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Die Philosophen-Lounge Forum für philosophische Themen, Weisheiten und Weltanschauungen.

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Alt 03.09.2019, 20:14   #1
männlich BladeRuner
 
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Standard Leben wir in der präfaschistischen Phase?

Seit Jahren geistern in zunehmendem Maße rechte, rechtsradikale, faschistische, völkische, rassistische, antisemitische Tendenzen und Einstellungen durch Deutschland.
Waren sie lange Zeit marginalisiert, haben sie spätestens in und mit der AfD ein politisches Sprachrohr gefunden, um sich zu artikulieren.
Der AfD ist es gelungen den Spagat zwischen bürgerlichem Etikett und rechtsradikaler Ideologie als politisches Konzept zu etablieren, ohne dabei zu zerreißen. Ihre Funktion als Brücke und Emulgator macht sie gefährlich. In ihrem Windschatten können Rechtsextreme und ihre Ideologie weit ins konservative bürgerliche Spektrum vordringen.
Während das Spitzenpersonal seriös und wählbar wirkt, ziehen Scharfmacher von Rechtsaußen eine breite Wählerschaft mit sich, die bis dato politisch heimatlos war.
Den Akteuren der AfD ist es gelungen, politisch undenkbares wieder aussprechbar zu machen, ohne dass sie dadurch in die politische Bedeutungslosigkeit versinkt.
Das politische Konzept zur Sammelbewegung für Enttäuschte, Abgehänkte, Bürgerlich-konservative, Rechtsradikale, Nationalisten, völkisch-rassistische, politisch Heimatlosen zu werden trägt in einem rasant wachsenden Maß. Als Brandbeschleuniget wirkt der Beitritt, der neuen Bundesländer, in denen Rassismus und Gewalt schon in der DDR zusammen kamen und unter dem ideologischen Deckmantel des Schweigens über Jahrzehnte reifen konnte.
Als dieser Mantel dann weggenommen wurde, entlud sich dieses versteckte Potential und zeigte nur Monate nach der Wiedervereinigung seine hässliche Fratze, genannt sei hier Rostock Lichtenhagen im August 1992.
Aber auch im Westen der Republik erwachten die Schläfer und feiern mit ihren Ressentiments eine politische Renaissance, da das bürgerliche Lager mit seinen erzkonservativen, patriotischen Flügel eine gewisse Akzeptanz gegenüber dem völkisch- nationalen Besitz und als dessen Hinterland und Rückzugsort gelten muss. Und auch schon im historischen Faschismus zur Brutstätte der ns Bewegung wurde.
Zum historischen Verlauf zeigen sich derzeit viele auffällige Parallelen.
Bei den Landtagswahlen 1929 feierte die nsdap, ein Jahr zuvor noch bedeutungslos, große Wahlerfolge in Sachsen und Brandenburg während in Berlin die GroKo vor sich hin dümpelte.
Die Weltwirtschaftskrise und vor allen deren Auswirkungen waren noch in weiter Ferne.
Die Wahlkampf Themen von damals erinnern stark an die der afd.
Unter Schlagwörtern wie, der organisierte Wille des Volkes, also wir sind das Volk, gegen die Lügen der Etablierten, gegen die Volksverräter, gegen die Fremdbestimmung Deutschlands und anderer afd Themen, wurde der Boden für die Wahlerfolge bereitet. Das wertkonservative Bürgertum hielt, wie heute den Steigbügel der Radikalen.
Heute müssen wir konstatieren, wehret den Änfängen, ist nicht mehr aktuell und längst überschritten.
Im Schatten der Euphorie einer sich politisienden Jugend und eines scheinbar erstarkten liberalen Bürgertums, hat sich ein rechtsradikaler Mainstream auf unterschiedliche Ebenen, quer durch alle Bevölkerungsschichten etabliert. Dessen Potenzial schreit gerade zu nach einer Bündelung in einer politischen Bewegung, die bereits existiert und einem politischen Führer, der nicht mehr lange auf sich warten lässt.
Das eigentlich erschreckende daran ist, das niemand in diesem Lande, diese existenzielle Frage stellt, weder institutionell, noch personell haben die Verantwortlichen das Problem auf dem Radar.
Sind wir auf dem Weg, in eine faschistische Diktatur? Und was bedeutet dies, für die Menschheit?
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Alt 03.09.2019, 20:48   #2
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Zitat:
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Sind wir auf dem Weg, in eine faschistische Diktatur? Und was bedeutet dies, für die Menschheit?
Nein, eine Rückkehr zu einer Diktatur, egal ob faschistisch oder sozialistisch, wird es in Deutschland nicht geben. So einfach wie bei Hitlers Machtergreifung ist es nicht mehr, die Verfassung und das Parlament außer Kraft zu setzen, die politischen Gegner ermorden zu lassen und sich als Kanzler zum obersten Heerführer auszurufen. Gerade die Bürger der Ex-DDR werden wohl kaum eine Dikatatur, die sie gerade losgeworden sind, durch eine andere ersetzen wollen. Jedenfalls sehe ich im Wahlerfolg der AfD dafür kein Indiz. Die Bürger Sachsens und Brandenburgs hatten für ihre Stimmabgabe gute Gründe, und die hatten nichts mit völkischem Denken und Fremdenhass zu tun.

