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Alt 10.04.2008, 19:34   #1
t.a.j.
 
Dabei seit: 04/2008
Beiträge: 22

Standard Längeres Gedicht, unfertig

Das Haus meiner Eltern
ein eitles Gedränge
von Steinen und Steinen
und darin die Menschen
sind nicht wie die Steine
sind nicht wie die Steine
sind alle alleine.

Im Haus meiner Eltern
war ich ein Mädchen
mit Puppen und Kleidern
dann wuchsen mir Brüste
zuerst nur ganz kleine
zuerst nur ganz kleine
dann wurden es meine

Im Haus meiner Eltern
drängten die Gäste
gierend und saufend
die feiernden Gäste
mich gegen die Steine
mich gegen die Steine
Wir waren alleine.

Da war ich ein Gärtner
im Garten der Sonne
und Venus die alte
die vielfach geschmähte
die Jungfrau der Leiden
die Jungfrau der Leiden
die lernte ich meiden

Im Garten der Sonne
verdorren die Blumen
die Gärtner verdursten
sie starren zum Himmel
so wie der Morgenstern
so wie der Abendstern
sind sie einander fern

--

Wir lieben uns weinend
mit Angst in den Augen
wir suchen einander
und dann in einander
wir suchen uns selbst
in den Ängsten der andren
wir lieben uns selbst
in den Liedern der andren
wir singen uns liebend
und weinen vor Glück
wenn die Lieder erklingen
wir weinen uns glücklich
wir weinen uns selbst

--

Da tanzte mit Subjunktion
mein Existenzquantor
sang ich das Logiklied
Schloss mir die Konklusion
Blieb mir mein Hirn zurück
gab es Gedanken für
jeden gedachten
Begriff
und für jeden
begriffnen Gedanken
ein Lied

Aber

Die Menschen sie sind
kein Lied und kein Schluss
non sequitur glaube ich
dem Falschen folgt alles
jedoch

--

jedoch ist das Falsche
sich selbst immer rechtens
und Hakenkreuzfahne und
stars and stripes
und die anderen Krieger
die Weltkriegweltretter
die schossen und sprengten
die Zukunft entzwei

atomares Feuer und
Menschenrauchopfer
noch faulten die Toten
noch lagen die Knochen
die splitterverbleiten
im Feld von Verdun
und schrien
im Feld von Verdun:

"der herrschende Wahnsinn
ist immer der Wahnsinn
der Herrschenden. Singt
Es liegen drei Kaiser
begraben in Prag
es liegen drei Reiche
verfault in Berlin."

Menschenrauchopfer
und Holokaustwind:

Sind alle Wolken
gewitterschwer
und unsre Gestade
morgenumdüstert?

Im Haus meiner Eltern
ach Deutschland
ach Welt

--

Wir küssen uns lodernd
und fallen als Steine
die gieren nach Lüsten
erheben uns liebend
in schwarzblauen Flammen
der Hiebe und Schmerzen
der Walzer der Ängste
von Macht und Begehren
wir fesseln einander
in uralter Herrschaft
wir binden die Lüste
und lassen sie fliegen
sie fliegen durch schwarz-
blaue Flammen und singen
den Walzer der Sehnsucht
nach was wir auch sind


--

Hephaistos, du bist aufgefahren
gabenreich dein Weltgeschenk
gnadenreich dein Kunsthandwerk
Lebe uns, durch dich sind wir
durch dich allein bestehen wir
Hephaistos, großer Weltenschaffer
Alles was heut um uns ist
entstammet deiner Segenshand.
Gott, das ist ein Ingenieur

Oh Technikschmied, der du bist in uns,
unser täglich Strom gib uns heute
vergib uns unser Versagen
vergeblich unser Versuchen
denn dein ist die Kraft und die Herrlichkeit
bis Tschernobyl

