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Alt 05.07.2012, 21:18   #1
weiblich Human Spirit
 
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Dabei seit: 07/2012
Ort: Wolfsburg
Alter: 31
Beiträge: 19


Standard Das Innerste nach Außen gekehrt

Vor einer ganzen Weile lernte ich Jemanden kennen. Betrunken in einer Kneipe, wo sonst? Ein schöner Abend war das, ziemlich warm für Mitte Mai. Bier und nette Worte, mehr nicht. Brachte ihn nach Hause und wartete darauf, dass er die Handynummer, die ich ihm gab, endlich benutzte. Es dauerte nicht lange, zwei oder drei Tage. Er wollte für mich kochen, als Dankeschön für den netten Abend, versteht sich. Aus einem Treffen wurden Zwei, danach Drei und dann Vier. Nett war er ja. Gut möglich, dass ich mich hätte verlieben können. Aber irgend ein dämlicher Teil von mir war wohl der Meinung gewesen, das wäre nicht nötig. Es versetzte mir schon irgendwie einen kleinen Stich das zu merken. Schließlich war es ja nicht so, als würde ich seit Jahren darauf warten, endlich wieder ein liebeähnliches Gefühl für jemanden zu hegen – hatte ich mir jedenfalls eingeredet. Anscheinend hatte er mich gemocht, aber jetzt wirkte das ganze eher wie ein eingefädeltes Spiel. Schwupps, da war es. Hallo Schuldgefühl, gesell dich doch zu den anderen. Darf ich vorstellen? Unzufriedenheit, hier zu meiner Linken. Sehnsucht, da in der Ecke. Achja, Kummer, ist der Begleiter zu meiner Rechten. Sie verstanden sich prächtig miteinander, führten angeregte Diskussionen über ihre Bedeutsamkeit in meinem Innern. Leicht aufgewühlt von der Fülle der Emotionen, kam es mir fast nebensächlich vor, dass ich auf einmal diese Schwindelattacken hatte. Sie kamen und gingen, übervorsichtig war ich bis dahin nie gewesen. Herzrasen, Atemnot und Kreislaufprobleme überzeugten mich dann schließlich doch zu meinem längst überfälligen Arztbesuch. 170/90, Diagnose Bluthochdruck. Ob ich Stress hatte? Nein, nicht mehr als sonst. Schmerzen in Armen und Brust? Leichtest Stechen in Herznähe nach Anstrengung, weiter nichts. Also, Blutabnahme, Bettruhe. Stressvermeidung, Wartestellung. EKG? Nur zu, ich google mal eben meine Symptome! Es dauerte nicht lange, bis ich mich im Wartezimmer der Kardiologin wiederfand. Herzecho, Belastungs- und Langzeit-EKG. Meine Beta-Blocker waren inzwischen meine besten Freunde geworden. Ich führte es mir immer wieder vor Augen: 20 Jahre alt und schluckte Beta-Blocker. Drei Wochen/21 Tage/2.903.040 Herzschläge später endlich das Ergebnis: Nichts. Kein Befund. Der Bluthochdruck ist nach wie vor da, eine Ursache gibt es nicht. Die Beta-Blocker hören mir kaum noch zu, wenn ich ihnen etwas was erzählen will. Wahrscheinlich leben wir uns langsam auseinander. Auch das Schuldgefühl hat sich aus dem Staub gemacht. Unzufriedenheit und Kummer interessieren sich nur noch für sich selbst. Wer weiß, vielleicht finde ich bald neue Freunde.
Human Spirit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.07.2012, 21:25   #2
männlich Pattie
gesperrt
 
Dabei seit: 07/2012
Beiträge: 264


Es fängt gut an. Kenn ich. Mach ich auch so. Gut. Nur kommt so unvermittelt der zweite Teil aus dem ersten. Aber es ist wahr, Betablocker machen den Traumpartner überflüssig.

Liebe Grüße
Omar
Pattie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.07.2012, 08:58   #3
Thing
R.I.P.
 
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998


Ist das so?
Mit meinem niedrigen Blutdruck kenne ich mich bei Betablockern nicht so aus.
Oder sind sie eine von mir nicht verstandene Metapher?

Mir fehlt der rote Faden (der Jemand). Plötzlich taucht er nicht mehr auf, die Symptome haben die Überhand.
Ich fands gut zu lesen (kaum Tippfehler), aber mühsam.
Warum keine Unterteilung?

LG
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.07.2012, 15:04   #4
männlich Brutha
 
Dabei seit: 06/2012
Ort: Wien
Alter: 37
Beiträge: 99


Gefällt mir, liegt wohl daran das ich mich darin wiedererkenne ^^

Ein paar Unterteilungen bzw. eine zwischen dem ersten und zweiten Teil hätte gut getan, aber ansonsten habe ich derweil nichts zu bemängeln.

mfg.

Brutha
Brutha ist offline   Mit Zitat antworten
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