08/15 Common Lyrik

[thadodga]

"Wenn dir das Leben kein Sinn bereitstellt,
ist es um dein Weltbild schlecht bestellt,
angenommen darum wollen alle Geld,
weil keiner weiß, was sonst zählt.

Denn streben wir nicht zu hehren Zielen,
Seite an Seite mit jenen Tagedieben,
die vorgeben sie würden lieben
die wollen doch nur am Joint ziehen.

Doch wenn es meinen Sinn nicht gibt,
was war es dann, dass uns trieb?
Wenn es wirklich keine Wahrheit gibt,
warum haben ich mich dann verliebt?

So lege ich Sartre lachend zur Seite,
trinke einen Schluck Wasser
und bleibe mit mir alleine,
es grüßt Sie der Verfasser."

In letzter Zeit habe immer wieder Gedichte gelesen die bescheiden waren, aber von 1000 Leuten reblogt wurden. Für mich als Qualitäts-Rapfan (Retrogott, MF DOOM, Nas etc.) sind Gedichte von der Liebe oder dem Einsamkeit nichts. Oder nein, das sind allgemeine Themen, die aus guten Grund (fast) jeden ansprechen, weshalb über Liebe im Radio gesungen wird.
Es dreht sich bei der einfallslosen Lyrik mancher Leute (vor allem auf Tumblr!) mir die Sicht. Darum mochte ich mal probieren in einer fachfremden Disziplin zu punkten, also ergreifender und mit mehr Wörtern über die allgemeinsten Themen wie Lieben oder das Pein des Lebens zu schreiben.
Mir ist klar, dass man das arrogant finden kann (das ich diese Glückskekslyrik nicht ertrage). Außerdem höre ich schon jemanden sagen: Dann lese es doch einfach nicht, thadodga.

Trotzdem wünsche ich viel Spaß beim lesen und bewerten,
thadodga

[Jeronimo]

War das jetzt ein Qualitätsgedicht von einem Qualitäts-Rap-Fan?
Man kann ja Lyrik nicht mit Rap vergleichen, dazwischen liegen ja gut 40 bis 50 IQ-Punkte.
Und bei aller „Qualität“ reicht es ja nicht aus „Seiten“ auf „alleine“ zu reimen.
Da müssen wir noch ein paar Punkte abziehen.
Was gibt es denn so beim Rap für Themen, außer die übliche Beschäftigung mit dem eigenen Versagen, was jetzt auch der Staatsanwalt genehmigt und der Klassensprecher der Sonderschule?
Mir dreht sich ja auch der Magen um beim Menstruationsgekreische der Rapper, also kann ich dich gut verstehen.
Und dass du den Sartre eingeworfen hast, war clever. Da hätte nur noch ein Zitat gefehlt, so was wie:

Eines der Hauptmotive des künstlerischen Schaffens ist gewiß das Bedürfnis, uns gegenüber der Welt wesentlich zu fühlen.

Jeronimo

[Meishere]

Lieber thadodga,
die Aussage deines Werkes ist mir denke ich klar.
Die Aussage deines darunter gesetzten Kommentares allerdings eher weniger.

Du möchtest also mit einem Gedicht in einem, von dir als "Glückskekslyrik" bezeichnetes, Themegebiet profilieren, um zu zeigen, dass sich in diesem Bereich jeder lyrisch betätigen kann und das mit Leichtigkeit?

Ich denke, dein Werk ist wohl auch satirisch zu verstehen.
Unter diesem Gesichtspunkt scheinst du es wunderbar zu verstehen, die Inkonsistenzen in Form und Sprache, die sich manches mal in "08/15 Lyrik" finden lässt, zu übernehmen und als wohlgesetztes rhetorisches Mittel zu nutzen.

Gefährlich ist die Anwendung dieser Praktik jedoch unter dem Gesichtspunkt, dass der geneigte Leser glatt auf die Idee kommen könnte, du würdest Metrik und Sprache einfach nicht besser berherrschen.


Aber mal das Gepöbel beiseite.
Insgesamt wirkt es so, als wärest du beim Erstellen dieses Posts ein wenig übermüdet gewesen
(Es ist aber auch das einzige was ich bisher von dir gelesen habe und kann daher keine vernünftige Einschätzung liefern).

Du vermischst hier zwei Dinge, die ersteinmal klar getrennt gehören.

Auf der einen Seite beschwerst du dich über "schlechte" bzw. "einfallslose" Lyrik, die im Internet zu finden ist und dort verbreitet wird.
Ich denke, so etwas kann ich durchaus nachvollziehen.

Auf der anderen Seite steht deine Meinung zur Liebeslyrik (und Lyrik mit dem Thema "Lebenspein") im Allgemeinen.
Es kann aber durchaus gute Lyrik zu diesen Themen geben, die auch einfallsreich sein kann.