Außerdem enthält dein Beitrag zwei Irrtümer (vielleicht auch mehr, aber diese beiden sind mir besonders aufgefallen): Fremdenfeindlichkeit (auch den Antisemitismus) gibt es nicht erst seit einigen Jahren, sondern das gab es schon immer. Es war lediglich nicht gesellschaftlich akzeptiert, dies frei zu äußern. Tatsache ist jedoch, dass die Abgrenzung von Fremden im Menschen biologisch angelegt ist. Wir haben nun mal immer noch das Gehirn der Steinzeit, in der Skepsis gegenüber einem Menschen, der fremd war, seine Berechtigung hatte, denn es konnte entscheidend sein für Überleben oder Tod. Deshalb ist es für uns moderne Menschen eine ständige Aufgabe, dieser Skepsis und jedem Vorurteil gegenüber Fremden mit unserem mehr oder weniger aufgeklärten Verstand zu begegnen.

"Wir sind das Volk". Damit meinten die Menschen in den ostdeutschen Ländern keineswegs völkisches Denken, sondern sie gaben ihrem Protest gegen eine diktatorische Regierung Ausdruck. Anders gesagt: Sie wollten sich selbst regieren. Daraus wurde dann "wir sind ein Volk", was auf den Willen abzielte, Deutschland wieder zu vereinen. Es ist fraglich, ob ohne dieses Kippen des Slogans das schnelle Aufstellen von Helmut Kohls 10-Punkte-Plan und die Wiedervereinigung Deutschlands in die Wege geleitet worden wäre.
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Alt 03.09.2019, 22:43   #3
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Standard Nichts Neues

Gerade das was du sagst, Ilka-Maria stützt die These, wie gefährlich die momentane Entwicklung, politisch wie gesellschaftliche, ist.
All dies war immer da, man konnte es nur nicht öffentlich aussprechen, ohne politischen Selbstmord zu begehen.
Das ist die Zäsur und diese bringt mich zu der Aussage, noch nie nach und seit 1945 war die Gefahr einer faschistischen Diktatur so groß, wie heute 2019 und diese Gefahr wächst.
Es wird auch kein klarer Schnitt sein, nach dem Motto, jetzt ist die Diktatur da. Dies ist ein schleichender Prozess.
Nach einer aktuellen Umfrage der Friedrich Ebert Stiftung sind 65% der Menschen in Ostdeutschland mit Demokratie unzufrieden.
Dies zeigt, wie viel Akzeptanz für autoritäre Systeme dort besteht.
Und dies deckt sich mit meinen Erfahrungen die ich in den 80ziger Jahren dort gemacht habe.
Und Ilka-Maria, dass du wirklich glaubst, Fremdenfeindlichkeit sei in Sachsen und bei der Wahlentscheidung für die AfD nicht maßgebend,ist naiv und zeugt von Unkenntnis der Verhältnisse. Gerade in Sachsen ist die rechtsextreme Szene gut vernetzt und weit in der bürgerlichen sogenannten Mitte verankert.
Der Slogan "wir sind das Volk " ist gerade in den letzten Jahren ein Slogan der völkischen Bewegung, von Pegida bis identitäre ist dieser Slogan umgedeutet worden. Dies ist unstrittig.
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Alt 03.09.2019, 23:23   #4
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Ich widerspreche. Vor allem halte ich nichts von Panikmache.

Die AfD ist eine demokratisch zugelassene Partei, deren Vertreter den Regeln einer demokatischen Wahl unterliegen, ob sie einem passt oder nicht. Zutiefst undemokratisch ist dagegen der Aufruf: "Die darf man nicht wählen."

Aber zur Historie: Vor 1949 hatte Deutschland die Monarchie, die Bismarck'sche Bündnis-Politik, die der Kaiser in den Sand setzte und damit den Ersten Weltkrieg auslöste, danach einen gescheiterten Demokratie-Versuch in der Weimarer Republik, den Zweiten Weltkrieg und die Teilung Deutschlands.

Westdeutschland lebte seit 1949 in einer Demokratie, die zwar nicht von innen kam, sondern ihm von außen aufgedrückt wurde, also erst "gelernt" werden musste. Mit dem Marshall-Plan und den Bündnissen - Römische Verträge, UN, NATO usw. - hatte das bestens geklappt. Aus bekannten Gründen - Niederrüstung der UdSSR bis zur Pleite und Scheitern des Sozialismus in der Ex-DDR - kam es zur Wiedervereinigung.

Das heißt im Klartext: Deutschland und alle westeuropäischen Staaten, die durch die Geschichte hindurch ständig im Krieg lagen, blicken seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf 70 Jahre Frieden zurück, die längste Friedenspersiode, die es bisher gab. Schüleraustauschprogramme und Besuche von Schulen im Ausland trugen (und tragen noch) zur Völkerverständigung bei. Jugendliche lernen Fremdsprachen, Englisch als Pflicht, freiwillig auch Französisch und Spanisch - in den 50er und 60er Jahren war das kein Thema.

Die Welt ist zusammengerückt, und daran werden die AfD und die völkisch Denkenden nichs mehr ändern. Es ist aber höchste Zeit, die wahren Signale zu verstehen, und deshalb müssen die anderen Parteien - CDU, SPD, FDP usw. - endlich mal wieder die Ohren aufmachen und auf die Leute hören, was sie bewegt. Der Hauptgrund für den Zuwachs an Stimmen für die AfD liegt nämlich genau darin, dass die Menschen das Gefühl haben, dass ihre Vertreter ihnen zuhören und ihre Sorgen ernst nehmen, während die anderen Parteien sich den Walkman auf die Ohren kleben, der ihnen in Endlosschleife das Lied von Pöstchenschiebereien, Regulierungen, Gängeleien und Steueraushebungsprogrammen ins Gehirn klampft.
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Alt 04.09.2019, 11:45   #5
weiblich Ex-frankaaimy
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Zitat:
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Seit Jahren geistern in zunehmendem Maße rechte, rechtsradikale, faschistische, völkische, rassistische, antisemitische Tendenzen und Einstellungen durch Deutschland.
Das Problem ist, dass man als Deutscher nur eine Meinung vertreten darf: "Herzlich willkommen alle Ausländer".

