und kurzerhand ausrotten ließen.

Sehr viel später hat ein verkrachter Vetter des Franzosen der Kirche gegen sattes Geld ein uraltes Stück Leinen verkauft, das aus dem verlorengegangenen Schatz der Templer stammte und von seiner Familie seit Generationen in ihren Landsitzen und Schlössern aufbewahrt wurde. Wie es letztlich in den Besitz der Adelssippe gekommen war, wusste niemand mehr so genau zu sagen, jedenfalls schien es von unschätzbarem Wert für die Kirchenoberen, die ein Vermögen dafür flüssig machten.

Was dem Linnen allerdings fehlt, ist der Echtheitsbeweis, und um diesen zu erbringen und die Spur des Mandylion, wie der Franzose es ehrfürchtig nennt, zurückzuverfolgen, schickt man den Guten nach Jerusalem zum Ursprung seiner Herkunft.

Der gescheite Mann ist überaus emsig und tatkräftig, er schafft es sogar bis in den Palast des Sultans oder besser den Dunstkreis dessen, was von seiner Dynastie übrig ist, um einen abgeblätterten eisernen Schaukasten zu untersuchen, in dem das Leintuch laut Überlieferung im sakralen Bereich der Palastanlagen über Jahrhunderte ausgestellt und hochverehrt wurde, genauer der wesentliche Teil davon für seine Bewunderer sichtbar gemacht, ehe es für lange Zeit spurlos verschwand. Und siehe da, seine Maße stimmen exakt mit dem sichtbar erhaltenen Faltenwurf auf dem Linnen überein, was dessen Präsentation durch ein kleines Schaufenster auf den Zentimeter genau auf diese Weise ermöglichte.

Er stöbert in alten Schriften und stößt auf die Chronik jenes Sultans, der das Leinen von den sogenannten Nazarenern sozusagen auf Leihbasis erhielt, wenn er ihnen dafür Religionsfreiheit gewährleisten würde und sie vor etwaigen Verfolgern in Schutz nehmen. Was der friedliebend aufgeschlossene Sultan und seine Nachfolger tatsächlich taten, ein für ihre Zeit geradezu ungeheuerlicher Freiheitsbegriff, der die offenbar gewaltige Bedeutung des Stoffes beeindruckend unterstreicht.

Natürlich wird Jerusalem in der Folgezeit zurückerobert, wieder zurückerobert und erneut zurückerobert, jedenfalls verliert sich der Weg des Linnens im Laufe einer der Rückrückrückeroberungen, lediglich Aufzeichnungen kann der Franzose ausgraben, in dem von seiner Verwahrung an einem sicheren geheimen Ort gesprochen wird, der allerdings ebenso Schauplatz wiederholter Rückeroberungerungen wurde.

Und hier, so der Pilgrim weiter in seiner Wiedergabe der Erzählungen des Franzosen, schließt sich für den Forschungsreisenden der Kreis, und deckt sich mit den bisherigen Ergebnissen dessen, was man aus der Chronik der Tempelritter weiß, was den gelehrten Mann derart aufwühlt, dass er eine Zeit lang als heruntergekommener Bettler durch Jerusalems Straßen irrt, bis sich die orthodoxen Mönche seiner erbarmen.
Denn Kreuzritter waren es, die zufällig in einer Nische der alten Stadtmauer des damaligen Konstantinopel ein altes Linnen entdeckten, das dort offenbar für einen sehr langen Zeitraum trocken und fachmännisch aufbewahrt sicher versteckt und für die Nachwelt erhalten wurde.

Die Wiederfindung war eine riesige Sensation, und im ganzen byzantinischen Reich wurden Kopien und Skizzen des verschwommenen Abbildes eines Gesichtes auf dem Leinentuch verbreitet und detailgetreu auf die prächtigen Mosaiken in ihren Kirchen übertragen, das beeindruckende Antlitz eines Mannes voller Ausstrahlung mit langem Haar, markanter Nase und Vollbart. Bis hin zu den ungleichen Wangenknochen, verschieden dicken Augenbrauenwülsten und einer geringelten Locke auf der Stirn sind alle Darstellungen jener Epoche das haargenaue Abbild des Mannes auf dem Linnen.

Ich kann dem Pilgrim immer noch nicht folgen, wovon er hier eigentlich spricht, erst recht nicht als er anfügt, dass die Haarlocke sich in Wahrheit als geronnener Blutstrom herausstellte, der aus der Stirn des Abgebildeten sickerte.

