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Kolumnen, Briefe und Tageseinträge Eure Essays und Glossen, Briefe, Tagebücher und Reiseberichte.

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Alt 30.09.2016, 18:56   #34
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo gummibaum,

das tut mir leid, dass du nochmal operiert werden musst!
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Alt 30.09.2016, 19:59   #35
gummibaum
 
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danke. was sein muss, muss sein.

lg g
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Alt 01.10.2016, 11:52   #36
gummibaum
 
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der taxifahrer nahm mein gepäck: „als ich ihren namen hörte, ahnte ich schon, das sie es sind.“ das unternehmen, für das er arbeitet, bietet auch das sammeltaxi an, ganz früh und ganz spät in den busfreien zeiten, und so war ich ein paar mal im winter, wenn schnee lag, mit ihm und nicht mit dem fahrrad gefahren. nur 1 € für die 10 km zum bahnhof wegen meines studentenausweises.

in göttingen gelang es ihm, die notaufnahme zu finden. die uniklinik ist ein ganzer stadtteil. dann die registrierung am schalter. "krankenkasse?" ich gab die mitgebrachten unterlagen, auch die diskette mit der ct, dort ab.

einer der vielen aufnehmenden ärzte ging gleich wieder die liste mit mir durch: zahnprothese? „Nein“ frühere operationen? „Ja, hier 2009…nach unzureichender behandlung im kreiskrankenhaus. der jetzige professor dort schickt mich diesmal selber.“ „sie kommen auf station 5014", sagte er.

ein muskulöser junger mann vom transportdienst setzte meine trage in bewegung. er steuerte sie mit einem arm durch die gänge, das handy am ohr sprach er mal auf deutsch, mal kroatisch. radfahrer in blauer uniform, ein transportdienst für blut und medikamente, überholten uns, und wir überholten schlafende patienten, die in breiten betten und unter zahllosen schläuchen nur langsam geschoben wurden. der fahrstuhl, betenhaus 1, fuhr in den fünften stock.

auf der 5014 war jedes zimmer voll, das pflegepersonal nicht unterrichtet, dass ein patient vom kreiskrankenhaus unterzubringen war. ich lag im gang, hörte, wie man eine alte dame, die nichts begriff und ängstlich fragte, mit beruhigenden worten aus ihrem zimmer schob und irgendwohin verlegte, um der nicht weitergegebenen absprache zwischen zwei professoren entsprechen und mich unterbringen zu können…
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Alt 01.10.2016, 14:13   #37
weiblich DieSilbermöwe
 
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Was für ein Hin und Her ...wirklich unschön, für dich und für die alte Dame.
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Alt 01.10.2016, 18:13   #38
Thing
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Weiter, weiter! - sobald Du kannst.
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Alt 02.10.2016, 10:16   #39
männlich Gylon
 
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Lieber gummibaum,
was machst du denn für Sachen! Ich wünsche dir alles Gute und hoffe auf eine schnelle Genesung. Leider kann man bei so schweren Verletzungen nie voraussagen, ob alles wieder wird, oder Einschränkungen zurück bleiben. Ich drück dir die Daumen. Kopf hoch!

Liebe Grüße Gylon
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Alt 02.10.2016, 14:52   #40
gummibaum
 
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danke, silbermöwe, thing und gylon. schön, dass ihr hier (z.t. wieder) hereingeschaut und mir freundliche zeilen geschenkt habt.

lg g
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Alt 02.10.2016, 14:53   #41
gummibaum
 
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ein paar stunden hatte ich das zimmer für mich allein, legte mich, erschöpft vom transport, früh schlafen. gegen mitternacht wurde es rege. ein bett wurde hereingefahren und jemand mit fragen zu seinem vorleben überhäuft. ich hielt meine augen geschlossen, als schliefe ich fest. erst als endlich ruhe einkehrte, machte ich licht, begrüßte den frisch operierten, der freundlich lächelte und mir trotz seiner misslichen lage gern noch erzählte, weshalb er hier war.

