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Alt 11.08.2006, 01:12   #1
pantiger
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 293


Standard Uhr gehabt

Als ich acht war, sah ich meinen Grossvater das erste und einzige Mal. Er sass in einem alten Schaukelstuhl mit seiner Tabakpfeife, die er die meiste Zeit in der linken Hand hielt. Wir, mein Vater und ich, waren nur für drei Tage dort, was ich bei der Abfahrt so bereute, dass ich meinen Vater anflehte, ihn wieder zu besuchen, obwohl mein Grossvater selbst gesagt hatte, es gehe nicht.
Am Morgen des ersten Tages sass ich einige Meter abseits meines Opas – am Abend neben ihm. Unglaubliche Geschichten von Tieren, Rittern und Drachen erzählte er mir den ganzen Tag.
Bevor wir abfuhren, hatte er mir eine alte, sehr wertvoll aussehende Uhr gegeben und gesagt, dass sie meine sei. Sein Augen schauten traurig auf meine Hände, da streckte ich die Arme aus und wollte, dass er sie zurücknimmt. Doch er lächelte und meinte, er wolle sie in guten Händen wissen.
„Solange du kein fliegendes Schwein siehst, gehört sie voll und ganz dir“, sagte er.
„Und was ist, wenn ich eines sehe?“
„Dann wird die Uhr sich selbst darum kümmern!“
Da ich keines herumfliegen sah, steckte ich sie stolz in meine Tasche.
Mein Grossvater umarmte mich zum Abschied.

Im Alter von 22 Jahren zog ich in meine eigene Wohnung. Sie war im 12. Stock, man sah über all die kleinen Einfamilienhäuser hinweg zu der Hügelkette im Westen.
Es war der erste Abend, an dem ich einen Sonnenuntergang vom Balkon aus geniessen durfte.
Plötzlich sauste etwas vorüber. „Ein Schwein“ war mein erster Gedanke, doch nach kurzer, vernünftiger Überlegung schloss ich das aus.
Von weit unten her vernahm ich Kindergeschrei, ging bis ans Geländer und schaute, ob etwas zu erkennen sei. Zwei Knaben oder Mädchen – so genau konnte ich das nicht sehen – stritten um ein kleines, schwarzes Kästchen.
Haarscharf an meinem Gesicht vorbei flog das Flugobjekt dieses Mal, vor Schreck klammerte ich mich mit einem Aufschrei fest an das Geländer. Doch da erkannte ich endlich ein Modellflugzeug.
Eine wütende Stimme erklang aus einem der unteren Stockwerke. Das eine Kind rannte ins Haus. Das andere vollbrachte eine perfekte Landung auf dem kleinen Stück Rasen, nahm den Flieger und lief hinein.
Ich konnte nichts anderes als zu lachen. Nach einer Weile verliess ich den Balkon und suchte die Uhr in dem Chaos der neuen Wohnung. Mit ein wenig Geduld fand ich das Gesuchte zwischen einigen Hosen und Jacken.
An diesem Abend schlief ich mit der Uhr in der Hand und einem Lächeln auf den Lippen ein.
Es war das letzte Mal, dass ich sie in den Händen hielt.
pantiger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2006, 02:02   #2
männlich Ricardo
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 31


Ok, also, es ist spät, ich habe Bier getrunken, aber ich trau mich trotzdem mal ran

Ich habe vor etwa zwei Wochen meinen Opa verloren und kann auf keinerlei Verbindung zwischen uns Beiden zurückblicken, überhaupt auf keine zwischen meinen Verwandten und meiner Wenigkeit, deswegen steht es mir auch nicht zu, darüber zu urteilen. Weil ich derlei Beziehungsgeflecht also nicht kenne, war es für mich sehr interessant.

Also, der Erzähler hat im Laufe der Geschichte die einzige Begegnung mit seinem Großvater vergessen, bzw. seine Hinterlassenschaft. Trotzdem erinnert er sich unterbewusst an seine Aussage und kommt so auf das verdrängte Ereignis zurück. Ein wenig psychoanalytisch, aber auch nicht mehr...

Steckt da noch mehr drin? Steht der Flieger für Etwas? Träume etc?

Steht die Geschichte für das Verlassen der Familie und das Wiederfinden danach oder wie?

