Gespalten

[Ilka-Maria]

Meinen tiefsten Seelengrund hast du heimgesucht,
stehst mit Dionys im Bund und mit seinen Gästen,
höhnst den Zeus ob jeder Straf‘, trinkst und hurst auf Festen:
Seit dein erster Blick mich traf, fühl ich mich verflucht.

Weshalb bin ich hergereist in des Engels Reich?
Meine Lenden, lang vereist, erwärmt ein neues Leben:
Junger und so schöner Leib, du lässt mich schier erbeben!
Ich geh heim zu meinem Weib und führ ein züchtig Leben.

4. August 2013
by Ilka-Maria

[Thing]

Zitat von Ilka-Maria

Meinen tiefsten Seelengrund hast du heimgesucht,
stehst mit Dionys im Bund und mit seinen Gästen,
höhnst den Zeus ob jeder Straf‘, trinkst und hurst auf Festen:
Seit dein erster Blick mich traf, fühl ich mich verflucht.

Weshalb bin ich hergereist in des Engels Reich?
Meine Lenden, lang vereist, erwärmt ein neues Leben:
Junger und so schöner Leib, du lässt mich schier erbeben!
Ich geh heim zu meinem Weib und führ ein züchtig Leben.

7. August 2013
by Ilka-Maria

Prophetie?

Kommentar später!

[Rosenblüte]

Hallo Ilka-Maria,

schönes Gedicht!

Ja, ein solches Exemplar, das mit Dionysos im Bund standen, ist mir auch schon begegnet, auch traf mich sein verfluchender Blick.

Meine Lenden, lang vereist, erwärmt ein neues Leben:
Junger und so schöner Leib, du lässt mich schier erbeben!
Ich geh heim zu meinem Weib und führ ein züchtig Leben.

Sprichst du hier die Knabenliebe der Antike an?

Lieben Gruß
Rosenblüte

[Thing]

Ich weiß nicht genau, wer gemeint ist.
Ganymed?
Spricht Odysseus?
Egal:
Feiner Text, ganz nach meinem Gusto!

Herzlichen Gruß
von
Thing

[Ilka-Maria]

Zitat von Rosenblüte

Sprichst du hier die Knabenliebe der Antike an?

Du bist auf der richtigen Spur. Aber die Antike ist es nicht.

[Rosenblüte]

Thomas Mann?

[Ilka-Maria]

Ja.

[Rosenblüte]

Ja, nun ist es klar und deutlich.

Sehr gut gelungen.

[Thing]

Oh ja -
und gefällt mir nochmal so gut.
Hach ja - der Tod in Venedig...

[Ilka-Maria]

Ist aber nur an das Thema angelehnt, ich kenne weder den Text noch den Film.

[Rosenblüte]

Ich habe das Gedicht eher auf Thomas Mann selbst bezogen. Anders als sein Sohn Klaus lebte Thomas seine Neigung niemals aus. Sie kam nur in einigen seiner Werke zum Ausdruck. Als "Tod in Venedig" erschien, wurde seine Frau Katia krank und es kam zur Ehekrise, doch die beiden rauften sich zusammen.

[Ilka-Maria]

Ihr seid mit Euren Interpretationen völlig frei. Die Inspiration zu dem Gedicht kam durch einen Zeitungsartikel über ein neu erschienenes Hörbuch, in dem Matthias Brandt die Novelle vorliest.

[simbaladung]

Hallo, Ilka,

interessant, die Beschreibung der Begegnung, angelehnt an Thomas Mann.

Ich hab aber Probleme mit dem abrupten Übergang vom vorletzten zum letzten Vers.

Ein "Doch" geh ich heim ... ?? - wär eine Hilfe. So würd es das Rhythmusmuster
brechen. Aber warum nicht? Vielleicht geht´s ja auch noch anders, wenn du es
überhaupt ändern willst.


lieben Gruß,
simba

[Ilka-Maria]

Geänderte Fassung. Der letzte Vers war verunglückt, nicht nur durch die Doppelung von "Leben" und dem Ausscheren aus dem Reimmuster, sondern weil er mir auch inhaltlich nicht gefallen hat.

Gespalten

Meinen tiefsten Seelengrund hast du heimgesucht,
stehst mit Dionys im Bund und mit seinen Gästen,
höhnst den Zeus ob jeder Straf‘, trinkst und hurst auf Festen:
Seit dein erster Blick mich traf, fühl ich mich verflucht.

Weshalb bin ich hergereist in des Engels Reich?
Meine Lenden, lang vereist, erwärmt ein neues Leben:
Junger und so schöner Leib, du lässt mich schier erbeben!
Welche Antwort meinem Weib, wenn sie fragt: „So bleich?“

6. August 2013
by Ilka-Maria

[Thing]

Ehrlich:

Mir gefällt die Originalfassung besser.