zehn jahr jünger als ich, doch wegen multipler sklerose schon frühberentet, arbeitete er, von früh an die harte arbeit gewohnt, in etwas abgespeckter form immer weiter. momentan in einer kleinen firma, die treppen und fensterrahmen fertigt. noch am nachmittag stand er in einem rohbau, hob eine große glasscheibe an, die in den rahmen eingepasst werden sollte. aber sie rutschte ihm aus der hand und schälte mit der scharfen unterkante haut und sehnen von beiden schienbeinen. im schock ohne schmerzen, sah er, der noch immer die glasscheibe retten wollte, auf eine unerklärliche blutlache nieder.

die nacht über schaute der mond durchs fenster, und die metallstäbe stachen mich in den brustkorb.

früh um sieben kam der tagdienst der pflege, und als ich duschen wollte, sagte eine robuste schwester „waschen ist angesagt mit ihrem arm!“, und füllte eine kleine blechwanne mit warmem wasser.
obwohl es hieß, das personal sei auch hier knapp, schien es mir reichlich vorhanden, wirkte kompetenter und reger als im kreiskrankenhaus. jeder stellte sich mit vornahmen vor: „bin die maxi, bin der hans...“

der professor, der auch bald zu mir kam, war in begleitung weiterer ärzte, aber es war nicht der professor, mit dem ich gerechnet hatte, nicht der, der angerufen worden war. dieser stellte sich als kliniksleiter vor. er war, wie ich später im internet nachlas, seit einem halben jahr in dieser position und hatte aus hamburg allerlei pläne mitgebracht, was die unfallchirurgie, die orthopädie und plastische chirurgie hier unter ihm neues verwirklichen sollte. ein, wie mir gleich schien, in weiteren zusammenhängen denkender mann… ob er auch ein guter handwerker war, blieb abzuwarten.

er werde mich am freitag operieren, stellte er in aussicht, sofern der arm bis dahin abgeschwollen wäre, sonst sei die haut zu knapp, den schnitt des skalpells zu schließen. ich hätte den verletzten arm in den nächsten drei tagen mit eispads zu kühlen und über herzhöhe zu lagern…

schön, dachte ich, dass ich endlich weiß, dass ich auch etwas beitragen kann.

Geändert von gummibaum (02.10.2016 um 19:19 Uhr)
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Alt 02.10.2016, 18:37   #42
Thing
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Süchtig!
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Alt 02.10.2016, 19:35   #43
männlich Gylon
 
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Lieber gummibaum,
in meiner Jugend habe ich versucht mit meinem Motorrad ein Auto zu zerteilen. Das Experiment ist leider schief gegangen. Ich lag mehrere Tage von Eispads umringt. Das war sehr praktisch, da es Sommer war und ich sonst nicht gewusst hätte, wie ich das viele Bier kühlen soll

Gute Besserung und
Liebe Grüße Gylon
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Alt 02.10.2016, 21:40   #44
gummibaum
 
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danke euch beiden. ja, die eispads liebe ich auch.
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Alt 02.10.2016, 21:41   #45
gummibaum
 
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die tage bis freitag schwoll der arm gut ab, und ich fragte den professor, ob ich nicht im oktober verreisen könnte. wohin es denn ginge, wollte er wissen, und als ich antwortete, schienen er und die ärzte, die ihn umstanden, zu einem horchenden ohr zusammenzuwachsen.

er lächelte, schüttelte den kopf: „wenn es österreich wäre, vielleicht… aber die tropischen länder… warten sie ab, bis sie gesund sind und wieder schwimmen können.“

das große zimmerfenster wies nach süden, und den ganzen nachmittag lag die sonne glühend darin. draußen waren es diesen tagen noch einmal 30 grad und hier drinnen waren es mehr, die metallstäbe im arm spiegelten die strahlen, und nur die eispads unter dem arm kühlten etwas…

mein älterer sohn brachte meinen laptop vorbei, und ich steckte im erdgeschoss 20 euro in einen automaten, damit ich vom zimmer aus telefonieren konnte. nun rief ich meinen jüngeren sohn an, der mich mit „hallo, du standman!“ begrüßte. er ist student und wählt mich gern zum opfer seiner witze.

