Das Loch bei Poetry.de

gummibaum · 22.05.2016, 15:20

Ich hatte früh das Loch bemerkt,
sehr klein und unmaßgeblich,
und doch sogleich den Rand verstärkt.
Ich sah, es wuchs erheblich.

Der Rand war jetzt auch nicht mehr klar
vom Loch zu unterscheiden,
und wo ich lange sicher war,
begann mich Angst zu schneiden.

Heut fand ich erst das Loch nicht mehr,
bejubelte die Wende.
Dann wurde alles tödlich leer.
Ich stürze ohne Ende…

Thing · 22.05.2016, 15:32

Lieber gummibaum,

mir ist so schon trübsinnig zumut.
Das wird durch Dein deprimierendes Gedicht nicht besser.
Auch mich schneidet die Angst.

Aber der Gedanke und die Präsentation:
Gut!

Lieben Gruß
von
Romulus Thing

Gylon · 22.05.2016, 15:48

Lieber gummibaum,
ich juble mit und lass mich in deine Worte fallen. Ich empfinde es nicht als düster, irgendwie amüsiert es mich. Das muss an deinem unnachahmlichen locker flockigem Schreibstil liegen.

Liebe Grüße Gylon

Ex-Thrud · 22.05.2016, 15:57

mir öffnen sich zwei Ebenen bei diesem Gedicht. Auf der oberen Ebene könnte es sich tatsächlich um ein Loch in der Erde o.Ä. handeln, die tiefere Ebene führt mich dann auf die geistige. Manches kann man trotz sorgfältiger Bemühungen nicht verhindern.
Interessant, da etwas kryptisch.
Gern gelesen.

Sonntagsgrüße von Thrud

gummibaum · 22.05.2016, 19:07

Liebes Thing, lieber Gylon, liebe Thrud,

vielen, lieben Dank.

Es sind mehrere Ebenen denkbar (geistig, psychisch, religiös, ethisch, ein Erdloch, ein Carcinom). Ich habe an all die Möglichkeiten gedacht und wollte sie offen lassen.

LG gummibaum

Thing · 22.05.2016, 19:12

Ja, das ist klar.
Zum Glück darf jeder Leser interpretieren.
Aber wenn ich gerade sowieso von Angst geschnitten werde, kann ich eigentlich bei Deinem Gedicht erst recht nicht jubeln.

Herzlichen Abendgruß
von
Romulus Thing

gummibaum · 22.05.2016, 19:16

Musst du ja nicht, Thing. Lass dich nur nicht unnötig runterziehen, bitte.

Ganz liebe Grüße von
gummibaum

Ex Yuki · 23.05.2016, 14:24

Zitat:

Aber wenn ich gerade sowieso von Angst geschnitten werde, kann ich eigentlich bei Deinem Gedicht erst recht nicht jubeln.

Man sollte sich, in schlechter Stimmung, nicht auch noch in dunkle Löcher des Forums begeben.

Sehr "tiefes" Gedicht übrigens, gut

Nur kleine Ideen als Anregung im Stil: (nach kleinem Brainstorming)
(musst ja nichts ändern, soll nur ein Stilaustausch sein)

Zitat:

Dann wurde alles tödlich leer.
Ich stürzte ohne
Wiederkehr…

Zitat:

Ich stürzte im freien Fall.

(plötzliches Reimende)

Ist "stürze", also Präsens bewusst gewählt?

gummibaum · 24.05.2016, 05:58

Danke, lieber Yuki, für deinen freundlichen Kommentar und die guten Ratschläge. Ich lasse das "Ende" mal als Reimes auf "Wende" an seiner Stelle.

LG gummibaum

Nöck · 24.05.2016, 09:06

Solche Gedichte haben etwas, sie lassen viel Raum für Interpretationen!

gummibaum · 25.05.2016, 13:46

Das Loch dankt dir, lieber Nöck.

Liebe Grüße von
gummibaum

Zaubersee · 27.05.2016, 09:08

Lieber gummibaum,

Dein Gedicht erinnert mich an die unendliche Geschichte mit dem Untergang Phantasiens, im Falle eines Phantasieverlustes der Bevölkerung im Außen dieses Landes.

Dein Gedicht ist nach meiner Interpretation unrealistisch, solange es Dich gibt, wird dieses Loch Dich nicht fressen

…. können!

Aber es gibt ja auch die anderen Interpretationen und Möglichkeiten.

Nun, in Phantasien jedenfalls wirst Du überleben

Wunderbar verspielte Idee …

Herzlichst
Zaubersee

Grumpy Papah Y · 27.05.2016, 16:03

Lieber gummibaum

Da ich mich stets dem Unerklärlichen und Mysteriösen hingezogen fühle, berührt mich Dein Gedicht wie mich selten Texte berühren. Ich gebe hier nicht meine Interpretation zum Besten, da sie meine ist ;-) doch auch ich erkenne Parallelen zum Nichts in Ende`s Meisterwerk (und das ist gut so!)
Danke für diesen düsteren Text!
Liebe Grüße
Papah Y

Leandra · 28.05.2016, 00:17

Hallo,

für mich klingt es auch nicht düster, leicht melancholisch würde ich vermuten. Wenn überhaupt. Interpretationsfreudige Zeilen. Mir gefällts. Metaphorisch muss das Loch auch kein Loch in Wand, Boden etc. sein. Es kann auch eine Wunde sein, pathogene Erscheinung, oder vielleicht eine Labilität der eigenen Psyche. Also da kann Man(n) schon vieles zu erläutern. Hat mich angesprochen.

