Die Beständigkeit der Erinnerung

[gummibaum]

Die Zeit zerfließt, die Uhren, sie erweichen
und schmiegen sich der Form der Dinge an,
Erinnerung schlägt Fliehendes in Bann
und lässt Gewesenes nun nicht verstreichen.

Ein Meer ruht aus, am Bergsaum immer glänzend,
ein Ölbaum, abgestorben, starrt im Licht,
in Wüstensand gebettet ein Gesicht
träumt ruhig fort, die Ewigkeit bekränzend.

Von Asseln schon wird eine Uhr gefressen
und eine Fliege auf der nächsten zeigt,
Verflüchtigung verfliegt, und unterdessen

ist das, was im Erinnern weiter zweigt,
imstande, dich zur Gänze zu durchmessen,
auch wenn der Raum um dich sein Tun verschweigt.




angeregt durch Thing ("tempus fugit")

[Ilka-Maria]

In Strophe eins begegne ich Salvatore Dali,
in Strophe zwei begegnete ich Caspar David Friedrich.

In den beiden Tripletten begegne ich gummibaum.
dessen stärkster Vers der letzte ist: Wir sind Kinderr des Raums, Kinder der dritten Dimension. Ohne Raum nützt uns auch die Zeitmessung nichts.

[Rosenblüte]

Hallo gummibaum,

ja, ich habe auch gleich an Dalí gedacht. Interessant, wie du das Surreale weiterspinnst. Außergewöhnliche Bilder!

In S2 Z3 scheint ein Komma zuviel zu sein. Ein träumendes Gesicht? Dann müsste das Komma nach "Gesicht" weg. Und evtl. könnte man auch schreiben: "ein Ölbaum, abgestorben, starrt ins Licht". Falls nicht die Erstarrung gemeint ist.

Schön, mal wieder so ein gelungenes Sonett zu lesen!

Lieben Gruß
Rosenblüte

[muse]

Hi gummibaum,

ein sehr gelungenes Sonett!!! Die letzte Strophe - sehr tiefschürfend.

Wobei ich mit der Interpunktion auch so meine Probleme habe.
Ich hätte nach "gebettet" das Komma weggelassen, stattdessen nach "verfliegt" eins gesetzt.
Vielleicht ist es auch eine Sache der Interpretation.

[gummibaum]

Hallo Ilka, Rosenblüte und muse,

super, dass euch das Gedicht gefällt. Da freue ich mich. Von dem gleichnamigen Dalí - Ölgemälde bin ich ausgegangen. Ja, mit den Kommatar muss ich nachbessern. Vielen Dank.

LG gummibaum