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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 22.10.2017, 15:34   #1
männlich MiauKuh
 
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Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Standard Die Liebschaften der Donna Clara

I – Egon

Dreizehn Kugeln in den Körper
trafen ihn, er sank nach unten,
dunkler Qualm stieg hoch nach oben,
wegepustet von dem Munde.

Schwarzer Schatten, blass verschleiert,
schwang um Egon, blutumströmet.
Seine Brust war wie ein Siebchen,
voller dunkelroter Löcher.

Donna Clara hielt ihm Hände,
doch wozu, es war vergebens.
Seine Lichter, seine Flammen,
waren je bereits erloschen.

„Hast geräuspert, Blut gegeben,
mit der kampfesstarken Miene.
Süßer Egon, so zu sterben
ist die Blüte deiner Liebe.

Im Duelle mit Fernando
hast du tapfer mich umworben,
doch dein Ende ist der Anfang
meiner geistigen Verlobung.

Hier am Boden vor mir liegend
musst du dieses nun begreifen,
wirst vergehen, von mir schwinden,
bald im Himmel glücklich weilen.“

Donna Clara ließ ihn gehen,
Egons Augen wurden leerer
und Fernando nahm die Hände,
seiner innigsten Geliebten.

„Holde Dame meines Sieges,
ich will eurer nur genießen,
möget ihr mein Herz besitzen,
meine Liebe tief erfahren.“

Beide ritten zu Fernando,
zu begehren dort einander,
auf die körperliche Weise,
doch sie wollte es ganz anders.

Donna Clara wollt nur hören
des Fernandos schöne Stimme,
gab ihm keine zarten Küsse,
stillte nichts an heißen Wünschen.

„Ach Fernando, ich muss gehen,
denn beim Vater ist Ramiro,
hab gehört von diesem Manne,
möchte ihn nun kennenlernen.“

Und Fernando ward verstoßen,
fühlte Dolche, scharf im Herzen,
doch er glaubte nicht an Schlimmes,
folgte ihr wie einer Möhre.

II - Fernando

"Donna Clara, deine Augen
sind die Schönsten hier auf Erden.
Deine Blicke, dieses Zaubern,
niemals kann ich mich erwehren.

Kommst du her, beginnst zu reden,
will ich deinen Worten lauschen,
will die Hände deiner fühlen,
doch ich halte mich im Zaume.

Fährst du über meine Lippen
mit den Fingern, geht ein Beben
von Verlangen nach Befrieden
durch den Körper meiner Seele.

Feuer brennt in meinem Herzen
für dich schöne Donna Clara.
Willst du deine Gunst mir schenken,
dass ich Liebesglück erfahre?

Mit dem Köpfchen mir zum Munde
spüre ich dich heißer atmen
und ersehne eines Kusses,
doch du hebst an mir zu klagen:"

"Oh mein Herz ist so zerschmolzen,
denn ich schmachte nach Ramiro,
dessen Liebe, unverlogen,
mir zu Herzen wahr gesprochen.

Kannst du mich denn nicht auch lieben,
ohne mich einmal zu küssen?
Reicht es nicht mit mir zu reden,
hast du körperliche Wünsche?"

"Donna Clara! Lass es bleiben,
führ mich nicht in die Versuchung,
lass mich nicht nach dir verzehren,
denn für immer würd ich leiden."

"Ach Fernando deine Worte
klingen mir so süß wie Honig
und ich spüre dein Verlangen
nach dem Körper den ich habe.

Doch ich muss dich schlimm enttäuschen,
ich werd nie die deine werden,
bin für immer schon vergeben
an den edlen Don Ramiro."

"Ja das weiß ich, ja das weiß ich,
Donna Clara, meine holde,
doch ich will dich nicht verlieren,
wirst du gehen, muss ich leiden."

Und sie ging, stieg in die Kutsche
und Fernando brach zusammen,
krümmte sich vor Schmerz am Boden,
war erschossen vom Verlangen.

Donna Clara sah im Fenster
den Fernando leidend liegen
und sie stoppte gleich die Kutsche,
rannte sofort hin zu helfen.

"Mein Fernando, komm zu Sinnen,
kannst du dich an mich erinnern?
Deine holde Donna Clara,
ich bin deine, für den Geiste."

"Warum sollt ich eurer kennen?
Liebe nur allein zum Geiste?
Sowas könnt ich nie ertragen,
würde auf der Stelle sterben."