Nächtliche - Leandra mit Schlupfloch.

22.05.2016, 15:20	#1
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Das Loch Ich hatte früh das Loch bemerkt, sehr klein und unmaßgeblich, und doch sogleich den Rand verstärkt. Ich sah, es wuchs erheblich. Der Rand war jetzt auch nicht mehr klar vom Loch zu unterscheiden, und wo ich lange sicher war, begann mich Angst zu schneiden. Heut fand ich erst das Loch nicht mehr, bejubelte die Wende. Dann wurde alles tödlich leer. Ich stürze ohne Ende…

22.05.2016, 15:32	#2
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber gummibaum, mir ist so schon trübsinnig zumut. Das wird durch Dein deprimierendes Gedicht nicht besser. Auch mich schneidet die Angst. Aber der Gedanke und die Präsentation: Gut! Lieben Gruß von Romulus Thing Geändert von Thing (22.05.2016 um 17:21 Uhr)

22.05.2016, 15:57	#4
Ex-Thrud abgemeldet Dabei seit: 04/2016 Beiträge: 213 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo gummibaum, mir öffnen sich zwei Ebenen bei diesem Gedicht. Auf der oberen Ebene könnte es sich tatsächlich um ein Loch in der Erde o.Ä. handeln, die tiefere Ebene führt mich dann auf die geistige. Manches kann man trotz sorgfältiger Bemühungen nicht verhindern. Interessant, da etwas kryptisch. Gern gelesen. Sonntagsgrüße von Thrud

22.05.2016, 19:12	#6
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber gummibaum - Ja, das ist klar. Zum Glück darf jeder Leser interpretieren. Aber wenn ich gerade sowieso von Angst geschnitten werde, kann ich eigentlich bei Deinem Gedicht erst recht nicht jubeln. Herzlichen Abendgruß von Romulus Thing

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22.05.2016, 15:48	#3
Gylon Dabei seit: 07/2014 Beiträge: 4.269 Meine Gedichte	Lieber gummibaum, ich juble mit und lass mich in deine Worte fallen. Ich empfinde es nicht als düster, irgendwie amüsiert es mich. Das muss an deinem unnachahmlichen locker flockigem Schreibstil liegen. Liebe Grüße Gylon

22.05.2016, 19:07	#5
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Liebes Thing, lieber Gylon, liebe Thrud, vielen, lieben Dank. Es sind mehrere Ebenen denkbar (geistig, psychisch, religiös, ethisch, ein Erdloch, ein Carcinom). Ich habe an all die Möglichkeiten gedacht und wollte sie offen lassen. LG gummibaum

22.05.2016, 19:16	#7
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Musst du ja nicht, Thing. Lass dich nur nicht unnötig runterziehen, bitte. Ganz liebe Grüße von gummibaum

24.05.2016, 05:58	#9
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Danke, lieber Yuki, für deinen freundlichen Kommentar und die guten Ratschläge. Ich lasse das "Ende" mal als Reimes auf "Wende" an seiner Stelle. LG gummibaum

24.05.2016, 09:06	#10
Nöck Dabei seit: 12/2009 Ort: In den Auen des Niederrheins Beiträge: 2.662 Meine Gedichte Meine Favoriten	Solche Gedichte haben etwas, sie lassen viel Raum für Interpretationen!

25.05.2016, 13:46	#11
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Das Loch dankt dir, lieber Nöck. Liebe Grüße von gummibaum

27.05.2016, 09:08	#12
Zaubersee Dabei seit: 11/2014 Ort: Das Meer ist mein Garten aus Kristallen und Träumen ... Alter: 66 Beiträge: 2.583 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber gummibaum, Dein Gedicht erinnert mich an die unendliche Geschichte mit dem Untergang Phantasiens, im Falle eines Phantasieverlustes der Bevölkerung im Außen dieses Landes. Dein Gedicht ist nach meiner Interpretation unrealistisch, solange es Dich gibt, wird dieses Loch Dich nicht fressen …. können! Aber es gibt ja auch die anderen Interpretationen und Möglichkeiten. Nun, in Phantasien jedenfalls wirst Du überleben Wunderbar verspielte Idee … Herzlichst Zaubersee

27.05.2016, 16:03	#13
Grumpy Papah Y Dabei seit: 09/2014 Ort: R`Lyeh Beiträge: 101 Meine Gedichte	Lieber gummibaum Da ich mich stets dem Unerklärlichen und Mysteriösen hingezogen fühle, berührt mich Dein Gedicht wie mich selten Texte berühren. Ich gebe hier nicht meine Interpretation zum Besten, da sie meine ist ;-) doch auch ich erkenne Parallelen zum Nichts in Ende`s Meisterwerk (und das ist gut so!) Danke für diesen düsteren Text! Liebe Grüße Papah Y

28.05.2016, 00:17	#14
Leandra Dabei seit: 08/2015 Ort: NRW - Essen Umgebung. Alter: 39 Beiträge: 771 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo, für mich klingt es auch nicht düster, leicht melancholisch würde ich vermuten. Wenn überhaupt. Interpretationsfreudige Zeilen. Mir gefällts. Metaphorisch muss das Loch auch kein Loch in Wand, Boden etc. sein. Es kann auch eine Wunde sein, pathogene Erscheinung, oder vielleicht eine Labilität der eigenen Psyche. Also da kann Man(n) schon vieles zu erläutern. Hat mich angesprochen. Nächtliche - Leandra mit Schlupfloch.