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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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29.08.2012, 22:50 | #1 |
Dabei seit: 04/2011
Ort: Die leere Fernbedienung
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Die Ornamente warmen Winds verblassen
Die Ornamente warmen Winds verblassen
in Mollpastellen einer alten Leier, am Schiefergrund der Eschen um den Weiher wo Mönche Toten ein Gedicht verfassen. Das Samt der Wälder schwemmt ihr Hauch gelassen zur Nacht, dort schwelen violette Schleier aus Marmormündern stummer Wasserspeier und rollen über die Azurterrassen. Geruhiges Tändeln säumt des Geists Ballade bevor des Sommers Zärtlichkeit verloht. Die Sänger, sie verlassen die Estrade. Die Sonne trübt sich in Korallenrot und welkt zum Ufer der Kristallkaskade, in deren Teich sie zu verblühen droht. |
30.08.2012, 21:29 | #2 |
Formalia
Durchweg ein gutes Sonett.
Daher erlaube ich mir ein paar Anmerkungen auf etwas formalem Niveau: 1) Die weibliche Kadenz macht einen Zeilensprung bisweilen unmöglich (auffallend vor allem bei "gelassen | zur Nacht"). Bei petrarkischen Sonetten wird daher im Oktett gern die stumpfe Kadenz präferiert - also ein reiner fünfhebiger Jambus. 2) Die inhaltliche Anordnung entspricht nicht ganz der eines archetypischen traditionellen Sonetts (Oktett: Spannungsaufbau, Sextett: Auflösung bis Entkrampfung). Und mir persönlich gefällt zwar die Bildsprache, die in sich stimmig ist, aber ich kann damit trotzdem eher wenig anfangen (mea culpa). Das alles ist jetzt keine sachliche Mäkelei, denn Gedichte leben von der Fortentwicklung. Wie gesagt: handwerklich versiert und gut! Weiter so! |
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30.08.2012, 22:21 | #3 |
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Hallo movfaltin,
Danke für dein Lob. Zu Punkt 1: Das Finde ich nicht. Bei der von dir genannten Stelle gebe ich zu das es schlecht gesetzt ist. Das liegt aber nicht an der weiblichen Kadenz, sondern daran das der Satz nach dem Vers noch weiter geht und den Leser dazu verführt "gelassen" nicht als Versabschluss zu betonen, Ich gestehe das ist miserabel von mir gemacht worden und ich ärgere mich bis zum heutigen Tag über diese Stelle, sie schwächt das Sonett. Ich habe auch schon oft überlegt wie man das adequat umbauen kann, bin aber zu keinem Ergebnis gekommen. Die Kadenzen sollte man im Sonett (eigentlich in jedem Gedicht) nach ihrer Wirkung und Notwendigkeit verwenden. Je nach Inhalt und umzusetzender Atmosphäre unterschiedlich. Zu Punkt 2: Ja das stimmt, vom Inhalt und Aufbau her habe ich aber auch keinen Gedanken daran "verschwendet" darauf acht zu geben. Meine Intension lag ehr darin ein "spährisches" Sonett zu verfassen. Als Mäkelei habe ich auch es auch nicht aufgefasst. Es waren lediglich technische Hinterfragungen, gegen die ich nichts hab. Ehr bezeugen sie Kenntnis und Interesse. Liebe Grüße, Kleehonig. |
31.08.2012, 02:09 | #4 | ||
Hallo Briefmarke!
Ein starkes, von kreativer Begabung geprägtes Sonett. Von der Metrik her gibt es Kleinigkeiten, die meinen Lesefluss behindern. Strophe 3 Vers 1: Zitat:
Geruhes Tändeln säumt des Geists Ballade, bevor des Sommers Zärtlichkeit verloht. Die Sänger, sie verlassen die Estrade. Strophe 4 Vers 1: Zitat:
Daher würde ich den 1. Vers dieser Strophe anders formulieren: Es trübt die Sonne sich Korallenrot und welkt zum Ufer der Kristallkaskade, in deren Teich sie zu verblühen droht. Nur dieser eine Vers wäre dann nicht jambisch, jedoch schmälert das keinesfalls das insgesamt vorzeigbare Werk. VG Pitti |
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31.08.2012, 03:15 | #5 |
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Hallo Pit Bull,
das Wort "geruhig" ist keine Schöpfung meiner Hand. Und ich finde das es in den Jambus passt. So trenne ich es beim sprechen im Vers. "Ge-ruhi-ges Tän-deln säumt..." in Prosa könnte man es sicher auch folgender maßen trennen ge - ru - hi -ges wobei ich aber glaube das dies lediglich am Zeilen/seitenende Verwendung finden wird. Da mir dieses Wort, in vier Silben unterteilt und ausgesprochen sehr unnatürlich klingt. Und da mir deine Alternative nicht wirklich zusagt werde ich das Wort beibehalten. Die von dir angesprochene Stelle bei S4 ist mir auch noch ein Dorn im Auge. Hatte bis jetzt aber noch keine Zeit sie zu reparieren, muss ich auch nicht mehr, da mir dein Vorschlag gefällt. wird gleich übernommen. Danke für deine Mühe. Aber der Vers ist doch dann jambisch, oder welchen meinst du, vielleicht verstehe ich dich ja nur gerade falsch. Vielen Dank für deinen Kommentar, Pit Bull. Liebe Grüße, Kleehonig. |
31.08.2012, 11:58 | #6 | ||
Zitat:
Zitat:
VG Pitti |
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01.09.2012, 05:05 | #7 |
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Die beiden Verse sind absolut jambisch, schau
x X x X x X x X x X Die SONne TRÜBT sich IN KoRALlenROT x X x X x X x X x X Es TRÜBT die SONne SICH KoRALlenROT Durchgängig im jambischen Fünfheber. |
01.09.2012, 18:40 | #8 |
02.09.2012, 21:54 | #9 |
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Korallen wird xXx betont.
deswegen kann man es ja auch in Reimverbindung mit Worten wie... Fallen, Quallen, Metallen... verwenden Wäre die erste Silbe betont ginge dies nicht. Ein Reim (hier mit weicher Kadenz) geht immer von der Betonten Silbe aus. Bei manchen Worten, vor allem bei Fremdworten, ist es aber manchmal ein bisschen schwieriger diese aus zu machen. Liebe Grüße, Briefmarke. |
03.09.2012, 06:55 | #10 |
Hallo Briefmarke,
du legst mit viel Begabung (ich teile die Einschätzung Pit Bulls) ein sehr fein gesponnenes, sprachlich ungewöhnliches und anregendes Gedicht vor. Auch der Titel wölbt sich stimmig über das Ganze. Ich werde es sicher noch mehrmals lesen. LG gummibaum |
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03.09.2012, 07:20 | #11 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Briefmarke -
ich stehe bewundernd vor diesem wortmächtigen Sonett. Jedem vorher geäußerten Lob schließe ich mich vorbehaltlos an und auch ich betone Korallenrot. Einzig d a s Samt verwirrt mich. Sollte es nicht "der Samt" heißen, auch wenn "das Samtige" oder "das Samtne" gemeint ist? Lieben Gruß von Thing |
03.09.2012, 07:54 | #12 |
gesperrt
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@Briefmarke
Dein Gedicht:
Vielleicht hier und da ein wenig überladen, aber trotzdem ist es sehr angenehm - auch in Einbetracht der vielen "Fremdwörter" und Wortbildungen - es zu lesen. Gelungen. LG Martin |