Donna Claras grüne Augen
wurden bleich wie welke Blüten
und vorbei war heißes Spielen
mit dem feurigen Fernando.

Narben blieben nicht im Herzen
beider hier, die sich ersehnten.
Donna Clara traf Ramiro
und Fernando hat vergessen.
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Alt 22.10.2017, 15:52   #2
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.879

Lieber MiauKuh,
ja, der Henry aus Düsseldorf hatte es auch schon drauf und mir gefallen Deine Verse. Am meisten genieße ich die "lapidaren" letzten Verse der Strophen.
Ins Detail müsste ich noch gehen, aber der mein Gesamteindruck soll Dir den Abend verschönen: Unter viel Unkraut blüht da endlich ein Blümelein:

Und der stolze Don Ramiro
bückt sich, um es abzupflücken;
ritzt den Daumen mit den Dornen,
flucht und freut sich trotz der Schmerzen.

Sei gegrüßt!
Heinz
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Alt 22.10.2017, 15:59   #3
männlich Sonnenwind
 
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Miau Kuh,

das ist toll! Kann ich lesen und lesen
und lesen...

Und überall hats so hübsche Assonanzen!

Dass du das so gut kannst!

LG
Sonnenwind
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Alt 22.10.2017, 16:52   #4
männlich MiauKuh
 
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Lieber MiauKuh,
ja, der Henry aus Düsseldorf hatte es auch schon drauf und mir gefallen Deine Verse. Am meisten genieße ich die "lapidaren" letzten Verse der Strophen.
Ins Detail müsste ich noch gehen, aber der mein Gesamteindruck soll Dir den Abend verschönen: Unter viel Unkraut blüht da endlich ein Blümelein:

Und der stolze Don Ramiro
bückt sich, um es abzupflücken;
ritzt den Daumen mit den Dornen,
flucht und freut sich trotz der Schmerzen.

Sei gegrüßt!
Heinz
Mich freut, dass du hier etwas zu geschrieben hast. Natürlich hast du Heinrich gut erkannt Ich fand seine Donna Clara sooo toll und hab einfach weiter über sie geschrieben. Eine faszinierende Figur, sowohl romantisch als auch .. Männer-ausnutzend, nie zufrieden und doch begehrend. Ja, die Widersprüche in ihr mochte ich. "Don Ramiro" war der Grund, weswegen ich das hier verfasst habe. Diese wunderschöne Lange geschichte von Heine zwischen Don Ramiro und Donna Clara, - für mich traf sie genau die Sprachart die Heine wählte, völlig reimlos, um von "Romantik" zu reden, für mich ist das im Moment fast die perfekte Art um dieses Zerreißen und den Klang in Herzdilematta rüberzubringen.
Die lapidaren letzten Zeilen mussten irgendwie herausführen aus diesen Dingen. Und Egon musste im Duell sterben, Fernando musste ihr folgen, so wie einer Möhre, er hängt doch auch an ihr.. und sie will nur die Liebe für den Geiste und ist mit keinem zufrieden ... oh ja..

Heinz: "Und der stolze Don Ramiro
bückt sich, um es abzupflücken;
ritzt den Daumen mit den Dornen,
flucht und freut sich trotz der Schmerzen."

Solche Zeilen zu lesen, nicht von Heine, tut gut!

Danke für die Abendversüßenden Worte Heinz!
Fühl dich gegrüßt. (Ich antworte dir noch per PN, hab das etwas liegen lassen, ohne konkrete Gründe.)

Zitat:
Zitat von Sonnenwind Beitrag anzeigen
Miau Kuh,

das ist toll! Kann ich lesen und lesen
und lesen...

Und überall hats so hübsche Assonanzen!

Dass du das so gut kannst!

LG
Sonnenwind
Ganz Vielen lieben Dank Sonnenwind,
es kann nicht sein, das ich so viel Frivoles hier ins Forum stelle.
Das ist nur ein Hauch von mir, es wäre eine Schande nicht auch anderes von mir zu offenbaren.
Ich liebe Assonanzen! Was meinst du wieviel Spaß ich hatte das zu Schreiben? Sicherlich werde ich das noch weiter tun. Die Art so zu schreiben fühlt sich für diese Dinge einfach richtig an und das kann nur "wahr" sein, wenn es sich so anfühlt.

- MiauKuh
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.10.2017, 21:20   #5
weiblich Ex-Letreo71
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Mönsch, MiauKuh, du musst ja schon Hornhaut an den Fingerspitzen haben.
Nein, Spaß beiseite. Ein Großes hast du da wieder abgeliefert. Spitze! Teil II mag ich persönlich lieber.

