Seitenspringer bei Poetry.de

Ilka-Maria · 04.01.2014, 06:42

Ich musste runter, musste schwimmen,
und band ein Seil mir um die Fessel
und wand mir eins aus dickem Nessel
ums Handgelenk als festen Riemen.

So ging ich im Gewässer jagen,
bestrebt, dem Floße nah zu bleiben,
ich wollt es allzuweit nicht wagen
aus Angst, es könnte von mir treiben.

Die Beute, die ich fing, war mager,
ich wurde müd und schwach und matt
und schwamm zurück zu meinem Lager
und aß an altem Brot mich satt.

Die Fesseln ließen sich nicht lösen,
jetzt trage ich sie Tag und Nacht,
träum von dem Fang, der nie gemacht -
wart auf den Tod, mich zu erlösen.

4. Januar 2013
by Ilka-Maria

Thing · 04.01.2014, 10:17

Du meine Güte, liebe Ilka-Maria -

das ist ja direkt depressabel (Depression auslösend).
Grau, trüb und auswegslos wie der hiesige Himmel.
Aber verdammt gute Metaphern!
Und genauso gut gemacht!
Hier erkenne ich die echte(?) Ilka-Maria wieder.

Gruß
von
Thing

gummibaum · 09.01.2014, 20:09

Hallo, Ilka,

der Seitensprung, ans Floß gefesselt, gefällt mir sehr. Wer wird schon anbeißen, wenn einer ängstlich festhängt?

Gern gelesen
LG gummibaum

Ilka-Maria · 09.01.2014, 21:38

Danke für Euer Feedback.

So ist es eben: Seitensprünge bringen keine Veränderungen, solange das Seil hält. Aber wehe wenn es reißt und sich das Floß davonmacht! Dann ist es für den Schwimmer vorbei mit den kleinen Abenteuern, und das große Abenteuer kann beginnen.

LG
Ilka

Thing · 10.01.2014, 10:21

Du hast mich in die kalte Nüchternheit zurückgerissen.
Dabei war ich doch soo gefesselt!

04.01.2014, 06:42	#1
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.089 Meine Gedichte Meine Favoriten	Seitenspringer Ich musste runter, musste schwimmen, und band ein Seil mir um die Fessel und wand mir eins aus dickem Nessel ums Handgelenk als festen Riemen. So ging ich im Gewässer jagen, bestrebt, dem Floße nah zu bleiben, ich wollt es allzuweit nicht wagen aus Angst, es könnte von mir treiben. Die Beute, die ich fing, war mager, ich wurde müd und schwach und matt und schwamm zurück zu meinem Lager und aß an altem Brot mich satt. Die Fesseln ließen sich nicht lösen, jetzt trage ich sie Tag und Nacht, träum von dem Fang, der nie gemacht - wart auf den Tod, mich zu erlösen. 4. Januar 2013 by Ilka-Maria

04.01.2014, 10:17	#2
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Du meine Güte, liebe Ilka-Maria - das ist ja direkt depressabel (Depression auslösend). Grau, trüb und auswegslos wie der hiesige Himmel. Aber verdammt gute Metaphern! Und genauso gut gemacht! Hier erkenne ich die echte(?) Ilka-Maria wieder. Gruß von Thing

09.01.2014, 20:09	#3
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Hallo, Ilka, der Seitensprung, ans Floß gefesselt, gefällt mir sehr. Wer wird schon anbeißen, wenn einer ängstlich festhängt? Gern gelesen LG gummibaum

09.01.2014, 21:38	#4
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.089 Meine Gedichte Meine Favoriten	Danke für Euer Feedback. So ist es eben: Seitensprünge bringen keine Veränderungen, solange das Seil hält. Aber wehe wenn es reißt und sich das Floß davonmacht! Dann ist es für den Schwimmer vorbei mit den kleinen Abenteuern, und das große Abenteuer kann beginnen. LG Ilka

10.01.2014, 10:21	#5
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Du hast mich in die kalte Nüchternheit zurückgerissen. Dabei war ich doch soo gefesselt!