Sagt man, dass man darin eine Gefahr sieht, dass radikalisierte und traumatisierte Gruppen durch die offenen Grenzen nach Deutschland Einzug halten können, ist man sofort ein Nazi.
Oder es wird argumentiert: "Die Deutschen sind kein Deut besser!"
Mit den Quellen, die das Argument untermauern, wird es aber schwierig.
Natürlich gibt es Idioten überall auf dieser Welt und ich bin selbst kein großer Freund der deutschen Mentalität.

Es gibt Streit auf jeder Seite - fakt ist aber: Idioten gibt es überall.
Ich halte es für gesund, wenn eine Kultur dahingehend bestrebt ist, sich aufrechtzuerhalten. Laut Soziologie ist die Kultursterberate in der EU sowieso irreparabel.

Ich frage mich immer wieder, was Menschen tun, die eine stark linksgerichtete Meinung besitzen, Flüchtlinge oder anderen Leute Asyl in den eigenen Vier Wänden gewähren, wenn es irgendwann zu einem Mord käme, während des Asyls... Was dann?
Irgendwie bin ich davon überzeugt, ohne es näher begründen zu können, dass genau diese Art von Mensch dann als erstes schreit: "Raus mit den Ausländern!!".
Die Menschengattung "Ich bin ein Gut-Mensch und muss daher Ausländer unbedingt lieben und ihnen Obdach geben; eine Pro-Multikulturelle Kultur ist sowieso das Beste!" ist mir sowieso im höchsten Maße unheimlich.
Wie will man es schaffen, die Bedürfnisse der x-verschiedenen Kulturen zu vereinen? Das ist einfach nicht möglich!

Was ist mit Beziehungen zu Menschen aus anderen Kulturen?
Türkei, (vor allem) Indien, generell eher die süd-östlichen Länder?
Diese Kulturen verzeihen kaum Fehler oder Fehltritte in Freundschaften oder gar Beziehungen.
Quelle: http://www.ehrenmord.de/

Ich kann es verstehen, wenn sich viele Menschen in Deutschland durch fremde Kulturen bedroht fühlen.
Und diese Bedrohung sollte man ernst nehmen, denn der Kern was Menschen dazu bewegt rechtsgerichtet zu denken, ist primär Angst und das Gefühl mangelnder Sicherheit in der eigenen Heimat; letzteres ist eine Identitätsproblematik, dazu kommt noch die Gruppendynamiken und die Orientierungslosigkeit von Jugendlichen, die das Bedürfnis haben sich irgendwo anschließen zu müssen - also geht man unreflektiert dahin, wo einem die Sicherheit versprochen wird. Bei den Linken ist das nicht anders.

Und ich frage mich, was daran schlimm ist für diese Angst und dem Bedürfnis nach Sicherheit einzustehen?

Irgendwie ist es auch egal, denn im Zentrum der Politik steht immer der Mensch, der nach Macht strebt.

Und die Politik ist ein Ort, wohin Menschen nun mal gehen, die Macht anstreben.
Ex-frankaaimy ist offline  
Alt 04.09.2019, 23:08   #6
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Standard Ich widerspreche

Die nsdap war auch eine demokratische zugelassene Partei, was sie nicht besser macht.
Panik machen die rechtsaußen. Sie schwafeln vom Volkstod, von der Umvolkung, von den Volksfeinden, die ihre Macht und Kraft daran setzen das deutsche Volk zu vernichten.
Inhaltlich habe ich wenig zu meiner Frage gehört, ob wir in einer präfaschistischen Phase leben.
Was ist heute anders, als 1933, wo es auch die Panikmacher gab, die niemand hören wollte.
Das Demokratieverständnis in der alten *** kam nicht von einem Marshallplan, oder den Gründungsverträgen der heutigen EU, dies waren die Manifeste von Visionären, die in die Tat umsetzten, was sie aus den Lehren der Geschichte gezogen hatten.
Die Demokratie erlebte dieses Land in den 68zigern und der anschließenden Auseinandersetzung mit ihnen.
Die Studentenbewegung stellte die Schuldfrage nach 20 Jahren Schweigen. Ihr Aufbegehren und ihr Fragen an die Eltern, wo warst du, welche Rolle hast du gespielt in dieser Zeit? Das eröffnete dieser jungen Republik den Weg in die Demokratie.
Genau diese Fragen aber stellen die Heranwachsenden in den neuen Bundesländern nicht. Dort ist ein gemeinsames Schweigen und gut finden etabliert.
Und das erklärt auch, warum die Brutstätte der neuen, radikalen Rechten in den neuen Bundesländern liegt, von wo aus sich diese Jugend Subkultur ausbreitet.
Die alten Westkader der Neonazis, um Kühne erkannten dies frühzeitig. Die Erfolge geben ihnen recht.
Jüngst ergab eine kleine Umfrage unter Greifswalder Schülern, das 60% AfD und 20% NPD wählen würden.
Die These, das radikale Rechte in der Schicht der Minderbemittelten die meisten Anhänger finden ist 2019 nicht mehr haltbar. In der identitären Bewegung sind gut situierte, gebildete und etablierte, vor allen Jugendliche aktiv. Auch die Rolle der Burschenschaften eine elitäre Sektion der rechtsaußen hat qualitativ und quantitativ zugenommen, so zumindest nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes.
Frankaaymi, du hast das Thema des Fadens nur marginal gestreift und eine ganz andere Debatte aufgemacht. Es geht hier nicht um Flüchtlinge, sondern, um den historischen Vergleich unserer Epoche und den 1920ziger und frühen 30ziger Jahren.
Dort wo du den Bogen zum Thema spannst, muss ich auch dir widersprechen. Angst ist nicht die primäre Kraft völkisch, nationalem Denken, sondern dumpfer Hass, Rassismus und Antisemitismus.
Schön ist allerdings, wie du und Ilka in euren Reaktionen und Argumentationen bestätigt, was ich als fragende These aufgeworfen habe. Denn ich bin mir selbst gar nicht sicher, ob diese These stimmt.
Sicher bin ich mir nur, dass Verharmlosung und Rechtfertigung von dem zu beobachtenden Trend die ersten reflexartigen Reaktionen waren, die auf diese These kamen und dies, genau dies stützt die These.
Liebe Grüße Blade
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Alt 05.09.2019, 01:07   #7
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in vielen punkten muss ich blady rechtgeben. die problematik liegt auch - und das ist in der vergangenheit leicht nachzulesen - in der bereitschaft der radikalen entwicklungen (seien sie nun rechts oder links) zu gewalt. und darin sehe ich die große gefahr, die blady andeutend berührt. und diese modelle sind nichts neues sie ziehen sich wie ein rotes breites band durch die geschichte der politischen entwicklung der menschheit.
Ex-Ralfchen ist offline  
Alt 14.10.2019, 21:48   #8
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Standard Halle