am vortag der operation kam der narkosearzt: „wir machen eine lokalanästhesie“, sagte er, „die op geht nur zwei stunden.“ ich war erleichtert und froh, so konnte ich mithören, was gemacht und gesprochen würde.

eine junge unfallchirurgin holte mich, erläuterte die op-pläne ihres chefs. auf einem bilschirm in ihrem zimmer war jetzt das ct zu sehen, die elle und speiche nur oben leicht gebrochen und die stücke etwas verschoben. an einer der schrauben des fixateurs entdeckte ich noch einen riss im oberarmknochen und fragte, ob vielleicht die schraube diesen heilen knochen gesprengt haben könnte. doch sie meinte, da sei kein riss, nur ein irritierender schatten.

dann scrollte sie langsam durch die nächsten armschichten, und mir war wie im raumschiff, ich flog durch die milchstraße, durch viele gruppen hell aufleuchtender sterne und dann durch wabernde wolken, durch die brösel und stäube der beiden knochen … momente lang war ich noch fasziniert, dann begriff ich langsam ... nur jetzt nicht weinen, dachte ich hastig, schluckte und gab mich ruhig und interessiert.

sie zeichnete auf einem papier, wo platten und schrauben eingesetzt werden sollten, und länger schon schien kein platz mehr für weitere schrauben, und doch machte sie weitere striche…

"es kann sein", sagte sie, "dass die knochenstückchen nicht zusammenwachsen... dann werden sie vom körper resorbiert ... die löcher sieht man in etwa einem jahr...

wenn sie fleißig üben, können sie aber später wieder zähne putzen. es wird aber bald zu einer arthrose kommen. der korpel und die gelenkkapsel sind weitgehend zerstört…

ich unterschrieb, dass ich den plan des chefs für gut befand. „sie sind morgen der erste, der drankommt“, sagte sie und reichte mir die hand: „nach dem abendbrot essen sie bitte nichts mehr..."
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Alt 02.10.2016, 22:22   #46
weiblich Ex-Letreo71
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Lieber Gummibaum,

sehr aufmerksam verfolge ich deine Geschichte. Obwohl ich manchmal schmunzeln muss,
wäre es mir lieber sie wäre frei erfunden.

Lieben Nachtgruß

Letreo
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Alt 02.10.2016, 22:36   #47
gummibaum
 
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gute nacht, letreo.
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Alt 03.10.2016, 05:35   #48
gummibaum
 
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die nachtwache brachte meine kleidung für morgen. netzschlüpfer und engelshemd. ich lag im dunklen zimmer wach, hörte meinen nachbarn ruhig atmen. der mond war nicht zu sehen, das wetter verschlechterte sich. nach mitternacht wählte ich 001…wartete auf das freizeichen, und als ich hühner, hupen und laute stimmen hörte, sagte ich: „hola, soy yo. me operarán mañana. mi codo se partió en innumerables trozos. (…sie operieren mich morgen. mein ellbogen ist in unzählige stücke zerbrochen).“ „le pido a díos por tu recuperación y mi corazón está contigo (ich bitte gott um deine gesundung und mein herz ist bei dir).“ „gracias, teresa.“ ich legte auf.

kurz vor sieben kam eine mir unbekannte schwester. ich saß im engelshemd auf der bettkante. sie brachte eine winzige pille: „nehmen sie die jetzt. es ist alles-egal-tablette.“ „danke, wie ist ihr name?“ „teres“, sagte sie.

ein mann vom transportdienst fuhr mich im bett in den keller, wo die die op-säle liegen. „ist das das tiefste niveau?“, wollte ich wissen. „nein, es gibt noch eins darunter für die leichen.“
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Alt 03.10.2016, 09:58   #49
männlich Gylon
 
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Lieber gummibaum,
deine Zeilen machen betroffen. Auch wenn ich dich nicht kenne, leide ich doch ein wenig mit. Dieses Jahr ist irgendwie seltsam, bei mir läuft bis jetzt fast alles wie am Schnürchen und um mich rum höre ich nur von Einschlägen. Die Leidenswege und Verluste im Forum machen es nicht gerade besser. Da traut man sich kaum, sich über sein eigenes kleines Glück zu freuen.