Lieben Gruß

Letreo
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Alt 22.10.2017, 21:32   #6
männlich Heinz
 
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Lieber MiauKuh,
gewiss wirst Du auch dieses Gedicht vom Heinrich Heine kennen - ich find es ganz einfach toll:

Doña Clara

Für die Liebe!
Heinrich Heine (1797-1856)

In dem abendlichen Garten
wandelt des Alkaden Tochter;
Pauken- und Drommetenjubel
klingt herunter von dem Schlosse.

›Lästig werden mir die Tänze
und die süßen Schmeichelworte,
und die Ritter, die so zierlich
mich vergleichen mit der Sonne.

Überlästig wird mir alles,
seit ich sah, beim Strahl des Mondes
jenen Ritter, dessen Laute
nächtens mich ans Fenster lockte.

Wie er stand so schlank und mutig,
und die Augen leuchtend schossen
aus dem edelblassen Antlitz,
glich er wahrlich Sankt Georgen.‹

Also dachte Doña Clara,
und sie schaute auf den Boden;
wie sie aufblickt, steht der schöne,
unbekannte Ritter vor ihr.

Händedrückend, liebeflüsternd
wandeln sie umher im Mondschein.
Und der Zephir schmeichelt freundlich,
märchenartig grüßen Rosen.

Märchenartig grüßen Rosen,
und sie glühn wie Liebesboten. -
»Aber sage mir, Geliebte,
warum du so plötzlich rot wirst?«

»Mücken stachen mich, Geliebter,
und die Mücken sind im Sommer
mir so tief verhaßt, als wären's
langenasge Judenrotten.«

»Lass die Mücken und die Juden«,
spricht der Ritter, freundlich kosend.
Von den Mandelbäumen fallen
tausend weiße Blütenflocken.

Tausend weiße Blütenflocken
haben ihren Duft ergossen. -
»Aber sage mir, Geliebte,
ist dein Herz mir ganz gewogen?«

»Ja, ich liebe dich, Geliebter,
bei dem Heiland sei's geschworen,
den die gottverfluchten Juden
boshaft tückisch einst ermordet.«

»Lass den Heiland und die Juden«,
spricht der Ritter, freundlich kosend.
In der Ferne schwanken traumhaft
weiße Lilien, lichtumflossen.

Weiße Lilien, lichtumflossen,
blicken nach den Sternen droben. -
»Aber sage mir, Geliebte,
hast du auch nicht falsch geschworen?«

»Falsch ist nicht in mir, Geliebter,
wie in meiner Brust kein Tropfen
Blut ist von dem Blut der Mohren
und des schmutzgen Judenvolkes.«

»Lass die Mohren und die Juden«,
spricht der Ritter, freundlich kosend;
und nach einer Myrtenlaube
führt er die Alkadentochter.

Mit den weichen Liebesnetzen
hat er heimlich sie umflochten;
kurze Worte, lange Küsse,
und die Herzen überflossen.

Wie ein schmelzend süßes Brautlied
singt die Nachtigall, die holde;
wie zum Fackeltanze hüpfen
Feuerwürmchen auf dem Boden.

In der Laube wird es stiller,
und man hört nur, wie verstohlen,
das Geflüster kluger Myrten
und der Blumen Atemholen.

Aber Pauken und Drommeten
schallen plötzlich aus dem Schlosse,
und erwachend hat sich Clara
aus des Ritters Arm gezogen.

»Horch! da ruft es mich, Geliebter;
doch, bevor wir scheiden, sollst du
nennen deinen lieben Namen,
den du mir so lang verborgen.«

Und der Ritter, heiter lächelnd,
küsst die Finger seiner Doña,
küsst die Lippen und die Stirne,
und er spricht zuletzt die Worte:

»Ich, Señora, Eu'r Geliebter,
bin der Sohn des vielbelobten,
großen, schriftgelehrten Rabbi
Israel von Saragossa.«

Ich finde es großartig, wie Heine allein durch den Rhythmus seiner Sprache und die Wortwahl nicht einmal einen Reim vermissen lässt. Ich habe mal versucht, in seinem Stil ein Gedicht zu schreiben und mit anderen in Blankversen der Meinung entgegen zu treten, dass ein Gedicht sich reimen muss. (Die Diskussion wird alle Jahre wieder einmal geführt, sie zeugt aber nur davon, dass viele nicht wissen, dass die meisten dieser Welt den Endreim (der beileibe keine deutsche Erfindung ist und erst im Mittelalter um sich griff) gar nicht kennen.