Shalom kann man den Menschen nur wünschen.
Doch die Realität sieht anders aus. Ein weiteres deutliches Zeichen konnte aus Halle und zeigt, das die Anfänge überschritten sind.
Das was ich vorher schon kritisierte, nämlich, dass es keine Wache Zivilgesellschaft und politische Kraft gibt, die die Zeichen der Zeit zu deuten weiß.
Stattdessen überraschte Betroffenheit- wer angesichts der Entwicklung darüber überrascht ist, hat die letzten Jahre verschlafen.
BladeRuner ist gerade online  
Alt 14.10.2019, 22:25   #9
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Stattdessen überraschte Betroffenheit- wer angesichts der Entwicklung darüber überrascht ist, hat die letzten Jahre verschlafen.
Was heißt "die letzten Jahre", BladeRuner? Der Antisemitismus war in Deutschland immer gegenwärtig. Warum sonst werden die Jahrzehnte hindurch jüdische Zentren und die Synagogen von der Polizei überwacht? In Frankfurt ist das jedenfalls so.

Mit "Betroffenheit" muss mir niemand kommen. Es gibt kaum ein Wort, das heuchlerischer und inflationärer in Gebrauch ist. Betroffen sind nämlich die meisten Menschen, die das von sich behaupten, gar nicht. Sie sind außenstehende Wahrnehmer, die Mitgefülhl äußern, sofern sie es haben, oder betrübt über eine verbrecherische Tat sind, sich aber von der Sache nicht direkt berührt sehen. In den Medien macht sich aber eine Betroffenheitskultur gut: Man lässt den Kiefer und die Mundwinkel sacken, setzt einen Hundeblick auf und äußert mit gebrochener Stimme "Betroffenheit" - damit ist die Pflicht erledigt und die Amtstat zu Protokoll genommen.

So wird mit deutscher Sprache umgegangen, was mich nicht betroffen macht, weil ich Begriffe abwäge. Was mich aber erschüttert.
Ilka-Maria ist offline  
Alt 15.10.2019, 22:53   #10
männlich kuse
 
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Zitat:
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Das eigentlich erschreckende daran ist, das niemand in diesem Lande, diese existenzielle Frage stellt, weder institutionell, noch personell haben die Verantwortlichen das Problem auf dem Radar.
Sind wir auf dem Weg, in eine faschistische Diktatur? Und was bedeutet dies, für die Menschheit?
Ich fang mal vom Ende her an. Ich höre sehr oft, dass in diesem land die Fragen nicht gestellt werden, die Debatten nicht geführt werden und die Gefahren nicht gesehen werden. Bevor ich zu meinem eigentlichen Punkt komme, lässt sich hier ganz einfach erwidern: Doch, die Debatten werden jeden tag geführt, jeden Tag.

Zitat:
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Zum historischen Verlauf zeigen sich derzeit viele auffällige Parallelen.
Bei den Landtagswahlen 1929 feierte die nsdap, ein Jahr zuvor noch bedeutungslos, große Wahlerfolge in Sachsen und Brandenburg während in Berlin die GroKo vor sich hin dümpelte.
Du hast sicherlich recht, dass derzeit in der Geschichtsforschung oft gesagt wird, 1929 LTW Sachsen/Brandenburg seien die Anfänge des Siegeszugs der NSDAP gewesen. Natürlich ist das auch nciht einfach von der Hand zu weisen. Ganz vergessen darf man aber auch nicht: Die NSDAP war in Sachsen nach der LTW nur 6. stärkste Kraft mit 4,92%, in Brandenburg mit 5,6 ebenso nur auf Platz 6. Und man muss auch sehen, dass es in der WR extrem große Ausschläge bei Wahlergebnissen gab, weshalb es nur sehr schwer zu vergleichen ist.