Liebe Grüße an Alle
von Gylon


Heute Morgen fielen mir diese Zeilen ein:

Anstatt Blumen

Im Krankenhaus liegt Gummibaum
ein Baum besonderer Sorte
er schenkte mir so manchen Traum
vom Umgang mit dem Worte

Im Bett liegt er und leidet sehr
die Zukunft winkt im bitter
denn sein Arm der will nicht mehr
er hofft auf heilende Ritter

Ein Teil des Forums leidet mit
und wünscht ihm viel Genesung
das er bald wieder richtig fit
und schenkt uns seine Lesung
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Alt 03.10.2016, 10:41   #50
Thing
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Lieber gummibaum, ich leide mit.
Das mit der Arthrose klingt gar nicht gut!
Überhaupt scheint die Prognose micht günstig zu sein (Sie werden die Zähne putzen können).
Das Zwischenspiel mit Teresa ist den Pillen geschuldet?
Real kanns nicht sein.

Tristen, lieben Gruß
von
Thing


Junge, komm bald wieder!
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Alt 03.10.2016, 10:52   #51
gummibaum
 
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lieber gylon,

das ist ja süß. ich freue mich außerordentlich.


liebes thing,

vielen dank. hier ist alles real. der text heißt darum "prosa".

lg g
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Alt 03.10.2016, 12:05   #52
gummibaum
 
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in den vorräumen der ops schienen alle nationen und sprachen vertreten. nur das grün der bekleidung schaffte eine einheitlichkeit. ich krabbelte vom bett auf den op-tisch und erfreute mich an der lebhaften buntheit.

nun wurde eine kanüle in den gesunden arm gelegt, eine infusionsflasche aufgehängt, der körper an verschiedenen stellen mit elektroden beklebt. mein herzschlag war zu hören, ruhig und regelmäßig piepste ein gerät, aber sofort versuchte ich, nicht darauf zu achten, denn die angst, dass er wieder aussetzte, kündigte sich an.

vor jahren sprang ich nachts aus den bett, rannte am dunklen fluss entlang, angstschweißgebadet, bis die anstrengung mein herz zur regelmäßigkeit zwang. damals saß ich tagsüber an meiner doktorarbeit und kam nicht weiter. die laborergebnisse widersprachen sich und ich wusste, dass ich nie fertig würde oder noch viele langwierige klärende versuche brauchte.

damals schloss ich mich enger an meine spätere frau an, die ich lange kannte, aber nie begehrt hatte. mein herz schlug regelmäßiger, wenn ich nachts bei ihr lag, und die aussetzer verschwanden völlig, nachdem ich wusste, dass sie schwanger war.

der narkosearzt suchte mit ultraschall nach dem nerv, führte sorgsam die spritze an ihn heran und umspülte ihn knapp unter der schulter des verletzten arms mit dem narkotikum. als ich die finger nicht mehr fühlte und nicht mehr bewegen konnte, wurde ich in den op geschoben.

der op war riesig wie ein tanzsaal. hinter meinem kopf saß eine assistentin des narkosearztes, der gleich zum nächsten patienten geeilt war. hier stand auch das gerät für die vollnarkose, falls ich sie brauchte. zu meinen füßen wurde aus drahtkörben sterilisiertes op-besteck entnommen und für die meine op zurechtgelegt. jemand nahm meinen tauben arm und pinselte ihn orangefarben an. dann wurde ein großes tuch gespannt, das meine blicke vor ihm schützte.

ich war ruhig, vielleicht ein ergebnis der pille. jemand sagte aber, das andere in diesem moment oft weinen.

es war halb neun auf der großen uhr, als die operateure sich setzten. ich sah sie nicht, das tuch war im wege, aber ich hörte die stimme des professors.
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Alt 03.10.2016, 12:17   #53
weiblich Ex-Dabschi
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Lieber Gummibaum,

ich verfolge auch aufmerksam Deine Zeilen, die mich sehr berühren. Täglich geschehen viele dramatische Ereignisse, die man in der Zeitung lesen bzw. in den Nachrichten hören kann. Manchmal denke ich darüber nach, ob ich als Angehöriger so viel Leid überhaupt ertragen könnte, wenn z.B. mein Kind oder Enkelkind vergewaltigt und ermordet aufgefunden wird. Die Gedanken verfliegen meistens schnell wieder. Es sind fremde Menschen, über die berichtet wird …