--

Wir sammeln uns sprechend
als Kinder und Greise
wir machen es wahr
das große Versprechen
der steten Vernunft
Wir sprechen als Gleiche
und schreiben uns alle
Dies ist die Zukunft
und unser Diskurs ist
gerecht, rational
es fallen die Worte
die sprechen versammelt
sie sammeln sich wortlos
auf steinerne Ohren
wie Regen ins Meer

--

Gnädiger Gott bleiche Reiter
schickst du fahle Pferde und Wind
voller Plagen gnädiger Gott
in deinem Namen in deinen Augen
nach deinem Willen gnädiger Gott
sterben Legionen bluten die Kinder
gnädiger Gott sie schneiden den Mädchen
im Haus ihrer Eltern mit rostigen Klingen
die Blumen der Venus oh gnädiger Gott
sie schneiden die Blumen heraus und es blutet
die Erde wird sauer oh blutiger Gott
und was darin wächst ist sauer und
blutig oh gnädiger Gott

--

Wir sammeln uns tanzend
in Nachtlichterschatten
es trommeln die Bässe
die Nachtlichter glänzen
in bunten Schweißperlen
auf kindweicher Haut
die Küsse im Dunkel
die Neuro-romantik
des Pheromonfunkelns
als Hände sich finden
und Lippen sich öffnen
und zu harte Schwänze
in zu engen Hosen
sich Schmerzhaft bekunden
hier jetzt und sofort
und gefundene Brüste
mit stehenden Nippeln
das kribbeln im Nacken
die Wärme im Magen
wir sammeln uns tanzend
wir tanzen uns nackt

--

Ach Vater, wie ist die Welt
nun dunkel geworden, seit
unser Stern, unser roter
versank in der Flut der Zeit.

Ach Vater, was gingst du einst
nach Deutschland, gewappnet
mit dem Gewehr, dem schweren
Gewehr. Es steht heute noch
in meinem Keller, das Holz
es ist glatt und von deinen
Händen poliert, als du es
trugst nach Deutschland im Zorn.

Ach Vater, der Bär ist gestorben.
Ach Vater, der Traum ist verwirkt.
Ach Vater, die fettigen Hände
der roten Herren haben das Schmalz
aus der Suppe gelöffelt.
Wir tranken das Wasser.
Ach Vater, der Bär war schon krank
sehr viele kalte Winter lang,
bevor er dann starb
und der Frühling kam.

Ich weiß noch vor Jahren
die ich nicht mehr zähle
war Yuri Gagarin
dort jenseits des Himmels
es brannten die Sterne
grellrot in der Nacht

Er segelte lautlos
weit über den Wolken
und wir kleine Kinder
flogen mit Yuri.
Die Zukunft war schön:
ein Stern in der Nacht.

--

Wir sammeln uns liebend
im Schatten der Türme,
sie ragen wie gläserne
Riesen zum Himmel
sie singen ein Tanzlied
mit einfachen Worten
und stampfenden Rythmen
wir tanzen uns kaufend
und immer gehorchend
und immer noch glaubend
wir liebten das Tanzen
im Schatten der Türme
wie gläserne Ratten
zum Klagen der Flöten


------------------------------------

Die -- grenzen Sinnabschnitte voneinander ab.
Die einzelnen Protagonisten stehen jetzt den "Wir" Strophen gegenüber, die alle dasselbe Versmaß haben sollten. Ich überlege ob ich sie auch alle gleich lang halten soll.
t.a.j. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.04.2008, 09:56   #2
t.a.j.
 
Dabei seit: 04/2008
Beiträge: 22

Standard RE: Längeres Gedicht, unfertig

Neue Version:

Das Haus meiner Eltern
ein eitles Gedränge
von Steinen und Steinen
und darin die Menschen
sind nicht wie die Steine
sind nicht wie die Steine
sind alle alleine.