Zitat:
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Seit Jahren geistern in zunehmendem Maße rechte, rechtsradikale, faschistische, völkische, rassistische, antisemitische Tendenzen und Einstellungen durch Deutschland.
...
Im Schatten der Euphorie einer sich politisienden Jugend und eines scheinbar erstarkten liberalen Bürgertums, hat sich ein rechtsradikaler Mainstream auf unterschiedliche Ebenen, quer durch alle Bevölkerungsschichten etabliert.
hier kommen wir endlich zu meinem eigentlich Punkt: Erst einmal sprichst du von einem rechtsradikalen Mainstream. Den sehe ich nciht, aber es illustriert wunderbar die Debatte, in der wir sind.
Zwischen rechts, rechtsnational, rechtsradikal, rechtskonservativ und reaktionär gibt es erheblich Unterschiede und viele Schnittmengen. Sie alle in den Rechtsradikal-Topf zu schmeißen, ist kurzsichtig.

Wir sind gesellschaftlich seit einigen Jahren mitten in einer der wichtigsten Debatten, die wir seit Jahrzehnten erleben. In den letzten 10-15 Jahren hat sich die politische Mitte, das gesamtgesellschaftliche Agreement zu unserem Zusammenleben, absolut zu recht nach links verschoben. Nicht nach ganz links, aber linker als vorher. Das hat eine neue Form des Feminismus hervorgebracht, die Klimasensibilität, gegenderte Sprache, Homosexuellenrechte, es hat aber auch dafür gesorgt, dass sich die Grenzen dessen, was gesellschaftlich 'gesagt werden darf' und was nicht, verschoben haben und wir uns, als gesellschaft, noch nicht geeinigt haben, wo genau dort die Grenzen liegen. Das führt widerrum dazu, dass an dem einen Rand die einen ihre Chance wittern, bei allem Fortschritt schnell noch mehr rauszuholen und die andere Seite die Angst vor Veränderung hat, vor Neuem und das gefühl hat, man wolle ihnen etwas verbieten, was sie ja jahrzehntelang durften.
Wir sind in dieser Debatte, in der ganz großen und in vielen dutzenden kleinen. Wir sind in der vll größten gesellschaftlichen Debatte seit 68. Und in der größten strukturellen seit 89.
Ob das zu einem neuen Faschismus führt? Nein. Ich sehe das Erstarken der Rechten eher als eine Art 'letztes Aufbäumen', obwohl es natürlich immer Rechtsradikale geben wird. und die demokratischen 'Rechten', Konservative, Reaktionäre, Neokonservative und rechtsnationale sind für usner demokratisches System äußerst wichtig. Auch hier ist es wichtig, seinen politischen Feind, einen menschen, der in vielen Dingen anders denkt als man selbst, dennoch zu akzeptieren, solange er sich auf dem Boden des GG bewegt. Ob er nun Diesel fährt, die Grenzen zumachen will oder neben greta steht. Wir brauchen das gesamte Spektrum des gesetzlich akzeptierten.

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria
Gerade die Bürger der Ex-DDR werden wohl kaum eine Dikatatur, die sie gerade losgeworden sind, durch eine andere ersetzen wollen.
Auch wenn ich dir in diesem Faden bei vielem beipflichte, das zweifle ich stark an.
1) 'gerade erst' ist 30 Jahre her. Und 30 Jahre sind eine Menge zeit, um aus seinen Fehlern gelerntes wieder anders zu sehen. (1918/1939 - 31 Jahre)
2) Es gibt eine Menge Menschen, die verklären nach wie vor die SED Diktatur. Vgl. hier zu die Debatte, die DDR sei zwar eine Diktatur gewesen, aber kein Unrechtsstaat. Das verharmlost die Diktatur.
3) Dass Diktaturen, ähnliche Strukturen oder Vorstufen dorthin schneller wieder entstehen können, als einem lieb ist, sieht man an einigen Beispielen: Polen, Ungarn, USA, Russland
4) Dass schwache Demokratien oft auch zu Spaltungen führen und einen an den Abgrund bringen, sieht man auch, vgl Großbritannien oder Italien
kuse ist offline  
Alt 15.10.2019, 23:19   #11
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Standard Danke für deine Antwort

Hallo Cuse,
deine Antwort enthält viele gute Aspekte.
Ich bin von der von mir formulierten These keineswegs überzeugt.
Ich habe sie als Frage formuliert ohne mir über die Antwort sicher zu sein.
Allerdings denke ich, die Gefahr ist deutlich größer, als viele, vielleicht du, meinst.
Die Betroffenen der Entwicklung der letzten Jahre sind deutlich skeptischer und sensibilisiert.
In der jüdischen Gemeinde ist man bereit entsprechende Konsequenzen zu ziehen und nicht ein 2. Mal die rechtzeitige Flucht zu verpassen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass die, die den Preis bezahlen müssen, eine kritischere Perspektive haben, als die, die es im Zweifelsfall einfach aussitzen könnten.
Ein rechtsradikale Mainstream und eine entsprechende Subkultur hat sich etabliert.
Da sind die Experten ungeteilter Meinung. Aufgrund meiner persönlichen Situation und meiner Biographie beschäftige ich mich seit Jahrzehnten mit der Thematik. Ich teile die Auffassung derer, die ich oben zitierte.
Ob es am Ende im Faschismus endet, weiß ich nicht. Aber die Gefahr sehe ich schon und ein zu langsames Erwachen der politischen und gesellschaftlichen Kräfte. Die Radikalen scheinen immer einen Schritt weiter zu sein.
Warten wir es ab.
Ich bin auch gespannt, wo die Flüchtlinge dieser Entwicklung hin könnten. Die Existenz Israels ist da beruhigend.
Shalom an alle Blade
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Alt 16.10.2019, 00:10   #12
männlich kuse
 