Aber Du, unser Gummibaum, bist mir nicht fremd, selbst wenn wir uns nicht persönlich kennen. Du, der am liebsten humorvolle Gedichte schreibt und seiner Phantasie und Kreativität keine Grenzen setzt, schreibst nun über ein Kapitel Deines Lebens, welches Du vor kurzem selbst noch nicht kanntest. Deine Geschichte zeigt uns, wie schnell sich im Leben alles ändern kann. Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit des Unfallverursachers, eine falsche Entscheidung und schon hat das Schicksal erbarmungslos zugeschlagen.

Selbst in Deiner misslichen Lage scheinst Du Deinen Humor noch nicht verloren zu haben, denn aus welchen Gründen sollte ich sonst bei manchen Textstellen schmunzeln können? Ich bin kein Mediziner, aber ich denke, dass positive Energie den Heilungsprozess nur unterstützen kann.

In diesem Sinne weiterhin Gute Besserung und werde schnell wieder ganz gesund.

Liebe Genesungsgrüße
Dabschi
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Alt 03.10.2016, 12:21   #54
weiblich DieSilbermöwe
 
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Nun kommt die geheimnisvolle Spanierin (?) Kolumbianerin (?) zum zweiten Mal vor und noch immer weiß der Leser nicht so richtig, in welcher Beziehung der Autor zu ihr steht - es bleibt spannend ....

Der übrige Text macht ziemlich betroffen und fällt mir persönlich teilweise schwer zu lesen, weil er mich an einiges erinnert (aber das liegt an mir selbst, nicht am Autor oder der Geschichte).

Dass einige vor der OP weinen, kann ich gut nachvollziehen.
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.10.2016, 12:26   #55
Thing
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Lieber gummibaum,

Du hast den Bogen raus, wie man Spannung aufbaut!
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Alt 03.10.2016, 14:23   #56
weiblich Ex-Letreo71
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Statt Pralinen

Wenn Gummibaum aus Gummi wär,
doch dies ist leider eine Mär,
dann wär sein Arm noch heile,
drum dauert es noch eine Weile,

bis er gesund ist und genesen,
schön, ihn trotzdem hier zu lesen.
In diesem Sinne:"Werd gesund,
denn ohne dich läufts es nicht rund.

Lieben Gruß

Letreo
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Alt 03.10.2016, 18:13   #57
gummibaum
 
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liebe dabschi, du schreibst so liebevoll. vielen dank.

liebe silbermöwe, danke, dass du trotz anspannung weitergelesen hast.

liebe letreo, so ein gedicht ziehe ich jeder praline vor.

lieber jonny, hab dank. wir teilen ja wohl am rande des themas etwas.


lg gummibaum
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Alt 03.10.2016, 18:35   #58
gummibaum
 
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ich spürte ein leichtes kitzeln vom oberarm über den ellbogen und hinunter in den unterarm. der erste schnitt war offenbar getan. vor meinem geistigen auge erschien ein see von blut, und ich wartete, dass endlich nach tupfern und klemmen gerufen würde. dann erst fiel wieder mir ein, dass sie blutleer operieren wollten, dass sie mir gesagt hatten, 2 stunden hielte der arm das gut aus. ich hatte aber keine manschette und keine kompression gefühlt, der arm war offenbar zu gut betäubt, und die alles-egal-tablette trübte vielleicht meine aufmerksamkeit.

ich horchte auf das wiederholte feine sirren eines bohrers, dann wurden schraubenlängen angefordert, die es nicht gab, und andere hineingeschraubt, die im sortiment vorhanden und offenbar sehr ähnlich waren. das hineinschrauben wurde wieder vom feinen sirren eines elektromotors begleitet, und wenn es aufhörte, klangen die stimmen der operierenden zufrieden.

