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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 12.12.2013, 19:01   #1
männlich Elysium
 
Benutzerbild von Elysium
 
Dabei seit: 07/2011
Ort: Siegburg
Alter: 43
Beiträge: 490

Standard Rückkehr

Das Pulver verschossen, die Gräben gesprengt,
die Träume verflossen, die Hände versengt.
Kein Galgen mehr da und die Henker schon tot,
eine Brücke, mein Richtplatz im Morgenrot.

Ein Strick ums Geländer, ein Ende am Hals,
der Schweiß auf der Stirn, die Augen voll Salz.
Ein Stoß in den Rücken, Sekunden so lang,
der Sturz in die Tiefe, mein Ende, der Strang.

Der Ruck kommt plötzlich, es peitscht und knallt,
doch dann wieder Fallen, das Wasser, so kalt!
Ein Strudeln und Wirbeln, die Kehle verschnürt,
Licht oben, Welt unten, den Himmel berührt.

Der Strick ist gerissen, jetzt rütteln und ziehen,
den Hals nur befreien, im Strom entfliehen.
Der Luftdrang, er treibt mich zum Atmen empor,
ich höre die Häscher, ein wütender Chor.

Die Stimmen, die Schüsse, ein Bellen und Knallen,
dann Kugeln, die platschend ins Wasser fallen.
Nur schnell wieder runter, dem Blei entrinnen,
die Angst treibt den Körper, ich schwimme, von Sinnen.

Doch schließlich der Lärm in der Ferne verhallt,
die Biegung des Flusses, es schützt mich der Wald.
Ein Stamm mir zu Diensten, ich klammre mich fest,
der Strom, er trägt mich nach Nord-Nord-West.

Kein Pfad am Ufer, kein Mann zu Pferd,
kein Weg mich zu fassen, mein Glück es währt.
So spült mich der Fluss an der Heimat Grund,
ich seh meine Farm zur frühen Stund.

Ich krieche an Land, erschöpft und kalt,
durch goldene Ähren erreich ich sie bald.
Und von der Veranda, von Ferne mich sehend,
läuft schon meine Frau, die Röcke wild wehend.

Ich richte mich auf, die Schmerzen, sie weichen,
ich falle in Trab, sie schnell zu erreichen.
Im Rennen, so nah, trifft mein Fuß einen Stock,
ein Knacken, ein Wechsel, der eiskalte Schock.

Beim Fall in den Strick bricht mein Denken entzwei,
Noch einmal bei ihr sein, der Traum, vorbei.
Elysium ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2013, 19:44   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Oh!
Ambrose Bierce als Gedicht!
Vorerstmal bin ich sprachlos.

Ausführlich später.

Tief beeindruckt:
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2013, 20:18   #3
männlich Elysium
 
Benutzerbild von Elysium
 
Dabei seit: 07/2011
Ort: Siegburg
Alter: 43
Beiträge: 490

Ah, ein Kenner der amerikanischen Literatur also auch. Das situativ-subjektive der Geschichte schrie geradezu nach lyrischer Verarbeitung. Ich kann nur hoffen, dem Meister gerecht geworden zu sein. LG
Elysium ist offline   Mit Zitat antworten
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