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Zitat:
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Ein rechtsradikale Mainstream und eine entsprechende Subkultur hat sich etabliert.
Da sind die Experten ungeteilter Meinung.
Selten habe ich Experten gesehen, die ungeteilter sind. Und auch hier ist deine Aussage gefährlich unpräzise, denn auch wenn du bei rechtsradikaler Subkultur, schlimmer sogar, rechtsradikaler substruktur, recht hast, gibt es in deutschland keinen rechtsradikalen mainstream. Es gibt nicht einmal einen reaktionären mainstream. und jede rechte Tendenz, jedes rechte Standing und jede rechte Meinung rechtsradikal zu bezeichnen ist gefährlich, da sie den wirklich rechtsradikalen in die karten spielen.
Der Mainstream in Deutschland ist nach wie vor mit (mal mehr, mal weniger) 78 prozent absolut demokratisch nicht rechtsradikal. Die Mainstream-Presse besteht aus BILD, Spiegel, taz, stern, focus, FAZ, SZ, zeit und regionalen Tageszeitungen. Keine davon ist auch nur annähernd rechtsradikal.
gerade bei dem thema bin ich sehr darauf bedacht, die begrifflichkeiten nicht überschwappen zu lassen und sehr korrekt zu bleiben.
kuse ist offline  
Alt 16.10.2019, 00:42   #13
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Standard Du irrst

Mainstream in diesem Bereich besagt, dass es Überzeugungen gibt, die nichts weiter als rechtsradikale Überzeugungen repräsentieren.
Der Mainstream ist die Schnittmenge mit rechtsradikale Standpunkten.
Und das hat sich entwickelt.
Es geht nicht um die Medien, oder Parteien.
Dies musst du dabei bedenken.
Was Rechtsradikalismus ausmacht, muss mir niemand erklären. Natürlich ist der inflationäre Gebrauch kontraproduktiv, da er die Grenze verwischt.
Die theoretische Definition ist Voraussetzung für eine effektive Bekämpfung des Problems, da hast du recht. Aber diese habe ich glasklar und messerscharf zur Hand und vor Augen.
Wie gesagt, ich bearbeite dieses Thema seit Jahrzehnten.
BladeRuner ist gerade online  
Alt 16.10.2019, 10:21   #14
männlich kuse
 
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Zitat:
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Mainstream in diesem Bereich besagt, dass es Überzeugungen gibt, die nichts weiter als rechtsradikale Überzeugungen repräsentieren.
Der Mainstream ist die Schnittmenge mit rechtsradikale Standpunkten.
Und das hat sich entwickelt.
Das ist eine absolut verwirrende und verquere Definition des Mainstreams. Kann es sein, dass du damit eher ausdrücken möchtest, dass es rechtsradikale Tendezen gibt, die im Mainstream salonfähig geworden sind? Da gebe ich dir recht, was den Mainstream aber nicht rechtsradikal macht. Genauso ist jemand, der etwas rechtradikales sagt, nicht zwangsläufig ein rechtsradikaler (was das gesagte aber auch nciht weniger rechtsradikal macht).
kuse ist offline  
Alt 17.10.2019, 00:00   #15
männlich BladeRuner
 
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Was ich sagen will, ist relativ simpel.
Rechtsradikale Standpunkte sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen, also Mehrheitsfähig und in Teilen der Gesellschaft hat sich eine faschistische Kultur etabliert, zumindest auf Überzeugungs Ebene.
Die Frage die du aufgeworfen, aber deren Antwort schuldig geblieben bist, ist die ,nach der Definition von Faschismus.
Wenn du diese Frage beantworten kannst, dann erkennst du auch den Einzug rechtsradikale Überzeugungen in den Mainstream.
Aber vergiss von mir aus den Mainstream.
Mir reicht die Tatsache, dass gewisse Positionen mehrheitsfähig sind und sich eine faschistische Lebenswirklichkeit und (Jugend)Kultur entwickelt hat.
BladeRuner ist gerade online  
Alt 14.04.2020, 21:45   #16
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Standard Das geht aber schnell

Mal von der ganz anderen Seite kommt dieses Thema zurück.
Fakt ist, dass wir in einer Diktatur leben.
Grundrechte außer Kraft, Verfassung bedeutungslos, Bürger entrechtet, die Präventionsdiktatur von Hygienikern, Virologen, Amtsärzten, Gesundheitsministern und derer mehr, hat uns voll im Griff.
Neueste Meldung in diesem Irrsinn: die Corona Kritikerin Beate Bahner ist erwartungsgemäß, nicht nur mit ihrer Verfassungsklage gescheitert. Am Sonntsg wurde sie verhaftet und in die Psychiatrie Heidelberg eingewiesen.
Die Diktatur ist da, auch wenn sie völlig überraschend aus einer anderen Ecke kommt.
Interessant dazu ist auch das Interview mit Adward Snowden, das vor 6 Tagen ins Netz kam.
Bin gespannt, was über den Eingängen der neuen Lager steht.
Vielleicht, IMPFEN MACHT FREI
Warten wir ab, was aus dem Irrsinn wird.
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Alt 15.05.2020, 11:31   #17
männlich gelberhund
 
