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Alt 10.07.2013, 13:34   #1
weiblich Bellatora
 
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Standard Freiheit

Er schloss die Augen.
Der Wind spielte mit seinen Haaren und streichelte sein Gesicht.
Das Rauschen der Wellen brannte sich in seine Gedanken ein wie eine Melodie, so besänftigend wie fast nichts auf dieser weiten Welt. Der salzige Geruch beflügelte und schaffte zugleich ein beständiges Gefühl des Bewusstseins. Er hatte sich seiner Klamotten und Schuhe entledigt. Wenn er es spürte, wollte er es mit jeder Faser seines Körpers erfassen können. Der harte Stein, der sich seinen Füßen anzupassen schien, war warm und wohlig durch die ständigen Stränge der Sonne, die ihn jeden Tag besuchten. Er stand am Rande der Welt, seiner Seele, seines Lebens. Die Augen geschlossen sah er ein wunderschönes Bild, wohl atemberaubender als die Realität. Seine Zehen berührten das Ende des Gesteins. Standen ein paar Millimeter in der Luft. Es war wie eine Sanfte Berührung mit der Freiheit. Die Vögel sangen eine so lockende Melodie, Sirenen gleich. So vertraut, als ob sie ihn schon Ewigkeiten kannten, wie Brüder. Er spürte wie eine Träne sein Gesicht streichelnd hinunter wanderte. Als Abschied oder Aufmunterung konnte er nicht sagen. Er war hier hoch gekommen um zu vergessen. Seine Sorgen von dem Wind wegtragen zu lassen. Doch anstatt, dass der Wind seine Last mitnahm, schien er sie gar zu verdoppeln. Er fing leicht an zu schwanken. So berauschend war es pendelnd das Leben und das Ende zu spüren. So wunderschön und grauenvoll zugleich, wie er es noch nie erlebt hatte. ,Doch das ist meine Freiheit´, sagte er sich immer wieder. ,Die Luft wird mich schon tragen. Sie wird mich schon tragen, wenn wir erst wieder vereint sind´. Seine Fußsohlen schliffen ein Stück weiter zum Abgrund. Beim öffnen seiner Augen sah er ihr Lächeln vor sich, sie winkte ihn zu und ihre so vertrauten Augen glitzerten durch die Sonne. Ja er würde kommen und sein Versprechen einlösen. Er wollte gerade abspringen, als er ein Rufen hörte, nicht laut, aber hell und klar. Er drehte sich um und blickte in zwei große blaue Augen, die ihn Tränenüberströmt anschauten. Eine so kleine Person und doch so groß in seinem Herzen. Er wollte ein Schritt auf seine Tochter zu machen, doch in dem Moment erfasste ihn besagter Wind, der ihn eigentlich halten sollte, und er stolperte. Fiel, unendlich lang. Und anstatt sich gänzlich auf die nahende Freiheit zu freuen, wie eigentlicher Plan, sah er nur wehmütig ihre blauen verzweifelten Augen vor sich und weinte bitterlich dem nahenden Tod entgegen.

Geändert von Bellatora (10.07.2013 um 18:56 Uhr)
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