In der Folge jedenfalls wechselte das geheimnisumwitterte Linnen öfter mal seinen Besitzer, wurde in Klöstern aufbewahrt, wäre ein paar mal um ein Haar verbrannt, wurde geflickt, ausgebessert und durch ein neu eingewebtes Laken verstärkt und schließlich den Templern zum Verhängnis, weil diese laut Anklage der Inquisition abgöttisch das Abbild eines bärtigen Mannes verehren würden. Worauf es für lange Zeit in Frankreichs Adelshäusern verschwand.

So in etwa ungefähr die konfuse Erzählung des Pilgrims oder die meiner Wiedergabe seiner Wiedergabe einer Schilderung von jemandem, den ich nie im Leben gesehen habe.

Der verrückte Franzose hat dem Pilgrim noch viel über das Linnen erzählt, auf dem detailgetreu und anatomisch atemberaubend natürlich ein gekreuzigter Leichnam abgebildet ist, dessen geheimnisvoll entstandener Abdruck laut der vorausschauenden Begabung des Forschers durch die Mittel der Fotographie eine sensationelle und weltbewegende Veränderung durchmachen würde.

Selbst die Spuren einer Geißelung seien deutlich darauf zu erkennen, der exakte Abdruck der römischen Folterinstrumente aus der Zeit des Nazoräers, von Pollensamen aus der Gegend um Jerusalem um die selbe Zeit erzählte er, von einer seltenen Webart, wie sie in diesen Tagen üblich war, von der hohen Qualität des Grabtuchs, dass auf einen vermögenden Besitzer aus der Priesterklasse verweist.

Dass die Blutspuren der zahlreichen Stich- und Risswunden am Kopf, der Durchbohrungen an Händen und Füßen oder genauer Handwurzeln und Fußwurzeln, was bisher kein Mensch wusste, und insbesondere der präzise nach römisch militärischer Art gesetzten Stichwunde am Herzen wirkliches Blut einer seltenen Blutgruppe sind.

Dass oft und öfter auf viele Weise versucht wurde, einen ähnlichen Abdruck anderweitig herzustellen –jüngst recht spektakulär mit Hilfe eines raffinierten Spiegels, Feuer und Sonnenlicht nach den Skizzen eines großen Künstlers des Mittelalters- mit kläglichen ja schlicht peinlichen Ergebnissen, die nicht einmal ansatzweise an die bizarre und unheimlich naturgetreue Schönheit des Originals heranreichen können.

Dennoch sei er, der Franzose, von einer physikalischen Ursache der Wiedergabe überzeugt, wie sie eben nur durch einen überhitzten leblosen Körper unmittelbar nach Eintritt eines qualvollen Todes in einem kühlen Raum entstehen könne, der in Eile beigesetzt in der Vertiefung einer steinernen Grabmulde auf eine Hälfte des Tuches gebettet ruht und über den die andere Hälfte des gespannten Linnens wie ein Sargdeckel gebreitet ist.

Stellt sich nur die nicht ganz unberechtigte Frage, wer sich denn freiwillig für einen derart beweiskräftigen Versuch zur Verfügung stellt.

Eines Tages, so der Pförtner laut Aussage des Pilgrims weiter, wird die Wissenschaft sicher eine Möglichkeit finden, das wirkliche Alter des Tuches festzustellen und ihre Verfechter werden dafür ein Stück aus seinem Rand schneiden, was nur bedeuten kann, dass sie mit ihren Zahlenwerten irgendwo dazwischen landen, so oft und vielfältig wie das Linnen zum Zwecke seiner Erhaltung im Lauf der Jahrhunderte überarbeitet wurde und erheblich verstaubt und verrußt ist dazu... aber um sein wahres Alter bestimmen zu können müssten sie ein Stück direkt aus dem Abbild entnehmen, und das, so meinte der Franzose beschwörend, das dürfe niemals niemals niemals um nichts in der Welt geschehen.

Tja, was soll ich als Desperado groß dazu sagen?

Die Auferstehung beweist so ein Stück Leinen sowieso nicht, immerhin aber belegt es die wirkliche Existenz des Mannes aus Nazareth und seines Todes, was das Tuch so gesehen einzigartig und kostbar macht ganz ohne Zweifel. Es spricht absolut nichts dagegen, dass die Anhänger von Jesus das Stück Stoff aufbewahrt und von Generation zu Generation weitergegeben haben, zumal sich nach einigen Tagen oder Wochen auf wundersame Weise der Abdruck ihres geliebten Rabbi abzeichnete.

