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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 21.12.2007, 12:36   #1
Chryss
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 19

Standard Glaube aus "Glaube, Hoffnung, Liebe"

Mensch fragst Du Dich, in schweren Tagen, wer all die Last Dir zugedacht? Wenn schwer wird das Bündel, das man Dir bürdet, jeder kleine Schritt fordert unmenschliche Kraft. All Dein Sinnen leidet unter bleierner Ungemach. Für wahr steht kein Sternlein am Himmel zu weisen den Pfad zu Dir selbst.

An diesen stummen Momenten richte Dein Sein nicht aus, such in Deinem Hadern nicht nach Anderer Schuld. Sind Deine Wünsche nicht des Keimes Saat? Gewässert mit großer Erwartung, erblüht daraus der Spross dessen Schatten Dein Herz verdunkelt. Verbirgt das Hell vor Dir, Du bist es selbst der Dir das Lichte raubt.

Düster die Seele, verzerrt sie Alles und Jeden. Dein Reden ist Klagen ob der beladenen Last. Wärest Du sehend, betrachtetest Dich strampelnd in den Mühlen der Welt, ziellos strebend nach verlorenem Glück.
Würde Trauer Dir Einhalt gebieten und führet Dich ein Stück zurück.

Schaue Deine Spuren, die Du hinterließest und prüfe den begangenen Pfad.
Führet er hin zu Ortes Stelle, wo sich Dein Herz verborgen hat.

In mancher durchlittenen dunklen Nacht,
besinnst Du Dich auf dessen Auge wacht.
Grad wenn alles zu verblassen beginnt,
bist Du bereit wie dereinst als Kind,

will aller Kummer weltliches Glück Dir rauben,
dann erst bist Du bereit für den Glauben!
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Alt 23.12.2007, 04:21   #2
männlich Ex Rivus
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2007
Beiträge: 253

Standard RE: Glaube aus "Glaube, Hoffnung, Liebe"

Hallo Chryss!

in mir wach gerufene, weltliche assoziationen:

... einer trage die last des anderen,besonders in schweren tagen, wenn einer es dann kann. ansonsten müssen noch mehr leute im sinne von "gemeindrang eilt" ran! wenn keiner zur hilfe kommt, ist man ja "verdammt" allein. selbstreflexionen können sehr "kummrig" machen, führen bei entsprechender seelenstärke jedoch auch zu erkenntnissen wie eben deinen geschilderten: zu große erwartungen (charles dickens lässt grüßen, dass uns bescherte leben noch mehr, da existentieller), zu große wünsche, welche die eigene selbstverwirklichung, wenn sie überhaupt möglich, verhindern im sinne des nicht mehr selbst sein könnens, des sich selbst verleugnens oder gar im extremen fall zu selbstverletzungen, selbsttötungen führen ... daher ist die erkenntnis "Du bist es selbst der Dir das Lichte raubt." ein wichtiger schritt, aus dieser gefahr heraus zu kommen. ... eine weitere erkenntnis: wenn "Düster die Seele", dann wird unser blick auf die realitäten verstellt, so ist es besser richtige trauerarbeit zu leisten "Würde Trauer Dir Einhalt gebieten und führet Dich ein Stück zurück." ... dito weiter im erkennen: das überprüfen "begangener pfade", "wo sich Dein Herz verborgen hat.", um so wichtiger, da man dann vielleicht analysieren kann, wo man sich nicht verstellen mußte, an welchen orten man wirklich zuhause war. ... noch eine wichtige erkenntnis: ist man bereit zum urvertrauen der kinderzeit zurück zu kehren, wenn sich ein solches überhaupt ausprägen konnte, dann hat man die chance, bei allem kummer der einem umgebenden welt, zu glauben ...an das gute, an die menschen, ... und am wichtigtsen an sich selbst, um sich im leben behaupten zu können.

...

gruß. rivus
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Alt 23.12.2007, 13:59   #3
Chryss
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 19

Hallo Rivus
Danke für Ihre Antwort! Ich bin begeistert, sie haben wirklich und wahrhaftig gelesen was ich hineinschreiben wollte. Das Thema Glaube assoziert man gemeinhin mit dem religiösen Glauben, wobei ich dies gar nicht als dass wesentliche erachte. Schnell gibt es Kritik und Schellte wenn man sich in dieses Thema bewegt, von vielerlei Seiten.

