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Alt 11.01.2015, 17:34   #1
männlich johndoe
 
Dabei seit: 01/2015
Beiträge: 2


Standard Kaye von Rabenstein

Mein erster Versuch ein Buch zu schreiben. Ich bitte um Kritik und Tipps.

Kapitel 1:

Kaye zitterte und hob ihr blasses Gesicht, um die Angst einflössende, pechschwarze Gestallt zu sichten. Diese stand regungslos am Fenster ihres kleinen Zimmers im Mondlicht und schien sie brüsk zu beobachten. Es legte seinen Kopf auf die Seite und begann abrupt zu krächzen. Kaye erschrak augenblicklich, sprang rennend mit voller Kraft auf ihr Bett und kroch blitzartig unter ihre raue Wolldecke. Ihr Herz pochte nun noch lauter und sie konnte regelrecht spüren, wie ihr das Herz aus der Brust zu entreissen vermochte. Nun zitterte sie stärker denn zuvor.
„Verschwinde! Hau bloss ab und komm nicht zurück!“, kreischte Kaye, sich in Sicherheit wiegend, aus ihrem Versteck unter der Decke.
„Warum nur, warum suchen sie mich immer wieder heim?“, fragte sie sich bangend.
Ihren Kopf presste sie, so stark sie nur konnte, auf ihre Oberschenkel, indem sie ihre Beine stark umarmte. Regungslos sass sie da, kleiner als eine Maus, und bemühte sich ruhiger zu atmen.
Als sie nach längerer Zeit einen kurzen Blick in die Richtung des Fensters wagte, war der Rabe bereits verschwunden. Ein Gefühl der Erleichterung breitete sich in ihrem Inneren aus und so langsam aber sicher wurde sie ruhig und ihre Angst verflog. Sie hatte diese eigenartigen Kreaturen noch nie gemocht, doch zu ihrem Bedauern lebten unzählige dieser Tiere in Rabenstein, ihrer Heimat. Rabenstein ist schon seit Kaye gedenkt ein von Nebel umhüllter und regnerischer Ort. Doch sie mochte ihn.
Kaye lief zum noch offenen Fenster, setzte sich auf die hölzerne Fensterbank im Erker und blickte zum leuchtenden Sternenhimmel hinauf. Es war eine ungewohnt trockene Nacht und die Sterne waren so klar ersichtlich, dass sie diese, wie verzaubert, betrachtete und die Zeit vergass während der Wind leise durch die Äste wehte und ihre zarten Bäckchen streichelte. Kaye dachte über den morgigen Tag nach und freute sich gewaltig, denn es würde ihr 14. Geburtstag sein. Alle, wirklich alle, würden kommen, um mit ihr zu feiern. Ihr geliebter älterer Bruder Nicolas, der sein Schwert endlich auf die Seite legen würde, auch wenn nur für diesen einen Tag. Und ihre jüngeren Schwestern Irene, Jonatha, Minna und Catherina, wie auch der Jüngste von ihnen Vallentin. Sie alle und noch etliche Verwandte, Freunde und Bekannte würden sich den morgigen spektakulären Tag nicht entgehen lassen.
Kaye wurde allmählich müde und befand sich auf dem Weg von der Fensterbank zurück zu ihrem Bett, als sie plötzlich ein etwas Merkwürdiges durch ihr Schlafzimmer ertönen hörte. Erneut zitterte Kaye und war inmitten ihres Zimmers erstarrt vor Angst. „Schon wieder diese eigenartigen Geräusche!“, dachte sich Kaye. Es war nicht das erste Mal, dass sie dieses Knarren, Knirschen und Quietschen hörte. Es war genauer gesagt keine drei Tage her, seit sie es das letzte Mal wahrnahm.
„Schwester, Schwester!“, schrie der kleine Vallentin verzweifelt durch die Hallen des Schlosses und stolperte währenddessen auf den steinernen Boden auf dem Weg zum Zimmer seiner grossen Schwester Kaye. Tränen begannen sich, in seinen Äuglein zu sammeln. Doch verlieh ihm die Angst auch Flügel und er raffte sich wieder auf und hastete davon.
„Kaye, Kaye! Warum antwortest du mir nicht?“, brüllte er verzweifelt.
Kaye rausgerissen aus ihrer Starre erkannte, dass ihr Brüderchen nach ihr grölte. Sie blickte zur Türe ihres Zimmers und erwiderte unüberhörbar: „Vallentin, hier bin ich! Was ist den los?“
Angekommen bei Kaye: „Hast du die merkwürdigen Geräusche, denn nicht auch gehört?“, murmelte er und sah sie mit grossen Augen an.
Kayes Mundwinkel neigten sich gegen den Boden zu und sie schaute bekümmert zu Vallentin.
„Doch das habe ich, Brüderchen.“, gab sie zu und nickte mehrmals.
Es war ihr ungeheuer, doch wollte sie für Vallentin da sein und ihm nicht noch grössere Angst einjagen.
„Reiss dich zusammen!“, befahl sie sich selbst. Drückte Vallentin an sich, umarmte ihn und streichelte ihm durchs Haar. Sie wusste, dass wenn sie das tat, dies ihn rasch beruhigen würde.
Vallentin sass noch immer die Angst im Nacken und Kaye fragte den Kleinen:
„Willst du heute Nacht bei mir schlafen, Vallentin?“
„Ja!“, erwiderte er und sprang noch im gleichen Augenblick aufs Bett.
„Schwester? Darf ich dich etwas fragen?“, sprach er hoffnungsvoll zu Kaye.
„Ja natürlich. Was schwirrt dir durch deinen Kopf?“ fragte Kaye nach.
„Denkst du, dass diese Geräusche aus der Unterwelt kommen? Denkst du, dass es Geister oder schlimmer Dämonen sein könnten?“
„Ach was! Red doch kein Blech. Du solltest wissen, dass es solche Dinge in der Wirklichkeit gar nicht gibt. Das ist alles nur Humbug. Komm lass uns schlafen. Wir müssen morgen früh aufstehen.“, entgegnete ihm Kaye.
Vallentin nickte und kehrte sich von Kaye weg, um sich von ihr umarmen zu lassen. Er liebte es, wenn sie das tat. Er fühlte sich sicher und hatte vor nichts und niemand Angst, wenn er bei seiner Schwester so da lag.
Er war schon seit Langem vom Rumrennen, Spielen und Klettern erschöpft doch musste er die letzteren Ereignisse mit Hangen und Bangen überdauern. Nun fühlte er sich wieder in Sicherheit und wohl. Es verging nur eine kurze Zeit, bis er in den Schlaf fiel. Auch Kaye war ausgelaugt und wollte einschlafen, doch liessen sie die Gedanken betreffend den Raben und den skurrilen Geräuschen nicht los. „Was war das? Und warum hörte es sich so grauenvoll an?“
In den Gedanken versunken, fielen Kaye die Augen immer öfter zu, bis sie schlussendlich ebenfalls einschlief.
johndoe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.01.2015, 06:22   #2
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.122