Immerhin hat der Gedanke oder vielmehr Glaube an seine mögliche Echtheit dem zweifelnden Pilgrim seinen Seelenfrieden zurückgegeben, also so ganz ohne kann das Objekt nicht sein. Vielleicht sollte ich mit dem Pilger eine neue Religion gründen, den Orden der Grabtuchritter, Aufnahme nur über Kreuzigung möglich, wäre wenigstens radikal überzeugend.

Nur- wofür eigentlich genau?
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Alt 07.04.2012, 22:06   #2
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für mich ein erstklassiger text, auch wenn ich manche teile anders strukturiert hätte. aber für mich kommt es immer auf die dem inhalt zugrundeliegende idee an. der rest ist nebensache. wobei der teil des dämlichen grabtuches natürlich - und das weißt du desperl - der übernatürliche superquargel ist.

aber du zweifelst ohnedies daran.

was in jenen zeiten die gemüter und den vagranten aberglauben der menschen beflügelte, ist bis heute erhalten geblieben. und warum soll man diesen armen seelen bemitleiden? sie werden spätestens alle nach dem verbleichen feststellen, dass nichts mehr festzustellen ist und somit nichts feststellen.

das jüngste oder älteste gericht ist eine judikatur für die lebenden angster um sie daran zu hindern keine morde - ausser im namen des nazareners und seines imaginären papas zu begehen. diese morde aber sind gerecht und ordentlich und nicht begrenzt an zahl. genozid ist dabei eine pastime-occupancy. ebenso sollen alle knaben unter der obhut der akolyten des nazareners - in seinem sinne - freiwild für deren pädophile gelüste sein. bis in ewigkeit amen.
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Alt 08.04.2012, 09:48   #3
männlich Desperado
 
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Erstmal danke für Dein Lob!

Wie soll ich sagen... dem Nationalsozialismus genügte das Konkordat, Stalinismus und Maoismus hingegen erklärten Gläubige jeder Religionszugehörigkeit zu Staatsfeinden, das glaubenslose Schreckenstriumvirat des zwanzigsten Jahrhunderts sprengte alle bis dahin dagewesenen Dimensionen des Völkermordes und Terrors um ein Vielfaches, nicht allein quantitativ sondern auch durch den unvergleichlichen Perfektionismus und nie dagewesenen Mechanismus ihrer Systeme und Todesmaschinerien.

Man kann also geschichtlich resümieren, dass die Verbrechen des religionsfeinlich demagogischen Atheismus den bis dato im Namen der Religion verübten in nichts nachstehen, ja sie sogar ins Unermessliche überflügelten, und der absolutistische Atheismus der Menschheit und ihren Völkern nichts als zahlloses Unglück und namenloses Verderben gebracht hat, sprich so erbärmlich gescheitert ist wie eine Ideologie nur scheitern kann.

Dass andrerseits der Kommunismus als solcher als Plattform diente für diverse Diktatoren weltweit ist ebenso zweitrangig, wie es die Plattform des christlichen Glaubens für die kriegsführenden und ausbeutenden Kirchenfürsten und Päpste des Mittelalters gewesen ist- und gegenwärtig für den als solchen propagierten Religionskrieg zwischen fundamentalistischen Wiedergeborenen und fanatischen Islamisten, der in Wahrheit ein simpler und überaus profaner Ölkrieg ist.

Nach meinem Dafürhalten bedienen sich „Machthunger und Größenwahn“ den jeweiligen Auffassungen und Strömungen ihrer Zeit und vernichten mit Stumpf und Stiel alles, was ihren Interessen und Absichten im Wege stehen oder gefährlich werden könnte, wofür sich die davon Befallenen schamlos zu Heilsgestalten der vielversprechenderen und zweckdienlicheren "Seite" stilisieren lassen und sich jedwede "herrschende" Anschauung zur skrupllosen Vorteilsgewinnung zu eigen machen.

Meines Erachtens sollte man also sowohl Religionszugehörigkeit als auch bekennenden Atheismus in seiner humanistischen Ausprägung generell aus den schmutzigen Machenschaften sogenannter Realpolitik heraushalten, dafür ist beides schlicht zu kostbar und ergreifend zu wertvoll.
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Alt 08.04.2012, 10:57   #4
männlich Ex-Ralfchen
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Zitat:
Zitat von Desperado Beitrag anzeigen
...Meines Erachtens sollte man also sowohl Religionszugehörigkeit als auch bekennenden Atheismus in seiner humanistischen Ausprägung generell aus den schmutzigen Machenschaften sogenannter Realpolitik heraushalten, dafür ist beides schlicht zu kostbar und ergreifend zu wertvoll.
das ist m.e.n. für den informierten weltenbürger insoferne unmöglich, da er der informationsflut der medienlandschaft hoffnungslos exponiert gegenübersteht. jeder weiß somit alles - oder besser gesagt - kann die informationen abrufen. das wirkt früher oder später meinungsbildend.