Im Haus meiner Eltern
war ich ein Mädchen
mit Puppen und Kleidern
dann wuchsen mir Brüste
zuerst nur ganz kleine
zuerst nur ganz kleine
dann wurden es meine

Im Haus meiner Eltern
drängten die Gäste
gierend und saufend
die feiernden Gäste
mich gegen die Steine
mich gegen die Steine
Wir waren alleine.

Da war ich ein Gärtner
im Garten der Sonne
und Venus die alte
die vielfach geschmähte
die Jungfrau der Leiden
die Jungfrau der Leiden
die lernte ich meiden

Im Garten der Sonne
verdorren die Blumen
die Gärtner verdursten
sie starren zum Himmel
so wie der Morgenstern
so wie der Abendstern
sind sie einander fern

Wir lieben uns weinend
mit Angst in den Augen
wir suchen einander
und dann in einander
wir suchen uns selbst
in den Ängsten der andren
wir lieben uns selbst
in den Liedern der andren
wir singen uns liebend
und weinen vor Glück
wenn die Lieder erklingen
wir weinen uns glücklich
wir weinen uns selbst

Da tanzte mit Subjunktion
mein Existenzquantor
sang ich das Logiklied
Schloss mir die Konklusion
Blieb mir mein Hirn zurück
gab es Gedanken für
jeden gedachten
Begriff
und für jeden
begriffnen Gedanken
ein Lied

Aber

Die Menschen sie sind
kein Lied und kein Schluss
non sequitur glaube ich
dem Falschen folgt alles
jedoch

jedoch ist das Falsche
sich selbst immer rechtens
und Hakenkreuzfahne und
stars and stripes
und die anderen Krieger
die Weltkriegweltretter
die schossen und sprengten
die Zukunft entzwei

atomares Feuer und
Menschenrauchopfer
noch faulten die Toten
noch lagen die Knochen
die splitterverbleiten
im Feld von Verdun
und schrien
im Feld von Verdun:

"der herrschende Wahnsinn
ist immer der Wahnsinn
der Herrschenden. Singt
Es liegen drei Kaiser
begraben in Prag
es liegen drei Reiche
verfault in Berlin."

Menschenrauchopfer
und Holokaustwind:

Sind alle Wolken
gewitterschwer
und unsre Gestade
morgenumdüstert?

Im Haus meiner Eltern
ach Deutschland
ach Welt


Wir küssen uns lodernd
und fallen als Steine
die gieren nach Lüsten
erheben uns liebend
in schwarzblauen Flammen
der Hiebe und Schmerzen
der Walzer der Ängste
von Macht und Begehren
wir fesseln einander
in uralter Herrschaft
wir binden die Lüste
und lassen sie fliegen
sie fliegen durch schwarz-
blaue Flammen und singen
den Walzer der Sehnsucht
nach was wir auch sind

Hephaistos, du bist aufgefahren
gabenreich dein Weltgeschenk
gnadenreich dein Kunsthandwerk
Lebe uns, durch dich sind wir
durch dich allein bestehen wir
Hephaistos, großer Weltenschaffer
Alles was heut um uns ist
entstammet deiner Segenshand.
Gott, das ist ein Ingenieur

Oh Technikschmied, der du bist in uns,
unser täglich Strom gib uns heute
vergib uns unser Versagen
vergeblich unser Versuchen
denn dein ist die Kraft und die Herrlichkeit
bis Tschernobyl

Aber

Am Grundes des Pripyat
rollen die Steine, sie
setzen kein Moose an
sie sind nicht alleine

Wir sammeln uns sprechend
als Kinder und Greise
wir machen es wahr
das große Versprechen
der steten Vernunft
Wir sprechen als Gleiche
und schreiben uns alle
Dies ist die Zukunft
und unser Diskurs ist
gerecht, rational
es fallen die Worte
die sprechen versammelt
sie sammeln sich wortlos
auf steinerne Ohren
wie Regen ins Meer