In meinen Augen ist der Mensch ein soziales Wesen, er ist am stärksten und erfolgreichsten in einer sozialen Gemeinschaft. An diese Gemeinschaft wird er glauben müßen. Genau diese Stärke wird ihm aber oft auch zum Verhängnis. Der Einzelne verliert sich schon mal in dieser Welt, er verliert seine Ziele, verliert den Glauben an sich selbst, steckt fest in der Situation seines Lebens und es gibt anscheinend keinen Ausweg.

Im ersten Abschnitt versuche ich den Leser in diese Situation zu führen. Ich denke die Meisten hatten schon mindestens einmal das Gefühl dass ihnen alles zu schwer wird. Es kein vorankommen mehr zu geben scheint, nichts aber auch gar nichts ihnen als Hilfe dienen kann.

Im zweiten Abschnitt wird beschrieben dass das Problem ein selbst herbeigeführtes ist. Es sind die eigenen Ansprüche an einem Selbst und das eigene Leben, die alle Ziele in unerreichbare Ferne zu rücken scheinen.

Im dritten Abschnitt beschreibe ich die Wirkung auf die Person. Wen man selbst ins Unglück strebt, ist kein Seil stark genug um den Menschen festzuhalten. Alles konzentriert sich nur noch auf diese Situation und man verliert allmählich den Blick für Alternativen, man ergibt sich ... Gerade hier aber wäre es gut und wichtig nicht wie ein Ochse ständig gegen die Mauer zu laufen, sondern eben sich selbst in dieser Lage zu erkennen. Ein Weg der kein Ziel hat führt auch nirgendwo hin wo man sein will. Es ist dann eine gute Möglichkeit, erst einmal zu verweilen und vielleicht einen Schritt zurück zu gehen.

Im vierten Abschnitt beschreibe ich diese Reflektion, kurz und knapp. Durchwachte Nächte, wenn Kummer und Gram den Schlaf fern halten, sind eine Erfahrung auf die man setzen kann. Viele finden solche Nächte in ihrem eigenen Leben und begreifen diese Schilderung als eine selbst gemachte Erfahrung. Typisch wären hiefür die Fragen: Warum? Warum ich? Warum mir?

Der Schluss bietet keine Lösung im eigentlichen Sinne an. Es wird nicht alles besser, kein Ritter und kein Retter naht. Oder vielleicht doch? Entscheiden kann der Leser es selbst. An diesen Punkten im Leben eines Menschen sehe ich diesen Schluss, ein tröstender Gedanke. Offen bleibt worin man seinen Glauben findet.

Die Struktur des Textes soll wiederspiegeln wie man Empfindungen in der beschriebenen Situation erlebt. Wüst und ungeordnet beginnt der Text, kein Zusammenhang, keine Struktur. Erhält allmählich klarere Linien und Struktur im Verlauf der einzelnen Passagen. Zum Schluss hat er einen festen Rhythmus. Damit wollte ich die Erfahrung von Außen in den Text mit einarbeiten und wiedergeben.

Gruß Chryss
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Alt 23.12.2007, 14:02   #4
Joana
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 424

-
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Alt 29.12.2007, 01:32   #5
männlich Ex Rivus
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2007
Beiträge: 253

Hallo Chryss!

Danke für deine (okay?) ausführlichen Erklärungen. Interessant deine bewußte Textstrukturwahl. Dennoch, verzeih, ich bin eigentlich kein ordentlicher Textkritiker, geschweige Textanalytiker, nur Hobbykonsument und Freizeitschreiber, aber ich hätte das eine oder andere zumindestens im letzten strukturierteren Teil klarer ausgedrückt. Auch am Rhythmus könntest du noch feilen.

lg rivus
Ex Rivus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2007, 00:19   #6
Chryss
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 19

Hallo Rivus,
ich muß zugeben dass ich die Erklärungen bereits fertig hatte als ich das Gedicht gepostet habe. Ich will ja etwas dazulernen und habe mich deswegen mit dem Text selbst auseinandergesetzt um meinen Ausdruck zu verstärken. Also habe ich die Anregungen, die sich im Forum ergeben, versucht selbst umzusetzen und die Fragen zu beantworten. Daraufhin habe ich eben die Aussagen zu verdichten versucht und wollte dem Leser genau das mitteilen was sie dann tatsächlich gelesen haben. Unabhängig vom tatsächlichen Wortlaut stehen eben auch diese Dinge mit im Text.