der arm wurde gedreht und gehoben, um im bildwandler den sitz der schrauben zu überprüfen und auch, um an weniger zugänglichen stellen weiteres metall zu fixieren. jemand musste meine hand länger zur decke heben. der professor ermutigte ihn, in dieser Pose noch durchzuhalten und ja nicht zu nah an die wunde zu treten. „vorsicht!“, hörte ich rufen, „ wenn er da keime hineinkriegt, können wir den arm gleich abschneiden!“ Ich machte daher den versuch, den arm zu strecken, und nun wurde der professor sehr unruhig: „er hält ihn selbst!... lassen sie das, sie arbeiten dagegen!“ ich entschuldigte mich durch das große tuch hindurch und ließ den arm wieder hängen.

schließlich schien eine erste etappe erfolgreich beendet. der arm wurde mehrfach angewinkelt, und da zeigte sich nun, dass ein unerwünschter spalt blieb, dass das letzte festgeschraubte stück ersichtlich ganz woanders hingehörte.

zwei stunden waren inzwischen verstrichen, und die festen griffe am arm begannen mir plötzlich weh zu tun. ich sagte es zögerlich der narkose-assistentin, und diese fragte vorsichtig die operateure, ob sie das narkotikum nachspritzen dürfe. "Das geht jetzt nicht!", hieß es, sie käme der wunde zu nahe. gleichzeitig begann der schrauber zu sirren und die schrauben wieder loszudrehen, sie rissen ihr werk auseinander.

in diesem moment entschied ich mich für die vollnarkose ... und als ich erwachte, war ich einem in anderen raum. die uhr zeigte halb drei, die lippen und der mund waren trocken, mein herzschlag war zu hören, doch ein plötzlicher alarm übertönte ihn. „sie müssen tief atmen!“, rief eine schwester, und ich saugte gierig luft ein, worauf der alarm verstummte...
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Alt 03.10.2016, 18:58   #59
Thing
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ohne Worte.
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Alt 03.10.2016, 20:13   #60
gummibaum
 
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das thema ruht die nächsten tage, die ich wieder in der klinik bin.

lg gummibaum
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Alt 03.10.2016, 22:58   #61
weiblich Ex-Dabschi
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Lieber Gummibaum,

nach Deiner letzten Berichterstattung traue ich mich kaum noch Witze zu machen. Ich leide während des Lesens richtig mit.

Aber ich versuche es trotzdem mal.

Statt Bohnenkaffee ...

Der Gummibaum ist noch nicht fit,
die Arm –OP, sie nahm ihn mit.
Es wurd geschnitten und gebohrt,
es hat gekitzelt und rumort.

Mag keinen Muckefuck, noch Tee,
doch mag er dabschis fettes „d
und eines sei noch zu betonen,
er mag auch starke Kaffeebohnen.

Ach Gummibaum, Dir geht’s nicht gut,
verliere trotzdem nicht den Mut!
Ich hatte einen schönen Traum,
geheilt war unser Gummibaum.

Gute Nacht
Dabschi
Ex-Dabschi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.10.2016, 23:25   #62
gummibaum
 
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das ist ja wieder klasse! alles drin, was wichtig ist, liebe dabschi. kann ich gut brauchen.

gute nacht und lg
gummibaum
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Alt 04.10.2016, 16:41   #63
Thing
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Meine guten Wünsche begleiten Dich!

Thing
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Alt 04.10.2016, 18:05   #64
gummibaum
 
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danke, liebes thing. dich die meinen.

lg g
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.10.2016, 08:30   #65
weiblich DieSilbermöwe
 
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Lieber gummibaum,

ich schick dir mal einen lieben Gruss und hoffe, du hast einen guten Tag. (Eine Rose als Smiley gibt es hier leider nicht).

DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.10.2016, 09:41   #66
gummibaum
 
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danke, diesilbermöwe. ich habe ja ein konfortables klinikbett, das ich mit 7 knöpfen steuern (heben, senken, kippen und auf verschiedene weise abwinkeln) kann. so bleibe ich kreativ.

lg g
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