Tod bei Poetry.de

Isabel Seifried · 03.04.2011, 11:24

Tod, jetzt hast du, was du wolltest,
du holtest
alle, die mir lieb.
Die ich brauchte, und verehrte.
Denn deine Bosheit, die begehrte
ihre Seelen und verzehrte
ihre Körper ganz.

Tod, du Dieb!
Warum zogst du Bilanz,
warum nahmst du nicht mich,
sondern verbirgst dich,
holst mich, zuletzt?
Nachdem ich gebrochen, zerstört und verletzt
durch den Tod der Andern bin?

Was macht es denn Sinn,
mich als Letzte zu holen?
Du lauerst verstohlen
auf meine Seele
und merkst nicht, ich fehle
dir längst auf dem Blatt
auf dem diese Liste
meine Ende bestimmt.
Es nimmt
mich gefangen, es hat
keinen Sinn,
anzufangen.
Es prangen
die Sterne für mich längst nicht mehr,
in endloser Ferne
erzürnt mich das Meer.
Ich folge dir gerne,
nur sage mir mehr.

gummibaum · 03.04.2011, 13:40

Liebe Isabel Seifried,

den Schmerz, das Hadern, kann gut nachvollziehen. Vielleicht ließe sich das Gedicht noch straffen? "Du lauerst...du merkst nicht" scheint sich zu widersprechen. Die letzte Zeile klingt etwas schal - oder ich verstehe sie nicht. Gut gefällt mir "erzürnt mich das Meer" (der Sterne).

LG gummibaum

Ilka-Maria · 03.04.2011, 15:17

Die uralte Klage, immer wieder neu erhoben, solange es Menschen gibt, und deshalb immer aktuell. Gerade wenn man älter wird und das Sterben um einen herum ständig mehr wird, kommen solche Gedanken in immer kürzeren Abständen.

Auf den Anglizismus sollte verzichtet werden (Sinn machen), zu Deutsch heißt es "worin liegt der Sinn" oder "was ist der Sinn". Im englischen Ausdruck (to make sense) ist auch nicht "machen" gemeint, sondern "bilden/herstellen"; man könnte es also ohnehin nicht eins zu eins übersetzen, auch wenn sich dies in der Umgangssprache leider durchgesetzt hat.

LG
Ilka-M.

03.04.2011, 11:24	#1
Isabel Seifried Dabei seit: 03/2011 Ort: Deutschland Beiträge: 616 Meine Gedichte	Tod Tod, jetzt hast du, was du wolltest, du holtest alle, die mir lieb. Die ich brauchte, und verehrte. Denn deine Bosheit, die begehrte ihre Seelen und verzehrte ihre Körper ganz. Tod, du Dieb! Warum zogst du Bilanz, warum nahmst du nicht mich, sondern verbirgst dich, holst mich, zuletzt? Nachdem ich gebrochen, zerstört und verletzt durch den Tod der Andern bin? Was macht es denn Sinn, mich als Letzte zu holen? Du lauerst verstohlen auf meine Seele und merkst nicht, ich fehle dir längst auf dem Blatt auf dem diese Liste meine Ende bestimmt. Es nimmt mich gefangen, es hat keinen Sinn, anzufangen. Es prangen die Sterne für mich längst nicht mehr, in endloser Ferne erzürnt mich das Meer. Ich folge dir gerne, nur sage mir mehr.

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03.04.2011, 13:40	#2
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Liebe Isabel Seifried, den Schmerz, das Hadern, kann gut nachvollziehen. Vielleicht ließe sich das Gedicht noch straffen? "Du lauerst...du merkst nicht" scheint sich zu widersprechen. Die letzte Zeile klingt etwas schal - oder ich verstehe sie nicht. Gut gefällt mir "erzürnt mich das Meer" (der Sterne). LG gummibaum

03.04.2011, 15:17	#3
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.082 Meine Gedichte Meine Favoriten	Die uralte Klage, immer wieder neu erhoben, solange es Menschen gibt, und deshalb immer aktuell. Gerade wenn man älter wird und das Sterben um einen herum ständig mehr wird, kommen solche Gedanken in immer kürzeren Abständen. Auf den Anglizismus sollte verzichtet werden (Sinn machen), zu Deutsch heißt es "worin liegt der Sinn" oder "was ist der Sinn". Im englischen Ausdruck (to make sense) ist auch nicht "machen" gemeint, sondern "bilden/herstellen"; man könnte es also ohnehin nicht eins zu eins übersetzen, auch wenn sich dies in der Umgangssprache leider durchgesetzt hat. LG Ilka-M.