Kleine rosa Blase

[Miju]

Ich stand barfuß im Schnee mitten in der Nacht und fühlte mich, irgendwie fühlte ich mich frei
obwohl du sagtest, dass es eine Strafe sei
Durchbrach innerlich meine Stille mit einem fürchterlichen Schrei
hatte genug von deiner narzisstischen Hetzerei!
Wollte dich schlagen, dich beißen und dich treten
Schwor mir dir nie mehr im Leben zu vergeben
Du hast mir mein Lächeln genommen, mein Vertrauen
wie kann ich denn noch jemals auf einen Menschen bauen?
Und dir nach all dem noch in die Augen schauen?
Und
dreist wie du bist, warst du immer noch da
selbst wenn du mal weg warst, warst du mir immer noch nah
jeden Tag
jeden Morgen erhöhte mein Herz seinen Schlag
wenn ich dich hörte, dich spürte, dich nur irgendwie versehentlich berührte
Ich
hatte Angst, deine Stimme zu hören
Traute mich nicht eins meiner Glieder zu bewegen, um nicht die Stille zu stören
die
du mit so viel Arbeit um dich gebaut hast
weil es nie wieder ein Mensch in dein Herz geschafft hat
wolltest mich abhärten sagtest du, mit jeder deiner grausamen Tat
Ich war doch noch so jung, weshalb warst du so hart?
und während ich im Schnee stand, so ruhig und friedlich, vergaß ich kurz deine Gegenwart
hatte dein Wesen für einen Moment in diesem hohen Schnee verscharrt
und
die Dunkelheit wurde plötzlich durch eine kleine rosa Blase erhellt
meine kleine rosa Blase, meine kleine rosa Welt
die irgendwie meine zerbrochene Seele mit letzter Kraft zusammenhält
dass für einen Moment mein Hass auf dich zerschellt
der
Schnee unter meinen Füßen wurde warm und flauschig
Er glitzerte in tausend Farben und ich war nun nicht einmal mehr traurig
nicht mehr verletzt, oder verzweifelt und wütend war ich auch nicht
Ich hob den Blick und dein Bild im schwarzen Spiegel bricht
Es brach mit deinen Sinnen und meine rückten ins Licht
Ich sah
unendliche Weite
Ich spürte
wie ich mutig einen neuen Weg beschreite
Ich schmeckte
wie mir meine Ehrfurcht und Neugierde zur Seite weilte
Ich hörte
wie ich lautlos mit den Flocken fiel und mich mit ihnen ausbreite
Ich roch
den Duft des lieblichen Friedens, mit dem ich mich ausweite
Es
funkelte und strahlte um mich herum
und auf einmal erschien wieder dein Bild in einem bunten Spektrum
du tratst aus dem Spiegel und legtest deinen Arm um
mich herum
und
flüstertest dass du mich lieb hast
und dass ich nie wirklich was falsch gemacht hab,
dass du dich selbst nur so sehr hasst,
dass du mir deinen Ballast
überträgst wenn du sagst ich fall' dir zur Last
und dass du da gelogen hast
und
dass du stolz auf mich bist
trotz all meiner Fehler und all dem Mist
den man verbricht wenn man Kind ist
und dass du nur so bist
weil dein Hass auf die Welt dich innerlich zerfrisst
und dass du mich vermisst
wenn
ich irgendwann gehen werde
dass ich für dich das Großartigste sei auf dieser Erde
dass ich deine schwarze Welt ein bisschen bunter färbe
Ich
fühlte mich bei dir geborgen,
vergaß für einen Moment all die Sorgen
sah DICH hinter der Fassade verborgen
und
Ich war dein,
dein Kind und durfte endlich wieder Kind sein
Ein
lauter Knall,
ein
lauter Schrei
meine Blase zerplatzte, der Traum war vorbei
Ich
lag zitternd auf dem Gras
mein Gesicht von Tränen nass
Ich verstand nicht, fragte mich nur was
deinen Ärger wieder geschürt hatte und deinen Hass
war ich das?
Dann
war es wieder ruhig, du warst weg
hast mich allein gelassen hier im Dreck
es
war wieder so wunderbar still ohne dich
ich hörte auf zu verzweifeln und eine neue Blase bildete sich
sie wurde größer und größer, umhüllte mich
ich
schlief ein, für dieses Mal war der Schreck vorbei
So lag ich barfuß im Schnee, mitten in der Nacht und fühlte mich, irgendwie fühlte ich mich frei