Gnädiger Gott bleiche Reiter
schickst du fahle Pferde und Wind
voller Plagen gnädiger Gott
in deinem Namen in deinen Augen
nach deinem Willen gnädiger Gott
sterben Legionen bluten die Kinder
gnädiger Gott sie schneiden den Mädchen
im Haus ihrer Eltern mit rostigen Klingen
die Blumen der Venus oh gnädiger Gott
sie schneiden die Blumen heraus und es blutet
die Erde wird sauer oh blutiger Gott
und was darin wächst ist sauer und
blutig oh gnädiger Gott

Wir sammeln uns tanzend
in Nachtlichterschatten
es trommeln die Bässe
die Nachtlichter glänzen
in bunten Schweißperlen
auf kindweicher Haut
die Küsse im Dunkel
die Neuro-romantik
des Pheromonfunkelns
als Hände sich finden
und Lippen sich öffnen
und zu harte Schwänze
in zu engen Hosen
sich Schmerzhaft bekunden
hier jetzt und sofort
und gefundene Brüste
mit stehenden Nippeln
das kribbeln im Nacken
die Wärme im Magen
wir sammeln uns tanzend
wir tanzen uns nackt

Ach Vater, wie ist die Welt
nun dunkel geworden, seit
unser Stern, unser roter
versank in der Flut der Zeit.

Ach Vater, was gingst du einst
nach Deutschland, gewappnet
mit dem Gewehr, dem schweren
Gewehr. Es steht heute noch
in meinem Keller, das Holz
es ist glatt und von deinen
Händen poliert, als du es
trugst nach Deutschland im Zorn.

Ach Vater, der Bär ist gestorben.
Ach Vater, der Traum ist verwirkt.

Ich weiß noch vor Jahren
die ich nicht mehr zähle
war Yuri Gagarin
dort jenseits des Himmels
es brannten die Sterne
grellrot in der Nacht

Er segelte lautlos
weit über den Wolken
und wir kleine Kinder
flogen mit Yuri.
Die Zukunft war schön:
ein Stern in der Nacht.

Wir sammeln uns liebend
im Schatten der Türme,
sie ragen wie gläserne
Riesen zum Himmel
sie singen ein Tanzlied
mit einfachen Worten
und stampfenden Rythmen
wir tanzen uns kaufend
und immer gehorchend
und immer noch glaubend
wir liebten das Tanzen
im Schatten der Türme
wie gläserne Ratten
zum Klagen der Flöten
t.a.j. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.04.2008, 00:02   #3
Terror Incognita
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 392

Ich habe es jetzt stückhaft gelesen, da mir die Konzentration für den Kontext fehlt. Da ich davon ausgehe, dass das nicht viel anders wird, drei Sachen:

1. Kannst du das kürzen/verdichten/einteilen?

2. Das was ich gelesen habe, hatte in großen Teilen einen sehr schönen, melancholischen Sprachfluss und einen gelungenen Klang. (Wieso denke ich bei allem in der Richtung und mit ähnlicher Thematik nur an Celan, schrecklich ist das)

Deshalb ganz wichtig, 3. Metrik. Muss keine strenge, konsequente Kettenmetrik sein, es reicht eine Regelmäßigkeit, die den Text fließen lässt und nur an wichtigen Stellen unterbricht.

Aber das wusstest du wahrscheinlich vorher schon, tut mir Leid, dass ich derzeit keine konkreten Vorschläge abgeben kann, um das durchzuarbeiten ist es mir auch zu lang (vor allem um die Uhrzeit)

Noch eine gute Nacht,
TI
Terror Incognita ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.04.2008, 01:17   #4
t.a.j.
 