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Die Menschen wollen normalerweise und eigentlich nur das Gute. Wenn man das Gute auch erreicht und bekommt lebt man in Frieden. Das bedeutet wir müssen uns versorgen und einander helfen. Wenn der Weltfrieden einmal eintrifft, was auch metaphysisch geschieht, sind wir in Sicherheit. Die Macht des Guten ist beträchtlich wenn man Mut hat und den richtigen Plan. Ich ordne mich lieber einem Guten als einem Bösen unter, dann geht alles gut aus denn man bleibt dem wahren Selbst des Menschen treu auf diese Weise. Der Böse ist eigentlich ein Guter ohne Freiheit wie sie sein soll. Er verspürt Freiheit nicht als zu teilenden Segen sondern als "geile Möglichkeit". So habe ich das vor kurzem mal verstanden. Man lernt aber aus Erfahrungen und kommt so dahin daß man Freiheit als "auffüllbar" sehen muß. Die Götter versenken sich in die Freiheit dieser Welt und wollen gefunden werden. Sie schenken uns Ideen und Liebe und wollen verstanden sein und sie sind unsere eigentlichen "Arbeitgeber". Wenn dabei nicht manipuliert wird finden wir sehr eigentümliche Dinge und erhalten Erleuchtung und Freude als Belohnung. Die Tiere und Pflanzen auf dieser Welt sind wichtig und müssen begärtnert werden und viel in die Gesellschaft eingelassen sein. Affen essen kein Fleisch und daher glaube ich daß ich auch eigentlich kein Fleisch essen sollte, denn ich bin ja auch nur ein Affe. Ich habe das jetzt wieder zwei Tage geschafft und bin über diesen Fleischappetit hinaus der einen sonst so schnell zurückzieht ins fleischliche Leben. Ich halte auch dafür daß der fleischliche Weg der in der Bibel beschrieben ist, genauerweise viel mit Fleisch essen zu tun hat. Da waren die Menschen viel viel zu träge historisch und gegenwärtig und haben keine wahre Liebe zu Tieren und Pflanzen praktiziert. Die Tiere mußten viel durchmachen und sind auch ärgerlich auf Menschen und lassen uns nicht in ihre Geistdinge ein auf das wir auch vollständige Lebewesen wären. Wir bilden uns viel auf uns ein und haben kein ordentliches Selbstverständnis, sondern nur ein mathematisch-gierig-reduziertes. Ich glaube die Götter wollen das dringend ändern und spielen viel mit Tieren, sind aber darauf bedacht uns zu sagen daß das Fleisch essen aufhören muß denn es ist unser zivilisatorischer Hauptfehler der dringend aufhören muß damit wir an der ewigen Welt von Geist und Leben ordentlich teilnehmen können. Liebt einander und liebt die Erde und alle Lebewesen auf ihr. So findet ihr in die Wahrheit. Die Freiheit hat dann ihren Sinn und man ist auf den Wegen der Götter unterwegs. Weiterhin teilzunehmen an der Fleischfresserei führt in Langeweile oder Irrsinn.
gelberhund ist offline  
Alt 15.05.2020, 12:11   #18
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Hi gelberhund!

Wenn du glaubst, dass Affen kein Fleisch essen, dann solltest du dir mal Schimpansen bei der Jagd anschauen. Oder wie sie "Krieg" gegen andere Clans führen. Die werden einfach so in Stücke gerissen. Brutaler Scheiß.

LG
k

P.S. Hätten Menschen nie angefangen Fleisch zu essen, wären wir jetzt sicher nicht in der Lage, überhaupt darüber nachzudenken.
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Alt 16.05.2020, 15:46   #19
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Zitat:
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Die Menschen wollen normalerweise und eigentlich nur das Gute. Wenn man das Gute auch erreicht und bekommt lebt man in Frieden...Langeweile oder Irrsinn.

bedauerlicher weise ist genau das gegenteil der fall, denn das böse im menschen überwiegt liebes g. hundchen. schau nur mal in die kleinen segmente der gesellschaft wie ein forum und denke an den blanken hass und die abwehrstrategien, die man gegen das wunderbare ralfchen in bewegung setzte. böse holz- und wasserköpfe agierten nuklear!
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Alt 16.05.2020, 16:26   #20
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Wenn "böse" gleichzusetzen ist mit "schädlich", dann war in der bisherigen Menschheitsgeschichte bis etwa 1800 im Durchschnitt das Böse geringer als das Gute, denn die Weltbevölkerung nimmt zu, nicht ab. Der durchschnittliche Wohlstand nimmt auch zu. Also bis etwa 1800 war die Entwicklung nicht selbstzerstörerisch.

Allerdings ist der technisierte Anteil der gegenwärtigen Menschheit seit über 100 Jahren böse gegenüber der Umwelt; die nimmt mehr und mehr Schaden, was auch wiederum der Menschheit schadet. In dieser Hinsicht tendieren die technisierten Menschen mehr zum Bösen als zum Guten. Leider sind sich viele dessen nicht bewusst; sie denken, sie seien gut. Sind aber -- unabsichtlich -- böse.
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Alt 16.05.2020, 17:09   #21
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Standard Hallo ihr Lieben

Durchaus interessante Gedanken und Diskussionsfähige Beiträge kommen hier zusammen.
Das Böse in der Welt, im Menschen, woher es kommt und was uns aus dieser Not hillft.
Meine Antwort darauf ist klar und euch sicher bewusst.
Das Faschismus mit der Bosheit im Menschen zu tun hat, ist auch klar. Allerdings interessierte mich in diesem Faden die Frage, ob wir in einer Phase leben, in der eine faschistoide Diktatur denkbar ist. Nicht unbedingt im ideologischen Sinn, aber im Duktus der Methodik.
Gruß in euren Tag
Blade
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Alt 16.05.2020, 22:13   #22
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Hat der Faschismus eine Chance im gegenwärtigen deutschsprachigen Raum?