Ach, noch was, aber auch nicht so wichtig für das Verständnis:
du hast "Geländer" falsch geschrieben, zumindest beim ersten Mal, außerdem hast du oft doppel "s" geschrieben, obwohl "ß" richtig gewesen wäre.

Vielleicht könntest du dich zu dem Ganzen mal erklären, weil die Geschichte, so als erster Eindruck, sehr interessant war.

Bis denn, dann...

Prost!
Ricardo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2006, 09:05   #3
exmaex
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 362


huhu pan
ja ich finde die geschichte auch relativ interessant, sie lässt mich nachdenklich werden und das ist doch immer ein gutes zeichen...
bin gespannt auf weitere antworten zu deinem text

ein paar tipps von mir:
ich würde statt "flieger" besser modellflugzeug o.ä. schreiben
"flieger" hat mich erst total verwirrt, weil es eher umgangssprachlich wirkt

liebe grüße max
exmaex ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2006, 12:13   #4
männlich kuse
 
Benutzerbild von kuse
 
Dabei seit: 11/2005
Ort: Berlin
Alter: 36
Beiträge: 489


Der Anfang hat mir sehr gut gefallen. Der erste Satz ist wohl einer der besten anfänge, die ich jemals gelesen habe. Und bis zu dem zeitsprung habe ich gedacht: "Wow, sehr gut. Hat was von Walter Moers." An diesem Punkt haben sich für dich Möglichkeiten eröffnet, due unvorstellbar waren. Es hätte alles passieren können.
Danach gefiel mir die Geschichte immer weniger. Meiner Meinung nach hast du aus den vielen öglichkeiten die schlechteste rausgesucht. Der letzte Part gestaltet sich vorhersehbar, ideenlos, langatmig und mit vielen unnötigen und wirklich uninteressanten informationen gespickt.
Fazit: Eine gute idee wird erst dann gut, wenn sie noch mit vielen kleinen guten ideen ausgebaut wird.
kuse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2006, 12:34   #5
männlich Ricardo
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 31


hhm, das kommt vielleicht komisch, weil man sich nicht korrigieren sollte, aber: ohne Bier ist der Schluss für mich auch relativ schwach... sorry!

Vielleicht sollte ich wieder trinken
Ricardo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2006, 18:23   #6
pantiger
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 293


Danke für die Antworten


@Ricardo
Dafür dass du denkst, nicht darüber urteilen zu können, hast du eine wirklich gute Psychoanalyse hingelegt:-)

Das Fliegen steht für Träumerei oder den Glauben und das Denken an die Geschichte des Grossvaters. Der Flieger landet danach, er kommt auf den Boden zurück. Er steht einerseits für das lyrische Ich selbst, aber auch für das Schwein (aus der Sicht des Erzählers).

Geländer wurde korrigiert. Um ein "ß" zu tippen, brauche ich fünf Tasten auf dem Laptop (normale Tastatur sind es drei) und ich kenne die Regeln auch nicht so richtig. In der Schweiz gibt es das "ß" nicht.

Für eine genaue erläuterung habe ich leider keine Zeit, ich beantworte zuerst noch die restlichen Antworten.

____


@Max
Den ersten "Flieger" ersetzte ich, du hattest recht, beim zweiten muss ich mir das noch einmal durch den Kopf gehen lassen.

______

@kuse
Die zwei Teile wurden nicht gleichzeitig geschrieben, das war ein Fehler. Ein anderer war, dass ich während des Schreibens noch unschlüssig war, was ich wollte. Den ersten Teil konnte ich einfach schreiben, ich konnte mich einfach hinsetzen und schreiben. Beim zweiten ging das nicht.

____

Ich lasse den zweiten Teil einmal, doch falls ich mich wieder hinsetzen kann und etwas besseres herauskommt, dann wir dieser zweite Teil gestrichen.


Liebe Grüsse
pantiger
pantiger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2006, 20:06   #7
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Hallo Pantiger,

zuerst mal lebe ich meinen Rechtschreibfimmel aus:

sah ich meinen Grossvater

Solange du kein fliegendes Schwein siehst, gehörte sie voll und ganz dir Warum verwendest Du hier die Vergangenheitsform? "gehört" finde ich logischer.

Da ich keines herumschwirrte Verstehe ich das richtig? Du schwirrtest kein Schwein herum?

