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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 27.01.2017, 12:52   #1
männlich klaatu
 
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Standard Mangel an Beweisen

Mangel an Beweisen

Wir stoppten ihn kurz hinter der 30er-Zone - wo wir ihn mit fast 70 Sachen geblitzt hatten -
und verlangten von ihm Führer- und Fahrzeugschein. Er sah ganz gewöhnlich aus und ich rechnete nicht damit, dass er Probleme machen würde. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, wer Ärger machen wird und wer nicht, doch diesmal hatte mich mein Gespür getäuscht. Freundlich lächelnd verlangte er im Gegenzug unsere Dienstausweise. Da ahnte ich, dass er… nennen wir es mal schwierig werden könnte.
Meine Kollegin und ich zeigten ihm unsere Ausweise und er schaute sie sich lange an, verglich die Bilder auf den Karten sorgfältig mit unseren Gesichtern.
„Sehen irgendwie falsch aus“, murmelte er und sah uns misstrauisch an.
„Haben Sie denn schon mal Echte gesehen?“, fragte ich und lächelte, obwohl der Mann mir ab da schon äußerst unsympathisch war.
„Nein“, antwortete er, machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: „Wollen Sie mich provozieren?“
Er gab sich wenig Mühe die Wut in seiner Stimme zu unterdrücken.

Meine Kollegin übernahm jetzt das Sprechen und erklärte ihm mit ihrer sanftesten Stimme, dass wir ihn mit 68 km/h geblitzt hatten und er nun mit einem Fahrverbot rechnen müsse. Der Mann grinste überheblich:
„So? Haben Sie das? Dann zeigen Sie mir mal Ihre angeblichen Beweise.“
Er sprach das Wort Beweise auf eine Art und Weise aus, die mir eiskalt den Rücken runterlief und mich kurz daran denken ließ, meine Dienstwaffe zu zücken und ihm in den Kopf zu schießen, bevor es noch einmal so aussprechen konnte.
„Wir haben alles auf Video. Steigen Sie bitte aus und folgen Sie uns zu unserem Wagen, dann zeigen wir ihnen unsere Beweise“, sagte ich und sprach dabei das Wort Beweise - ohne es zu wollen - auf dieselbe langgezogene, höhnische Art aus wie er.
Der Mann lachte bellend auf.
„Damit ihr mir die Karre unter dem Hintern wegklauen könnt? Ganz sicher nicht. Ich bin doch nicht geisteskrank!“
Er startete den Wagen und fuhr mit quietschenden Reifen davon, bevor wir reagieren konnten. Wir starrten ihm ungläubig hinterher.
Er war der sechste an diesem Nachmittag…
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