Nun, das Faschismus-System an sich strebt zum Inzest. Das System schließt Neuartiges radikal aus. Das betrifft nicht nur die organischen Körper, die sich mehr und mehr selbst kopieren innerhalb ihrer geographischen Einzäunung -- sie werden dadurch anfällig gegenüber neuen Krankheiten, die die Evolution trotz Einzäunung hervorbringt. Also schon deshalb hat der Inzest wenig Chancen, sich groß auszubreiten.

Radikal ausgeschlossen werden im Faschismus auch neuartige Ideen, die jedoch notwendig wären, um neuartige Probleme zu lösen. Der gemeine Faschist ist daher nicht in der Lage, neuartige Problem zu lösen. Er beharrt auf alte Regeln, auch wenn sie unnütz sind. Auf neuartige Probleme reagiert er bestenfalls mit Einfalt (Beispiel: "Virus im Körper bekämpfen durch das Schlucken von Desinfektionsmitteln").

Wie Karl Popper schon darlegte: Problemlösungen zu finden, geht am besten in einer offenen Gesellschaft, wo jeder am großen Tisch seine Vorschläge äußern kann. Je größer der Tisch, und je experimentierfreudiger die Gesellschaft, desto höher sind die Chancen, Probleme zu lösen.

Daher denke ich, dass der Faschismus immer nur in Nischen und zeitlich sehr begrenzt erscheinen kann. Je radikaler der Faschismus ist, desto instabiler ist er. Er ist ein Furunkel, gefüllt mit Skepsis gegenüber seinen eigenen Zellen. Er könnte nicht einmal überleben, wenn er alleine am Arsch der Welt sich niederließe. Er löst sich mithilfe seinerselbst auf.

Diktaturen, dessen Führungs-Klan groß und vielgestaltiger ist (China), haben größere Chancen zu überleben, weil der Tisch größer ist und neuen Ideen Platz machen kann. Hingegen stehen die Chancen auf null, wenn nur ein einziges Arschloch die Vorschläge macht. Siehe Adolf H. -- In "Mein Kampf" beschreibt er, ohne es zu wissen, seine eigene, endlos dumme Einfältigkeit. Sie hat ein Fortbestehen nicht ermöglicht. Die Evolution lässt systembedingt nur liebendes Leben zu. Ist doch logisch. Leben ist etwas positives. Organismen wachsen durch Addition, nicht durch Subtraktion. Hass ist Subtraktion.
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Alt 16.05.2020, 22:22   #23
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Zitat:
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Die Evolution lässt systembedingt nur liebendes Leben zu. Ist doch logisch.
Bist du dir dessen sicher?

Ist das wirklich "logisch"? Und wenn ja, ist es dann auch wahr?
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Alt 16.05.2020, 22:28   #24
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Meiner gegenwärtigen Auffassung nach ist das logisch. Ob diese Aussage wahr ist, kann niemand sicher wissen, auch ich nicht.

Natürlich ist die Aussage verkürzt. Ich meine das im Großen Ganzen, in der Summe der Evolution. Ich meine dabei nicht die gegenteiligen Ausnahmen, die in der Minderheit sind.

Und mit Liebe meine ich hier die Liebe zum Mitmenschen, nicht die Liebe zum Schlachtfeld.

100% Zerstörung führt zu Null. Ist doch logisch.
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Alt 16.05.2020, 23:02   #25
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Was hat Leben mit Liebe zu tun?

Die Evolution besteht nicht nur aus der Menschheit. Es gibt eine ganze Menge Leben auf der Erde, und das hat für seinen Fortbestand keine Liebe gebraucht.

Außerdem weiß niemand, wie das Gefühlsleben oder das spirituelle Leben bei den Menschen der Vorzeit war.

Zerstörung auf Null? Wie soll das gehen? Nach dem Dreißigjährigen Krieg waren in Europa ganze Landstriche entvölkert, die beiden Weltkriege haben Millionen Tote gekostet, das hat die Menschheit im Handumdrehen wettgemacht.

Selbst mit den heutigen technischen Mitteln wäre es kaum möglich, die gesamte Menschheit auszurotten. Viel zu teuer, und irgendwann gehen die Mittel dazu aus, bevor der letzte Winkel auf dieser Erde erreicht ist. Selbst wenn nur wenige Menschen übrigblieben, würden sich diese wieder rapide reproduzieren. Dazu genügt der Sexualtrieb, Liebe ist nicht notwendig.
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Alt 16.05.2020, 23:30   #26
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Der letzte Teil meines Kommentars war ja offensichtlich vereinfacht und "poetisch" überhöht, zum Zweck der Unterhaltung. Nun fokussierst Du den Begriff "Liebe", das verlangt eine genaue Definition.

Unter "Liebe" verstehe ich geistige Zuneigung. Ich vermute, dass jedes Nerven besitzende Lebewesen Empfindungen erleben kann (Qualia), und dass darunter auch so etwas wie Liebes-Empfindungen vorkommen.

Klar kann man die Intensität dieser Empfindung in eine beliebige Skala unterteilen, und dann bestimmte Skalenbereiche mit weiteren Begriffen symboliseren, wie etwa "nett finden", "mögen", "lieben", ... Aber was bringt das jetzt meiner poetischen Rhetorik gegen den Faschismus?

Ja, die Evolution besteht nicht nur aus der Menschheit.

"Nach dem Dreißigjährigen Krieg waren in Europa ganze Landstriche entvölkert, die beiden Weltkriege haben Millionen Tote gekostet, das hat die Menschheit im Handumdrehen wettgemacht" -- weil zuletzt in der Summe die Liebe zum Leben größer war als die Zerstörungswut.

"Zerstörung auf Null? Wie soll das gehen?" -- Es geht nicht. Sage ich doch.
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