Dabei seit: 04/2008
Beiträge: 22

Zitat:
Original von Terror Incognita
Ich habe es jetzt stückhaft gelesen, da mir die Konzentration für den Kontext fehlt. Da ich davon ausgehe, dass das nicht viel anders wird, drei Sachen:

1. Kannst du das kürzen/verdichten/einteilen?
Ich denke sehr viel darüber nach. Mir liegt einiges daran, dass das Ganze als zusammengehörend wahrgenommen wird. Dann gibt es eine gewissen Struktur in der sich "Wir" Teile mit alternierenden, anderen Blickwinkeln abwechseln sollen, was bei einer Teilung gänzlich verloren ginge.
Zum dritten ist die ursprüngliche Idee die gewesen, ein langes Gedicht zu schreiben, ein wenig in der Tradition von The Waste Lands oder Howl, ohne wirklichen diesen Stil aufzugreifen.
Ich fürchte, es wird eher noch länger werden als kürzer.

Zitat:
2. Das was ich gelesen habe, hatte in großen Teilen einen sehr schönen, melancholischen Sprachfluss und einen gelungenen Klang. (Wieso denke ich bei allem in der Richtung und mit ähnlicher Thematik nur an Celan, schrecklich ist das)
Celan zählt ganz eindeutig zu meinen Lieblingen und stärksten Einflüssen, insoweit ist das wohl nicht weit hergeholt. Aber darüber hinaus ist der gebetsartige Teil ("Gnädiger Gott...") (nicht nur) rythmisch and die Todesfuge angelehnt. Wenn dass die Assoziation geweckt hat, dann ist mir das zumindest ein wenig gelungen.

Zitat:
Deshalb ganz wichtig, 3. Metrik. Muss keine strenge, konsequente Kettenmetrik sein, es reicht eine Regelmäßigkeit, die den Text fließen lässt und nur an wichtigen Stellen unterbricht.

Aber das wusstest du wahrscheinlich vorher schon, tut mir Leid, dass ich derzeit keine konkreten Vorschläge abgeben kann, um das durchzuarbeiten ist es mir auch zu lang (vor allem um die Uhrzeit)
Ich bin kein großer Poetologe, aber der Intention nach gibt es durchaus eine wiederkehrende Metrik, die durch alternative, manchmal ähnliche, manchmal ganz andere, manchmal durchgehende und machmal kollabierende Metriken abgelöst wird. Ich habe keine Ahnung ob es dafür einen Terminus Technicus gibt oder auch nur für die verwendeten Versmaße. Ich bin mir auch nicht sicher ob ich meine gewählte Metrik in den "Wir" Teilen immer durchgehalten habe. Ich weiß, dass an einigen Stellen die Kadenz wechselt, empfinde das allerdings zur Zeit nicht als übermässig problematisch.

Vielen Dank für deine Antwort.
Gruß,
Tom
t.a.j. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.04.2008, 01:24   #5
Terror Incognita
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 392

Zum Thema Metrik picke ich mir mal die erste, die zweite und die letzte Strophe heraus und zeige dir was ich meine:

Zitat:
Das Haus meiner Eltern
ein eitles Gedränge
von Steinen und Steinen
und darin die Menschen
sind nicht wie die Steine
sind nicht wie die Steine
sind alle alleine.
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx

Hier sauber gearbeitet, eindringlich und regelmäßig. Stark.

Zitat:
Im Haus meiner Eltern
war ich ein Mädchen
mit Puppen und Kleidern
dann wuchsen mir Brüste
zuerst nur ganz kleine
zuerst nur ganz kleine
dann wurden es meine
xXxxXx
XxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx

Du siehst, durch den fehlenden Auftakt wechselt dir Betonung des dreisilbigen Versfußes und damit der ganze Lesefluss. Die Stimmung leidet wenig, aber ein simples "da" vor dem "war" würde das Problem an dieser Stelle beheben.