die morde im namen des kommunismus in der udssr (unter stalin)
  • 1,5 Millionen exekutiert,
  • 5 Millionen starben im Gulag,
  • 1,7 Millionen verloren bei der Deportation ihr Leben (von den 7,5 Millionen Deportierten)
  • 1 Million umgekommene Kriegsgefangene und deutsche Zivilisten,

und in china unter mao
  • 72 Millionen an verschiedenen todesarten, wie hunger, exekutionen etc

sind nicht mit jenen unserer heimat zu vergleichen. die ermordung der jüdischen deutschen, demokraten, politischen feinden, zigeuner, ect und jener jüdischen bürger in den kriegsgebieten
  • 7 millionen menschen

wurde praktisch schweigend von der kriche absolutiert.

wieviele menschen durch das wirken der christlichen, moslemischen u.a. religionen in den letzten 2000 jahren vernichtet wurden, läßt sich schwer schätzen. aber die mitschuld an der deutschen tragödie liegt eindeutig in den händen des weltweiten christen- und judentums.

auch müssten wir die zahl der opfer des 20 jhdts zur zahl der erdbevölkerung relativieren, wie man das mit der inflation tut.

abgesehen davon sterben jedes jahr etwa 8 bis 9,5 millionen menschen an hungersnot. diese hungersnöte entstanden im wesentlichen durch den einfluß der von der r.k.k. unterstützten und somit in großem ausmaß geleiteteten kolonialisierung und der ausbeutung vieler völker. in der folge führten diesen aufgezwungenen umstände zur zerstörung der lebenserhaltungs- und diätänderungen der betroffenen völker und stammesverbände. deforestierung und zerstörung fruchtbaren landes trug ein ürbriges dazu bei. + last not least folgt die unterstützung lokaler potentaten, die diese politik - etwa in afrika - mit unverminderter rücksichtslosigkeit fortführen.

zahl der somit indirekt ermordeten seit 1946:

  • 530 millionen menschen



+ hunger war im mittelalter vor allem während die kirche von tag zu tag reicher wurde, so weit verbreitet, dass er neben krieg, pestilenz und tod als einer der „vier apokalyptischen reiter“ galt.
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Alt 08.04.2012, 11:06   #5
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Gruß von der "kriche"

zonkeye
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Alt 08.04.2012, 11:18   #6
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na und? was ist ein armseliger protestant, der protestiert?

der rest war keine kirche, sondern wie der leere avatar schreibt:

eine kri(e)che
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Alt 08.04.2012, 11:28   #7
Thing
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Selten habe ich hier einen intellektuell und literarisch dermaßen profunden Kommentar gelesen
wie den von zonkeye:

Gruß von der "kriche"

zonkeye


Er ist überdies von einer tiefen Erkenntnis der vorhergehenden Texte erfüllt.
Olle Hochochtong!
Der Link?
Klein-Doofies zeigen, wie Bonhoeffer ausgesehen hat.

Geändert von Thing (08.04.2012 um 16:50 Uhr)
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Alt 08.04.2012, 11:29   #8
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Es ging mir nicht darum, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, sondern darum, die wahren Beweggründe von Menschenmördern zu durchleuchten. Deine Opferzahlen sprechen übrigens für sich, danke dafür!

Dem Judentum eine Mitschuld zu geben für die deutsche "Tragödie" indessen muss ich mit aller Entschiedenheit und voller Empörung von mir weisen.

Was Du hingegen über Kolonialismus etc. zu sagen hast, findet meine volle und uneingeschränkte Zustimmung- etwa in Bezug auf die Indianer Nordamerikas, mit deren Kulturen und Untergang ich mich seit langem beschäftige.

Mit allem, was ich zum Thema Religion und Religionskritik in den letzten Tagen so von mir gegeben habe, wollte ich eigentlich nur eines zum Ausdruck bringen:

Wenn ich zB das Christentum dazu missbrauche, andere zu unterdrücken, auszubeuten, diffamieren, Ungläubige zu verdammen oder gar töten usw, verbräme ich es zur menschenfeindlichen Ideologie.

Wenn ich zB den Atheismus dazu missbrauche, andere zu unterdrücken, auszubeuten, diffamieren, Gläubige zu verdammen oder gar töten usw, verbräme ich ihn zur menschenfeindlichen Ideologie.

Mehr war das im Grunde gar nicht, sollte es auch nicht sein, ich weiß auch nicht, ob ich überhaupt mehr zu sagen habe dazu und je hatte, also ehrlich gesagt nicht, und hier drin vorerst lieber mal nimmer.