Ich geh jetzt schlafen, habe eine anstrengende Woche vor mir.
Gute Nacht!
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.10.2017, 21:48   #7
männlich MiauKuh
 
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Klaro kenn ich das, Heinz und ich finde es auch: ganz einfach toll!

Ich LIEBE diese Art Gedichte von Heine, die Reimlos verfasst sind, sie klingen durch und durch.
Interessant fand ich, grade an diesem Gedicht das du hier hineingeschrieben hast, dass er oft Zeilen doppelt.

Zitat Heinz:
"Ich finde es großartig, wie Heine allein durch den Rhythmus seiner Sprache und die Wortwahl nicht einmal einen Reim vermissen lässt. Ich habe mal versucht, in seinem Stil ein Gedicht zu schreiben und mit anderen Gedichten in Blankversen der Meinung entgegen zu treten, dass ein Gedicht sich reimen muss."

Ich stimme dir absolut zu. Das finde ich grade so toll an diesem Stil, er braucht keinen Reim. Er klingt einfach so und genau darum geht es, Reimerei selber ist ja auch gut für die "Erinnerung" und der Rhythmus und alles zur Verdeutlichung und zum Ausschmücken des Inhaltes .. es soll ein Kunstwerk sein. Heine war ein Meister. Es ist schön das es ihn gab und das er die Figuren Donna Clara und Don Ramiro erschaffen hat.

Liebe Letreo,

danke für dein Lob! Teil II entstand vor Teil I.
Hornhaut an den Fingern? Ich tippe wirklich sehr, sehr schnell, was mir hilft ...
Solche Geschichten müssen so lang sein .... Romantik, Hin und Her ... das geht ewig so weiter ..
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2017, 07:15   #8
weiblich DieSilbermöwe
 
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Wow - das ist toll. Von Assonanzen habe ich zwar keine Ahnung, aber ich mag es, wenn eine Geschichte im Gedicht erzählt wird.

Schön gemacht.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2017, 10:04   #9
männlich MiauKuh
 
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Wow - das ist toll. Von Assonanzen habe ich zwar keine Ahnung, aber ich mag es, wenn eine Geschichte im Gedicht erzählt wird.

Schön gemacht.

LG DieSilbermöwe
Dankeschön liebe DieSilbermöwe!
Ich freue mich.

Geschichten bleiben insgesamt ja auch in Erinnerung vielleicht nicht wortgetreu, aber so als 'Ganzes'.
Wortgetreu sinds im Kopf ja meist nur knappe Sprichworte.

Kennst du zufällig "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" ?
Herrlich. Falls du das nicht kennst, lies es mal.

Bleibt auch in Erinnerung ...

Liebe Grüße!
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2017, 10:39   #10
männlich Sonnenwind
 
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Geschichten - in Gedichtform werden Balladen genannt, nicht wahr?

Ist es egal, welche Gedichtform?
Sonnenwind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2017, 10:44   #11
männlich MiauKuh
 
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Zitat:
Zitat von Sonnenwind Beitrag anzeigen
Geschichten - in Gedichtform werden Balladen genannt, nicht wahr?

Ist es egal, welche Gedichtform?
Ballade ist ein komplizierter Begriff, den ich nicht definieren kann. Eine Ballade ist für meine erstmal ein Gedicht das eine Geschichte erzählt. Ha, genau wie du es geschrieben hast. Reicht das als umfassende Definition? Da gab es doch früher sogar mal "Reimschemata", wie die zu sein haben, die Balladen, oder nicht? Ich weiß das alles nicht mehr, weil es für mich keine Rolle spielt, da es historisch ist, und ich im Jetzt lebe und ich nicht vollkommen das nachmachen möchte, was früher war.