über all Zusammenschreiben (falls die Schweiz da keine Sonderregelung hat, versteht sich)

An diesem Abend


Nun zum Inhalt:

Der ist mir zu metapherlastig für eine Kurzgeschichte. Auch mir gefiel der erste Teil besser.
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2006, 20:19   #8
jule
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 378


Zitat:
Original von Struppigel

über all Zusammenschreiben (falls die Schweiz da keine Sonderregelung hat, versteht sich)
Nein, nicht zusammenschreiben. Es heißt nicht, dass man die Einfamilienhäuser überall sah, sondern, dass man über alle hinweg sah.


Zum Text: Ich schließ mich mal ganz frech meinen Vorrednern an
jule ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2006, 20:39   #9
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Stimmt, das war ein Schusselfehler meinerseits...Asche auf mein Haupt...
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2006, 20:52   #10
jule
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 378


Ich würde sagen: es sei die vergeben, so gut, wie du die Rechtschreibregeln beherrscht.
Als ich das gelesen hatte, musste ich an der Stelle auch überlegen.
jule ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2006, 21:01   #11
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


So gut beherrsche ich die Regeln auch nicht. Dinge, die ich nicht weiß, überlese ich einfach...
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2006, 22:44   #12
exmaex
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 362


hallo nochmal:

1. jaa das eine modellflieger reicht völlig aus, das andere "flieger" find ich sogar angebrachter, sonst--> wortwiederholung
freut mich, ich find es jetzt viel klarer beim lesen

2. @struppi:
Zitat:
Solange du kein fliegendes Schwein siehst, gehörte sie voll und ganz dir Warum verwendest Du hier die Vergangenheitsform? "gehört" finde ich logischer.
das "gehörte" kann m.E. nach auch konjunktiv (wenn du..., dann gehörte sie dir) sein, klingt zwar ein bisschen ungeschickt, wäre aber sicherlich annehmbar

lg max
exmaex ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2006, 22:47   #13
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Aber dann ist es doch trotzdem Vergangenheit, oder? Gegenwart wäre "gehöre".
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2006, 22:51   #14
exmaex
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 362


stimmt,
es könnte höchstens konj.II sein, aber nur vorrausgesetzt es wäre utopisch keine fliegenden schweine zu sehen...
das ist es sicher nicht, da hab ich wohl zu vorschnell reagiert

ok ich bin still
exmaex ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.08.2006, 00:52   #15
pantiger
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 293


Hi Struppi

danke für die Korrekturen

Zitat:
Solange du kein fliegendes Schwein siehst, gehörte sie voll und ganz dir Warum verwendest Du hier die Vergangenheitsform? "gehört" finde ich logischer.
Ja, es muss gehört heissen, ich war wohl ganz auf erzählen eingestellt:-)

Zitat:
Da ich keines herumschwirrte Verstehe ich das richtig? Du schwirrtest kein Schwein herum?
Diese Stelle habe ich etwa fünfmal geändert, am Ende habe ich nicht mehr aufgepasst.

Zitat:
Der ist mir zu metapherlastig für eine Kurzgeschichte. Auch mir gefiel der erste Teil besser.
Nur nicht gerade in allem eine Metapher sehen


Liebe Grüsse
pantiger
pantiger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.08.2006, 17:32   #16
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Hallo Pantiger,

wenn ich keine Metaphern sehe, dann hat Deine Geschichte keinen Sinn für mich. Deswegen schloss ich daraus, dass sie Metaphern hat, zumal Du selbst geschrieben hast, welche Bedeutung die Flieger für Dich haben.
Ich steige aber so oder so nicht vollständig dahinter.
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.08.2006, 20:49   #17
pantiger
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 293


Hi struppi

Nicht keine Metaphern, einfach nicht alles Metaphern.
Ja, der Flieger ist eine, das liegt wohl vor allem daran, dass ich sie über alles liebe.

Es ist schade, dass du nicht vollständig dahinter steigst, aber ich möchte nicht zu viel erklären, weil es nicht zu viel zu erklären gibt.
Vielleicht kannst mit meiner Geschichte mehr anfangen (die ist noch nicht Geschrieben).

Liebe Grüsse
pantiger
pantiger ist offline   Mit Zitat antworten
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