Ich denke dass die Mehrzahl aller hier Schreibenden für den Durchschnittsmenschen ihre Text verfassen. Die Kritiker und Analytiker? Sie helfen einem gewiß dabei zu lernen, sie helfen einem besser zu werden. Hier im Forum sind aber manche eher selbstverliebt in ihre tolle analytische Selbstbefriedigung.

Der strukturierte Teil ist tatsächlich eher schwach, da haben sie völlig recht. Der Grund liegt aber in der o.a. Begründung, die klarheit der Aussage war mir zu dem Zeitpunkt wichtiger. Ich werde versuchen es besser zu machen, Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut.

Haben sie Dank für ihre Kritik!

Grüße Christian
Chryss ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2008, 02:11   #7
männlich Ex Rivus
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2007
Beiträge: 253

hallo christian!

nur ein paar gedanken:
ich glaube, dass hier jeder andere ansprüche hat, um im forum seine zeilen hineinzustellen. die kritiker & analytiker, sind menschen wie sie & ich. sie haben halt verschiedene stile sich auszudrücken und dabei die eine oder anderen vorlieben. trotzdem kann man selbst, eigentlich am meisten, bei den größten ablehnern der eigenen zeilen lernen, denn mitunter hapert's den eigenen zeilen gerade an dem kritisierten. es fehlt vielleicht wirklich substantielles (inhaltlich, sprachlich, ...) oder das eigene scheint zu einseitig, da unser leben dunkel- & hellseiten hat... desweiteren hat ja jeder mensch ein anderes gemüt, so dass andere spiegelungen passieren. schließlich hat jeder schreibende auch andere lebenshintergründe und erfahrungen, so dass emfundene lebenswelten aufeinanderprallen können ...

einer zerstörerisch anmutenden analyse könnte zum beispiel eine aufbauende synthese folgen ...

viel erfolg beim besser machen

Gruß. Andreas
Ex Rivus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.03.2008, 21:34   #8
Chryss
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 19

Hallo Andreas,
Entschuldigung dass ich jetzt erst antworte. Einige Dinge sind nicht hinauszuschieben, und verlangen die ganze Aufmerksamkeit. Ich möchte ihnen aber dennoch gerne antworten.

Wie so häufig ist das Stilmittel Kritik, wie es hier mitunter gepflegt wird, thematisiert. Eigentlich ist es müßig sich stets über die Form der Kritik auszutauschen. Ich kann ihnen jetzt stundenlang erzählen wie kritikfähig ich sei, und was so alles tolles meinen Lebenshintergrund bildet. Aber das ist ja alles nur heiße Luft, sie können es eh nicht überprüfen und wahrscheinlich interessiert es sie auch nicht. Zu recht!

Entgegen ihrer Auffassung aber, würde ich behaupten, dass ein übermäßig aggressiver Kritikstil die sachliche Kritik konterkariert. Das Stilmittel verdeutlicht nicht den Sachinhalt sondern lenkt von ihm ab, eine deutlich über das normale Maß hinausgehende Hemme wirkt im Allgemeinen immer personalisiert.

Ich bin überzeugt dass ähnlicher Umgangston im persönlichem Kontakt nicht zu rechtfertigen wäre und überdies deutlich sanktioniert werden würde. Betrachtet man den Umgang mit Menschen, auch in der virtualisierten Umgebung, als zwischenmenschlich, drängt sich ein moderater Ton eigentlich sehr schnell auf.
Den daraus abzuleitenden Schlussfolgerungen über die soziale Kompetenz und das soziale Verhalten derjenigen möchte ich hier nicht vorgreifen, sondern es jedem überlassen sich ein eigenes Urteil zu bilden.

In der Sache und auch im Stil nehme ich ihre Kritik an, ich weiß nicht ob ich es besser hinbekomme. Meine Begabung liegt augenscheinlich nicht auffällig in dieser Ausdrucksform. Aber es ist ja auch nicht jeder der gegen den Ball tritt ein Frank Ribery, trotzdem kann es Spaß machen Fußball zu spielen. So bin ich wohl nur Kreisklasse und habe mich in die Bundesliga, im übertragenen Sinne - dieses Forum - verirrt.

Grüße Christian
Chryss ist offline   Mit Zitat antworten
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