Geschichten erzählen ist aber schöööön. Ich glaube die wörtliche Rede war auch wichtig, oder? Mit mehreren Personen? Hm..
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2017, 12:24   #12
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
Kennst du zufällig "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" ?
Natürlich kenne ich das stand in meinem Deutschbuch. Habe es gelesen und war sofort hingerissen.
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.10.2017, 00:32   #13
männlich Heinz
 
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Lieber Sonnenwind,
ich will jetzt hier kein Seminar über Balladen veranstalten. Kurz gefasst: Ballade ist ursprünglich ein Tanzlied. Im Deutschen verstehen wir unter Ballade ein erzählendes Gedicht mit mehreren Strophen, das häufig mittelalterliche, antike oder zeitgenössische Stoffe aufgreift. Die Ballade endet mit einer Pointe.In den "Balladenjahren" schrieben Goethe und Schiller ihre "Quälerballaden". Quäler-Balladen, weil ganze Jahrgänge mit dem Auswendiglernen ihrer Balladen gequält wurden.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 24.10.2017, 19:53   #14
männlich MiauKuh
 
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
In den "Balladenjahren" schrieben Goethe und Schiller ihre "Quälerballaden". Quäler-Balladen, weil ganze Jahrgänge mit dem Auswendiglernen ihrer Balladen gequält wurden.
Liebe Grüße,
Heinz
Was für eine Fiesheit! Also wirklich.
Genießen sollte man die, nicht damit Quälen.
Genuß und Leid! Wie gemein!
Ich glaub ich schreibe heute nichts mehr.
In mir ist nur noch Schwachsinn.

Aber wenigstens bin ich nun was die Balladen angeht schlauer

Danke Heinz
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Alt 24.10.2017, 22:36   #15
männlich Heinz
 
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Lieber MiauKuh,
zu dem Begriff "Quälerballaden": Ich habe vor paar Jahren sehr viele Veranstaltungen von Lutz Görner (der zu dieser Zeit noch in Köln wohnte - später nach Weimar zog) besucht. Ein begnadeter Rezitator (der lange Zeit im TV mit seinen Lyrikvorträgen zu sehen war). Eine seiner frühen und oft wieder-holten (und sehr gut besuchten) Veranstaltungen war "Goethe für alle". Er "erzählte" aus Goethes Leben in sehr enger Anlehnung an "Dichtung und Wahrheit" und flocht immer wieder Gedichte Goethes ein. (Alles auswendig, ohne Requisiten, oft mit Musikbegleitung). Nach einem Dutzend Gedichten - viele bekannt, einige ganz unbekannt (wie das "Schweizerlied") - alle mit viel Beifall bedacht, einige Anlass zu gerührtem Weinen bei den weiblichen Besuchern - verkündete er, dass er jetzt die "Quälerballade" vortragen würde.
Die Ankündigung war beim ersten Mal nicht nur ein Rätsel für mich, denn ich glaubte, "meinen" Goethe zu kennen, aber von einer Quälerballade hatte ich noch nie gehört. Görner setzte sich auf einen Stuhl (die einzige Requisite und nur für die Ballade, die nun kommen sollte) und begann in unnachahmlicher Wise: "Hat der alte Hexenmeister..." - erleichtertes Aufatmen bei allen, kurze Unterbrechung der Rezitation und vom Lachen des Publikums unterbrochen: "Quälerballade heißt sie, weil Jahrgänge ..." - und das Publikum tobte.
Görner begann noch einmal und so habe ich den Zauberlehrling noch nie gehört.
Die Situationskomik kann ich nur unvollkommen beschreiben; Görner ist ein Goethe-Fan (wahrscheinlich deshalb nach der Vereinigung Deutschlands sein Umzug nach Weimar) und niemand kam auf die Idee, sein Ausdruck Quälerballade sei despektierlich. Bei YouTube müsstest Du Dutzende Lutz-Görner Beiträge (nicht nur von Goethe-Gedichten) hören.
Genießen - ja natürlich! Aber kannst Du abschätzen, wieviel Schülern durch tumbe Lehrer die Lust an der Lyrik vergangen ist?
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2017, 10:04   #16
männlich MiauKuh
 
