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Alt 27.12.2012, 21:19   #1
weiblich kati79
 
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Standard Bescheidene Heimeligkeit

Vorab Verzeihung für evtl. Tippfehler, die Geschichte entstand wirklich auf der Couch ;-)

Festlich geschmückte Schaufenster allerorten, enervierendes Weihnachtsgedudel auf Schritt und Tritt. Wenn sie noch einmal "Last Christmas" im Radio bringen, mache ich damit das Gleiche wie ein guter Freund von mir beim Einbau. Ich weiss nicht mehr was es war, aber letztlich kamen aus dem Ding statt Musik und Nachrichten Qualmwolken.
Überall riecht es nach Tannen, Glühwein und Kalorien.
Ganz abgesehen vom Ursprung dieser Tradition, die so gar nichts mit christlicher Heimeligkeit zu tun hat, kann ich den Wunsch der Menschen nach einem stacheligen Freund im Wohnzimmer gut teilen.
Der wunderbare Tannenduft wiegt allemal die Nachteile auf. Wen stören da schon die paar (hundert) Tannennadeln, die in ihrer spitzen Kuscheligkeit die allgemeine Feststimmung heben.
Gerade neulich, als ich schlaftrunken ins Wohnzimmer wankte, zielsicher mit der nackten großen Zeh in einen der spitzen, wohlriechenden Weihnachtsboten, konnten nicht einmal meine lauten Flüche die Feststimmung trüben.
Kurzum, hektische Betriebsamkeit beherrscht die vorweihnachtliche Zeit. Es wird gesungen, gebastelt und dekoriert; alles mit Blick auf diesen einen besonderen Tag.
Und endlich, endlich ist er da! Der 27. Dezember!

Ich schreibe diese Zeilen in halbwegs erholtem Zustand von meiner Couch aus. Es iszt eine sehr bequeme, einladende Couch und ich frage mich, warum ich sie überhaupt verlassen habe. Nach einer Odyssee über geschätzte 5 Kontinente und Familien bin ich endlich wieder Zuhause! Ich fühle mich richtig heimelig.
Weihnachtlich und fast nostalgisch.
Plötzlich kommt mir die Frage in den Sinn, was ich in den letzten Jahren an Weihnachten getan habe.
Ich muss schmunzeln. Viele Bilder entstehen in meinem Kopf, jagen einander, heischen um Aufmerksamkeit. Immer wieder lasse ich eins Gestalt annehmen. Wie eine Fotografie, die im Entwickler langsam Gestalt annimmt.
Da war das Weihnachten in Kanada- da war ich 17.
In Kanada wird am 25. Dezember Heiligabend gefeiert.
Am 24. Dezember trafen wir Jugendlichen uns zum kiffen auf einem dunklen Supermarktparkplatz.
Ich mit ganz viel Heimweh im Bauch.
Da war noch das Weihnachten mit dem winzigen Baum im Bierkasten, weil wir uns keinen Ständer leisten konnten.
Dann jenes als die Polizei vor der Tür stand und wir die Pferde einfangen mussten.
Das Weihnachten, als mein Großvater im Sterben lag. Das Weihnachten nach der Geburt meiner Kinder.
So viele Weihnachten, so viele Erinnerungen.
Und das schönste daran war jedes Jahr der 27. Dezember.
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