Zur letzten Strophe:

Zitat:
Wir sammeln uns liebend
im Schatten der Türme,
sie ragen wie gläserne
Riesen zum Himmel
sie singen ein Tanzlied
mit einfachen Worten
und stampfenden Rythmen
wir tanzen uns kaufend
und immer gehorchend
und immer noch glaubend
wir liebten das Tanzen
im Schatten der Türme
wie gläserne Ratten
zum Klagen der Flöten
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXxx
XxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx
xXxxXx

Das meine ich, wenn ich sage, dass keine strenge versgebundene Metrik nötig ist. Der Zeilenumbruch wird zwar außerhalb der metrischen Norm gesetzt, aber da man schon im Sprachrythmus drin ist und die Zeilenumbrüche gar nicht als direkte Zäsur liest macht das rein gar nichts.

Übrigens vor allem in der letzten Strophe schöne Bilder, mir gefallen die gläsernen Ratten.

Gruß,
TI
Terror Incognita ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.04.2008, 10:07   #6
t.a.j.
 
Dabei seit: 04/2008
Beiträge: 22

Danke, du hast recht. Ich werde es vereinheitlichen. Ich weiß noch nicht was ich mit "Ausbrüchen" machen soll.
t.a.j. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.04.2008, 10:21   #7
Terror Incognita
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 392

Zitat:
Original von t.a.j.
Danke, du hast recht. Ich werde es vereinheitlichen. Ich weiß noch nicht was ich mit "Ausbrüchen" machen soll.
Zitat:
Original von Terror Incognita
Deshalb ganz wichtig, 3. Metrik. Muss keine strenge, konsequente Kettenmetrik sein, es reicht eine Regelmäßigkeit, die den Text fließen lässt und nur an wichtigen Stellen unterbricht.
Terror Incognita ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.07.2009, 11:26   #8
männlich movfaltin
 
Dabei seit: 06/2009
Ort: Glei newwa da Elegdrisch
Alter: 42
Beiträge: 130

Moin moin.

Zitat:
Zitat von t.a.j. Beitrag anzeigen
Im Haus meiner Eltern
drängten die Gäste
gierend und saufend
Metrum verletzt. Vorschlag:
Im Haus meiner Eltern
da drängten die Gäste
mich geifernd und saufend


Zitat:
war ich ein Mädchen
Vorschlag:
erwuchs ich als Mädchen

Zitat:
so wie der Morgenstern
so wie der Abendstern
sind sie einander fern
Metrum verletzt. Inhaltlich korrekt?
dem Morgenstern eben
dem Abendstern eben
so trennt sich ihr Leben
o.s.ä. (okay, ist doof, aber auf die Schnelle...)
Dir ist aber schon bekannt, dass Morgen- und Abendstern ontologisch identisch sind?

Zitat:
wenn die Lieder erklingen
Metrum. Vorschlag:
Beim Klingen der Lieder

Zitat:
Da tanzte mit Subjunktion
mein Existenzquantor
sang ich das Logiklied
Schloss mir die Konklusion
Blieb mir mein Hirn zurück
gab es Gedanken für
jeden gedachten
Begriff
und für jeden
begriffnen Gedanken
ein Lied
Hä? Was hat denn Sangesgut mit formaler Logik und Erkenntnistheorie zu tun? Und wo ist der Allquantor und das kontrafaktische Konditional?! Die Strophe würde ich nicht metrisieren. Das wäre zu unphilosophisch ;-)

Zitat:
jedoch ist das Falsche
sich selbst immer rechtens
und Hakenkreuzfahne und
stars and stripes
und die anderen Krieger
die Weltkriegweltretter
die schossen und sprengten
die Zukunft entzwei
Statt "stars and stripes" bitte star-spangled banner, und überdies und andere Krieger (ohne "die"), dann passt's.
Und an dieser Stelle klinke ich mich aus, hier wird es mir dann doch etwas zu lang.

Hoffe, dass ich formal wenigstens etwas zu helfen imstande war. Super Format, guter Inhalt, wenngleich etwas sprunghaft bisweilen. Mir gefällt's (bis hier).

Cheers,
MovFaltin
movfaltin ist offline   Mit Zitat antworten
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