Schönen Sonntag wünsch ich allen (Krichgängern oder auch nicht )!

Desperado
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Alt 08.04.2012, 11:30   #9
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ich höre in zonkeyes cranium das revolvieren eines harten stück käses. diese klackernde geräusch ertönt zumeist durch ihren nihagarafallenden kommentarschwälle.
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Alt 08.04.2012, 11:36   #10
Thing
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Desperado -

Du hast in wenigen lapidaren Sätzen gesagt, wozu ich ein ganzes Kapitel benötigt hätte.
Kompliment!

GG wollte auf sich aufmerksam machen. Mehr ist es nicht.
Kleine Nebenbemerkung:
Meine Mutter (94 Jahre alt) fängt nachgemach an, vom bösen "Weltjudentum" zu faseln.
Dabei war sie ein Leben lang überzeugte Sozialdemokratin und Philosemitin (ein andrer Ausdruck fällt mir grad nicht ein).
Es liegt vielleicht doch an den Synapsen?
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Alt 08.04.2012, 12:20   #11
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das hat er ROMELinchen.

im namen christi/gottes zu morden, birgt nur den kleinen unterschied in sich, dass es praktisch immer ohne widerstand von gläubigen akzeptiert wird. dissidenten gibt es nicht.

im namen des atheismus wurde noch nie gemordet. bestenfalls im namen politischer konzepte wie kommun-mao- und nationalsozialismus. und da gab und gibt es ausnahmslos große widerstandsbewegungen und dissidentismus.

ergo dessen:
  • das morden namens christi/gottes, also im namen der religion ist moralisch gerechtfertigt - oder?
  • wäre also dann nicht auch das morden für eine revolutionäre politische idee mit einem leuchtenden endziel ebenso - wenn auch nicht moralisch - gerechtfertigt?
  • das bringt mich zurück zu meiner (indirekten) behauptung, dass im namen des reinen atheismus niemals auch nur ein mensch ermordet wurde.

desperl: die jüdischen amerikaner trugen - zumindest indirekt - eine wesentliche mitschuld an der ermordung der jüdischen europäer. für die elite der jüdischen amerikaner - die juden deutscher herkunft - war der gedanke millionen polnischer und andere juden aus dem osten als konkurrenz im lande zu haben ziemlich erschreckend.
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Alt 09.04.2012, 07:33   #12
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Hotta das gesogt...


Der ewige Jude

Allah ist groß das mag ja sein
doch vorher nannte er sich Jahwe noch
und willst du leben mach dich klein
sowie du ihm begegnest halt dein Haupt nicht hoch
zu guter Letzt wird Mekkas schwarzer Stein
dem der Prophet gab seines Abdrucks Muldenloch
ein Kiesel nur auf den Gesetzestafeln sein
fuhr dieser noch so ruhmreich in den Himmel hoch

Und wenn ihr auch verklärt den Christbaum schmückt
die ihr da gestern noch verbrannt zu Millionen
sind allesamt vor Gottes Thron entrückt
er will ihr ungesühntes Leid mit Jubel lohnen
und hat sein Schwert der Rache schon gezückt
die Mächtgen stürzt er von den Thronen
und hat die Niedrigen mit seiner Macht beglückt
das angetane Unrecht zu entlohnen

Ihr habt verfolgt und fortgetrieben
der heilgen Gräber Steine warft ihr in den Staub
ihr habt geschmäht der Gottesgeister sieben
die doch bezeugen der Menoren Raub
nichts was verborgen war ist unentdeckt geblieben
das Herz verstockt die Ohren taub
gabt ihr Dämonen frei und wolltet Mücken sieben
wart schlimmer als die Pharisäer mit Verlaub

Und dessen Haupt mit Dornenkranz gekrönt
habt selber ihr ans Holz des Kreuz's geschlagen
habt ihn bespeichelt und verhöhnt
und ließet alle Leiden ihn ertragen
als eure Kinder an den Judenhass ihr habt gewöhnt
den selbst ihr nährt im Herzen und ich will euch fragen
weshalb ihr glaubt dass ihr mit Gott seid ausgesöhnt
seit euer Heiland schrie im Tod des eignen Volkes Klagen

07
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Alt 09.04.2012, 11:39   #13
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So ein Mi... aber auch.

Jetzt hätte mir der Glaubenskrieg grade so richtigen Heidenspass gemacht, da kommt mein Bruder, einer von den Ältesten wie ich, und nimmt mir allen Wind aus den Segeln...

Noja, hat wohl seine Richtigkeit so...
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