Insomnia

[Veilchen]

Bin ein Sprudel, bin ein Quell
ein Geysir mit Höllenmacht
Meine Sinne wach und hell
wie am Tag, so jede Nacht

Meine irden Schale bricht
bis der Überdruck entweicht
und mein Tiefstes bar im Licht
aufwärts strömt ins Wolkenreich

Tropfen wehen durch die Lüfte
zaubern Perlen auf Dein Gesicht
bringen Dir vertraute Düfte
hüllen in sanften Nebel Dich

Will die heiße Stirn Dir kühlen
breit auf Deiner Haut zerfließen
Deine Lippen feucht umspielen
bis der Liebe Samen sprießen

[Ilka-Maria]

Das ist ein Gedicht, das durch die abwechslungsreiche Wortwahl gefällt, die starke Bilder schaffen.

Lediglich diese Strophe

Tropfen wehen durch die Lüfte
zaubern Perlen auf Dein Gesicht
bringen Dir vertraute Düfte
hüllen in sanften Nebel Dich

ist nicht recht gelungen. Der zweite Vers gerät aus dem Rhythmus, und der Reim Gesicht/Dich stört erheblich.

Man hätte die Perlen als Verb nehmen können, so in etwa:

... perlen zart auf dein Gesicht ...

Die Strophe könnte so enden:

...bringen dir vertraute Düfte
schneiden durch die Nebelschicht.

Ansonsten, wie gesagt, gefällt mir das Gedicht sehr gut.

LG
Ilka

[Ex-petrucci]

Was mich an dem Werk sehr erfreut ist...
Das es wirklich noch ein verdichtetes Gedicht ist.

Viele moderene und formgebundene Werke, kennen diese Eigenschaft nicht mehr. Es wird zwar formgebunden geschrieben, aber eben fließende Sprache, wie jeder im Alltag spricht.

[dunkler Traum]

... wunderschön und rätselhaft, lese es gern, verstehe es aber nicht wirklich.

wünsche schöne Träume

[Veilchen]

Ganz lieben Dank für eure Anerkennung!

Ilka, dich schickt der Himmel! Genau! Das ist es:
"Perlen zart auf dein Gesicht"
Als Reim dazu überlege ich, irgendwas mit "Nebel dicht" zu nehmen. In der letzten Strophe stört mich noch das Wort "breit". "Ganz auf deiner Haut zerfließen" klingt schöner.

[Ilka-Maria]

Zitat von Veilchen

Als Reim dazu überlege ich, irgendwas mit "Nebel dicht" zu nehmen. In der letzten Strophe stört mich noch das Wort "breit". "Ganz auf deiner Haut zerfließen" klingt schöner.

Habe ich auch schon darüber nachgedacht, aber festgestellt, dass "dicht" bezüglich Syntax und Metrik schwierig umzusetzen ist.

Auf das Wörtchen "breit" könntest du leicht verzichten, wenn du einfach ein "und" dafür einfügtest. Adjektive hast du schon reichlich in dem Gedicht, da täte ihm eins weniger sogar gut, denn der Text wirkt dann weniger überladen. Ist aber nur ein Vorschlag.

[Veilchen]

Das wäre meine Endlösung:

Tropfen wehen durch die Lüfte
perlen zart auf Dein Gesicht
Nebel trägt vertraute Düfte
schirmt das letzte Tageslicht