blass
Angst einflößend
pechschwarz
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augenblicklich
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mit voller Kraft
blitzartig
rau
laut
regelrecht
stärker
sich in Sicherheit wiegend
so stark sie konnte
stark
regungslos
kleiner als
ruhiger

Ich glaube, bis hier genügt es: Nur wenige kurze Absätze, aber sie erschlagen den Leser mit größtenteils überflüssigen Adjektiven bzw. adverbialen Ausdrücken. Mir scheint die Geschichte auch falsch herum aufgezogen zu sein: Sie beginnt mit zuviel Action und fällt dann in seichten Schlaf hinab. Um das Interesse des Lesers zu gewinnen und wach zu halten, sollte zunächst eine Spannung und eine gewisse Atmosphäre aufgebaut werden, bevor Action eintritt. Das Ende des Kapitels braucht einen "Cliffhanger", damit der Leser gespannt darauf ist, was als nächstes kommt. Zwei schlafende Kinder sind dazu meines Erachtens wenig geeignet. allenfalls hätte man das Kapitel noch damit enden lassen können, dass sie im Schlaf nicht mehr die Geräusche wahrnehmen, die sich ihrem Zimmer nähern (oder so etwas in der Art).

Auch solltest Du die Bilder, die Du in Deiner Geschichte zeichnest, genauer überdenken. Einen Raben als stehende Gestalt zu schildern finde ich unglücklich, eher sitzt er wohl auf dem Fensterbrett. Wenn ich meine Beine an mich ziehe und mit den Armen umschlinge, schafft es mein Kopf bis an die Knie, aber nicht zu den Oberschenkeln, denn die halte ich an die Brust gedrückt.

Das sind Ungenauigkeiten, an denen Du arbeiten solltest.

Buchempfehlungen:
Lajos Egri: "Literarisches Schreiben", Autorenhaus-Verlag
Wolf Schneider: "Deutsch für Profis", Goldmann

Beste grüße und viel Spaß an weiterem kreativem Schaffen,
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.01.2015, 08:55   #3
männlich johndoe
 
Dabei seit: 01/2015
Beiträge: 2


Einen wunderschönen guten Morgen Ilka-Maria

Dankeschön für deine wertvollen Tipps betreffend meines ersten Kapitels. Es ist wirklich eine Herausforderung, einen gelungenen Einstieg zu machen. Vorallem, wenn man sich das erste mal damit beschäftigt.

Ich habe mir deine Buchempfehlungen gleich mal besrgt und werde mir diese zu Herzen nehmen. Danke nochmals für deine Unterstützung.

Ich werde mich sobald ich meinen Text überarbeitet habe wieder melden.

Beste Grüsse auch von mir, johndoe
johndoe ist offline   Mit Zitat antworten
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