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Alt 20.12.2009, 15:54   #1
Just Ya Mind
 
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Standard Die Rose

Die Rose


Einst ging ich über eine große Wiese. Sie erstrahlte im schönsten Grün. Die wunderbarsten und unglaublichsten Farben gaben die Blumen auf ihr her. Die verschiedensten Arten. Gänseblümchen, Veilchen, ja auch die Brennessel hat sich zu ihnen gesellt und stand ihnen in Glanz und Anmut in Nichts nach. Also setzte ich mich an den Waldrand unter eine große Eiche um dem fröhlichen Farbenspiel eine Weile beizuwohnen. Und wie herrlich das bunte Treiben anzusehen war. Man sah Bienen, wie sie von Blüte zu Blüte eilten, ein Eichhörnchen, welches eilig über die Wiese lief und Marienkäfer wie sie sich vorsichtig auf Grashalmen niederließen.
Erst als ich wieder gehen wollte bemerkte ich, dass eine Blume, ja die mit Abstand schönste Blume, einsam im Schatten war. Im Dunkeln, kaum zu sehen. Mit großen roten Blütenblättern, einem geraden Stamm, der von Dornen besetzt war und grünen Blättern, welche sich sanft an den Stamm schmiegten als wollten sie die Dornen verstecken. Vorsichtig beugte ich mich zu der Schönheit runter und fragte leise:"Was machst du hier, so alleine? Schau doch, die anderen sind alle beisammen."
Und auf einmal, als wäre ein Windhauch durch die Blüte gegangen, öffnete sich diese leicht.
"Ich bin zu gut. Die anderen sind nicht halb so edel wie ich. Sieh sie dir doch an."
Irritiert antwortete ich:"Aber sie stehen dir zusammen in nichts nach, wieso denkst du so?"
"Es sind so viele, sie ertränken sich ineinander. Kannst du auch nur eine von ihnen ausmachen und sie so schön finden, wie sie ist? Als einzelne? Ich sehe nur einen großen bunten Fleck und er ist mir gleich."
"All diese Farben ergeben ein Ganzes. Man kommt nicht drumherum es zu sehen und zu bewundern. Diese Vielfalt ist überragend. Zusammen ergeben sie das Schönste Mosaik, welches je an diesem Ort weilte."
Die Rose war einen Moment ruhig. Man hört leises Summen, Vögel ihre Lieder singen und das sanfte Rauschen des Windes durch das Geäst und die Sträucher.
Doch dann ertönte wieder die zarte Stimme der Rose.
"Mir würde keine Einzelne der Blumen, wie prachtvoll sie auch sein mag, auffallen. Ihre Schönheit, ihre Vollkommrnheit ist verloren in all diesem Durcheinander."
"Alles andere als das, meine eitle Freundin. Sieh her, du stehst hier ganz alleine und doch habe ich dich erst wahrgenommen, als ich gehen wollte. Dein wundervolles Äußeres ist im Schatten all dieser Farben und Formen unauffindbar. Und doch stehst du hier, damit du auffällst. Man sieht dich hier doch garnicht, so versteckt. Es ist niemals das Einzelne, was etwas ausmacht, es ist das, woraus es sich zusammensetzt. Deine Eitelkeit hat dich zum Nichts gemacht, wo du doch ein Teil dieses Ganzen sein könntest."
Auch diesmal kam lange nichts von der Rose zu meinen Füßen, also beschloss ich zu gehen.
"Auf Wiedersehen.", sagt ich noch und verließ diesen traumhaften Ort.
Als ich im nächsten Frühling wieder einmal an dieser Wiese vorbeiging war ich überrascht. Die Pracht, die einst diesen Ort ausmachte, sie hatte sich verändert. Zwischen all den Blumen, Tieren und Sträuchern war noch etwas. Eine kleine, zarte Rose erhob sich aus der Erde und machte das Bild vollkommen.
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