Anstatt es so einfach abzutun könnte man es auch als Herausforderung sehen, diese vielleicht "altbackenen" Themen mit der eigenen Kreativität aufzuarbeiten und etwas zu schaffen, dass sich neben den unzähligen anderen Werke dazu behaupten kann.

Leider, finde ich, hast du das mit deinem Werk nicht wirklich geschafft.
Es wird seinem satirischen Anspruch zwar halbwegs gerecht, aber alles andere will mir nicht gefallen.

Vielleicht findest du aber noch deinen Draht zur Liebeslyrik und überraschst uns mit ganz neuen Ideen zu dem Thema.
Es würde mich freuen.

LG,
Meishere

[thadodga]

Danke für eure Antworten. Auf poetry ist eben verlass

@Jeronimo
Sry, zum abfeiern einer Bildungsbürgerlichen "Rap-ist-dumm" Disposition wird es nicht kommen. Es gibt übrigens auch Rapper, die auch den Namen Lyriker verdienen. Denke du weißt das auch:P

"Siehst du den Baum, majestätisch, stolz, güldene Pracht
Er funkelt über dem Horizont in finsterer Nacht
Folge der Spur, ernte seine kostbare Frucht
Werde ein König, in Mitte der Dünen trockener Schlucht."

https://www.youtube.com/watch?v=kez0F_NXg5k

Aber mal Sarkasmus beiseite. Du hast es begriffen und das Sartre Zitat.. Oh jeh... Da fühlt man sich entlarvt. No front: Wie Meishere erkannt hat, soll es eine Satire sein. Bei Bedarf kann ich euch auch etwas von der Lyrik posten (Oder ihr meldet euch auf Tumblr an, da gibt es außer pornographie Fanatiker hauptsächlich Lyriker)

@Meishere
Es soll Satire sein. Das du darüber sinnierst und in dieser Form darüber schreibst, ist nicht das, was ich gewohnt bin. Überzeugt mich von der Gesprächskultur in diesem Forum. Danke erstmal dafür. Das Versmaß ignoriere ich fast immer, obwohl es mir natürlich bekannt ist. Vielleicht wäre es tatsächlich reizvoll, es mal wieder damit zu probieren. Was die Sprache betrifft, so kann ich nur sagen, dass ich es in 10 Minuten geschrieben habe und das ohne ein Thema zu haben.
Thema Liebeslyrik: Es gibt durchaus sehr gute Liebesgedichte. Als Beispiel sei "Nine million bicycles" von Katie Melua angeführt. Vielleicht kommt es mal dazu, dass ich was schreibe, wer weiß?

Gegen Leute, die schlechte Lyrik schreiben (meiner Meinung nach schlecht) habe ich nichts. Wie denn auch. Noch bin ich auch kein echter Könner und vielleicht werde ichs ja nie
Mir ist wichtig: Hauptsache es wird geschrieben. Nur so kann man besser werden. Mich verwundert es nur, dass immer dasselbe gepusht wird. Es ist so symptomatisch für die Facebook (alles teilen!!!) Generation. Einfach "Liebesgedicht" googlen (anstatt selber schreiben!!) und schon hat man wieder etwas zum posten. Was genau ist eigentlich völlig egal, hauptsache es gibt Lesefutter für das likesüchtige Vieh.

Ihr beiden seid großartig, danke,
MM

[Meishere]

Gerne doch

Na, hab ich mir doch gedacht..
Ich fürchte fast, dass deine Kritik hier aber an der falschen Stelle steht!!

Denn wer hier liest, der schreibt im Zweifel selbst oder ist tiefgehender an Lyrik interessiert.
Die von dir kritisierten werden also gar nicht mitbekommen, was du hier zu sagen hast.

Ich kann aber nachvollziehen was du meinst.
Da hilft wohl nur, sich selbst den Spaß daran zu erhalten und zu versuchen es besser zu machen

Was das "in-10-minuten-dahingeschrieben" angeht: Das scheint auch so eine symptomatische Sache im Rap-Bereich zu sein
Die Idee der Rap-Battles rührt ja daher.
Ich sage jetzt mal, wenn man wirklich ernst genommen werden will, dann sollte man vielleicht nochmal 10 Minuten zum drüberlesen investieren. (Außer man beherrscht diese Sache sehr gut.)
Ganz ohne dich beleidigen zu wollen! Eher als gut gemeinter Rat.
(Das mit dem Rap muss jetzt auch gar nicht auf dich zutreffen, aber daher kenn ich das eben gut).


Zu guter letzt:
Na Mensch, das wär doch was, wenn da jetzt noch ein zartes Pflänzchen erwächst, was uns mit seiner Liebeslyrik begeistert

LG in den Sonntagabend,
Meishere