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Lieber MiauKuh,
zu dem Begriff "Quälerballaden": Ich habe vor paar Jahren sehr viele Veranstaltungen von Lutz Görner (der zu dieser Zeit noch in Köln wohnte - später nach Weimar zog) besucht. Ein begnadeter Rezitator (der lange Zeit im TV mit seinen Lyrikvorträgen zu sehen war). Eine seiner frühen und oft wieder-holten (und sehr gut besuchten) Veranstaltungen war "Goethe für alle". Er "erzählte" aus Goethes Leben in sehr enger Anlehnung an "Dichtung und Wahrheit" und flocht immer wieder Gedichte Goethes ein. (Alles auswendig, ohne Requisiten, oft mit Musikbegleitung). Nach einem Dutzend Gedichten - viele bekannt, einige ganz unbekannt (wie das "Schweizerlied") - alle mit viel Beifall bedacht, einige Anlass zu gerührtem Weinen bei den weiblichen Besuchern - verkündete er, dass er jetzt die "Quälerballade" vortragen würde.
Die Ankündigung war beim ersten Mal nicht nur ein Rätsel für mich, denn ich glaubte, "meinen" Goethe zu kennen, aber von einer Quälerballade hatte ich noch nie gehört. Görner setzte sich auf einen Stuhl (die einzige Requisite und nur für die Ballade, die nun kommen sollte) und begann in unnachahmlicher Wise: "Hat der alte Hexenmeister..." - erleichtertes Aufatmen bei allen, kurze Unterbrechung der Rezitation und vom Lachen des Publikums unterbrochen: "Quälerballade heißt sie, weil Jahrgänge ..." - und das Publikum tobte.
Görner begann noch einmal und so habe ich den Zauberlehrling noch nie gehört.
Die Situationskomik kann ich nur unvollkommen beschreiben; Görner ist ein Goethe-Fan (wahrscheinlich deshalb nach der Vereinigung Deutschlands sein Umzug nach Weimar) und niemand kam auf die Idee, sein Ausdruck Quälerballade sei despektierlich. Bei YouTube müsstest Du Dutzende Lutz-Görner Beiträge (nicht nur von Goethe-Gedichten) hören.
Genießen - ja natürlich! Aber kannst Du abschätzen, wieviel Schülern durch tumbe Lehrer die Lust an der Lyrik vergangen ist?
Liebe Grüße,
Heinz
Lieber Heinz,

deine Geschichte hat mir heute morgen wirklich einen sanfteren Einstieg in den Tag gebracht und ich habe gut gelacht. Danke das du sie geschrieben hast.

Lehrer sind manchmal Fluch, manchmal Segen. Wenn sie mit Begeisterung vortragen locken sie auch die falschen in einen ganz persönlichen Abrgrund, freudestrahlend lachen die dann! Genauso ist es aber auch mit Lehrern, die miserabel die Lyrik herüberbringen ... dabei kann sie so schön sein, vorallem wenn sie die Gedichte im richtigen Moment bringt.

Den Herrn des guten Vortrags werde ich mir wohl zu Gemüte führen müssen, so wir das klingt

Liebe Grüße,
MiauKuh.
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2017, 19:43   #17
männlich Heinz
 
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Lieber MiauKuh,
als "Einstieg" empfehle ich: Lutz Görner - "Der Zauberlehrling" und im Verlauf der Reihe "Goethe15" die Rezitation des Gedichts "Adler und Taube". Für den 1. Dezember habe ich mir Karten reservieren lassen: Lutz Görner moderiert in Düsseldorf einen Abend mit dem Titel "Frederic Chopin". Bin gespantt, ob ich ein paar Worte mit ihm wechseln kann.
Ich hatte das große Glück, immer Deutschlehrer/innen zu haben, die selbst von Lyrik begeistert waren.
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2017, 20:04   #18
männlich MiauKuh
 
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Ich hatte das große Glück, immer Deutschlehrer/innen zu haben, die selbst von Lyrik begeistert waren.
Liebe Grüße,
Heinz
Danke für die Empfehlung Heinz!
Lyrik in Deutsch war für mich nur "Faust I", an etwas anderes erinnere ich mich gar nicht. Leider. Weißt du was ich furchtbar fand?

Das meine Deutschlehrerin Mephistopheles in seinen ersten Versen gelesen hat, im Prolog! Da, wo er so süffisant arschig gegenüber Gott ist und ihn so flachsig vollbrabbelt. Das, was sooooo witzig ist in diesem ganzen Werk, das hat meine Lehrerin verhunzt, und ich musste irgend eine "Lustige" Person ? Oder so lesen, obwohl ich!! Mephistopheles lesen wollte. Ich hab es ihr bis heute nicht verziehen, dass ist fast 15 Jahre her!!

Jaja
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Alt 25.10.2017, 20:08   #19
männlich Sonnenwind
 
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Eigentlich war Görner bisher nicht mein Fall. Wenigstens einige Rezitationen, die ich von ihm gehört habe, gefielen mir nicht so. Da hör ich lieber den Herrn Kykal.

Aber, aber, aber --- Den "Zauberlehrling" hat er richtig genial vorgetragen!

Danke für den Tipp. Vielleicht hör ich doch weiter...

LG
Sonnenwind
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